Hallo und willkommen zu Instant Shredding! In dieser Ausgabe werden wir uns mit dem Stil von Eric Gales befassen. Schon in jungen Jahren war er professionell unterwegs und begeisterte viele mit seinem Gitarrenspiel. Unter anderem lobte Carlos Santana ihn als außergewöhnliches Talent. Gales hat 19 Soloalben veröffentlicht und ist auf vielen verschiedenen Alben als Gastmusiker zu hören.
Sein Leben war jedoch nicht immer einfach, und durch seinen Drogenmissbrauch geriet er auch mit dem Gesetz in Konflikt und musste für einige Zeit eine Haftstrafe absitzen. Dies hat jedoch zu einem positiven Wandel in seinem Leben geführt, und mit seinem letzten Album ‚Crown‘ hat er unter Beweis gestellt, was für ein fantastischer Musiker er ist.
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Gales spielt – obwohl er eigentlich Rechtshänder ist – eine normale Rechtshänder-Gitarre umgedreht, also mit den Bass-Saiten nach unten, was dadurch zustande gekommen ist, dass sein linkshändiger Bruder ihm so das Gitarrespielen beigebracht hat und Eric diese unkonventionelle Technik nie hinterfragt hat. Diese Spielweise beeinflusst sicherlich auch seinen Sound sowie sein musikalisches Denken und Spiel. Sein Stil ist geprägt von Gitarristen wie Jimi Hendrix, Albert King und B.B. King, aber ich höre auch andere Einflüsse wie Stevie Ray Vaughan und Albert Collins.
Seine Technik ist hervorragend, und sein Rhythmus- und „Pocket“-Gefühl ist einfach nur großartig. Er verfügt über ein großes Repertoire an Licks und Ideen, die meistens auf der Pentatonik basieren, aber er arbeitet auch Arpeggios und andere Skalen, wie zum Beispiel die Harmonisch-Moll-Tonleiter, in seine Phrasierungen ein. Technisch gesehen vermischt er verschiedene Gruppen von Notensequenzen in seinen Läufen, z. B. 6er- und 5er- oder 5er- und 4er-Notengruppen usw. Allerdings sind diese Gruppen so angeordnet, dass sie technisch praktisch von den Fingerbewegungen und Lagenwechseln sind, was seinen Ideen einen frischen Klang verleiht. Bist du bereit für ein Solo? Dann lass uns loslegen!
Das Solo beginnt mit einem typischen, melodischen Blues-Riff und geht dann in das eigentliche Solo über. Im fünften Takt spiele ich eine Pentatonik-Sequenz in 6er- und 5er-Notengruppen, die dann in einen String-Bend übergeht. Die Takte 6 und 7 enthalten einfache und typische Blues-Licks mit einem Hauch von Eric Gales. Im achten Takt spiele ich eine interessante Pentatonik-Sequenz, die eine Blue-Note enthält. In den Takten 9 und 10 findest du wiederum ein typisches Blues-Lick im Stil von Albert King, B.B. King und anderen.
In den Takten 11 und 12 spiele ich eine lange Pentatonik-Phrasierung, die aus verschiedenen Notengruppierungen besteht. Hierbei verwende ich die Noten, die mit den offenen Saiten gespielt werden, als Mittel zum Lagenwechsel. Die nächsten zwei Takte enthalten wiederum typische Phrasierungen und umspielen den A-Moll-Akkord.
Die Phrasierungen in den Takten 15 und 16 basieren auf Akkordverzierungen im Stil von Jimi Hendrix und sind auch typisch für Eric Gales. Oft spielt er auch arpeggierte Akkordideen von der Terz des Begleitakkordes aus. In diesem Fall ist das Lick ein arpeggiertes Gadd9-Motiv, das über einen Em7-Akkord gespielt wird. Takt 17 ist die Vorbereitung für die letzten drei Takte, die es in sich haben: Takt 18 besteht aus einem A-Moll-Pentatonik-Lauf, allerdings tausche ich das C (b3) gegen das H (2) auf der hohen e-Saite aus. Eric Gales benutzt nämlich meistens die Moll- Pentatonik mit None.
In Takt 19 und 20 spiele ich erneut eine Pentatonik-Idee – diesmal über einen B7 Akkord – und füge dabei auch Noten der Phrygisch-Dominant-Skala ein. Allerdings ändere ich das d nicht zu einem d#, um mehr in Blues-Gefilden zu bleiben – dieses Stilmittel findet man besonders in den schnelleren Läufen von Eric. Das Solo endet schließlich mit einem einfachen B7-Arpeggio.
Übe die verschiedenen Licks und Elemente des Solos langsam und versuche, sie als Inspiration für deine eigenen Licks einzusetzen. Für den gleichen Zweck habe ich noch drei weitere Licks im Stil von Eric Gales für dich vorbereitet.
Beispiel 1 zeigt ein an die E-Moll-Pentatonik angelehntes Lick mit dem typischen Eric-Gales-Sound. Hier wird allerdings die kleine Terz durch die große Sekunde ersetzt – also f# statt g.
Beispiel 2 ist ein Zwei-Saiten-E-Moll-Pentatonik-Lauf, der ebenfalls sehr oft von Eric Gales gespielt wird. Auch hier werden wieder Noten von anderen Skalen „ausgeliehen“.
In Beispiel 3 zeige ich dir eine aufsteigende Pentatonik-Idee, die dir verschiedene Notengruppierungen und Lagenpositionen zeigt, die Eric häufig einsetzt.
Im Video zu diesem Workshop zeige ich dir das gesamte Solo und zerlege es im Anschluss in seine verschiedenen Einzelteile. Außerdem gibt es noch ein paar weitere Licks im Stil von Eric und weitere Details zu seinem Stil. Zu diesem Workshop gibt es natürlich auch einen Backing Track. Ich bin immer für Fragen und Anregungen dankbar; mehr Info gibt‘s bei www.germanschauss.com. Bis zum nächsten Mal und viel Spaß beim Shredden!!
(Die Noten können durch Anklicken vergrößert werden!)