Die gute Nachricht zuerst: Deep Purple werden schon in Kürze wieder im Studio stehen! Was angesichts der langen Lebensdauer dieser Band für Fans wie ein Wunder klingen mag, ist für die Herren Ian Gillan (Gesang), Ian Paice (Schlagzeug), Roger Glover (Bass) und Don Airey (Keyboards) offenbar nur folgerichtig.
Denn seit einigen Monaten haben sie einen neuen Gitarristen: Simon McBride heißt der Nachfolger von Steve Morse, der aus privaten Gründen die Band verlassen musste. Wir haben in G&B Ausgabe 3/2023 „den Neuen“ persönlich zu Wort kommen lassen. Hier berichtet nun auch Bassist Roger Glover über den derzeitigen Elan seiner Band, die sogar ein weiteres Studioalbum plant. Es scheint, dass die Spielfreude der britischen Rock-Methusalems so groß ist wie lange nicht mehr!
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Interview
Hallo Roger, wie geht es dir zurzeit?
Oh danke, sehr gut, ich lebe noch!
Deep Purple wirken tatendurstig wie schon seit Jahren nicht mehr. Hat dies etwas mit eurem neuen Gitarristen Simon McBride zu tun?
Sicherlich auch. Mit ihm bringt es zurzeit einfach einen Riesenspaß.
Was hat eigentlich zu der Entscheidung geführt, ihn als Nachfolger von Steve Morse zu bestimmen? Welches waren die ausschlaggebenden Kriterien für diese Verpflichtung?
Es war eine rein instinktive Entscheidung, komplett aus dem Bauch heraus. Wir kannten Simon bereits ein wenig, er hatte vor Jahren mit Don Airey getourt und auch eine Reihe Konzerte mit Ian Gillan absolviert. Als Don und Simon vor etwa zwei Jahren ganz in meiner Nähe auftraten, stieß ich für einen Song dazu und konnte Simon an diesem Abend auch selbst kennenlernen. Er ist ein ausgesprochen netter Typ, vor allem aber ist er ein großartiger Musiker. Weißt du, viele Menschen können sehr gut Gitarre spielen, aber nur wenige haben etwas Besonderes in ihrem Spiel. Simon besitzt dieses ganz Spezielle. Wir haben vor kurzem zwei Songwriting-Sessions mit ihm abgehalten, die wirklich ausgesprochen vielversprechend verlaufen sind.
Hat es eine besondere Rolle gespielt, dass sein erdiges, kraftvolles Spiel auch sehr gut zu deinem eigenen Stil passt?
Natürlich ist es immer wichtig, dass ein neuer Musiker zur Band passt. Das gilt aber ebenso umgekehrt. Eine Band funktioniert so wie ein Rezept: Wenn du Kuchen backst und du veränderst das Rezept, ändert sich auch der Geschmack des Kuchens. Mitunter zum Schlechteren, manchmal aber eben auch zum Besseren. Es ist immer ein wenig wie eine Lotterie. Man muss es ausprobieren, und genau das haben wir getan. Uns ist es wichtig, nicht immer nur die alten Kamellen zu spielen, sondern neue Songs zu schreiben und aufzunehmen. Bei Deep Purple muss es permanent vorangehen. Das war in all den Jahren stets oberste Priorität.
Du klingst ausgesprochen optimistisch!
Ich erinnere mich noch sehr gut an unser allererstes Konzert mit Simon, es war im Mai 2022 in der Menora Mivtachim Arena von Tel Aviv. Es gab vorher zwar ein paar Proben mit ihm, aber wenn du einen Musiker wirklich kennenlernen willst, dann musst du mit ihm auf die Bühne gehen. Simon war von Beginn an großartig, er hat Ausstrahlung, bleibt immer gelassen und weiß, was er kann, ohne dabei überheblich zu sein.
Hat er Deep Purple schon jetzt verändert? Klingen mit ihm die alten Hits anders?
