Schutz vor Verschmutzung und Beschädigungen

Das richtige Gigbag für deine Gitarre

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Laut Wikipedia ist ein Gigbag eine gepolsterte Transporttasche für Musikinstrumente. Gigbags sollen das jeweilige Instrument beim Transport und bei der Aufbewahrung vor Verschmutzung und vor Beschädigungen schützen.

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Aber ist damit schon alles geklärt? Mitnichten! Früher hießen Gigbags recht unsexy „Formtaschen“, wurden aus Skai oder Segeltuch, im besten Fall aus Nylongewebe hergestellt und waren mit einem Schnurverschluss und nur einem schlichten Griff ausgestattet. Das war’s – bis in die späten 80er-Jahre hinein. Einfachste, spielbare Anfängerinstrumente kosteten damals als Konzertgitarre umgerechnet € 150 bis € 200, Western- oder E-Gitarren gab’s nicht unter ca. € 170 bis € 200. Die Taschen dazu lagen zwischen € 7 und € 35.

Mittlerweile kosten dagegen die einfachsten Anfängergitarren so wenig, wie damals eine Tasche! Dafür sieht heute ein modernes Gigbag so aus: Seiten- und/oder Rucksackgurte, Fach für MP3-Player, Reflektorstreifen und modische Applikationen, Außentaschen, Flaschenhalterungen etc. Neopren-Bedampfung, ergonomische Griffe, Kopfhörer-Kabelausgänge und eingearbeitete Shock-Absorber aus Gummi oder ABS machen aus den ehemals unansehnlichen Klampfen-Säcken High-Tech-Instrumentenrucksäcke – tauglich für den Aufstieg aufs Matterhorn.

Einsatzbereich

Ein Gigbag ist einem Koffer (egal ob aus Holz oder Kunststoff) mechanisch immer unterlegen. Bei einem Sturz schützt ein gut passender Koffer viel besser. Eine Gitarre im Koffer kann man auch mal aus der Hand geben und im Kofferraum mit anderen schweren Gütern verstauen, auf dem Gehsteig abstellen usw.) Die Gitarre im Gigbag sollte jedoch schon immer in Griffweite bleiben.

Ein Gigbag hat aber auch klare Vorteile gegenüber dem Koffer: Braucht man es nicht, kann man es zusammenfalten (je nach Polsterungsstärke) und schiebt es unters Bett. Oder hängt es in den Kleiderschrank. Das geht bei Koffern nicht, zumindest nicht bei meinen Betten! Ein Gigbag ist leicht: ca. 50% des Gewichts, und dabei kleiner und handlicher als ein Koffer. Ein Gigbag hat mehrere Griffe (Stichwort: U-Bahngriff, wenn man keinen Sitzplatz hat), Seitengurt oder 2-Gurt-Rucksackgarnitur, z. B. für den Transport auf Zweirädern, oder wenn man beide Hände für Verstärker und Sixpack braucht.

Geruch

Wer einen alten Segeltuchbeutel vom Flohmarkt kennt, möge einmal eine Nase voll Muff ziehen. Moderne Taschen aus wasserresistenterem Material riechen dagegen eher selten. Es sei denn, man hat eines dieser Billig-Bags erwischt, die viele chemische Weichmacher (Phthalate) enthalten.

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Ein Griff sollte stabil, aber auch bequem zu tragen sein.

Phthalate werden sehr oft beigemischt, um (teilweise schon benutzte, hart gewordene) Kunststoffe erneut verarbeiten zu können und stehen im Ruf, erheblich gesundheitsschädigend zu sein. Sie können nicht nur eingeatmet oder oral aufgenommen werden, sondern auch über die Haut direkt ins Blut gelangen. Noch 2010 waren Phthalate fast überall, oft im Übermaß, zu finden; man erinnere sich nur an Spielzeuge made in China). Die heutige REACH-Verordnung der EU hat Normen aufgestellt, um den Einsatz u. a. dieser Weichmacher zu regeln.

Beim Kauf eines Gigbags empfehle ich trotzdem, den Riechsinn zu aktivieren und vorsichtig daran zu schnuppern. Es darf auf keinen Fall diesen typischen, stechenden Geruch haben. Dass alle neuen Gigbags so riechen, ist nur eine Verkäuferausrede!

