Workshop
Americana: Steel-Licks in Moll
von Martin Schmidt, Artikel aus dem Archiv
Anknüpfend an das Stück ‚Cowboy Of The Ocean‘ aus dem letzten Workshop beschäftigen wir uns diesmal mit Steel-Guitar-Bends in Moll und der Frage, wie man aus einem Lick viele neue Ideen kreieren kann.
TAKE A CLASSIC LICK …
Viele Country-Songs und -Licks sind in einer Dur-Tonart geschrieben. In Beispiel 1 siehst du ein typisches Pedal-Steel-Lick über einen E-Dur-Akkord. Es baut auf einem Terz-Intervall-Doublestop auf, der aus großer Terz und Quinte besteht. Der Steel-Guitar-Sound entsteht durch das Bending vom F# zum G#, also von der Sekunde zur großen Terz des E-Dur-Akkords. Die restlichen Töne des Licks entstammen der E-Dur-Pentatonik. Diese Phrase ist in leichten Variationen fast in jedem Country- oder Southern-Rock-Solo zu finden und löst sofort Kuhjungen-Assoziationen diverser Art aus.
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… UND MACH ES PASSEND!
Manchmal hat man aber kein Stück in Dur, sondern in Moll und möchte trotzdem den Country-Sound produzieren. Passen wir also das Lick der neuen Tonalität an. Statt zur großen Terz ziehen wir zur kleinen und beenden die Phrase in der Moll-Pentatonik. Das Ergebnis hörst und siehst du in Beispiel 2.
MACH MEHR DRAUS!
Da das Lick auf Akkordtönen basiert, kannst du überlegen, ob es eventuell auch an anderen Stellen des Griffbretts zum E-Moll-Akkord passt. Am 15. Bund erhältst du so Grundton und kleine Terz, am 10. Bund Quinte und kleine Septime und am 7. Bund kleine Terz und Quinte. Aus dem Terz-Intervall heraus kommst du mit Tonleitertönen, und schon hast du aus einer kurzen Phrase ein längeres Lick gebaut (Beispiel 3).
Du kannst die Töne der Terz auch nacheinander spielen und erhältst dann Beispiel 4.
SPIEL ES AUF ANDEREN SAITEN!
Die zwei Phrasen funktionieren auch auf der G- und H-Saite, wie du in Beispiel 5 & 6 siehst. Ein Lick mit einem anderen Fingersatz oder auf anderen Saiten zu spielen, ist immer eine gute Möglichkeit, neue Variationen zu entdecken. Wird das Lick auf der G- und H-Saite gespielt, kann man z. B. Töne auf der E-Saite hinzufügen oder eine Leersaite durchklingen lassen.
Die Beispiele 7 & 8 zeigen dir ein paar Ideen, mit denen du die Phrase erweitern kannst. Das Ergebnis ist ein kompletter E-Moll-Dreiklang (E G H) oder ein E-Moll7 ohne Grundton (G H D).
KOMBINIERE DAS LICK MIT ANDEREN PHRASEN
Wenn du neue Techniken lernst, versuche, sie mit anderen Elementen deines Spiels zu verbinden, die du bereits beherrschst. In Beispiel 9 habe ich die Steel-Guitar-Licks in Moll mit normalen E-Moll-Melodien kombiniert und zu einem kurzen Solo zusammengestellt. So klingen neu gelernte Licks nicht wie auswendig gelernt, sondern fügen sich gut in bereits bekanntes Material ein.
Dieses Übekonzept kann natürlich auch auf andere Techniken abseits von Steel-Guitar-Bendings angewendet werden und wird dein Spiel erweitern. Viel Spaß beim Ausprobieren!
(erschienen in Gitarre & Bass 02/2024)
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