Ja, natürlich klingen sie anders. So soll es ja auch sein. Ich erinnere mich noch genau daran, als Ritchie Blackmore uns verließ und wir Steve Morse verpflichteten. Steve fragte: „Was erwartet ihr von mir? Wie soll ich spielen?“ Und wir sagten ihm: „Sei einfach du selbst!“ Damals wie heute suchten wir nicht die Kopie eines Vorgängers. Das wäre ein Riesenfehler gewesen, denn Steve Morse wäre immer mit Ritchie verglichen worden, wenn er Deep Purple nicht seinen eigenen Stempel aufgedrückt hätte. Und so haben wir es auch jetzt wieder gehalten: Wir sagten Simon, dass er einfach er selbst sein soll. Nichts anderes macht er.
Was bringt Simon an Neuem in die Band?
Vor allem neue Energie. Er verändert Altes zu Neuem, macht aus uns alten Säcken etwas jüngere Musiker. Frag einfach die Fans, wie sie die Sache bewerten! Sie werden dir bestätigen, dass Simon großartig ist. Sein Sound ist ein wenig anders als der von Steve Morse. Simon klingt etwas rockiger, direkter. Steve ist einfach ein anderer Typ, ein ebenfalls toller Songschreiber, der viel für uns getan und große Qualität in die Band gebracht hat. Aber bislang kann ich nur sagen: Es fühlt sich mit Simon großartig an, die neuen Songideen sind absolut vielversprechend, es macht einfach riesigen Spaß!
Auffällig ist, dass du seit Jahren das unveränderte Equipment bevorzugst: Bässe von Vigier und Amps von TC Electronic. Interessiert dich neues Gear nicht?
Schwierige Frage, für mich gilt: Jeder hat nun einmal seinen eigenen Sound. Meiner wurde nie bewusst auf Deep Purple geeicht, sondern basiert immer auf dem, was mir am besten gefällt. Die Amps und Boxen von TC Electronic sind einfach super, ich wünschte, ich hätte sie schon viel früher entdeckt. Gleiches gilt auch für die Bässe von Vigier, wobei ich dazusagen muss, dass es bei mir auch Instrumente von Fender, Rickenbacker und Steinberg gibt.
Die Vigier-Bässe spielen sich unglaublich angenehm. Es ist zwar nur eine sehr kleine Firma, aber die Qualität ihrer Produkte ist unfassbar groß. Aber ich stehe auch auf Fender Precision, zumal ich als Musiker mit dem P-Bass angefangen habe zu spielen. Vigier-Bässe besitzen einen ganz ähnlichen Attack, deshalb spiele ich sie so gern auf der Bühne. Im Studio setze ich durchaus auch den Precision ein. Wie du dich aus unseren Gesprächen sicherlich erinnerst, habe ich über viele Jahre nach dem für mich besten Equipment gesucht. Dank Vigier und TC Electronic bin ich vor einigen Jahren fündig geworden.
Bild: Matthias Mineur
Glovers Vigier Excess RG Special Signature in Deep Burgundy
Bild: Matthias Mineur
Glovers zweiter Vigier-Bass in Amber Finish mit phosphoreszierenden Griffbretteinlagen
Bild: Matthias Mineur
Als Ersatz dient ihm ein gemoddeter Rickenbacker
Bild: Matthias Mineur
Vigier Excess Bass in Natural Mint
Sammelst du Bässe?
Als Sammler würde ich mich nicht bezeichnen, aber natürlich sammeln sich im Laufe der Jahre ein paar Exemplare an. Wir haben zwei Rigs, eines für Europa, eines für Amerika. In beiden Rigs gibt es jeweils drei bis vier Bässe.
Und bei dir zuhause? Existiert ein Raum, in dem du deine edelsten und kostbarsten Bässe aufbewahrst?
Es gibt bekanntlich mein kleines Homestudio, in dem die wertvollsten Instrumente lagern. Die kostbarsten davon spiele ich allerdings nur sehr selten. Und da Bässe natürlich auch immer in Koffern gelagert werden, und diese Koffer ziemlich viel Platz wegnehmen, habe ich einige von ihnen in unserem Lager deponiert.
