Günstige Arbeitstiere, unterschätzte Underdogs, übersehene Youngtimer und vergessene Exoten: In den „Kleinanzeigen Heroes“ stellen wir euch die Geheimtipps des Gebrauchtmarkts vor, die einen maximalen „Bang for the buck“ liefern.
C.F. Oakland & Co. CB-625
(Bild: Heinz Rebellius)
Die Renaissance sogenannter Jam Bands ist seit einigen Jahren in vollem Gang. Bands, die in die großen Fußstapfen von Grateful Dead treten wollen, werden immer beliebter, angeführt von Formationen wie Phish, Chris Robinson Brotherhood, Gove´t Mule und nicht zuletzt Dead & Company, wo drei ehemalige Dead-Mitglieder, zusammen u.a. mit John Mayer zwischen 2013 und 2015, ihren Easy Rock mit ellenlangen Improvisationen landein landaus mit riesigem Erfolg spielen.
Solche Jam Bands haben interessantes Equipment am Start, das sich immens von dem unterscheidet, was die Musiker:innen anderer Genres spielen. Nichts Vintage-Geprägtes, sondern eigenständige, oft hochwertig gebaute Instrumente kleiner Hersteller mit allerlei technischem Schickschnack. Ziel ist es, einen möglichst cleanen, unverfälschten Sound ohne jegliche Dynamik- und Klangverluste zu erreichen. Nichts Verfälschtes, nichts traditionalistisch Getrübtes, nichts als die reine Wahrheit des Tons soll produziert werden.
JAM GUITARS
Es war in den Siebzigern des letzten Jahrhunderts, als Jerry Garcia von Grateful Dead mit seinen von den Boutique-Herstellern Alembic und Doug Irwin gebauten Gitarren die Gitarristenwelt verblüffte. Die Modelle, die solche Namen wie ‚The Wolf‘, ‚Tiger‘ und ‚Rosebud‘ trugen, waren aus Edelhölzern gebaut und klar lackiert, um ihre natürliche Optik zu präsentieren.
Alembic & Co. entwickelten nicht nur diese Naturlook-Ästhetik, sondern verließen sich in der Regel auf einen durchgehenden Hals und schwere, massive Hardware. So wurde eine maximale Solidität in Konstruktion und Ton sowie eine große Ausgeglichenheit über alle Saiten und Lagen erreicht. Die Instrumente verfügten zudem oft über Preamps, aktive Klangregelungen, Splitting-, Seriell-/Parallel- sowie Out-of-Phase-Schaltungen und manchmal zu allem Überfluss noch über einen Vielfach-Kondensator-Drehschalter, um ein opulentes Klang-Bollwerk der 1001 Möglichkeiten zu gestalten.
Außerdem wurden Messing und Vergoldung für die Hardware gefeiert, denn massive Messingstege und -sättel sorgten für den fetten Ton und prägten den klassischen 70s/80s Jam-Band-Look.
(Bild: Heinz Rebellius)
OAKLAND UND C.F. OAKLAND & CO.
Viele andere Gitarrenhersteller ließen es sich nicht nehmen, auf diesen neuen Trend aufzuspringen. Womit wir bei unserer KleinanzeigenHeldin von heute, der C.F. Oakland Co., gelandet wären. Und ja, es gab eine weitere Marke auf dem Markt, die Oakland hieß. Oakland war eine Handelsmarke einiger deutscher Musikhäuser, die um 1980 beim großen japanischen Hersteller Matsumoku Instrumente mit ihrem Oakland-Logo fertigen ließen, die in Aussehen und Ausstattung erfolgreich an die teuren Kreationen amerikanischer Hersteller erinnerten.
