Über seinen Werdegang und das Gojira Drive

KHDK-Mastermind David Karon im Interview

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David Karon mit dem neuen Gojira Drive (Bild: Rebellius)

Das KHDK Gojira Drive entstand in Zusammenarbeit mit Joe Duplantier, dem Gitarristen der zweimal Grammy-nominierten französischen Metal-Band Gojira. Darüber, aber natürlich auch über KHDK Electronics selbst, haben wir mit David Karon gesprochen.

INTERVIEW

David, zunächst einmal: Was sollten wir über deine bisherige Vita wissen?

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Nun, ich arbeite seit mehr als 25 Jahren im Instrumentengeschäft, habe unter anderem mit Dimebag Darrell von Pantera, Scott Ian von Anthrax und Paul Stanley von Kiss für Washburn beziehungsweise Randall Gitarren und Amps entwickelt. Aufgrund der Anregung von Dimebag habe ich mich 2012 selbstständig gemacht und KHDK ins Leben gerufen. Seit etwa acht Jahren bin ich mit unseren Effektpedalen am Markt. Wir haben eine eigene Produktionslinie veröffentlicht, entwickeln zugleich aber auch spezielle Pedale mit besonderen Künstlern, mit denen es Spaß macht zu arbeiten und die für uns riesige Inspirationsquellen sind.

Darf ich dich nach deiner Ausbildung fragen?

Ja, natürlich. Ich habe Musik an der Universität in Chicago studiert und bin Schlagzeuger. Für mich war ein guter Gitarrensound immer schon sehr wichtig, denn er musste sich früher gegen das durchsetzen, was ich an den Drums spielte. Schon damals habe ich an den Amps meiner Gitarristen herumgeschraubt und dadurch begonnen, selbst Gitarre zu spielen. Mich interessiert aus Sicht eines Schlagzeugers, wie ein guter Gitarrenton entsteht, wie man Sounds verbessern kann. Zwischenzeitlich habe ich auch für Plattenfirmen gearbeitet, u.a. für RCA und Arista Records, musste dort aber feststellen, dass der Job nichts für mich ist. Zu viel Business, zu wenig künstlerische Arbeit. Mein Ziel war von Anfang an, durch meine Produkte andere Musiker zu einem Riff oder einem Song zu inspirieren. Ich möchte neue Kreativität auslösen, ein Aspekt, der mir bei Plattenfirmen fehlte. Deshalb habe ich eine eigene Company gegründet.

Gab es für KHDK von Beginn an ein festes Konzept?

Ja, es lautete: Wir entwickeln ausschließlich Effektpedale! Meine Idee war, gemeinsam mit meiner Familie die Welt zu bereisen und mich von anderen Kulturen und anderen Gegebenheiten inspirieren zu lassen. Mit einer Firma für Amps oder Gitarren wäre dies schwierig geworden. Mit kleinen Stompboxes dagegen ist so etwas möglich. Derzeit haben wir je einen Shop in Amerika und in Europa. Beide können wir problemlos beliefern und betreuen.

Dein erstes eigenes Pedal war das so genannte „No.1“, richtig?

Das stimmt. Es hat eine von uns selbst entwickelte Technik, ist aber sehr minimalistisch gehalten, weil ich die Reduktion aufs Wesentliche mag. Es sollte einfach einen perfekten Overdrive-Sound liefern, egal ob über einen cleanen oder einen verzerrten Amp. Danach folgten der Ghoul Screamer, die Scuzz Box und der Dark Blood. Aktuell konzentrieren wir uns auf limitierte Artist-Editions.

Hast du noch Mitarbeiter, Techniker, Entwickler, Ingenieure?

Seit Firmengründung arbeite ich mit unserem Hauptingenieur Antonin Salva zusammen. Wir beide plus die jeweiligen Künstler entwickeln unsere neuen Produkte. Hinzu kommen Produktionsingenieure, Designer und so weiter.