Wie viele Bässe besitzt du insgesamt?
Schwer zu sagen, so zwischen 12 und 15, würde ich tippen.
Klingt recht überschaubar!
Ja, ich weiß, andere Musiker besitzen mehr. (lacht)
Verkaufst du mitunter Instrumente?
Nein. Hin und wieder verschenke ich welche für karitative Zwecke.
Bild: Matthias Mineur
TC Electronic Blacksmith Amps …
Bild: Matthias Mineur
… und die dazugehörenden Boxen
Bild: Matthias Mineur
Morley-A/B-Schalter und TC Electronic Dark Matter Distortion
Hat sich eigentlich dein musikalischer Geschmack im Laufe der vielen Jahre stark verändert?
Oh ja, ganz sicher sogar. Ich habe in meinem Leben viele unterschiedliche Bässe gespielt, von einem Precision auf ‚Deep Purple In Rock‘ über einen Mustang auf ‚Fireball‘ und einen Rickenbacker auf ‚Machine Head‘. Irgendwie war ich jedoch nie ganz zufrieden, ich suchte nach etwas anderem, ohne genau zu wissen wonach. Obwohl auf dem Cover von ‚Machine Head‘ ein Precision zu sehen ist, habe ich ihn auf der Scheibe gar nicht gespielt. Der Fotograf gab mir einfach irgendeinen Bass und knipste mich damit.
Damals spielte ich über ein Marshall-Stack, 100 oder 200 Watt, mit zwei 4x12er-Boxen. Der Marshall verzerrte immer ein wenig, gab mir aber nicht den tiefen, warmen Bass-Sound, der mir vorschwebte. Die Jahre gingen ins Land, und 25 Jahre später arbeiteten wir an den Remixes der Anniversary-Version von ‚Machine Head‘. Zum ersten Mal hörte ich alle damals aufgenommen Spuren getrennt voneinander, also auch die Bass-Spuren. Ich sagte zu meinem Engineer Peter Denenberg: „Damals mochte ich diesen BassSound nicht.“ Er darauf: „Wie bitte? Andere Bassisten würden ihren rechten Arm für diesen sagenhaften Bass-Sound opfern, und du mochtest ihn nicht?“
Ich muss zugeben: Durch diesen Satz von Peter fand ich 25 Jahre nach den Originalaufnahmen meinen Frieden mit dem Sound der Scheibe. Ich hatte den Rickenbacker zwei Wochen vor Studiobeginn gekauft und wusste eigentlich gar nicht, welchen Sound ich damals wollte. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich die ersten 30 Jahre meiner Karriere damit verbracht habe, einen für mich zufriedenstellenden Bass-Sound zu finden.
Hörst du privat eigentlich andere Musik als solche, die du mit Deep Purple machst?
Ja! Privat höre ich so gut wie gar keine Rockmusik. Nein, falsch, kürzlich habe ich mir die Arctic Monkeys angehört. Ansonsten interessieren mich eher afrikanische Musik, Jazz, Reggae und auch Klassik. Gitarristen, die schnell wie der Blitz spielen können, interessieren mich dagegen kaum. Ich sehe mich sowieso eher als Songwriter, weniger als Bassist. Ich mag gute Texte, gute Melodien, mich interessiert das Feeling eines Songs mehr als der spieltechnische Aspekt. Und ich bin in keiner Weise auf Rock limitiert.
Letzte Frage: Was können wir vom kommenden Deep-Purple-Album erwarten? Kannst du schon ein paar Interna preisgeben?
Es gibt derzeit keinen konkreten Plan für das, was wir machen, den gab es bei Deep Purple noch nie! Insofern weiß noch niemand, was am Ende dabei herauskommen wird. Wir arbeiten schon seit vielen Jahren nach immer dem gleichen Prinzip: Zuerst gibt es eine Songwriting-Session, bei der wir Ideen zusammentragen und jammen. Dann folgt eine zweite Songwriting-Session, bei der an den Ergebnissen der ersten Session weiter gefeilt wird und sie um zusätzliche Ideen erweitert werden. Dann nehmen wir zunächst die Basic-Tracks auf, anschließend kümmern Ian Gillan und ich uns um Texte, Melodien und so weiter.
