Custom Shop Masterbuilder John Cruz über die besten Fender-Gitarren aller Zeiten!
von Heinz Rebellius,
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Es war ein aufwendiges und tolles Event, das der Fender Custom Shop im Duisburger Planet Hollywood veranstaltet hat. Mittelpunkt der Ausstellung war aber nicht etwa eine dieser extrem zerschlissenen Stratocasters oder eine dieser wunderbaren Bigsby-Teles, sondern John Cruz, einer von acht Masterbuildern des Fender Custom Shops.
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Und John Cruz erwies sich im Verlaufe des gesamten Tages als ein würdiger Botschafter seines Arbeitgebers. Sympathisch, wortgewandt und absolut überzeugt von dem, was er macht. Und man mag es kaum glauben – auch ein Masterbuilder hat heute seine Fans. Denn es war schnell ersichtlich, dass die vielen Besucher dieses Events richtig neugierig auf John Cruz waren. Und der genoss die Situation, im Mittelpunkt zu stehen, war immer für jeden ansprechbar und für jedes Selfie zu haben. Umringt von vielen Fender- Fans baute er in einer guten halben Stunde eine Masterbuilt Custom Shop Stratocaster zusammen. Obwohl ihm ca. 50 Augenpaare ständig auf die Finger schauten, kam bei Cruz jeder Handgriff spielerisch sicher, und nebenbei wurden auch noch Fachfragen zu diesem oder jenem Detail erklärt. Und als er am Ende auf der frisch zusammengebauten Strat sogar noch zu einem Rock-Playback sehr gekonnt ablederte, waren die Fender- Fans längst zu Cruz-Fans geworden und standen gerne in der Schlange, um ein Autogramm zu ergattern. Wir nutzten die Gelegenheit, vorher mit dem Masterbuilder zu sprechen und ihn nach seiner Arbeit in der Dream Factory zu befragen.
John, du hast 1987 angefangen bei Fender zu arbeiten. Wie war die Firma zu dem Zeitpunkt aufgestellt, so kurz nach dem Ende der CBS-Ära?
Das war wirklich eine interessante Zeit. Die Produktion fing gerade wieder an, und wir waren nur sehr wenige Mitarbeiter in Corona.
Wo hast du denn Gitarrenbau gelernt?
Bei Fender! Vorher hatte ich hier und da mal Gitarren repariert. Dann habe ich bei Fender alle Abteilungen durchlaufen, bis ich 1993 das Angebot des Custom Shops bekam. Seit mehr als 20 Jahren arbeite ich also dort.
Dir eilt der Ruf voraus, ein guter Gitarrist zu sein!
Oh, danke. Ja, ich spiele Gitarre. Aber ich habe spät angefangen. Eigentlich war Football meine Bestimmung. Auf der Highschool war ich richtig gut, aber dann verletzte ich mich so schwer, dass eine Karriere als Footballer nicht mehr möglich war. Dann – da war ich schon 16 – habe ich die Gitarre für mich entdeckt. Also ein relativ später Start.
Was war deine erste Gitarre?
Eine japanische Strat-Kopie. Vielleicht kommt daher meine Liebe zur Strat …
Ist die Stratocaster also deine Lieblingsgitarre?
Eigentlich ja. Als Musiker sowieso. Als Gitarrenbauer habe ich in den letzten Jahren aber auch einige interessante Tele-Projekte gehabt, und in der letzten Zeit interessiert mich sogar die Jazzmaster! Ich bin ein großer Fan von all diesen Knöpfen und Schaltern … (lacht)
Was ist denn dein persönliches Highlight bei der Arbeit im Custom Shop gewesen?
Da gab es mehrere. Das Arbeiten mit Musikern, von denen viele meine musikalischen Helden sind, ist immer ein Highlight für mich. Ich bin ein Rock-Musiker, und immer, wenn ich mit Gitarristen wie Yngwie Malmsteen, Ritchie Sambora oder Mick Mars zu tun habe, ist das einfach nur großartig.
Du bist ja für einige spektakuläre Custom-Shop-Arbeiten bekannt, allen voran die SRV Stratocaster, die Jeff Beck Esquire, die Muddy Waters Tele oder die John Mayer Stratocaster. Auch für Clapton hast du gearbeitet. Aber die hast du nicht alle getroffen, oder?
Nein, meistens hat man es dann doch mit den Guitar Techs der einzelnen Musiker zu tun, oftmals bekommt man nicht mal das Originalinstrument in die Hände. Wobei: Eric Clapton habe ich neulich kennengelernt, das war z. B. ein sehr schönes Erlebnis.
Wie läuft denn solch ein historisches Projekt ab?
