Gitarre lackieren – Selbstgemacht: Entlacken des Bodys
von Jose Pardo Martinez, Artikel aus dem Archiv
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(Bild: Martínez & Parreño)
Herzlich willkommen bei Gitarre Lackieren – Selbstgemacht! In dieser neuen Workshop-Reihe beschäftigen wir uns damit, eine Gitarre von Grund auf neu zu lackieren – und zwar mit allem, was dazugehört! In Folge 1 geht es erstmal darum, den alten Lack vom Instrument runterzubekommen, was am Anfang gar nicht so einfach ist.
GRUNDÜBERLEGUNGEN
Wenn man eine Gitarre neu lackiert, macht man das meist, um die Optik an den eigenen Geschmack anzupassen. Für das Ergebnis spielen vor allem die eigenen Fähigkeiten beim Lackieren eine große Rolle, aber kann man durch die Auswahl des Lacks in dem Prozess auch den Klang des Instruments verändern? Ich bin der Meinung, dass das sehr wohl möglich ist. Die Klangveränderung steht in direktem Zusammenhang mit der Art des Lacks und in diesem Workshop werden wir aus verschiedenen Gründen ganz klassisch mit Nitrocellulose arbeiten – sowohl bei der Grundierung, die wir direkt auf das Holz auftragen, als auch bei der Farbe, die wir für die Endlackierung wählen.
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Nitrocelluloselack wurde in den 50er- und 60er-Jahren in den Fender- und Gibson-Werken in den USA verwendet, bis er im Laufe der Zeit nach und nach verschwand. Grund hierfür war die Einführung anderer industrieller Lackiertechnologien wie Polyester und Polyurethan, da diese kostengünstiger waren und die Produktionszeiten und -kosten aufgrund ihrer Schnelligkeit beim Auftragen und Trocknen verbesserten.
Der Nitrolack, den wir verwenden werden, hat eine klassische Zusammensetzung, die denen der Vintage-Vorbilder entspricht – wichtig ist vor allem, dass keine weichmachenden Zusätze enthalten sind. Dieser Lack altert und bekommt leicht Risse, sodass die Gitarre in kürzester Zeit durch Temperaturschwankungen, Witterung und Gebrauch ein gealtertes Aussehen bekommt. Ich werde in einer späteren Folge, wenn wir mit dem Lack arbeiten, näher auf die Eigenschaften dieser Lackierung eingehen, sowie einige Techniken demonstrieren, wie man den Lack dazu bringt, authentische Risse zu bilden, sodass man von Anfang an ein echtes Vintage-Feel bekommt.
LACK-UNTERSCHIEDE
Hunderte Gitarren pro Tag mit Nitrocellulose zu lackieren, wäre für einen großen Hersteller eine sehr teurere Angelegenheit. Das ist der Grund, warum heutzutage etwa 90 % der gekauften Gitarren ab Werk mit Polyurethan- oder Polyesterlackierung geliefert werden. Die Frage, ob diese Lacke die besten Optionen zum Lackieren von schwingenden Instrumenten sind, führt zu großen Diskussionen in der Gitarren-Welt. Die einen sagen, dass die Art der Lackierung einen großen Einfluss auf den Klang hat, während andere sagen, dass der Unterschied nicht relevant ist.
Nach Jahren der Entwicklung und des Verkaufs verschiedener Lacke haben unsere Tests sowohl mit Polyurethan als auch mit Nitrocellulose bestätigt, dass das für die Lackierung verwendete Produkt einen merklichen Einfluss auf den Klang und vor allem auf das gealterte Aussehen der Gitarre im Laufe der Zeit hat.
Der Hauptunterschied zu Nitrocellulose besteht darin, dass Polyurethan oder Polyester Zweikomponentenprodukte sind, die durch eine chemische Reaktion gehärtet werden. Sie sind daher deutlich steifer, und die abschließende Lackschicht, die auf der Gitarre verbleibt, ist (besonders bei massengefertigten Gitarren) meist größer als bei Nitrocellulose. Das legt nahe, dass das Holz nicht in der gleichen Weise schwingen kann wie bei Gitarren, die mit Nitrocellulose lackiert sind. Diese „Poly“-Lackierungen fühlen sich besonders im unteren Preissegment oft mehr nach Plastik an, sind schwerer zu zerkratzen, und die Lackierung ist im Laufe der Zeit beständiger.
