Die offiziell im Januar 2017 eingeführte und mit 92 Gitarren- und Bassmodellvarianten bemerkenswert umfangreiche American Professional Series hat im vergangenen Jahr die seit 1987 existierende American Standard Series abgelöst. Da unser 2008er Test der Fender American Standard Stratocaster bei euch so viel Anklang gefunden hat, wollen wir euch diesen aber auch weiterhin verfügbar machen. Die Instrumente können aktuell nur noch gebraucht erstanden werden.
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Nach gründlicher Überarbeitung war die American Standard Stratocaster im Frühjahr 2008 wieder da. Fender hatte eine ganze Reihe von Details optimiert, und das schlug sich deutlich in einem Standard nieder, den das Modell auch mit gewissem Stolz im Namen tragen kann.
Neu an der Fender American Standard Stratocaster waren in der Kurzsicht vor allem dünnere Lackierungen von Korpus und Hals und eine überarbeitete Bridge mit Saitenreiterchen aus gebogenem Stahl anstelle der ollen Gussböckchen (endlich!) und verbessertem Vibrato-Block. Obendrauf gab es dann auch noch einen neuen ultrasoliden SKBKoffer (High Tech Molded Case). Zum Test lagen drei Versionen vor: zwei baugleiche mit einteiligem Ahornhals und ein Modell mit Palisandergriffbrett. Willkürlich ausgewählt kam ein Exemplar mit einteiligem Hals zum Zuge – die anderen wurden erst später aus ihren zuvor ungeöffneten Koffern gepellt und lediglich zum Vergleich herangezogen.
Die Korpus aus Erle hatte sich in seinen Konturen (Comfort Contoured) kaum geändert und bietet weiterhin den kaum zu übertreffenden Spielkomfort. Im Gegensatz zu der früheren „Swimmigpool“-Fräsung bei der American, welche praktisch die gesamte Korpusmitte entkernte, wurde hier lediglich eine HSH-Fräsung vorgenommen, die deutlich mehr Substanz stehen lässt und dennoch für alle Pickup-Konfigurationen vorbereitet ist. Eine wesentliche Veränderung erfuhr dann auch die Grundierung vor der Lackierung mit Polyurethan, die deutlich dünner aufgetragen wurde als zuvor und das ist geradezu vom ersten Moment an spürbar.
Der einteilige Ahornhals sah im Vergleich zum Vorgängermodell durch intensivere Einfärbung nicht nur besser aus, sondern erwies sich auch als bestens austariert in seiner handfreundlichen wie schwingungsförderlichen Versiegelung. Während die gesamte Vorderseite samt Griffbrett (sagen wir besser Greiffläche) glänzend lackiert und poliert auftrat, war die Halsrückseite seidenmatt versiegelt.
Übernommen vom Vorgänger wurde die Abrundung der Griffbrettkanten von Hand. Die Bundierung mit 22 kraftvollen Jumbobünden zeigte perfekte Verarbeitung. Der wie gehabt parallel zurückversetzte Kopf zeigte das Spaghetti-Logo und ist mit Fender-Deluxe-Mechaniken ausgestattet, deren unterschiedlich lang gestaffelte Wickelzylinder für ausgeglichenen Andruckwinkel der Saiten zum Sattel hin sorgen. Ein Stringtree hielt zusätzlich die zwei hohen Saiten nieder. Zugriff auf den Stahlstab gab es ebenfalls vom Kopf her. Auf dem dreifach geschichteten Pickguard fanden wir drei American Strat Singlecoil-Pickups mit Alnico-V-Magneten vor, die von einem Master Volume, einem Tone-1-Regler für den Hals-Pickup und einem Tone-2- „New Delta Tone“-Regler für die Singlecoils in Mittel- und Stegposition kontrolliert werden. Der Delta-Tone-Tonregler (no load) schaltet voll aufgedreht, ein kleiner Widerstand am Ende des Regelwegs macht’s deutlich, das Signal auf Durchgang, umgeht also in dieser Position die gesamte Regelmimik. Geschaltet werden die Tonabnehmer ansonsten wie gewohnt mit einem Fünfweg-Schalter.
Deutlich verändert und zweifelsfrei verbessert – viele werden sagen Gott sei Dank – hat man die Vibrato-Brücke mit Zweipunkt-Aufhängung. Der wichtigste Punkt war dabei wohl der Austausch der ungeliebten Gussböckchen gegen die guten alten Saitenreiter aus gebogenem Stahlblech, welche zudem mit verbesserten Kerben zur reibungsarmen Saitenführung und endlich auch mit optimierten Madenschrauben für die Höheneinstellung ausgerüstet wurden. Die Oberfläche ist nun glatter, die Verletzungsgefahr für den Handballen deutlich geringer. Die Massestruktur des Vibrato-Blocks erfuhr ebenfalls Verbesserung durch eine neue 100-prozentige Stahl/Kupfer-Legierung.