Ein englischer Großhändler namens Woodroffe Musical Instruments orderte zur gleichen Zeit sehr ähnliche Instrumente bei Chushin Gakki, einem anderen japanischen Hersteller. Woodroffe ließ dabei sein Marken-Logo „C.F. Oak-land & Co.“ ganz im Stil des Akustikgitarren-Giganten C.F. Martin & Co. designen, inkl. des Zusatzes „EST 1976“ – mit einer ‚9‘, die sich aus einem halben Meter Entfernung wie eine ‚8‘ liest, also wie beim „EST 1876“ des Martin-Logos. Ist das nun kriminell, frech oder einfach nur britischer Humor?
Unsere C.F. Oakland ist tatsächlich eine exakte Kopie der legendären und sehr seltenen Bambu Guitar CB-625, die Chushin 1978 angeblich nach Beratung mit Albembic mit einem durchgehenden Hals aus Bambusholz (!) baute. Wie die Bambu Guitar war unsere C.F. Oakland & Co. mit typischen Features dieser Ära ausgestattet:
• durchgehender, mit zwei Walnuss-Streifen gesperrter Bambus- oder Ahornhals
• Ebenholz-Griffbrett
• Korpusflügel aus Esche
• Messing- bzw. vergoldete Hardware
• aktive Pickups (Singlecoil am Hals, Humbucker am Steg)
• aktive Elektronik mit getrennter Bass- und Höhenregelung, versorgt durch zwei 9V-Batterien
(Bild: Heinz Rebellius)
JAM SOUND
Klanglich bietet diese Gitarre genau den Charakter, den ich oben beschrieben habe. Eher neutral, mit einer großen Ausgewogenheit und keinem bekannten Sound der E-Gitarrenwelt zuzuordnen. Hier gibt es keinen glockigen Blues-Ton, kein prolligen Rock’n’Roll- und auch keinen surfigen Steg-Sound, weder knopflert es noch knöchelt der Steg-Pickup; hier gibt es einfach nur unverfälschten Klang als solide Basis für eigene Klangvorstellungen. Die Niedrig-Impedanz-Pickups und die aktive Klangregelung sind natürlich bestens geeignet für solch einen Sound, das passt!
PREISE
Oakland-Gitarren tauchen öfter mal auf dem Gebrauchtmarkt auf, zu Preisen zwischen 500 und 800 Euro, was mir allerdings recht hoch erscheint. Instrumente von C.F. Oakland & Co. sind viel seltener – neulich gab es mal eins auf Reverb, das rund 1500 Euro kosten sollte. Auch das mag ein optimistischer Preis sein, aber: Sowohl die originale Bambu Guitar als auch diese recht günstig erworbene Kopie sind extrem selten. Und bieten eine Menge Gitarre, so unscheinbar sie auch aussehen mögen.
(erschienen in Gitarre & Bass 11/2023)
Ich erinnere mich gut, da ich sowas hatte. Mein Freund kennzeichnete den
sterilen Ton als: “klingt nach Elektrogitarre”. Und die seinerzeit angesagten elastischen Gitarrengurte waren durch das Gewicht gern überfordert. Ach, übrigens sollte jemand diese Gummigurte wieder auf den Markt bringen.
Sie waren bequem und ließen nette Showeinlagen zu.
Die Gummigurte gibt es noch als Nobels No1 Stretch Strap zu kaufen.
Durchaus ein interessanter Fotobericht der C.F. Oakland Electric Guitar! Danke dafür.
Gute Verarbeitung und prima Materialqualität,jedoch leider nur für sehr wenige Liebhaber von echtem Interesse,da heutzutage generell E.-Gitarren aus der Aera der aktiven Elektronik wirklich nicht mehr angesagt sind.Und die besagte Oakland besitzt ja gleich ein extra Fach für immerhin 2 Batterien zur notwendigen Stromspeisung.