Nitrocellulose hingegen hinterlässt eine dünnere Schicht, die mit der Zeit trocknet und das Holz natürlich schwingen lässt. Eine gut ausgeführte Nitrocellulose-Lackierung fühlt sich meist sehr hochwertig an, und da es sich um ein weicheres Produkt handelt, hinterlassen Schläge schneller Kratzer, wodurch die Gitarre in kürzerer Zeit ein gealtertes Aussehen bekommt.
ENTLACKEN
Das Entlacken ist ein Prozess, der kompliziert erscheinen mag, aber mit ein wenig Geduld ist es der einfachste Teil des gesamten Refinishing-Prozesses.
Bild: Martínez & Parreño
Alle Hardware- und Elektronik-Teile müssen zunächst demontiert werden.
Bild: Martínez & Parreño
Mit einer Heißluftpistole wird eine Stelle des Korpus erhitzt, der Spachtel liegt bereit.
Bild: Martínez & Parreño
Sobald der Lack etwas weicher wird, kann der Spachtel angesetzt werden, um die erste Lackschicht abzuziehen.
Bild: Martínez & Parreño
Bild: Martínez & Parreño
Meist löst sich die Grundierung nicht zusammen mit der ersten Schicht. Sie sollte dann in einem zweiten Arbeitsgang gelöst werden.
Bild: Martínez & Parreño
1. Schritt: Zerlegen der Gitarre
Dazu müssen wir zunächst die Saiten, alle Schrauben, die gesamte Elektronik und die Hardware entfernen, sodass nur noch die lackierte Holzstruktur der Gitarre übrigbleibt. Alle Teile müssen natürlich bis zum Schluss sorgfältig aufbewahrt werden, da wir die Gitarre erst zusammenbauen können, wenn wir alle Lackierarbeiten beendet haben – und bis dahin sind es dann doch noch ein paar Schritte …
2. Schritt: Entfernen der Lackschicht
Für diesen Schritt benötigen wir ein elementares Werkzeug: die Heißluftpistole. Die Heißluftpistole ist unentbehrlich, denn nur mit Hitze lassen sich Polyurethan oder Polyester von der Oberfläche ablösen, da es sich um ein sehr starres Finish handelt. Wir brauchen auch einen Spachtel mit einer dünnen, scharfen Klinge. Je dicker der Lack ist, desto schwieriger ist es, unter die Lackschicht zu gelangen.
Wir beginnen damit, eine bestimmte Stelle der Gitarre für ein bis zwei Minuten zu erhitzen. Wenn wir diesen Bereich ausreichend erhitzt haben, führen wir den Spatel ein und versuchen, die erste Poly-Schicht zu entfernen. Sobald diese erste Schicht entfernt ist, lässt sich der Rest leichter ablösen. Es ist ratsam, keine übermäßige Kraft anzuwenden und die erste Schicht vorsichtig zu entfernen, um das Holz nicht zu beschädigen. Sollte das Holz während des Prozesses mit dem Spachtel zerkratzt werden, ist das kein Problem, das lässt sich am Ende nachschleifen.
3. Schritt: Entfernen der Grundierung
Es ist möglich, dass diese Schicht während des vorherigen Schritts bereits an einigen Stellen mitentfernt wurde. Sofern sich die Grundierung leicht lösen lässt, können beide Schichten in einem Durchgang entfernt werden. Wenn nicht, warten wir mit der Entfernung der Grundierung und lösen diese in einer zweiten Runde. Ich empfehle meist, die beiden Schichten getrennt voneinander zu entfernen, damit das Holz keine Kratzer bekommt. Wie man in dem Video zu diesem Workshop sehen kann, lassen sich bei unserer Beispiel-Gitarre von Ibanez beide Schichten leicht ablösen. Noch eine Empfehlung: Es ist ratsam, den Prozess nicht ohne Unterbrechungen durchzuführen, da das Holz der Gitarre sehr heiß wird, und wir nicht riskieren wollen, es zu beschädigen. Man kann das Ganze an einem Tag über die Bühne bringen, aber man sollte es schon in drei oder vier Phasen unterteilen.
