Achtundvierzigste, Ecke Metal

So ein Dreck: Tech 21 Street Driver 48 Frank Bello Signature im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Zum Werdegang vieler Musikerinnen und Musiker gehört es, tagelang in Musikläden abgehangen und dabei die ewig gleichen Riffs genudelt zu haben, bis die eigenen Finger und die Ohren aller Beteiligten bluteten. Wenn man zufällig zur richtigen Zeit in New York groß geworden ist, konnte man das in der 48. Straße tun, in legendären Läden wie Manny’s Music, Sam Ash oder Rudy’s Music Stop.

Frank Bello, seit 40 Jahren Bassist bei den New Yorker Metallern von Anthrax, hatte das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort Musiker zu werden. In der Music Row kaufte er sein erstes SansAmp-Pedal und bald darauf auch den Bass Driver. Naheliegend, dass sein Signature-Pedal beides clever in den Namen spielen lässt.

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AUFBAU

Wie gewohnt kommt das Pedal in einem stabilen Metallgehäuse, allerdings nicht mehr in der jahrelang typischen Blechbüchse verpackt. Die wich aus ökologischen Überlegungen einer Pappschachtel. Das Styling ist wirklich apart, mit seinem gebürsteten Metall als Grundierung, grauem Druck, und Pedalnamen, Signatur und Knöpfen in schickem Lila. Wie so oft Geschmackssache, aber definitiv sofort identifizierbar! Ich mag’s. Level und Drive kümmern sich um Zerrgrad und Ausgangspegel des Pedals. Die Klangregler machen, was draufsteht: Der aktive EQ kann von der nicht einrastenden neutralen Mittelstellung ausgehend Bässe und Höhen anheben und absenken.

Zwei Druckknöpfe ergänzen die Schaltung: Dirt gibt einen ordentlichen Gain-Boost und damit mehr Zerre, Filth lässt die Höhen deftig brutzeln und soll rasiermesserscharfe Klarheit bringen.

Die Anschlüsse sind seitlich verteilt, Input rechts, Output und Netzteilanschluss links. Das ist bei Tech 21 bei dieser Bauform Standard, fürs Pedalboard gibt es platzsparendere Anordnungen. Ebenfalls auf der linken Seite sitzt ein XLR-Ausgang für den direkten Anschluss an Mischpult oder Endstufe. Ein Ground-Lift-Schalter hilft, Brummprobleme durch doppelte Erdung zu lösen. Zwischen eingestelltem Sound und gebuffertem Bypass schaltet der soft arbeitende Fußschalter hin und her, Gummifüße komplettieren die Ausstattung.

Frank Bello war es laut Tech 21 „neben den spezifischen Sounds, die Frank haben wollte, wichtig, dass der Street Driver 48 einfach zu bedienen ist. Er wollte trotz der hohen klanglichen Flexibilität keine übermäßige Anzahl von Reglern und Schaltern und keinen überflüssigen Schnickschnack“. Regler und Schalter sind wirklich überschaubar, mal sehen, wie es um den Rest des Werbeversprechens steht.

(Bild: Dieter Stork)

ACHTUNDVIERZIGSTE, ECKE METAL

Um das Pedal in Betrieb zu nehmen, mache ich erst mal das beiliegende Netzteil mit seinem auffälligen Bügeleisen-Kabel fertig, ein Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen. Mit verschiedenen Aufsätzen kann der 9V-Adapter weltweit an 100 bis 240 Volt betrieben werden. Vor dem ersten Anspielen bin ich gespannt: Gehört das Pedal in die Kategorie derer von Doug Pinnick und Geddy Lee, die sehr auf den Signature-Sound der Namensgeber festgelegt sind, oder eher zum Steve-Harris-Pedal, das den Maiden-Basssound exakt abbildet, aber deutlich flexibler und universeller einsetzbar ist? Mit dem Gain-Regler auf null, der Klangregelung auf 12 Uhr, beiden Knöpfen aus, und Level so, dass die Lautstärke des Effektsounds dem Bypass entspricht, wird jedenfalls sofort klar: hier ist nix neutral. Die Mitten werden aufgeräumt, die Obertöne kommen stärker raus, und der Ton wirkt sofort aggressiver, schon ohne Verzerrung. Der Mid-Scoop ist dabei nicht so dramatisch wie vom Bassdriver-DI gewohnt. Mit leichtem Boost an Bässen und Höhen gibt’s einen interessanten, etwas rauen Slap-Ton. Mehr Mitten gibt es – SansAmp-typisch – wenn die Klangregelung zurückgedreht wird, so richtiges Mittenbrett kann das Pedal aber nicht – und soll es auch nicht. Zerren soll es!

