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Guitar Basics – Modes: Mixolydisch

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(Bild: Shutterstock Evannovostro)

Mit Mixolydisch begegnet uns die zweite Kirchentonleiter, die in der Rockmusik eine überragende Rolle spielt. Gefühlt jeder zweite AC/DC-Song besteht aus mixolydischen Akkordfolgen, auch The Who, Uriah Heep und viele andere Classic-Rock-Bands bedienten sich des markanten Sounds. Und natürlich wurden unzählige Blues- und R&B-Riffs aus mixolydischem Tonmaterial geschrieben.

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Wie in der letzten Folge leiten wir Mixolydisch aus der C-Durtonleiter in der VII. Lage über zwei Oktaven ab (Beispiel 1). Spielen wir diese ab dem fünften Ton G, erhalten wir G-Mixolydisch. Diese Tonleiter besteht zwar aus den gleichen Tönen wie C-Dur, aber das sogenannte tonale Zentrum, also der ruhende Pol, zu dem alle Akkordfolgen zurückkehren, ist jetzt G.

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(Bild: Gitarre & Bass)

In Beispiel 2 sehen wir die mixolydische Intervallstruktur vom Grundton G aus. 1, 3 und 5 bilden zusammen den Dur-Dreiklang G, Mixolydisch ist also eine Dur-Skala. Die große Terz B (= deutsches H), repräsentiert durch die Ziffer „3“, entscheidet also die Frage nach dem Ton-Geschlecht. Der prägende Ton aber ist die kleine Septim F (b7), die Mixolydisch von einer normalen Durtonleiter unterscheidet. Folgerichtig kann man jede Durtonleiter in Mixolydisch verwandeln, in dem man die große Septime um einen Halbton erniedrigt und diese so in eine kleine Septime verwandelt. Um den Charakter eines Modes zu kennenzulernen, sind die leitereigenen Stufen-Akkorde enorm hilfreich. Beispiel 3 zeigt die Dreiklänge, Beispiel 4 die Vierklänge.

Mit der ausklingenden Leersaite G können wir am Instrument das tonale Zentrum von G-Mixolydisch hörbar machen. Spielt man dann im Wechsel G und die folgenden Töne des Modes wird die Intervallstruktur hörbar (Beispiel 5).

Eine der größten Fallen beim Improvisieren mit Modes ist, immer nur die Tonleiter rauf- und runterzuspielen. Zwar werden in vielen YouTube-Jamtracks die Modes als Griffbrett-Diagramm gezeigt. Ob man sich in einem Mode aber wirklich auskennt, zeigen erst größere Intervalle. Diese muss man separat üben, und erst nach vielen Wiederholungen beginnt man, sie zu hören und ihren Klang mit dem Griffbrett zu verknüpfen.

Diatonische Terzen sind besonders wichtig, weil aus diesen Drei- und Vierklänge gebildet werden. Beispiel 6 zeigt die diatonischen Terzen von G-Mixolydisch in der zweiten Lage. Im Idealfall sollte man diese auf dem ganzen Griffbrett beherrschen. Aber gerade für Einsteiger ist zunächst eine Lage perfekt. Die Übung schult gleichzeitig die Spieltechnik beider Hände und natürlich das Ohr.

In Beispiel 7 sehen wir G-Mixolydisch nur in gestapelten Terzen gespielt. Durch die Schichtung ergibt sich mit 1, 3, 5, b7 zunächst der Basis-Vierklang G7, mit 9 (=2), 11 (= sus4) und 13 (= 6) kommen dann die sogenannten Optionstöne hinzu. So werden Akkorde wie z. B. G9, G13 oder G9sus4 gebildet.

In Beispiel 8 spielen wir die diatonischen Dreiklänge von G-Mixolydisch in wechselnder melodischer Richtung zunächst aufwärts/ abwärts, dann abwärts/aufwärts.

Beispiel 9 zeigt dann die diatonischen Vierklänge aufwärts/abwärts. Ich wiederhole mich hier gerne: sehr gut für Spieltechnik und Gehör. Schon in der letzten Folge habe ich die sogenannten Triad-Pairs vorgestellt. Da haben wir Sequenzen mit dem Dreiklangspaar F-Dur und G-Dur kennengelernt, die über D-Dorisch wunderbar klingen.

Und diese passen auch perfekt zu G-Mixolydisch. In Beispiel 10 findet ihr weitere Sequenzen dieses äußerst vielseitig einsetzbaren Dreiklangspaars.

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(Bild: Gitarre & Bass)

Gehen wir in die Praxis: Beispiel 11 zeigt das von George Harrison gespielte Gitarrenintro zu Ringo Starrs Hit-Single ‚It Don’t Come Easy‘ (1971).

Hier die Akkordfolge: I D I Am I C G I D I. Die Stufen sind neben den Akkordsymbolen eingetragen. Mixolydisch klingt hier gar nicht nach Blues, bekommt vielmehr durch Am eine sehnsüchtig melancholische Note. Exakt die gleiche Akkord-Verbindung verwendet übrigens Eric Clapton in seinem schon 1970 veröffentlichten Hit ‚Let It Rain‘.

1977 landete die US-Band Boston um den Gitarristen, Multiinstrumentalisten und späteren Erfinder der Rockman-Verstärker Tom Scholz mit ‚More Than A Feeling‘ einen Mega-Hit. Beispiel 12 zeigt die zweitaktige Akkordfolge, die Intro und weite Teile der Verses trägt: Prototypischer Mixo-Sound, hymnisch und groß! Also genau richtig für Guns N‘ Roses, deren ‚Sweet Child O’ Mine‘ aus der gleichen Akkordverbindung besteht, nur mit zwei Takten pro Akkord (Beispiel 13).

Das Original wurde allerdings im Eb-Tuning eingespielt.

Wieder die gleiche Akkord-Verbindung, dieses Mal jedoch in A-Mixolydisch hören wir bei ‚Won’t Get Fooled Again‘ von 1971, einem von unzähligen großartigen Songs von The Who aus der Feder des genialen Gitarristen, Komponisten und Sängers Pete Townshend (Beispiel 14).

Zum Abschluss gibt es noch Futter für die Nerds unter euch, denn Beispiel 15 zeigt eine Skalen-Studie in G-Mixolydisch, deren viertaktige Sequenz nur aus arpeggierten Vierklängen und fallenden diatonischen Terzen besteht. Die Sequenz beginnt mit dem Grundton G, wird dann zweimal um eine Quint nach oben transponiert.

Im Playback beginnt die Sequenz beim zweiten Mal schon auf Zählzeit 4+ und klingt plötzlich ganz anders. Die mixolydische Akkordfolge im Playback ist:

| G13 | G13 | Dm11 | FMaj7 |

Viel Spaß mit dem mixolydischen Sound!


(erschienen in Gitarre & Bass 06/2023)

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