Guitar Guru: MXR & Wolfgang Hüttl
von Guitar Guru, Artikel aus dem Archiv
Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie auf dieser Seite. Monat für Monat. Diesmal geht es um eine Arnold-Hoyer-Gitarre und einen Hoyer-Bass.
Diese Gitarre habe ich kürzlich von einem Bekannten bekommen. Es ist eine Hoyer aus der Arnold-Serie. Ich vermute, sie wurde Anfang der 70er-Jahre gebaut. Wisst ihr eventuell Genaueres darüber? Die Gitarre hat, bedingt durch den sehr hohen Steg, eine extrem hohe Saitenlage und ist nur schwer bespielbar. Habt ihr eine Idee, wie man das verbessern könnte? Außerdem habe ich bis jetzt noch kein für den Stecker passendes Kabel gefunden.
Reinhold
Deine Gitarre ist eine Arnold Hoyer 20 (III) ‚Solist‘, und zwar die Variante mit normalem F-Loch (es gab auch eine mit tropfenförmigen) und zwei Pickups. Die Firma Hoyer existierte seit 1874 im heute tschechischen Schönbach, 1945 siedelte die Familie in die Nähe von Erlangen (Franken) um. Arnold Hoyer übernahm damals die Geschäfte und richtete das Unternehmen konsequent auf den boomenden Gitarrenmarkt aus – vor allem auf die sogenannten „Schlaggitarren“, wie die Archtops damals in Deutschland vermarktet wurden (im Gegensatz zu den gezupften Nylonsaitengitarren).
Die ‚Solist‘ war neben der ‚Herr im Frack‘ das bekannteste Modell und wird heute von Kennern und Sammlern gesucht und geschätzt. Deine Gitarre muss, wie du richtig feststellst, aus den frühen 1960er-Jahren stammen, denn sie hat bereits einen zugänglichen Halsstab, den deutsche Gitarren vor 1960 nicht hatten. Die Verwendung einer DIN-Buchse für die Tonabnehmer weist auf die frühen 1960er-Jahre hin, als man sich noch nicht auf das heute übliche 6,35mm-Format festgelegt hatte. Zum Betrieb benötigt man ein Kabel „DIN 3 POL auf 6,35mm Klinke“, das man bei eBay oder Amazon finden kann – Achtung, es muss ein 3-poliges sein, kein 5-poliges!
Nun zum Problem mit der Brücke. Ich vermute, dass entweder eine Leimfuge am Halsfuß oder der Leim, mit dem der ganze Hals im Korpus befestigt ist, nachgegeben hat. Dadurch stimmt der Halswinkel nicht mehr und der Steg ist zu hoch, sodass man keine brauchbare Saitenlage mehr einstellen kann. Kontrolliere, ob unten am Halsfuß ein kleiner Schlitz zum Korpus zu sehen ist – wenn ja und dieser nicht mehr bündig ist, dann hat sich der Hals aus der Tasche bewegt. Gerade bei Arnold-Hoyer-Gitarren war der Halswinkel eigentlich sehr steil, daher der sehr hohe Steg mit den typischen Metallrollen.
Eigentlich müsste man den Hals herausnehmen und wieder einleimen – ein sogenanntes „Neck Reset“, eine knifflige Aufgabe, die man einem Profi überlassen sollte, wenn man selbst keine Erfahrung damit hat. In perfektem Zustand und vollständig restauriert kann diese Gitarre realistisch zwischen 500 und 1.000 € erzielen, aber man braucht viel Geduld und muss sich auch überlegen, wie man sie sicher verschickt.
Guitar Guru
Ich habe diesen Bass von meinem Vater geschenkt bekommen und ich finde einfach keine Info zu dem Hersteller.
Tobi
Es handelt sich um einen Bass der Firma Hoyer, genauer gesagt der Nachfolgefirma von Arnold Hoyer, einer traditionsreichen deutschen Gitarrenbaufirma. Der Bass stammt etwa aus der ersten Hälfte der 70er-Jahre, auch wenn die Seriennummer darüber keinen Aufschluss gibt, da die Seriennummernvergabe bei Hoyer in dieser Zeit, gelinde gesagt, chaotisch war. Man sieht eigene Ideen und natürlich die oberflächliche Orientierung am Fender Jazz Bass.
Fretless-Bässe waren für Hoyer nichts Ungewöhnliches, tatsächlich ist das Line-up über die Jahre voll davon. Ich kann es nicht genau beurteilen, aber es sieht ein bisschen so aus, als wäre der Korpus einmal abgeschliffen worden. Das mindert den Wert, aber man kann für dieses seltene Instrument auch in diesem Zustand um die 500 € verlangen.
Guitar Guru
(erschienen in Gitarre & Bass 03/2024)