Freelancer oder Festangestellte?

Eine Mischung aus beidem.

(Bild: Dieter Stork)

Sprechen wir über dein neues Pedal, das du mit Joe Duplantier von Gojira entwickelt hast.

Mit Joe arbeite ich schon seit der Firmengründung zusammen, er gehört zur Familie. Joe hat alle unsere Pedale gespielt, den No.1, den Ghoul Screamer, die Scuzz Box. Irgendwann entstand die Idee, etwas völlig Neues, Einzigartiges zu entwickeln, das sich von den unzähligen anderen Overdrive-Pedalen am Markt signifikant unterscheidet. Ich glaube, dass uns dies gelungen ist.

Inwiefern?

Das Gojira Drive ist in der EQ-Sektion extrem vielseitig, manchen Leuten möglicherweise sogar zu vielschichtig. Aber uns gefällt es, weil es zusätzliche Kreativität freisetzen kann. Das Teil hat einen höheren Bass-Anteil, sodass es auch für Bassisten interessant sein könnte. Kleine Anekdote: Wir haben uns mit dem Korn-Gitarristen Munky getroffen, der auf der Suche nach etwas Ungewöhnlichem war. Er war sofort vom Gojira Drive begeistert und spielt ihn seither.

War es schwierig, eure Visionen für ein solches Pedal technisch umzusetzen?

Oh ja, ziemlich. Es dauerte ein volles Jahr! Es gab drei oder vier Prototypen, bis wir wirklich zufrieden waren. Joe war in alle Entwicklungsschritte involviert, er saß zuhause in seinem Studio und konnte das Pedal über unterschiedliche Amps testen.

Gibt es bestimmte Amps, die du im Zusammenhang mit dem Gojira Drive besonders empfehlen kannst?

Joe spielt bekanntlich EVH-Verstärker. Der Gojira Drive ist dementsprechend für High-Gain-Amps konzipiert. Aber Joe hat ihn zuhause beispielsweise auch über einen Fender Deluxe getestet, mit einem cleanen Sound, um den Röhren einen zusätzlichen Schub zu verpassen. Es gibt Kunden, die uns schreiben, dass dieses Pedal mit ihrem Mesa/Boogie Rectifier Dinge macht, die kein anderes Pedal schafft. Es ist immer abhängig vom jeweiligen Gitarristen, aber das Gojira Drive wurde definitiv um einen 5150 herum entwickelt.

Musstet ihr den Namen des Pedals von Joes Band oder deren Management genehmigen lassen?

Joe hat den Namen selbst vorgeschlagen. Seinem Wunsch sind wir natürlich gerne gefolgt. Das Gojira-Management ist auch für andere Künstler zuständig, mit denen wir zusammenarbeiten, wie etwa Brent Hinds von Mastodon. Insofern war alles ganz einfach. Außerdem: Wir sind nur eine kleine Pedal-Company, wir werden die Namen unserer Künstler garantiert nicht ausbeuten.

Von wem stammt die Idee des Designs?

Daniel Kurz ist einer unserer Hauptdesigner und ein riesiger Gojira-Fan. Er wollte etwas kreieren, das auch anderen Gojira-Fans gefällt und wofür die Band selbst steht, also etwas zum Thema Umwelt, zum Thema Erde und was zurzeit auf diesem Planeten geschieht. Joe achtet sehr auf die Umwelt, das soll das Design widerspiegeln.

Gefertigt wird das Gojira Drive in Prag, wie man an der Aufschrift erkennen kann.

In Prag ist unser Custom Shop. Dort werden alle unsere limitierten Pedale gefertigt. Wir haben auch eine Fabrik in Kentucky, wo die Standard-Pedale gebaut werden. Aber die Custom-Geräte stammen aus Prag, damit ich gegebenenfalls jedes einzelne persönlich testen kann.

Du lebst auch selbst in Prag?