Der Eindreharm ist dann allerdings so geblieben, wie wir ihn kennen. Der Verarbeitungsstatus der American Standard kann sich absolut sehen lassen. Alle technischen Arbeiten sind auf hohem Niveau ausgeführt und auch die Optik stimmt einfach. Die lieferbare Farbpalette umfasst neben Olympic White einige Standard-Finishes wie Black und 3-Color Sunburst, aber auch aktuellere Farbgebungen wie Charcoal Frost, Candy Cola oder Blizzard Pearl.
Eulen trag ich jetzt nicht nach Athen, klar? Und schon gar kein Kölsch nach Düsseldorf, also spar ich mir den Sermon mit boah ey, was liegt die gut am Körper etc. – was allerdings unbedingt zu bemerken ist, das ist die unmittelbar spürbare Ausstrahlung, welche diese Gitarre durch die neue Lackierung erhielt. Sie fühlt sich eben sofort rundum angenehm an. Matte Lackierung der Halsrückseite und von Hand gerundete Griffbrettkanten lassen das spezielle, etwas ungelenke Gefühl einer fabrikneuen Gitarre im unangenehmen Sinne von „dieses Pferd muss noch eingeritten werden“ erst gar nicht aufkommen.
Die neue American Standard fühlt sich folglich an, als wäre sie bereits eingespielt. Der Hals bietet zudem mit seiner insgesamt recht breiten, dabei seitlich gut verrundeten, durchaus kraftvoll und keineswegs zu flach gestalteten DForm plus einem bemerkenswert sauber ausgeführten Fretjob an den satten Jumbobünden beste Spielbedingungen. Schon rein akustisch angespielt stellt sich ein bemerkenswert ausgeglichenes Klangbild mit offen und transparent tönenden Akkorden ein. Drahtig und perkussiv sind Attribute, die es treffen. Auch das Sustain und das allgemeine Schwingverhalten sind nicht von schlechten Eltern.
Also, wo ist das Kabel? Am Amp dann kommen die guten Grundlagen bestens zum Tragen, denn die Singlecoils mit ihren Alnico-V-Magneten machen einen fraglos guten Job. In klaren Einstellungen erreichen wir in allen Schaltstellungen mühelos klassische Strat-Sounds in Reinkultur. Bei der vorliegenden Variante mit einteiligem Ahornhals ist der Höhenanteil etwas bissiger, als bei der später zum Vergleich herangezogenen Palisander-Ausführung. Ja sicher, deshalb gibt es ja diese Differenzierung. Also – der Hals-Pickup gibt sich stramm federnd im Bassbereich und stellt die Stimmlichkeit der Akkorde bestens gegliedert heraus.
Die Mitten verfügen über guten Bauch, die Höhen zeigen Kraft und glockenklaren Ausdruck. Der spontane Wechsel zum Steg-Pickup gibt den erwartet bissigen Kick, das Klangbild reißt auf und bekommt aggressive Schneidigkeit. Der mittlere Pickup, immer etwas stiefmütterlich behandelt, was den Einzeleinsatz angeht, kann klanglich absolut mithalten. Er liegt klangfarblich in der etwas weniger attraktiven Mitte, aber das ist lediglich eine Frage des Einsatzpunktes.Auf jeden Fall sorgt er in den Zwischenpositionen für wunderbar knochige funky Kehl-Sounds, die mit ihren ausgekämmten Frequenzen für beste hohlwangige Klangbilder sorgen, die sich für rhythmisches Begleitspiel, aber auch raunende Leads sehr empfehlen.
Auch im Crunch- und Zerrmodus liefert die Fender American Standard Stratocaster absolut kompetente Sounds. Der offen tönende Growl des Hals-Pickups überzeugt mit präzise und perkussiv herausgestelltem Anschlagverhalten. Enorme Klangtiefe, volle runde Höhen und saftige Klangfarbe sind seine Stärken. Das kommt bestens in BluesRock-Stilistiken – Stevie Ray lässt grüßen, will sich aber gar nicht unbedingt einengen lassen und mischt genau so gerne in Fusion oder härteren Rock-Abteilungen mit. Die schneidende Schärfe des Tonabnehmers am Steg ist durchsetzungsfreudiges Prinzip, lässt sich aber dankenswerter Weise auch klanglich entgraten durch den zweiten Tonregler, der auf den Mittel- und Steg-Pickup zugleich zugreift. Auf jeden Fall agiert auch er überaus kompetent und mit aufreißendem Biss. Je nach verwendetem Amp lassen sich schneidender Twang oder heftiges Brett in Szene setzen. In Crunch-Einstellungen zeitigen dann auch die zusammengeschalteten Pickups klasse Ergebnisse mit exzellentem Anzerrverhalten voller Kontur, das im Abklang sauber umrissene Akkorde klar strahlen lässt. Das luftige, springlebendige Anschlagsverhalten macht in beiden Zwischenpositionen mit unterschiedlichem Akzent im Frequenzbild einfach nur Spaß.