Also mehr Gain! Und schnell geht es von leicht haarigem Kratzen in den Höhen zu sattem, aggressivem Overdrive. Die Mitten verschwinden mit zunehmendem Drive immer mehr, und lassen sich auch mit dem beschriebenen Trick nicht zurückbringen. In den wie immer als Ausgangspunkt für eigene Klangforschung sehr nützlichen Einstellvorschlägen im Manual sind allein vier Settings von Frank persönlich, und der Drive-Regler steht maximal knapp über Mitte. Macht für meinen Geschmack auch Sinn, denn ab einem gewissen Punkt geht mit zunehmendem Gain auch die Definition im Bass flöten, auch wenn sich der Bassgehalt über den EQ sehr gut dosieren lässt. Die Höhen bleiben dafür auch ohne Eingriff der Klangregelung bei hohen Gain-Settings klar und durchsetzungsfreudig. Dabei schafft der EQ das Kunststück, gleichzeitig mit kleinen Anpassungen schon spürbare Änderungen zu bringen, andererseits aber – im Zusammenspiel mit allen Einstellmöglichkeiten – über den gesamten Regelweg nutzbar zu sein, ohne zu extrem zu werden.

Die beiden Druckknöpfe haben einmal dezenten, einmal deutlichen Einfluss auf das Klanggeschehen. Filth bringt auf Knopfdruck wie versprochen rasiermesserhafte Schärfe in den Ton. Mit Gain auf komplett Links gibt das dem Ton Luftigkeit oberhalb des Höhenreglers, mit zunehmendem Drive setzt er dem Sound aggressive Spitzen auf. Sind die Höhen am EQ zugedreht (was schön rund und vintagemäßig klingt), macht auch Filth nichts mehr. Anders sieht es bei Dirt aus. Hier setzt zwar wie erwartet ein ordentlicher Gain-Boost ein, der es auch bei zugedrehtem Drive unmöglich macht, clean zu bleiben, dieser Boost ist aber vor allem mittig geprägt und bringt noch mal eine ganz andere Farbe ins Geschehen, die mit den anderen Bedienelementen alleine so nicht möglich ist. In Verbindung mit Filth, mehr Drive und einem satten Boost am Bassregler ist hier eine feine Abrissbirne abrufbar, die sich sehr gut durchsetzt.

Das Signal, das dabei an Klinkenbuchse und DI-Out anliegt, ist identisch: An beiden liegt die SansAmp-Simulation an, die laut Tech 21 eine Kombination verschiedener Speaker darstellen soll, mit unterschiedlichen Mikrofonen abgenommen, und damit Peaks und Scoops im Sound vermeidet. Was tatsächlich sehr gut klappt, denn der Ton funktioniert direkt am Pult oder über FRFR genauso gut wie in den Preamp eines regulären Amps gespielt. Beachten muss man nur, dass bei gleichzeitiger Nutzung beider Ausgänge beide auf den Level-Regler reagieren, ein Anheben der Bühnenlautstärke also auch mehr Signal an Pult oder Interface bedeutet.

RESÜMEE

Wow, der Street Driver 48 hat es in sich! Der Sound bekommt über die beiden Schalter und die Regler jeweils unterschiedliche Farben, die mir alle gut gefallen. Ob mit aktivem Bass gefüttert wie bei Frank persönlich oder mit passiven Instrumentarium, das Pedal liefert neben guten Clean-Sounds vor allem eine charakterstarke Vorstellung ab, mit einem eigenen Zerrton, der Frank Bello zwar auf den Leib geschneidert, aber in einem gewissen Rahmen durchaus flexibel ist, und so Freundinnen und Freunde nicht nur im Metal-, sondern auch im Rock-, Punk-, oder Soul-Bereich finden dürfte. Überall dort, wo ein bisschen New Yorker Dreck dem Ton gut tun könnte – oder auch ein bisschen mehr … Zum persönlichen Testen wärmstens empfohlen!

PLUS

  • Sounds
  • guter DI-Out
  • stabile Bauweise
  • Netzteil
  • Einstellvorschläge Anleitung


(erschienen in Gitarre & Bass 03/2024)

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