Wie hat es Gillan mal so treffend beschrieben: „Deep Purple sind eigentlich eine Instrumentalband, bei der irgendwie auch der Sänger untergebracht werden muss.“ Neue Produktionen sind für uns immer eine große Herausforderung. Wir nehmen komplett mit allen Bandmitgliedern auf, es gibt so gut wie keine Overdubs. So war es bei uns immer schon. In den 80ern haben wir mal versucht, anders zu arbeiten, aber das hat nicht funktioniert. Irgendwie fühlte es sich falsch an. Deshalb sind wir zu der Methode zurückgekehrt, die wir seit den 70ern verfolgen.
Zurück zu deiner ursprünglichen Frage: Wie das kommende Deep-Purple-Album klingen wird, weiß zurzeit noch niemand. Aktuell existieren nur ein paar mehr oder minder konkrete Ideen. Unser grober Plan sieht vor, vielleicht im Spätsommer mit den Aufnahmen zu beginnen und die Scheibe dann im Herbst fertigzustellen.
Es ist schön zu lesen,daß Deep-Purple bis heute noch immer existieren,zwar in veränderter Besetzung,aber gleichsam innovativ wie zu damaliger Zeit.
Die Meinung des „neuen“ Gitarristen Simon McBride teile ich voll und ganz,denn blitzschnelle Saitenhexer sind schon lange kein Garant mehr für melodisch-harmonische Songs. Schneller,höher und weiter war damals angesagt,heute steht endlich wieder mehr Melodic im Vordergrund.
Ich bin schon seit Beginn der Band (1968) ein großer Fan und habe alle Schallplatten und CD’s, wobei für mich der große Durchbruch mit dem Album “Machine Head” begann. Die vielen Besetzungswechsel haben immer den Sound geprägt. Als ich das letzte Konzert gehört habe (nur Audio) dachte ich schon Ritchie wäre zurück in der Band. Simon McBride spielt genauso dynamisch und exakt wie einst Ritchie und ist mit Sicherheit eine Bereicherung für die Band.
Ich bin zwar schon in einem fortgeschrittenem Alter (68), aber ich höre diese Musik immer noch sehr gerne und freue mich schon auf die nächste CD!
Question: did DP ever use an accoustic guitar on their cover version of
FM “Oh Well”?
Ist`t the intro playes by RG on a bass guitar?
Appreciate your answer!
Es ist schön zu lesen,daß Deep-Purple bis heute noch immer existieren,zwar in veränderter Besetzung,aber gleichsam innovativ wie zu damaliger Zeit.
Die Meinung des „neuen“ Gitarristen Simon McBride teile ich voll und ganz,denn blitzschnelle Saitenhexer sind schon lange kein Garant mehr für melodisch-harmonische Songs. Schneller,höher und weiter war damals angesagt,heute steht endlich wieder mehr Melodic im Vordergrund.
Und das gefällt uns sehr!
Ich bin schon seit Beginn der Band (1968) ein großer Fan und habe alle Schallplatten und CD’s, wobei für mich der große Durchbruch mit dem Album “Machine Head” begann. Die vielen Besetzungswechsel haben immer den Sound geprägt. Als ich das letzte Konzert gehört habe (nur Audio) dachte ich schon Ritchie wäre zurück in der Band. Simon McBride spielt genauso dynamisch und exakt wie einst Ritchie und ist mit Sicherheit eine Bereicherung für die Band.
Ich bin zwar schon in einem fortgeschrittenem Alter (68), aber ich höre diese Musik immer noch sehr gerne und freue mich schon auf die nächste CD!
Question: did DP ever use an accoustic guitar on their cover version of
FM “Oh Well”?
Ist`t the intro playes by RG on a bass guitar?
Appreciate your answer!