4. Schritt: Schleifen der Gitarre
Um den Vorgang abzuschließen und das Holz für die neue Lackierung vorzubereiten, brauchen wir zwei Schleifpapiere, eins mit der Körnung P240 und eins mit P400. Zunächst wird mit P240 geschliffen, um die Lackreste zu entfernen und das Holz zu glätten, falls es während des Prozesses Kratzer bekommen hat. Danach verwenden wir ein Schleifpapier mit feinerer Körnung – das P400 – mit dem Ziel, die Oberfläche glatter zu machen und sie für die Lackierung vorzubereiten – wie bei einem Body, der noch nie lackiert worden ist.
In den nächsten Folgen werden wir den Lackiervorgang detailliert beschreiben, mit allen Tipps und Hinweisen, die man für eine gelungene Lackierung braucht. Bleibt dran!
(Bild: Martínez & Parreño)
DER AUTOR
JOSE PARDO MARTÍNEZ (l.) arbeitet zusammen mit seinem Partner RUBEN PARREÑO (r.) bei der 2012 gegründeten spanischen Firma Nitorlack, die sich auf Vintage-Lacke in den Originalfarben von Fender und Gibson spezialisiert hat.
„Eine gut ausgeführte Nitrocellulose-Lackierung fühlt sich meist sehr hochwertig an, und da es sich um ein weicheres Produkt handelt,“
Und da hört dann jegliche Logik über die Auswahl der Lackart auf.
Nitrolack ist sogar sehr hart, deswegen reißt er bei der geringsten „Arbeit“ des Holzes verhältnismäßig schnell. Weich und dann irgendwann klebrig wird Nitrolack durch Umwelteinflüsse, z.B. Handschweiß, Politur und alles was die Welt so her hergibt. Und aus genau diesem Grund wurde auf PU-Lacke umgeschwenkt >> viel stärker belastbare Oberfläche, thermoplastisch und deshalb keine Risse im Lack. Und genau das wollten die Hersteller mit den relativ neuen Lacken erreichen >> ihre Instrumente sollten länger ansehnlich bleiben und nicht altern. Das „Aging“ wurde von uns dummen Gitarristen aufgegriffen wie jede andere Mode auch. Es erklärt sich von selbst, daß starrer Nitrolack das Holz eher am „Schwingen“ hindern würde als thermoplastischer PU-Lack. Das Ganze gehört mehr in den Bereich der Fabeln und Sagen, als in einen Workshop.
Sorry, das mußte mal raus.
“Thermoplastisch” bedeutet dass der Lack bei Hitze weich wird. So heiss wird es aber auch bei der heissesten Bühnenshow nicht – PU-Lacke sind definitiv härter als Nitro-Lack. Und die Risse im Nitro-Lack kommen nicht daher dass sie Bewegungen des Holzes nicht mitmachen sondern daher dass sie auch nach Jahren noch weiter trocknen. Die entstehenden Risse sind ähnlich wie die Risse in der Erde in einem ausgetrockneten Flussbett. Der Haupt-Grund dafür dass Gitarren mit Nitro-Lack besser klingen ist aber dass er dünner ist.
Danke Wizzzzard2000, du sprichst mir aus der Seele. Nur weil ein paar “Aging-Fanatiker” rissigen Lack zum Ideal erklärt haben, wird jetzt die nach den meisten Kriterien zweifelsfrei überlegene PU-Lackierung madig gemacht – er ist halt nicht wie in der “guten alten Zeit”.
Dass bei günstigen Instrumenten mal zu viel Lack aufgetragen wird, um etwaige Ungleichheiten des Untergrunds auszugleichen mag ja vorkommen. Geschenkt. PU-Lack generell als unterlegen darzustellen und dazu noch fadenscheinige Argumente vorzubringen ist nicht in Ordnung. So werden Unerfahrene in der Materie stark einseitig informiert.
