Tragbar und tragfähig

Die nächste Generation: EBS Magni 502-210 im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Thor hatte neben einer Tochter auch zwei Söhne, Magni und Modi, deren Namen mit „Kraft“ und „Mut“, oder „der Starke“ und „der Zornige“ übersetzt werden. Da ist Magni doch ein sehr passender Name für einen Basscombo, oder?

In der Zeit nach Ragnarök sind Magni und Modi die Hüter des Hammers Mjöllnir, im Hier und Heute lassen wir jetzt aber mal die Mythologie hinter uns und widmen uns dem neuen EBS-Combo.

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TRAGBAR

Das Bedienfeld findet sich hinten oben auf dem Amp, der Verstärkerteil entspricht dem Reidmar 502, auch hier arbeitet also die neue, EBS-eigene Endstufe. Dem Klinkeneingang folgt ein sogenannter Character-Schalter, der die aus den 80er-Jahren bekannte Preshape-Badewanne ins Spiel bringt, also einen deutlichen Cut in den Mitten, verbunden mit einer fetten Anhebung in Bässen und Höhen. Der Gainregler passt die Eingangslautstärke an, leuchtet die Peak-LED auf, muss wieder etwas reduziert werden. Auch der Comp/Limit-Regler ist mit einer LED gekoppelt, hier zeigt sie an, wenn der Kompressor/Limiter anspringt.

Nicht oft an Verstärkern zu finden ist der mit „Filter Active“ beschriftete Ein/Aus-Schalter für die nachfolgende Klangregelung, die ihren neutralen Punkt normalerweise in den mittig einrastenden Klangreglern findet. Nicht unpraktisch, denn so kann man den eingestellten Sound mit dem unbearbeiteten Signal vergleichen oder die Variante ohne EQ als schaltbaren zweiten Sound nutzen. Ist er angeschaltet, bearbeitet der Bassregler mit Kuhschwanzcharakteristik mit Centerfrequenz 60 Hz die Tiefen mit satten plus/minus 18 dB.

Fast nahtlos schließt der semiparametrische Mittenregler an, der bei 100 Hz anfängt. Semiparametrisch bedeutet, dass Frequenz und Anhebung/Absenkung einstellbar sind, für volle Parametrik fehlt der Regler für die Filtergüte, der bestimmt, wie breitbandig gearbeitet wird. Besagte Anhebung kann mit bis zu 12 dB erfolgen, abgesenkt sind 15 dB drin. Als cooles Extra vor allem für akustische Instrumente, um Rückkopplungen zu unterdrücken, aber auch um nervige Raumresonanzen in den Griff zu bekommen, schaltet der Mittenregler ganz zugedreht auf Notch um. Das entstehende schmalbandige Filter kann dann mit dem Frequenzregler durchgestimmt werden.

(Bild: Dieter Stork)

Tatsächlich nahtlos geht es mit dem Höhenregler weiter, der bei 6 kHz da anfängt, wo der Mittenregler aufhört. Wiederum mit Kuhschwanzcharakteristik ist ein Cut oder Boost mit 18 dB möglich. Ausschließlich für die Zugabe von luftigen Höhen noch oberhalb des Treble-Bandes ist der Bright-Regler gedacht, der eine Anhebung von bis zu 15 dB bei 10 kHz bietet. Volume schließlich stellt die Ausgangslautstärke des Combos ein. Die blaue Leuchte mit Jewelenschliff zeigt an, ob der Verstärker in Betrieb ist.

Auf der Rückseite geht es gut ausgestattet weiter. Die Netzbuchse nimmt das Kaltgeräte-Kabel auf, hier sitzen auch der Netzschalter und der abgedeckte Umschalter, um den Amp (mit einer anderen Sicherung versehen) mit 100 bis 120V betreiben zu können. Auf der anderen Seite sitzt der DI-Ausgang als XLR-Buchse mit Schaltern für Groundlift und Pre/Post-EQ. Dazwischen finden sich noch ein serieller Effektweg mit Send und Return, Buchsen für Line Out und Kopfhörer (beides als große Klinke), und ein Speakon-Anschluss für weitere Boxen. Die dürfen entweder 1x 4 Ohm haben oder 2x 8 Ohm (oder 4x 16 … ), seine volle Leistung von 500 Watt gibt der Combo erst an 2 Ohm ab.

Ein weiteres dominantes Element der Rückseite ist die große Bassreflexöffnung. Die ist an sich nicht ungewöhnlich, aber wo sich Hersteller im Allgemeinen für die Platzierung hinten ODER vorne entscheiden, hat EBS Öffnungen hinten UND vorne. Das soll den Bassbereich stärken, und gleichzeitig schön im Raum verteilen. Entsprechend lässt sich durch das neue Metall-Frontgitter eine weitere Öffnung im Baffleboard erspähen. Nebst zweier ebenfalls neuer Neodym-Zehnzöller, die helfen, das Gewicht gegenüber dem Vorgänger um sechs Kilo zu reduzieren.