Ein Wort noch zum New-Delta-Tone-Regler! Der legt bei Vollanschlag das Signal in Umgehung der Klangregelung direkt auf die Ausgangsbuchse und tatsächlich ist hier dann ein Quäntchen mehr Offenheit zu erzielen. Das Poti rastet leicht ein und bietet etwas Widerstand, wenn man den No-LoadModus im Regelweg verlässt. Das überarbeitete Vibrato hat wesentlichen Anteil an dem deutlichen Schritt nach vorn in klanglicher Hinsicht. Die stählernen Bugblechreiter sich einfach die viel besseren Klangübertrager im Vergleich zu den Gussböckchen und der in seiner Massestruktur verbesserte Block trägt ebenfalls ein Plus zum Schwingverhalten bei. Grundsätzlich bleibt das natürlich ein Vintage-Vibrato mit den bekannten Malaisen der leidlichen Stimmstabilität bei stärkeren Modulationen, aber das gehört ja zum System, will man den klassischen Stratocaster-Sound.
Dem aber verhilft die neue Fender American Standard Stratocaster wieder zu neuem (oder vielleicht doch eher altem?) Leben. Die Ergebnisse in Sachen Spielgefühl und Klangpotenz jedenfalls sind hoch erfreulich, da kann man nur gratulieren, denn der Preis für die neue American Standard ist angesichts dieser Qualität absolut angemessen, tendenziell sogar günstig. Erfreulich letztlich auch noch, dass ein sehr gleichmäßiges Fertigungsniveau erwartet werden darf. Alle wahllos frisch ausgepackten, zum Teil vom Transport im UPS-Wagen noch kalten Gitarren, erwiesen sich als gut eingestellt und waren sofort einsetzbar. Lediglich bei einem Instrument war der Halsstab etwas nachzuspannen, ansonsten reichte simples Stimmen und alles fühlte sich perfekt an. Wenig verwunderlich tönt die neue Standard Stratocaster mit dem einteiligen Ahornhals etwas spritziger, heller und perkussiver, als das Schwestermodell mit Palisandergriffbrett, welches mehr dunkle und warme Anteile in der Tonentfaltung aufwies. Das ist gut so und lässt uns die Wahl.
Fazit
Hut ab! Mit der neuen American Standard stellt Fender eine absolut amtliche Stratocaster vor, die der Traditionsfirma alle Ehre macht. Bei dem hier vorgelegten Niveau handelt es sich endlich wieder um einen Standard, der an alte Größe anschließt und nicht mehr nach Modifikation im Detail ruft. Das gilt zunächst für die wesentlichen Dinge: die verbesserte Lackierung und vor allem der optimierte Hals gefallen spontan; das überarbeitete Vibrato mit Bugblechreitern aus Stahl plus verbesserten Block lässt den Ton frei atmen, das ergibt in Summe eine erfreulich gute Substanz.
Aber auch die kleinen Details, wie in der Höhe angepasste Madenschrauben in den Vibrato-Reitern oder die No-Load-Schaltoption zeigen Sinn für das Detail und ein offenes Ohr für die praktischen Bedürfnisse des Spielers. Letztlich wandeln die potenten Pickups die schwingfreudige Substanz in absolut hochklassige Strat-Sounds und die ansonsten gewohnte Schaltmimik garantiert dank Delta-Tone-Regler mit Signal-direktan-Buchse-Übertragungsoption besten Tontransport. Da sagen wir nach so ausführlichen, wie befriedigenden Testarbeiten mal einfach: Bravo Fender, das habt ihr wirklich gut gemacht!
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Modelloptimierung
Hölzer
Hals
Pickups
Sounds
New Delta Tone
Bridge
Verarbeitung
Koffer
Ü b e r s i c h t
Fabrikat: Fender
Modell: American Standard
Stratocaster
Herkunftsland: USA
Typ: Solidbody Electric
Mensur: 648 mm
Hals: Ahorn, einteilig, geschraubt, 22
Jumbobünde, Rückseite matt lackiert
Halsform: gut breites,
wohlproportioniertes D
Halsbreite: Sattel 43,5 mm; XII.
52,3 mm
Halsdicke: I. 21,0 mm;
XII. 22,4 mm
Korpus: Erle
Oberflächen: Olympic White,
Polyurethan, dünne Grundierung
(Korpus)
Tonabnehmer: 3× American Strat
Singlecoil Pickups; Alnico-V-Magnete
Bedienfeld: 1× Volume, 1× Tone (Neck
Pickup), 1× Delta Tone (Middle und
Bridge-Pickup), Fünfweg-Schalter
Steg: 2-Point Synchronized Vibrato,
Bent Steel Saddles
Sattel: Melamine
Hardware: Chrome
Mechaniken: Fender Deluxe
Staggered Tuning Keys
Gewicht: ca. 3,5 kg
Linkshandmodell: ja
Getestet mit: Fender ’57 Twin Amp,
Marshall 1974X Combo, Fender ’65
Deluxe Reverb, Fender Super Sonic,
EVH 5150 III Stack
Preis: Neu bei Erscheinung € 1249 / Aktueller Street-Preis ca. € 1.100
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