Gib einem Gitarristen ein Instrument ,egal mit welchem Lack, und einem “Gitarrenbesitzer” eine Gitarre mit dem besten Nitrolack ,der aufzutreiben war. Dann lass sie über das selbe Stück spielen. Ich wette, man wird einen Unterschied zu Gunsten des Gitarristen zu hören bekommen
„Und die Risse im Nitro-Lack kommen nicht daher dass sie Bewegungen des Holzes nicht mitmachen sondern daher dass sie auch nach Jahren noch weiter trocknen“
Da ist wohl der Wunsch der Vater des Gedanken.
Nitrolack reißt schon bei geringen Temperaturschwankungen, da trocknet nichts nach.
Und ab jetzt bin ich hier raus, es ist nervtötend immer diese Diskussionen zu führen. Glaubt einfach weiter euer Voodoo oder lest mal Fachliteratur. Aber keine von Hokus Pokus Anhängern.
Die Probleme mit unterschiedlichen Lacken habe ich nicht,da ich seit Beginn ausschließlich E.-Gitarren unlackierte (vornehmlich Fender Stratocasters) benutze. Vor kurzem kam mir sogar eine streng limitierte U.S.-Fender Stratocaster Redwood Old Growth aus zertifiziertem alten gewachsten/geölten Edelholz des Mammutbaumes unter,die nachweislich in Kalifornien aus den Resten einer uralten abgebauten Holzbrücke für nur insgesamt 100 Fender Strat-Bodies sehr nachhaltig weiterverwendet wurde. Die besagte Brücke wurde im Jahre 1930 erbaut,und die Fa. Fender kaufte diese Bestände auf,und fertigte daraus Anfang 2014 Bodies mit Nachweis/Herkunftszertifikat,da die abgetragene Brücke aus dem besagten uralten Redwood Edelholz vom Gitarrengiganten Fender für eben diesen Zweck verwendet wurde.Faktisch Jahrzehnte lang abgelagertes Holz,auf dem ab der 1930er-Jahre Pferdefuhrwerke,Lastwagen fuhren und Personen liefen. Das hat Geschichte!
Mittlerweile gibt es keine einzige der Redwood Fender Strats mehr im Internet zu ordern,denn solche außergewöhnlichen Gitarren sind logischerweise sofort nach Bekanntgabe vergriffen. Diese Korpusse wurden,laut Fa.Fender,lediglich von Hand gewachst/geölt. Die Verwendung von Lacken jeglicher Art wäre hier Frevel.
Ich hatte großes Glück,und bekam damals noch eine dieser begehrten Strats,die ich verständlicherweise nie wieder hergeben würde.Der Kaufpreis lag damalig bei zirka 1.800,-€uro inklusive Certifikat,Fender Custom Echt Leder Gitarrengurt,diversen Plektren,Tremolohaken,Gitarrenkabel und etwas Werkzeug.Ein passendes originales G&G Hardshellcase aus den U.S.A. war auch im Kaufpreis inbegriffen. Was will man mehr?!?
Und mal ehrlich,solch eine besondere Redwood Strat bedarf absolut keiner Lackierung,weder mit Polyurethane Lack,-noch mit Nitrocellulose Lack!
Und darum geht mir diese aufregend polarisierende Diskussion irgendwie doch am Allerwertesten vorbei.Kurzum,diese edle Fender Stratocaster besitzt den optimalen Sound,nach dem eigentlich alle Gitarristen lechzen.
Es existieren bei YouTube einige gute kurze Videoclips über diese Limited Run Redwood Strat.Kein Wunder,daß die Begeisterung für diese amerikanische Stratocaster aus Corona/California bis heute anhält.
Oh,je,dieser ganze „Vodoo-Circus“ um den „richtigen“ Lack bei einem Solidbody ist wirklich schon steinalt,und wird vermutlich niemals aufhören! Das ist mittlerweile absolut nervtötend! Generell wird uns von der globalen Gitarrenindustrie suggeriert,daß Lacke (allgemein betrachtet) den Korpus der Gitarren schützen sollen,was ja auch verständlich ist. Jedoch,muß es in erster Linie unbedingt zweifelhafter Nitrocelluloselack sein?