Ja, seit zwölf Jahren.

Auf wie viele Exemplare ist das Gojira Drive limitiert?

Es gab eine auf 333 Exemplare begrenzte schwarze Edition für Sammler, die 249,99 Dollar gekostet hat, eigenhändig von Joe unterschrieben und nach weniger als fünf Stunden ausverkauft war. Die aktuelle blaue Ausgabe zum gleichen Preis wird exklusiv über Sound Service vertrieben, die uns seit langem stark unterstützen.

David Karon und Stefan Kühn von Sound Service (Bild: Rebellius)

Wird es irgendwann auch einen Gojira Drive 2 oder Gojira Drive 3 geben, also eine Weiterentwicklung, so wie ihr es bei anderen Pedalen bereits gemacht habt?

Tatsächlich machen wir so etwas mitunter, wie man anhand des Unicorn Blood I und Unicorn Blood II sehen kann. Auch das Gary-Holt-Pedal Paranormal gibt es in zwei Versionen, ebenso die Stompbox, die wir mir Scott Ian gemacht haben. Wir sind dafür bekannt, dass wir so etwas gelegentlich machen, haben es aber nicht für jedes Pedal geplant. Es hängt immer vom Künstler ab und ob er so etwas wünscht. Mitunter kommen nach einer Show Fans zu Joe und sagen: „Ich habe von diesem Pedal keines mehr bekommen, weil es ausverkauft ist.“ Insofern kann es sein, dass wir irgendwann über eine zweite Generation nachdenken. Dann aber garantiert nicht nur über ein neues Design bei gleicher Technik, sondern über ein technisch von Grund auf modifiziertes Modell.

Woran arbeitest du derzeit? Was ist geplant?

Es gibt eine Reihe spannender Projekte, die gerade entstehen. Vor drei Jahren haben wir mit Doyle von den Misfits den Annihilator-Octaver veröffentlicht und letztes Jahr an Halloween den Annihilator II nachgeschoben. Das erste Gerät hatte einen internen Loop für weitere Pedale, bei der zweiten Version wurde der gegen einen Tone-Knob für die Octaver-Funktion ausgetauscht. Mit dem Tone-Knob kann man den Sound etwas harscher oder auch weniger harsch machen, je nach Geschmack. Auch die Boost-Schaltung wurde leicht verändert.

Aus dem KHDK-Programm: Standard-Serie plus Dark Matter Coffee (Bild: Rebellius)

Darüber hinaus gibt es ein neues Pedal mit dem österreichischen YouTuber Bernth Brodträger, das sich Shred nennt. Bernth ist der schnellste Gitarrist, den ich kenne, er gehört zum Comedy-Duo Seiler und Speer. Als wir die Firma gründeten, bekam ich von ihm eine E-Mail: „Hallo, ich möchte mich nur kurz vorstellen. Ich bin ein kleiner Gitarrist aus Österreich!“ Seither habe ich seine Entwicklung aufmerksam verfolgt. Er kam mit einer sehr coolen Idee, etwas völlig Neues, Einzigartiges, zugeschnitten auf Musiker, die so wie er spielen, nämlich ein Overdrive-Pedal mit einem sehr spezifischen Mitten-Boost, den man an- und ausschalten kann und der für seinen Stil maßgeschneidert ist. Es hat ein 1,5k-Boost und erzeugt einen bemerkenswerten Unterschied.

Letzte Frage: Wenn du einen Wunsch frei hättest, mit wem würdest du gerne ein Pedal entwickeln?

Natürlich mit Johnny Marr. Ich liebe seine Musik! Ich habe schon mit vielen großartigen Gitarristen gearbeitet, allein die Zusammenarbeit mit Dimebag hat mein Leben verändert und es um vieles besser gemacht. Aber seit meiner Kindheit bin ich glühender Fan von The Smith, und Johnny is the man!


(erschienen in Gitarre & Bass 03/2023)

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