Die Gründe hierfür sind doch ganz klar:
Niemand hat aktuell wahrhaftig große Lust und Freude daran,den extrem fummeligen Batteriewechsel im rückseitig separaten Poolfach stets und ständig mit diesen winzigen 6 Madenschrauben auf-und zu zuschrauben,wobei erfahrungsgemäß das Gewinde im Holz recht bald ausleiert,die nervigen Mini-Schräubchen irgendwann Verlust gehen,die Plastikabdeckung somit nicht mehr korrekt befestigt werden kann,und die Batterien schlußendlich einfach herausfallen. Die Oakland besitzt ja immerhin ein kleines separates Batteriefach. Obendrein besteht auch hier zusätzlich die Gefahr der Klappergeräusche aufgrund der lose eingelegten Stromlieferanten in Form und Gestalt zweier Batterien. Die ausgemergelten Löcher im Holzkorpus könnte man mit Feingewinde versehen,und notfalls mit kleinen Messingschrauben modifizieren. Dies tat ich z.B. mit meinen uralten B.C.Rich Mockingbird,-Bich,-und Warlock-Gitarren mit aktiver Schaltung.Eine Arbeit für sehr geduldige Feinmechaniker! Diese Arbeit übernahm dann mein versierter Gitarrenbauer in Hennigsdorf/Landkreis Oberhavel.
Dieser Problematik könnte man optional zwar auch durch das Einbringen von Streichholzenden in den hiesigen Löchern kurzzeitig beheben,aber die Umständlichkeit des aufwändigen Batteriewechsels bliebe faktisch weiterhin bestehen. Das Weichholz besteht bei Zündhölzern oft aus Kastanie,auch hölzerne Zahnstocherenden,die etwas härter sind,wären kurzfristig eine Alternative.
Langfristige Abhilfe würde diesbezüglich ein solides Batteriefach mit arretierender Klappe schaffen,nur gab es damalig solche simplem Mechanismen eben noch nicht.
Die selbigen Probleme besaßen u.a. auch die legendären B.C.Rich E.-Gitarren (vornehmlich aus der heute mittlerweile kultigen „Golden Ära“) Mitte der 1980er-Jahre,deren Batteriefächer gleichsam sehr umständlich in der Handhabung waren.
Bei B.C.Rich waren die 9Volt Blockbatterien lediglich mit einer einfachen Lage Schaumstoff umwickelt,und (selten passgenau!) im vorgesehenen Batteriefach hineingesteckt.Vermutlich der Hauptgrund,weshalb diese nervtötende Art und Weise des notwendigen Batterietauschs faktisch völlig aus der Mode kam.
Einzig die (leider sehr kurzlebigen) Shadow-E.-Gitarren mit ebenfalls aktiver EQ-5 Elektronik hatten in den frühen 1990er-Jahren einen konstruktiv gut durchdachten Batteriefachdeckel integriert,was den optisch sehr eleganten Elektrischen von Shadow bedauerlicherweise verkaufsstrategisch damals leider auch nicht zwingend weiterhalf. Top erhaltene Shadow E.-Gitarren aus eben dieser Zeit sind übrigens gegenwärtig kurioserweise im Originalzustand extrem selten,und daher bei Insidern sehr gesucht,und dementsprechend hochpreisig.
Bleibt mir am Ende noch zu sagen,daß explizit Bambus ein sehr spröder Naturwerkstoff ist,weshalb die Bodies der limitierten Fender Bamboo-Telecaster-Serie anscheinend nicht unbedingt besonders beliebt waren.
Liebe Grüße .
Ich hatte Anfang der 80er Jahre auch mal eine CF Oakland Gitarre, eine Strat, mit durchgehendem Hals und DiMarzio Tonabnehmern. Wenn ich mich recht entsinne für ca. 650,- DM (= ca. 330,- Euro). Die Gitarre war schlecht, richtig schlecht. Dumpfer Sound, schlechte Ansprache und sackschwer. Die wurde ich dann Gott sei Dank los in dem ich sie für eine Ibanez Blazer BL550 in Zahlung gab. Die Blazer war Lichtjahre besser, und die hab ich immer noch.
Für diesen CF Oakland Murks würde ich NIEMALS mehr als 200 Euro ausgeben.