Test: Maybach Teleman T61 Caddy Blue Aged & VegaTrem VT2
von Michael Dommers, Artikel aus dem Archiv
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(Bild: Dieter Stork)
Inzwischen erfreuen sich Maybach-Gitarren und -Bässe, eine Marke der deutschen Firma iMusicnetwork, nicht nur europaweit steigender Beliebtheit, es gibt sogar Händler in Incheon/Südkorea, Guangzhou/China, Tel Aviv/Israel und Saint Paul/Mauritius. Handgebaut in Tschechien bieten die Instrumente Vintage-Feel und -Klang zum fairen Preis.
Die Maybach Teleman T61 wurde mit dem revolutionären VT2 Teletrem Vibrato der spanischen Firma Vega-Trem nachgerüstet, welches ebenfalls zum Portfolio von iMusicnetwork zählt.
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ZUTATEN
Wie die Modellbezeichnung der Teleman erkennen lässt, haben wir es mit dem Typ 1961er Tele zu tun, der sich weitestgehend am Original orientiert, jedoch in zahlreichen Details optimiert wurde. Für den Body, dessen Formgebung 1:1 vom Original übernommen wurde, verwendet Maybach nicht die traditionelle Erle, sondern Sugar Pine (Zucker-Kiefer), die überwiegend im Westen Nordamerikas wächst und die größte aller Kiefernarten ist.
Bei Maybach-Instrumenten werden das E-Fach und, wo erforderlich, auch die Unterseite des Pickguards sorgfältig mit Kupferfolie abgeschirmt und beides mit der Instrumentenerdung verbunden. Vorbildlich! Innen treffen wir auf hochwertige Komponenten wie CTS-Potis, CRL-Schalter und einen in die Zarge eingelassenen dreifach verschraubten Göldo-Buchsentopf, der die zuverlässig packende Switchcraft-Klinkenbuchse trägt.
(Bild: Dieter Stork)
Das Palisandergriffbrett bietet 21 perfekt bearbeiteten Wagner-9662-Medium-Jumbo-Bünden Platz. Um den Halsstab mit stirnseitigem Inbuskopf zu justieren, hilft nach Entfernen des Pickguards ein einseitig verkürzter Inbusschlüssel oder die (aufwendigere) Demontage des Halses. Letzteres bringt eine extrem präzise und stramm gefräste Aufnahme an den Tag, die dem Hals keinerlei Spiel lässt und mitsamt des Konterblechs und den vier Holzschrauben nicht nur eine stabile Verbindung, sondern auch beste Schwingungsübertragung garantiert.
Hinter dem optimal abgerichteten Knochensattel erreichen die Saiten die smooth und präzise arbeitenden vintage-style Gotoh SDS510 Tuner. Ein Stringtree drückt das E1/H2-Saitenpaar in die Sattelkerben.
Als Steg und Saitenhalterung kommt bei unserer Teleman T61 das besagte Vega-Trem VT2 Teletrem zum Einsatz. Mehr dazu im separaten Kasten. Serienmäßig verwendet Maybach Amber-Pickups, hier zwei Twangtone-50-Singlecoils in traditioneller Tele-Paarung. Beim Stegeinspuler wurden die AlNiCo-5-Magnete unter den G- und D-Saiten zur Verbesserung der Balance leicht erhöht. Das Niveau des Hals-Pickups lässt sich nach Entfernen des Pickguards justieren. Verwaltet werden die Twangtone 50s klassisch per Master-Volume, Master-Tone und Dreiwegschalter.
DICKER HALS & SCHLANKE BÜNDE
Ergonomie, Haptik und Balance eines Tele-Modells zu beschreiben, käme Eulen nach Athen zu tragen gleich. Die hochglänzend polierten Nitro-Finishes von Body und Halsrücken – das „aged“ in der Modellbezeichnung bezieht sich primär auf einzelne Lackrisse im Korpus – besitzen angenehmen Grip, und bis auf die leicht gerundeten Korpuskanten spielt Ergonomie bei diesem Gitarrentyp bekanntermaßen eher eine untergeordnete Rolle. Der für eine 61er Tele recht fette aber dennoch nicht Baseballschläger-formatige Hals füllt meine Hand perfekt aus und lässt sich daher komfortabel spielen. Die schlanken Bünde sind nur einen knappen Millimeter hoch, und kommen daher meinen Vorlieben sehr entgegen.
Schon beim ersten Saitenanschlag fallen die Schwingfreude der gesamten Konstruktion, das enorme Sustain und das kraftvolle, ausgewogene und lautstarke Klangbild der Maybach T61 Teleman auf: Drahtig straffe Bässe, prägnante Mitten, knackig klare Höhen und ein reichhaltiges, breites Obertonspektrum. Spontane, präzise Ansprache und blitzschnelle, lebendige Tonentfaltung sorgen für beste Dynamik und unterstützen ausdrucksstarkes, nuanciertes Spiel.
Der Hals-Pickup des Amber-Twangtone-50-Sets liefert einen kraftvoll voluminösen, von runden Bässen, schmatzenden Mitten und Brillanz geprägten, bluesig singenden Ton, der klare, luftige Akkorde mit präziser Saitentrennung und hohem Durchsetzungsvermögen bietet und auch im Overdrive-Betrieb lebendige Tranzparenz und gesunde Dynamik zeigt.
Erwartungsgemäß meistert der Stegeinspuler den namengebenden Twang mit Bravour, nämlich mit fetten, knackig drahtigen Bässen, perkussiven Mitten und bissigen, glasklaren Höhen. Letztere besitzen jedoch keineswegs übermäßige, nervige, sondern geschmackvoll abgestimmte Schärfe. Der Pickup kann aber nicht nur Country, Rockabilly und Rock’n’Roll. So rockt er per Overdrive-Pedal oder am heftig zerrenden Amp, was das Zeug hält, ohne allzu viel von seiner exzellenten Dynamik auf der Strecke zu lassen.
Zudem unterdrückt er im Kombieinsatz dank entgegengesetzter Wicklungen und Polarität Brummgeräusche, bei dem beide Twangtone-Pickups ein perfekt ausgewogenes Set bilden, das sowohl wunderbare, glockig transparente Clean- als auch erdige Crunch- und singende Leadsounds bereithält.
So einen Vibrato-Hebel hätte ich gern für mein VS100 😉