Ich kann euch allen da draußen einfach mal berichten,daß mein regionaler Gitarrenbauer im Brandenburgischen Hennigsdorf am liebsten gar keine Lacke für die massiven Solidbodies verwendet,weder Nitrocellulose,-noch Polyurethanlacke etc.,denn er meint,erstens spart man sich faktisch eine Menge an Arbeitsgängen,Kosten,und das Klangverhalten wird durch den Auftrag einer jeweiligen Lackschicht auf dem Korpus regelrecht „erstickt“. Ich meine,da hat er Recht.
Ich weiß nicht,ob es irgendwie genau meßbar wäre,aber ich vermute auch,daß völlig unlackierte,lediglich gewachste oder geölte Korpusse bei Elektrischen Gitarren durchaus „etwas“ luftiger klingen. Kann sein,daß dies alles,wie schon gesagt,nur „Vodoo“ ist,und ich glaube,daß dieser ganze Zirkus bezüglich der Nitrocellulose Lackierungen (damals wie heute) eher einer geschickten Marketingidee der namhaften Gitarrenherstellern entspricht,die anscheinend nur darauf abzielt ihre extrem hochpreisigen Custom Handmade Gitarren mit „speziellen“ Nitrocellulose-Lacken gewinnbringend zu verkaufen.
Ich weiß jedenfalls ganz genau,daß mir absichtlich gewollte Lackrisse und eklig klebrige Hälse nicht unbedingt gefallen müssen. Weshalb sollte ich mir dann eine sündhaft teure Custom Made Guitar in Relic-Manier zulegen,wenn es eine nahezu „unbehandelte,“ bzw. gewachste/geölte Gitarre viel kostengünstiger gibt?
Eines ist sicher,diese Thematik polarisiert ungemein,und zeigt deutlich auf,daß hier die überwiegende Mehrzahl der Kommentare Nitrocellulose Lackierungen verabscheuen,was ich sehr gut und gerne verstehen kann.Aber,die Realität zeigt auch,daß eine aufwändige Nitro-Lackierung von zugegebenermaßen recht wenigen Beführwortern anscheinend gerne bevorzugt wird.
Ein Streitthema,das wahrscheinlich unerschöpflich bleiben wird.
Als bei meiner ersten Gitarre vom Meister Striebel die Frage nach dem Lack kam, hab ich einfach gefragt: “was ist robuster und leichter zu reparieren?”.
Die Antwort fiel ganz klar gegen Nitrolack aus.
Und wer lackieren kann, der schafft auch mit modernen Lacksystem hauchdünne Schichten.
Mein seit 1974 an Gitarrenklänge gewöhntes Gehör sagt mir, daß es gerade bei elektrischen Gitarren absolut egal ist, wie sie lackiert sind. Den Klang machen die Pickups, die Saiten, der Spieler, der Anschlag und die Poti-Einstellungen. Der Rest ist Interpretation durch das Zusammenspiel von geistiger Vorstellung und Gehör, was bei keinem Menschen gleich ist. Auch sagen Fachleute, daß das Auge mithört. Bei akustischen Gitarren ist die Lackierung nur dann entscheidend, wenn es sich um eine Billiggitarre handelt, wo (übertrieben ausgedrückt) die Beschichtung dicker ist als das Holz. Bei hochwertigen akustischen wird oft auf dicken Lacküberzug verzichtet, was den Klang somit auch nicht beeinflusst. Bei Hollowbody Archtopgitarren merkt man die Beschichtung auch nicht im Ton, weil hier der unverstärkte Klang so gut wie keine Rolle spielt und elektrisch gespielt macht der Hohlkörper lediglich Nuancen in der Klang-Beinflussung aus. Bei stark mikrofonischen Pickups (die eh nicht viel taugen) ist der Resonanz-Effekt hörbarer. Es gibt da ein Video auf dem bekannten Tube-Portal, wo jemand die Saiten frei schwingend zwischen 2 Werkbänken einspannt und dann verschiedene Pickups drunter legt. Spätestens am Ende des Videos versteht man, daß solche Diskussionen nur Zeit kosten und in den Bereich von Wahrsagerei, Humbug und Fantasieerlebnissen fallen. Fazit: wer will, daß seine Gitarre alt und “wertvoll” aussieht, kann gerne dran herumschleifen und herumlackieren. Dem steht nichts im Weg. Mir persönlich gefallen gepflegte Instrumente, die auch nach 30 Jahren des intensiven Gebrauchs noch wie neu aussehen, besser, dank der Lackierung aus Polyurethan.