Immer unterschiedlich, wie halt die Gegebenheiten so sind. Mit Yngwie Malmsteen bin ich befreundet, und als anstand, seine Gitarre im Custom Shop wieder auferstehen zu lassen, hat er mir sein Instrument für vier Monate zur Verfügung gestellt. Das war natürlich optimal. Aber bei der Erstellung der SRV Stratocaster lief das z. B. völlig anders. Da sind einige unserer Leute nach Austin/TX geflogen, um sich dort in einem Hotelzimmer mit Jimmie Vaughan zu treffen. Er brachte Stevies Gitarre dorthin, und sie wurde bis ins Detail vermessen, gewogen, fotografiert und gefilmt. Diese gesammelten Informationen habe ich mir über ein Wochenende mit nach Hause genommen und dort in aller Ruhe bei vielen Tassen Kaffee studiert und mir immer wieder die Fotos und Filme angesehen und Notizen dazu gemacht. Und dann am Montag, wieder zurück in der Firma, bin ich das Projekt sofort angegangen. Solche Aufgaben sind immer eine große Herausforderung, aber genau wegen solcher Aufgaben liebe ich meinen Job und würde ihn für keinen anderen der Welt eintauschen.
Die historisch korrekte Nachbildung solcher Instrumente scheint eine Spezialität von dir zu sein, richtig?
Ja, das stimmt. Wenn ich meine Arbeit charakterisieren soll, dann ist das der Vintagekorrekte Nachbau alter Fender-Instrumente. Ich glaube, dass ich das sehr gut hinbekomme, und darauf bin ich auch ein wenig stolz. Ich achte auf viele Details, die den meisten eigentlich gar nicht auffallen – also Nagellöcher, oder Löcher, um Werkzeug anzusetzen, auf ein bestimmtes Tape, mit dem die Kabel zusammengehalten werden, und so weiter. Ich habe viele alte Instrumente studiert und richte mich danach, so gut ich es kann. Ein weiterer Schwerpunkt meiner Arbeit ist aber auch die Achtsamkeit für ein allgemein gutes Spielgefühl. Also z. B. was die Halsform angeht, oder das Zusammenspiel zwischen Hals- und Bundprofil.
Im Custom-Shop gibt es seit einiger Zeit die Master-Design-Serie. Was genau versteckt sich dahinter?
In dieser Serie entwickeln wir Masterbuilder eine Gitarre genauso, wie wir sie für uns selbst bauen würden. Diese speziellen Gitarren werden dann aber nicht von uns, sondern von unserem Team unter unserer Anleitung gebaut. Wie du weißt, sind die Teambuilt- deutlich günstiger als die Masterbuilt-Gitarren. Hier bekommen die Leute also eine Gitarre zu einem relativ günstigen Teambuilt-Preis, in der aber ganz viel Master-built drin steckt.
Wie sieht deine Master-Design-Gitarre aus?
Das ist ein Nachbau einer 1963er Stratocaster, der auf den ersten Blick völlig normal erscheint – wie eine normale Strat aus der Time-Machine-Serie. Aber in den Details werden dann die Unterschiede sichtbar, die diese Gitarre eben zu meiner Gitarre machen. So hat das Griffbrett einen flachen Radius von 12″, fette Jumbo-Bünde und ein richtig dunkles Palisandergriffbrett bekommen. Der Hals selbst hat ein fettes C-Profil. An Tonabnehmern wurden meine Fender-JC-Singlecoils verwendet. Die Schaltung besteht aus dem normalen Fünfweg-Schalter, zusätzlich habe ich aus dem mittleren Tone-Poti ein Master-Tone gemacht und das untere Poti gegen einen Blend-Regler ausgetauscht, mit dem man zu dem Steg-Pickup den Sound des Hals-Pickups zumischen kann – und umgekehrt. In den beiden Zwischenpositionen können so zudem alle drei Pickups zusammengeschaltet werden. Zu guter Letzt wird anstelle des Stahl- ein Messingblock für das Vibratosystem verwendet, weil die Strat damit für meine Ohren einfach noch lebendiger klingt. Diese Gitarre ist also eine komplett andere als das Vintage-Vorbild, aber sie sieht genauso so aus wie eine Reissue. Und genau das war mein Ziel.
Wie viele Leute arbeiten heute im Custom Shop?
Ganz genau kann ich dir das nicht sagen, aber es sind schon eine ganze Menge. Da wir ja dort alles selbst machen – vom Aufsägen und der Bearbeitung der Hölzer über die Lackierung bis hin zur Herstellung unserer Hardware – sind da schon einige Leute am Werk. Und wir acht Masterbuilder.
Ein Phänomen des Custom Shops war von Anfang an die Tatsache, dass immer zu wenig Leute da waren, um die Bestellungen zeitnah abarbeiten zu können.
(lacht) Stimmt, und das ist auch heute noch so. Aber – so sind wir über die Jahre auch ständig gewachsen und haben dabei aber nicht vergessen, unsere Qualität immer weiter zu verbessern.
Bist du auch der Meinung, dass die Qualität der Custom-Shop-Instrumente derzeit so gut ist wie noch nie zuvor?
Absolut. Wie jeder Hersteller haben auch wir Jahre des Trial & Error hinter uns und immer dazugelernt. Ich meine, es gibt da draußen überall diese großartigen Vintage-Gitarren. Damals in den alten Zeiten waren das aber ganz normale Produktions-Gitarren. Wir bauen heute im Custom Shop ebenfalls Produktions- Gitarren, aber wir wissen viel mehr als die Gitarrenbauer damals, und wir achten auf viel mehr Details als die Kollegen von damals. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir im Moment die besten Fender-Gitarren aller Zeiten bauen. Und das ist mein voller Ernst!
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