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Hot Rod Mod: TC Electronic G-Major Reparatur

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(Bild: TC Electronic)

Das TC Electronic G-Major begleitet mich schon seit fast 20 Jahren. Ich hatte es Anfang der 2000er zusammen mit einem Engl Rackhead 860 mit meiner damaligen Coverband auf der Bühne, weil es nicht nur alle notwendigen Sounds in – zum großen Teil – guter Qualität abdecken konnte, sondern auch weil es mit den Schaltbuchsen die Kanäle des Engl-Verstärkers steuern konnte. Midi-fähig war es auch, und sogar ein Stimmgerät war mit dabei.

Durch die gemeinsamen Jahre ist mir das G-Major schon etwas ans Herz gewachsen. Auch wenn es seit mindestens zehn Jahren wieder von einzelnen Pedalen verdrängt wurde und mehr oder weniger unbeachtet in der Proberaumecke liegt. Ich habe es nie übers Herz gebracht, mich von ihm zu trennen. Umso größer war mein Schock als ich mal wieder den Engl anschloss und vergeblich darauf wartete, dass auch das G-Major angeht. Nichts da!

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Der Bildschirm bleibt unbeweglich und verharrt in seinen rudimentären farbigen Blöcken. Als ich an allen Rädern drehe und allen Tasten durchdrücke ändert sich das Displaybild ein wenig und einzelne Bereich sind nun erkennbar. Aber funktionieren tut es immer noch nicht. Das deutet darauf hin, dass nicht das Display defekt ist, sondern der Fehler wohl tiefgründiger ist. Das Effektgerät fährt erst gar nicht hoch. Auch längeres Warten und mehrfaches Ein- und Ausschalten ändert nichts an der Arbeitsunwilligkeit des TCs.

Was nun? Totalschaden – Einschicken zum Hersteller? Bei einem Gerät, das auf dem Gebrauchtmarkt schon für unter 100 Euro zu haben ist, wohl kaum rentabel. Ab auf den Wertstoffhof? Nein, nicht so schnell – und zumindest nicht, ohne erst mal einen Blick hineingeworfen zu haben.

FEHLERSUCHE

Das Aufschrauben ist schon gar nicht so ohne. Neben einem passenden Kreuzschlitzschraubendreher sind auch zwei verschieden große Torxdreher notwendig. Gut, dass ich dafür ein umfangreiches Bit-Sortiment zur Verfügung habe. Die Schrauben sitzen nämlich ziemlich fest und ganz schnell hat man die empfindlichen kleinen Köpfe mit dem unpassenden Werkzeug rund gedreht.

Nach dem Öffnen des Gehäuses stehen zwei Platinen für die erste Sichtprüfung bereit. (Bild: Marc-Oliver Richter)

Nach dem Öffnen des Gehäuses kann man sich kurz am Anblick der sauber verarbeiteten und mit konventionellen Bauteilen bestückten Platinen erfreuen. Das weckt doch schon mal die Hoffnung, dass hier ggf. etwas repariert werden kann. Bei modernen Effekten mit SMD-Technik ist diese Hoffnung nämlich für Hobby-Bastler schon aufgrund der winzigen Bauteile deutlich geringer. Der erste Blick geht natürlich zu den Kabelverbindungen. Ist hier alles fest und hat Kontakt? Ja, beim TC sind die Kabel verlötet und leiten wie sie sollen.

Der nächste Blick geht zu den einzelnen Bauteilen. Stecken die ICs fest in den Sockeln, sind irgendwo verschmorte Bauteile erkennbar oder gibt es einen Säureschaden durch eine ausgelaufene Batterie? Nein, auch alles gut. Aber auf der Platine, die für die Stromversorgung zuständig ist, entdecke ich einen Elektrolytkondensator, der etwas aufgebläht ist. Bei der größten, der dort im Rudel vorkommenden schwarzen Tonnen, wölbt sich der Deckel etwas nach oben. Das ist nicht normal, sondern ein deutliches Indiz, dass der Kondensator defekt ist.

Der defekte Elko enttarnt sich durch sein aufgeblähtes Köpfchen. (Bild: Marc-Oliver Richter)

KLEINER FEHLER – GROSSE WIRKUNG

Ein defekter Elko ist angesichts des Alters des G-Majors auch gar nicht ungewöhnlich. Elkos sind mit die anfälligsten Elektronikbauteile und ein Blick auf die Elkos rentiert sich bei älteren Geräten immer. Das hängt vor allem damit zusammen, dass Elkos Flüssigkeit enthalten. Der flüssige Elektrolyt als Ionenleiter verursacht einen großen Teil der ohmschen Verluste im Elko. Da dies mit einer starken Wärme- und Gasentwicklung einhergeht unterliegen Elkos einem deutlich höheren Verschleiß als andere elektronische Bauteile.

Der flüssige Elektrolyt ist den Einflüssen der Temperatur stärker ausgesetzt als ein fester Elektrolyt und kann durch Austrocknen verdunsten und/oder sich durch die Gasentwicklung aufblähen. Dadurch altern Elkos und verändern im Laufe der Zeit ihre Kennwerte. Der aufgeblähte Elko im G-Major ist mit seinem Schicksal also ein durchaus typischer Vertreter seiner Zunft. Die Tatsache, dass der Elko auf der Platine für die Stromversorgung sitzt, gibt Hoffnung, dass das defekte Bauteil auch für den Fehler des TCs verantwortlich ist. Denn wenn die Spannungsversorgung nicht passt, wird das Gerät auch gar nicht erst hochfahren.

Also dann los – versuchen wir unser Glück. Die Platine ist nach Lösen von sechs Torx-Schrauben schnell demontiert, sodass der Elko von der Rückseite her recht problemlos ausgelötet werden kann. Vorher sollte man sich die Einbaurichtung merken, denn Elkos arbeiten nur in einer Richtung. Die Minusseite von Elkos ist in der Regel mit einem weißen Streifen markiert. Bei neuen Elkos gibt das längere Bein die Plus-Seite und das kürzere Bein die Minus-Seite an.

Das Auslöten ist schnell erledigt. (Bild: Marc-Oliver Richter)

Nach dem Auslöten zeigt sich, dass auch auf der beschrifteten Platine die Einbaurichtung vermerkt ist – gut so. Auch der Wert des Elkos ist nach dem Ausbauen dann erkennbar: 1000 uF und 6,3 Volt soll er leisten. In meiner Schublade finde ich tatsächlich auch noch einen so großen Wert, obwohl 1000 uF bei Pedalen eher ungewöhnlich ist. Mein Exemplar verträgt sogar 25 Volt – also kein Problem, da dies die geforderten 6,3 Volt deutlich übersteigt, besteht keine Gefahr, dass der neue Elko in der G-Major-Schaltung überlastet wird.

Nach dem Auslöten sieht man den Wert des Elkos: 1000 uF und 6,3 Volt. (Bild: Marc-Oliver Richter)

Der Einbau ist genauso schnell erledigt wie der Ausbau und der erste Einschaltversuch beweist, dass der defekte Elko tatsächlich für den vermeintlichen Totalschaden verantwortlich war. Welch ein schönes Erfolgserlebnis, mit einem 30-Cent-Artikel das G-Major vor dem Wertstoffhof bewahrt zu haben.

(erschienen in Gitarre & Bass 04/2023)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Glückwunsch, schöne Geschichte!!

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