Balance

Kauft ein Gigbag nicht nur nach Design! Macht eine Anprobe, aber steckt dabei auch eine Gitarre hinein, am besten die eigene, oder das gleiche Modell. Testet die Ausbalancierung! Und überprüft: Ist der Griff ergonomisch oder gräbt er sich nach kurzer Zeit in die Hand? Oder ist er zu dünn und zieht sich unter der Gewichtsbelastung zu einem dünnen Strick zusammen?

Sind die entscheidenden Befestigungsstellen gut vernäht und unterlegt? Zieht ruhig einmal an den Griffen! Verzieht sich die Tasche dann sofort, so solltet ihr eine andere wählen. Oder: Bohren sich die Metallkarabiner der Gurte in die Schultern und lassen den Weg zum Auftritt zur Geißelung werden? Oder: Sind die Ösen für die Tragegurte so falsch montiert, dass man nur in der Hocke durch eine Tür gehen kann, wenn man nicht ab sofort nur noch Headless-Gitarre spielen möchte?

Teste auch das Gehen mit Gigbag! Denn sitzen die unteren Ösen zu tief, dann schlägt der Hals der Gitarre bei jedem Schritt auf den Hinterkopf (früher war man der Meinung, dass dies das Denkvermögen erhöht).

Innen und außen

Müllsack war früher, heute gibt es bis zu 30 mm starke Fütterungen. Aber die mm-Angaben sind nicht alles, denn es gibt weichen und verdichteten Schaumstoff. 5 mm starker High-Density-Schaumstoff ist besser als 30-mm-Weichschaum. Sackt die Fütterung gar in sich zusammen? Ein Griff in das Innenfutter lässt sofort den Unterschied spüren. Der Gitarre ist es übrigens egal, ob sie auf Samt und Seide liegt! Wichtig ist …

  • abriebfreier (nicht fusselnder!) Stoff, der keine Kratzer verursacht und die Gitarre nicht statisch auflädt.
  • eine eingenähte Schutzzone in den Bereichen von Saitenenden, Mechaniken und Endknöpfen. Denn sonst reißt das Innenmaterial auf.
  • Innen oder außen im Bereich des Endknopfs sollten Polster sein, die verhindern, dass ein unvorsichtig hartes Abstellen sofort zum Zargenbruch oder Lackschaden führt.
  • Sinnvoll ist auch eine wassergeschützte Imprägnierung. Der Händler schaut eventuell komisch, wenn ihr ihn bittet, ein paar Tropfen Leitungswasser auf das Gigbag zu träufeln. Aber wenn ihr in Mitteleuropa unterwegs seid, dann ist ein Regenschauer nie fern. Wir kennen Gigbags, die sich wie ein Schwamm vollsaugen!

 

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    Solch ein Innenleben bitte nicht!

Zubehörfächer

  • Die berühmte „Teuchert-Schule“ sollte in ein Konzertgitarren-Bag reinpassen, nicht nur DinA4-Blöcke. Fortgeschrittene verlangen sogar ein großes Zubehörfach für ihren Leitzordner.
  • Weitere Zubehörtaschen für Saiten, Stimmgerät usw. machen Sinn.

Material und Pflege

Synthetische Materialien (z. B. Nylon-Polyamidfasern) gewinnen ihre Qualität erst während der Herstellung. Die Kombination aus geeignetem Stoff und dessen Verarbeitung bestimmen Härte, Bruchfestigkeit, Formbarkeit, Elastizität, Temperatur-, Wärme- sowie chemische Beständigkeit. Die Garnstärke wird in Denier (D) angegeben. Je höher die Zahl für Denier ist, desto feiner, dicker und belastbarer ist das Material. Nylon ist glatt-glänzend, strapazierfähig, reißfest, mottensicher sowie relativ unempfindlich gegenüber Schmutz. Milde Seifenlauge hilft, größere Verschmutzungen zu entfernen.

Moderne Gigbags sind also alles andere als Staubhüllen für Gitarren auf Wanderschaft! Nicht umsonst sind Gigbags mittlerweile die beliebtesten Transportbehältnisse für Gitarren. Viele Musiker sind auf ihre Gigbags angewiesen und schätzen den unkomplizierten Umgang mit diesen praktischen Helfern!

Mehr Basics rund um deine Gitarre findest du in unserem Gitarren ABC!

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Gibt es eigentlich auch Gigbags aus reinem Neopren wie fürs Notebook?

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  1. Gitarrenkoffer, Gigbag, Softcase & Co. › GITARRE & BASS

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