Danke für den hilfreichen Beitrag. Mir gefällt die Haptick von der natürlichen Lackierung und zu wissen einen Teil der Gitarre selbst gemacht zu haben ist auch schön 🙂
„Eine gut ausgeführte Nitrocellulose-Lackierung fühlt sich meist sehr hochwertig an, und da es sich um ein weicheres Produkt handelt,“
Und da hört dann jegliche Logik über die Auswahl der Lackart auf.
Nitrolack ist sogar sehr hart, deswegen reißt er bei der geringsten „Arbeit“ des Holzes verhältnismäßig schnell. Weich und dann irgendwann klebrig wird Nitrolack durch Umwelteinflüsse, z.B. Handschweiß, Politur und alles was die Welt so her hergibt. Und aus genau diesem Grund wurde auf PU-Lacke umgeschwenkt >> viel stärker belastbare Oberfläche, thermoplastisch und deshalb keine Risse im Lack. Und genau das wollten die Hersteller mit den relativ neuen Lacken erreichen >> ihre Instrumente sollten länger ansehnlich bleiben und nicht altern. Das „Aging“ wurde von uns dummen Gitarristen aufgegriffen wie jede andere Mode auch. Es erklärt sich von selbst, daß starrer Nitrolack das Holz eher am „Schwingen“ hindern würde als thermoplastischer PU-Lack. Das Ganze gehört mehr in den Bereich der Fabeln und Sagen, als in einen Workshop.
Sorry, das mußte mal raus.
“Thermoplastisch” bedeutet dass der Lack bei Hitze weich wird. So heiss wird es aber auch bei der heissesten Bühnenshow nicht – PU-Lacke sind definitiv härter als Nitro-Lack. Und die Risse im Nitro-Lack kommen nicht daher dass sie Bewegungen des Holzes nicht mitmachen sondern daher dass sie auch nach Jahren noch weiter trocknen. Die entstehenden Risse sind ähnlich wie die Risse in der Erde in einem ausgetrockneten Flussbett. Der Haupt-Grund dafür dass Gitarren mit Nitro-Lack besser klingen ist aber dass er dünner ist.
Danke Wizzzzard2000, du sprichst mir aus der Seele. Nur weil ein paar “Aging-Fanatiker” rissigen Lack zum Ideal erklärt haben, wird jetzt die nach den meisten Kriterien zweifelsfrei überlegene PU-Lackierung madig gemacht – er ist halt nicht wie in der “guten alten Zeit”.
Dass bei günstigen Instrumenten mal zu viel Lack aufgetragen wird, um etwaige Ungleichheiten des Untergrunds auszugleichen mag ja vorkommen. Geschenkt. PU-Lack generell als unterlegen darzustellen und dazu noch fadenscheinige Argumente vorzubringen ist nicht in Ordnung. So werden Unerfahrene in der Materie stark einseitig informiert.
…..wenn du spielen kannst, ist die Art des Lackes ziemlich egal ! 40 Jahre Musikererfahrung ! LG
Danke.
Meine Rede.
Gib einem Gitarristen ein Instrument ,egal mit welchem Lack, und einem “Gitarrenbesitzer” eine Gitarre mit dem besten Nitrolack ,der aufzutreiben war. Dann lass sie über das selbe Stück spielen. Ich wette, man wird einen Unterschied zu Gunsten des Gitarristen zu hören bekommen
„Und die Risse im Nitro-Lack kommen nicht daher dass sie Bewegungen des Holzes nicht mitmachen sondern daher dass sie auch nach Jahren noch weiter trocknen“
Da ist wohl der Wunsch der Vater des Gedanken.
Nitrolack reißt schon bei geringen Temperaturschwankungen, da trocknet nichts nach.