Damit reicht auch der einsame Riemengriff, um den kompakten Magni allein durch die Gegend zu bugsieren. Eingehüllt ist der Combo in robustes Tolex, acht Metallecken bieten zusätzlichen Schutz, Gummifüße sorgen für stabilen Stand. Als Zugabe gibt es noch eine dünne, aber funktionale Hülle dazu.

(Bild: Dieter Stork)

TRAGFÄHIG

Mit hörbarem, aber eher leisem Lüfter springt der Combo an, und beschert direktes Wohlfühlen – ohne am EQ zu schrauben und ohne Character und Kompressor zu bemühen. Präsent, dicht, mit warmem und raumfüllendem Fundament zeigt sich der Magni als kompetenter Partner für alle möglichen Bässe. Vier oder fünf Saiten (oder mehr), mit Bünden oder ohne, bei allen bleibt der Charakter des Instruments im Vordergrund, auch tiefe Töne bringen den Combo so schnell nicht ins Schwitzen. Der Charakter ändert sich deutlich mit gleichnamigem Schalter, die abgerufene EQ-Kurve ist mir vor allem im Bass etwas extrem. Da schafft der flugs aktivierte EQ spielend Abhilfe, die Regler können von der Frequenzwahl wie vom Anpacken überzeugen. Selbst der weitgespreizte Mittenfrequenzregler lässt sich fein auf den gewünschten Bereich einstellen.

Das macht sich auch bei der Nutzung als Notchfilter gut, bei dem eine wohlgesetzte Kerbe tatsächlich Akustikbässe (die sich ansonsten am Magni überaus wohlfühlen) klanglich entrumpeln und Feedback beseitigen kann. Einen Regler oder abdämpfenden Schalter für den Hochtöner hat der Combo nicht, ich vermisse ihn aber auch gar nicht. Auch mit stärkerem Höhenanteil bleibt es angenehm. Wieder mal genial finde ich den Bright-Regler, der sein Signal vor dem EQ abgezweigt bekommt, sodass auch bei abgesenktem Treble Schimmer und Klarheit zur Verfügung steht, und das praktisch rauschfrei. Auch der Kompressor, der von subtil bis plakativ akkurate Verdichtung betreibt, überzeugt. Ersteres darf gerne immer an sein, und gibt dem Signal mehr Grip und eine ausgeglichene Dynamik, letzteres taugt für den ultimativ singenden Fretless-Caruso.

So, wie er da steht, mit seinen zwei Zehnzöllern und 250 Watt, taugt der Magni schon für die meisten Probesituationen, wenn man sich nicht gerade mit extrem lauten Mitmusiker:innen rumschlagen muss. Mit einer Zusatzbox, ich hatte gerade eine 4×10“ mit 4 Ohm zur Verfügung, zeigt der Magni dann erst Recht, wo Thors Hammer hängt. Mit so einem Setup würde ich mir auch auf großen Bühnen in einer lauten Band keine Sorgen um meine Hörbarkeit machen, zumal der EBS wie gewohnt ein sauberes Signal am DI führt. Aufpassen muss man nur in der Kombination Pre-EQ und Character, denn das Preshaping liegt auch dann am Direct Out an. Apropos sauber: Mit seiner cleanen Wiedergabe schlägt der Magni sich überaus wacker, wenn er mit vorgeschalteten Pedalen befeuert wird. Wer den Combo zur Verstärkung eines anderen Preamps nutzen will, findet über den Return Post-EQ, Pre-XLR Out und Pre-Master an einer sinnvollen Stelle Anschluss.

RESÜMEE

Leichter und kräftiger als der Vorgänger – der neue Magni 502-210 kann sich sehen und hören lassen! Plug’n’Play ist er geblieben, schon ganz ohne Klangbeeinflussung macht der Combo richtig Spaß. Mit Einsatz von EQ und Kompressor lässt sich der Spaß gar steigern, gut abgestimmt und in einem weiten Rahmen musikalisch nutzbar kann der gute Ton einfach und effektiv abgeschmeckt werden. So richtig Power gibt er dann mit Zusatzbox(en) ab. Mit der höheren Leistung der neuen Endstufe und der Möglichkeit, bis 4 Ohm runter zusätzlich Boxen anzuhängen, bringt der Magni mächtig Druck auf die Bretter. Okay, teurer ist er im Vergleich zum Vorgänger geworden, aber er hat immer noch ein vernünftiges Preis-Leistungs-Verhältnis. Wer gerade auf der Suche nach einem Combo dieser Größen- und Leistungsklasse ist, den es übrigens auch mit einem 15-Zöller gibt, sollte den EBS unbedingt antesten!

PLUS

  • Sound
  • Klangformung
  • durchdachte Schaltung
  • Wiedergabe
  • solide Bauweise
  • umfangreiche (engl.) Anleitung


(erschienen in Gitarre & Bass 11/2023)

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