Anders als erwartet

Mythos & Twang: Fender Gold Foil Telecaster EB CAB im Test

Anzeige
(Bild: Dieter Stork)

Mythen und Legenden ranken sich um einen mittlerweile gar nicht mehr so obskuren Tonabnehmer aus der Urzeit der elektrischen Gitarre: den Gold-Foil-Pickup. Nun bringt Fender erstmalig Klassiker ihres Katalogs mit dem Twang-Geheimtipp an Bord auf den Markt.

Über den Ursprung des „Gold Foil“-Pickups gibt es keinen Konsens (siehe Infokasten), allerdings trendet der Tonabnehmer seit einigen Jahren in Gitarristen-Kreisen; nicht nur wegen Ry Cooder, der bekanntlich seine Strats mit Gold Foils modifizieren ließ, sondern auch wegen der Rennaissance obskurer Gitarren von Teisco, Harmony oder Silvertone in den Händen von Indierockern wie Dan Auerbach oder Jack White. Auch der versierte Bluesrocker Joey Landreth wurde mit einer Strat gesehen, in deren Pickguard zwei Gold Foils steckten.

Anzeige

Der Gold Foil grenzt sich mit einem sehr spezifischen Sound von normalen Singlecoils, Humbuckern, Filtertrons oder P90s ab – und ob und wie das auf die hier vorliegende Fender Gold Foil Telecaster zutrifft, werden wir uns nun näher anschauen. Die Tele ist dabei Teil einer „limitierten“, im Mexiko-Werk hergestellten Serie. Eine Jazzmaster und ein Jazz Bass stehen ihr zur Seite, eine Stratocaster seltsamerweise nicht.

ANDERS ALS ERWARTET

Rutschen wir mal von oben nach unten an dem an sich wohlbekannten, nun schon mehr als 70 Jahre alten Design entlang: Die Vorderseite der Kopfplatte hat Fender „matching“ zum Finish des Korpus lackiert, darauf prangt golden das Logo mit Modellbezeichnung; ein einzelner String Tree sorgt für ausbalancierten Saitendruck im Sattel bei H- und E-Saite. Bei den Mechaniken handelt es sich um Vintage-Kluson-Style-Typen, die jedoch weiße Knöpfe haben. Angenehmerweise befindet sich der Zugang zum Spannstab des Halses hier an der Kopfplatte.

(Bild: Dieter Stork)

Weiter führen die Saiten über einen Sattel aus synthetischem Knochen, dann über ein Griffbrett aus Ebenholz (!) mit 21 Bünden zum Body. Fender bezeichnet die Bünde als „Medium Jumbo“, ich finde sie eher schmal, aber keinesfalls handelt es sich um Vintage-„Spaghetti“-Drähte. Mit einem Radius von 12″ hat Fender der Gold Foil Telecaster auch ein – für die Firma – ungewöhnlich flaches Profil verpasst. Moderne Spieler wird es freuen, Vintage-Aficionados vielleicht nicht so sehr. Die Rückseite des schlanken Ahornhalses mit „60s C“-Profil wurde mit einem Polyurethan-Finish seidenmatt lackiert, sehr schmeichlerisch für die Hand.

Weiter geht es zum Korpus aus – Mahagoni! Man merkt: Was nach Tele aussieht, weicht in den Spezifikationen doch deutlich vom Ur-Rezept ab, und viele Details sind für Fender recht modernisiert. Das Testmodell wurde makellos in der Farbe „Candy Apple Burst“ lackiert, eine Art „metallisch glitzerndes Rot mit schwarzem Rand“. Alternativ kann man das gute Stück auch in einem gedeckteren „White Blonde“ erwerben.

Den Abschluss bildet eine gekürzte Ashtray-Bridge mit drei Messingreitern. Zwischen dieser und dem Hals sitzen die Herzstücke: die beiden Gold Foils. Es handelt sich dabei nicht, wie in den 1950er-Jahren von DeArmond und Teisco, um Singlecoils, sondern um Mini-Humbucker mit einem durchaus starken Output – von der legendären „Schwäche“ alter Gold Foils kann hier also keine Rede sein. Werden sie aber dem Mythos gerecht – und twangen sie amtlich?

GLASIGES SCHMATZEN, GRUNZEN, KNURREN

Mit 3,8 kg handelt es sich bei der Gold Foil Telecaster nicht gerade um ein besonders leichtes Exemplar ihrer Gattung, zum Chiropraktiker muss man aber auch nach einem langen Gig nicht. Hier macht sich der Mahagoni-Korpus wohl bemerkbar. Trocken angespielt erfreut mich der mattierte Hals mit sanft verrundeten Bundkanten. Mir persönlich sagen auch das flache Griffbrett und die Medium-Jumbo-Bünde sehr zu – das ist sicherlich Geschmackssache, der eine oder andere Tele-Apostel wird vielleicht „Sakrileg!“ rufen. Man bekommt hier nicht „klassische Tele-Rezeptur, nur mit Gold Foils“. In der Tele-Gruppe auf Facebook wird man ja fast rausgeworfen, wenn man äußert, dass man sich mit der Bespielbarkeit einer Vintage-Tele schwertut – meine an moderne, flache Griffbretter gewöhnten Griffel fühlen sich mit der Gold Foil halt sofort wohl. Da muss man nicht kämpfen, da sterben keine Töne beim Bending bei niedrigerer Saitenlage ab.

Vielleicht höre ich die Flöhe husten, aber ich meine, bereits beim trockenen Anspielen auch den Mahagoni-Korpus im Klangbild ausmachen zu können – da ist eine silbrige, kehlige Note im Klang, die ich von einer gut eingestellten Les Paul Special mit frischen Saiten kenne. Dazu liefert die Bridge-Konstruktion der Gold Foil den Tele-typischen „Knack“.

Nun mal ran an den Amp. Beim ersten Antesten wusste ich noch nicht, dass es sich bei den hier verbauten Gold Foils um Mini-Humbucker handelt – weshalb ich sehr verdutzt war ob des Mangels an Nebengeräuschen und Mikrofonie. Das alles wird hier nämlich nicht geboten, dafür aber ein sehr klarer, charakterstarker Klang, der durchaus Alleinstellungsmerkmale hat. Der Bridge-PU twangt herrlich aus den Boxen und liefert den „Schmatz“-Sound, den man von Gold Foils liebt. Ihm fehlt die Schärfe, wie man sie vom normalen Singlecoil in der Bridge einer Tele kennt, aber er twangt deshalb nicht weniger – gefälliger, lieblicher, nicht so aggressiv.

Das erweist sich im Zerrbetrieb als vorteilhaft, wo er bei weitem nicht so giftig agiert und sich Nebengeräusche erfreulich in Grenzen halten. Country, Roots-Rock, Americana, Rock’n’Roll, quasi alles, was grunzt und knurrt, ist hier toll machbar. Natürlich sind die Bässe nicht so stark wie bei einem Humbucker, aber das ist auch nicht gewollt und kann am Amp nachgeregelt werden.

Geschichte der Gold Foils und Resümee auf Seite 2

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.