Und ab jetzt bin ich hier raus, es ist nervtötend immer diese Diskussionen zu führen. Glaubt einfach weiter euer Voodoo oder lest mal Fachliteratur. Aber keine von Hokus Pokus Anhängern.
Die Probleme mit unterschiedlichen Lacken habe ich nicht,da ich seit Beginn ausschließlich E.-Gitarren unlackierte (vornehmlich Fender Stratocasters) benutze. Vor kurzem kam mir sogar eine streng limitierte U.S.-Fender Stratocaster Redwood Old Growth aus zertifiziertem alten gewachsten/geölten Edelholz des Mammutbaumes unter,die nachweislich in Kalifornien aus den Resten einer uralten abgebauten Holzbrücke für nur insgesamt 100 Fender Strat-Bodies sehr nachhaltig weiterverwendet wurde. Die besagte Brücke wurde im Jahre 1930 erbaut,und die Fa. Fender kaufte diese Bestände auf,und fertigte daraus Anfang 2014 Bodies mit Nachweis/Herkunftszertifikat,da die abgetragene Brücke aus dem besagten uralten Redwood Edelholz vom Gitarrengiganten Fender für eben diesen Zweck verwendet wurde.Faktisch Jahrzehnte lang abgelagertes Holz,auf dem ab der 1930er-Jahre Pferdefuhrwerke,Lastwagen fuhren und Personen liefen. Das hat Geschichte!
Mittlerweile gibt es keine einzige der Redwood Fender Strats mehr im Internet zu ordern,denn solche außergewöhnlichen Gitarren sind logischerweise sofort nach Bekanntgabe vergriffen. Diese Korpusse wurden,laut Fa.Fender,lediglich von Hand gewachst/geölt. Die Verwendung von Lacken jeglicher Art wäre hier Frevel.
Ich hatte großes Glück,und bekam damals noch eine dieser begehrten Strats,die ich verständlicherweise nie wieder hergeben würde.Der Kaufpreis lag damalig bei zirka 1.800,-€uro inklusive Certifikat,Fender Custom Echt Leder Gitarrengurt,diversen Plektren,Tremolohaken,Gitarrenkabel und etwas Werkzeug.Ein passendes originales G&G Hardshellcase aus den U.S.A. war auch im Kaufpreis inbegriffen. Was will man mehr?!?
Und mal ehrlich,solch eine besondere Redwood Strat bedarf absolut keiner Lackierung,weder mit Polyurethane Lack,-noch mit Nitrocellulose Lack!
Und darum geht mir diese aufregend polarisierende Diskussion irgendwie doch am Allerwertesten vorbei.Kurzum,diese edle Fender Stratocaster besitzt den optimalen Sound,nach dem eigentlich alle Gitarristen lechzen.
Es existieren bei YouTube einige gute kurze Videoclips über diese Limited Run Redwood Strat.Kein Wunder,daß die Begeisterung für diese amerikanische Stratocaster aus Corona/California bis heute anhält.
In diesem Sinne…
Viele Grüße aus Wien/Austria.
Oh,je,dieser ganze „Vodoo-Circus“ um den „richtigen“ Lack bei einem Solidbody ist wirklich schon steinalt,und wird vermutlich niemals aufhören! Das ist mittlerweile absolut nervtötend! Generell wird uns von der globalen Gitarrenindustrie suggeriert,daß Lacke (allgemein betrachtet) den Korpus der Gitarren schützen sollen,was ja auch verständlich ist. Jedoch,muß es in erster Linie unbedingt zweifelhafter Nitrocelluloselack sein?
Ich kann euch allen da draußen einfach mal berichten,daß mein regionaler Gitarrenbauer im Brandenburgischen Hennigsdorf am liebsten gar keine Lacke für die massiven Solidbodies verwendet,weder Nitrocellulose,-noch Polyurethanlacke etc.,denn er meint,erstens spart man sich faktisch eine Menge an Arbeitsgängen,Kosten,und das Klangverhalten wird durch den Auftrag einer jeweiligen Lackschicht auf dem Korpus regelrecht „erstickt“. Ich meine,da hat er Recht.
Ich weiß nicht,ob es irgendwie genau meßbar wäre,aber ich vermute auch,daß völlig unlackierte,lediglich gewachste oder geölte Korpusse bei Elektrischen Gitarren durchaus „etwas“ luftiger klingen. Kann sein,daß dies alles,wie schon gesagt,nur „Vodoo“ ist,und ich glaube,daß dieser ganze Zirkus bezüglich der Nitrocellulose Lackierungen (damals wie heute) eher einer geschickten Marketingidee der namhaften Gitarrenherstellern entspricht,die anscheinend nur darauf abzielt ihre extrem hochpreisigen Custom Handmade Gitarren mit „speziellen“ Nitrocellulose-Lacken gewinnbringend zu verkaufen.
Ich weiß jedenfalls ganz genau,daß mir absichtlich gewollte Lackrisse und eklig klebrige Hälse nicht unbedingt gefallen müssen. Weshalb sollte ich mir dann eine sündhaft teure Custom Made Guitar in Relic-Manier zulegen,wenn es eine nahezu „unbehandelte,“ bzw. gewachste/geölte Gitarre viel kostengünstiger gibt?
Eines ist sicher,diese Thematik polarisiert ungemein,und zeigt deutlich auf,daß hier die überwiegende Mehrzahl der Kommentare Nitrocellulose Lackierungen verabscheuen,was ich sehr gut und gerne verstehen kann.Aber,die Realität zeigt auch,daß eine aufwändige Nitro-Lackierung von zugegebenermaßen recht wenigen Beführwortern anscheinend gerne bevorzugt wird.
Ein Streitthema,das wahrscheinlich unerschöpflich bleiben wird.
Merke : gut ist,was einem gefällt!
Als bei meiner ersten Gitarre vom Meister Striebel die Frage nach dem Lack kam, hab ich einfach gefragt: “was ist robuster und leichter zu reparieren?”.
Die Antwort fiel ganz klar gegen Nitrolack aus.
Und wer lackieren kann, der schafft auch mit modernen Lacksystem hauchdünne Schichten.
Mein seit 1974 an Gitarrenklänge gewöhntes Gehör sagt mir, daß es gerade bei elektrischen Gitarren absolut egal ist, wie sie lackiert sind. Den Klang machen die Pickups, die Saiten, der Spieler, der Anschlag und die Poti-Einstellungen. Der Rest ist Interpretation durch das Zusammenspiel von geistiger Vorstellung und Gehör, was bei keinem Menschen gleich ist. Auch sagen Fachleute, daß das Auge mithört. Bei akustischen Gitarren ist die Lackierung nur dann entscheidend, wenn es sich um eine Billiggitarre handelt, wo (übertrieben ausgedrückt) die Beschichtung dicker ist als das Holz. Bei hochwertigen akustischen wird oft auf dicken Lacküberzug verzichtet, was den Klang somit auch nicht beeinflusst. Bei Hollowbody Archtopgitarren merkt man die Beschichtung auch nicht im Ton, weil hier der unverstärkte Klang so gut wie keine Rolle spielt und elektrisch gespielt macht der Hohlkörper lediglich Nuancen in der Klang-Beinflussung aus. Bei stark mikrofonischen Pickups (die eh nicht viel taugen) ist der Resonanz-Effekt hörbarer. Es gibt da ein Video auf dem bekannten Tube-Portal, wo jemand die Saiten frei schwingend zwischen 2 Werkbänken einspannt und dann verschiedene Pickups drunter legt. Spätestens am Ende des Videos versteht man, daß solche Diskussionen nur Zeit kosten und in den Bereich von Wahrsagerei, Humbug und Fantasieerlebnissen fallen. Fazit: wer will, daß seine Gitarre alt und “wertvoll” aussieht, kann gerne dran herumschleifen und herumlackieren. Dem steht nichts im Weg. Mir persönlich gefallen gepflegte Instrumente, die auch nach 30 Jahren des intensiven Gebrauchs noch wie neu aussehen, besser, dank der Lackierung aus Polyurethan.
Danke für den hilfreichen Beitrag. Mir gefällt die Haptick von der natürlichen Lackierung und zu wissen einen Teil der Gitarre selbst gemacht zu haben ist auch schön 🙂