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TopGearCheck! mit Vinnie Moore

(Bild: Davide Sciaky/Shutterstock)

Eigentlich müsste sich Vinnie Moore mittlerweile bei der US-Agentur für Arbeit (gibt es so etwas?) als Jobsuchender gemeldet haben: Seitdem Sänger Phil Mogg das Ende der britischen Rocklegende UFO verkündet hat, fehlen dem 58-jährigen Gitarristen einige Dollar in seinem Portemonnaie. Doch anstatt zu wehklagen oder sich sofort auf offene Stellen zu bewerben (die bei Deep Purple war kurzzeitig frei), hat Moore erst einmal ein neues Soloalbum aufgenommen.

Das hört auf den Namen ‚Double Exposure‘ und umfasst zwölf Songs, je zur Hälfte mit und ohne Gesang. Das, in der Tat, ist neu für den amerikanischen Flitzefinger, waren seine bisherigen Soloscheiben doch ausschließlich instrumental. Und anstatt – wie bei UFO – nur mit einem Leadsänger zu kooperieren, findet man auf ‚Double Exposure‘ gleich vier. Wir haben Moore zum Album befragt und ihn bei dieser Gelegenheit auch gleich Empfehlungen für unsere Serie TopGearCheck abgeben lassen.

Vinnie, was ist der Hauptunterschied zwischen deinem Songwriting für UFO und für deine Soloscheiben?

Inspiration, Schreibweise und die Strukturen sind grundsätzlich vergleichbar: Alles beginnt mit einer kleinen Idee, von da an wächst der Song und ich entwickle dazu passende Parts. Der Hauptunterschied ist, dass ‚Double Exposure‘ mein eigenes Album ist und ich daher die volle Kontrolle hatte. In einer Band wie UFO trägt jeder zum Gelingen bei und kann bis zum Ende der Produktion Einfluss nehmen. So etwas wollte ich allerdings auch für ‚Double Exposure‘, deshalb habe ich die beteiligten Musiker darum gebeten, kreativ zu sein und eigene Ideen einzubringen. In den meisten Fällen waren ihre Vorschläge tatsächlich sehr förderlich, nur gelegentlich hatte ich kleine Änderungswünsche. Und so manches Mal wurde ich von ihren Vorschlägen sogar dermaßen inspiriert, dass sich daraus neue Ideen entwickelten.

Gibt es für dich als Komponist Parallelen zwischen Instrumental- und Gesangsstücken?

Ich denke grundsätzlich in Kategorien wie Arrangements und Strukturen. Ich war noch nie jemand, der sich Akkordfolgen ausdenkt und dann dazu vier, fünf Minuten lang jammt. Ich mag konkrete Parts und Melodien. Für meinen Geschmack hat eine eingängige Melodie deutlich mehr Ausdruck als 100 Noten. Die 100 Noten sollte man sich lieber für das Solo im mittleren Teil aufheben. (lacht) Mir ist wichtig, dass ein Song den Zuhörer mit auf eine Reise nimmt, zudem stehe ich auf starke Refrains. Bei Instrumentalsongs habe ich das Gefühl, etwas experimenteller sein, in abenteuerlichere Richtungen gehen und mitunter auch längere Songs komponieren zu dürfen. Bei Gesangsnummern dagegen mag ich es geradlinig und stärker auf den Punkt gebracht. In beiden Fällen ist die Inspiration jedoch die gleiche, nur die Umsetzung der Ideen ist unterschiedlich.

Was war dein erklärtes Ziel, als du mit dem Songwriting für ‚Double Exposure‘ anfingst?

Das Ziel meiner Musik ist immer, so viel wie möglich von mir und meinen Emotionen umzusetzen. Ursprünglich wollte ich eine 6-Track-Instrumental-EP machen. Anfangs war ich mir nicht sicher, ob es überhaupt physische CDs oder einfach nur digital verfügbare Stücke geben soll. Bevor ich mit dem Songwriting beginne, durchforste ich meine Demos, entwickle Ideen und lasse mich inspirieren. In dieser Phase können sich Passagen oder Arrangements noch ändern. Während ich die erste Idee zum Song ‚One Day‘ hörte, kam mir sofort eine Gesangsmelodie in den Sinn und ich fing an zu singen. Ich hatte den Eindruck, dass ‚One Day‘ auch ein guter Gesangssong werden könnte.

Nachdem ich mir weitere Demos angehört hatte, stand fest, dass theoretisch aus sämtlichen Ideen brauchbare Gesangsnummern werden könnten. Deshalb entschied ich, von jedem Song zwei Versionen aufzunehmen, eine mit und eine ohne Gesang. Das alles passierte während des Lockdowns, als niemand auf Tour gehen konnte und ich aus irgendeinem Grund das Gefühl hatte, experimenteller als sonst sein und etwas Skurriles ausprobieren zu können. Ich sagte mir: Was soll’s, sei einfach kreativ und mach dir keine Sorgen, auch wenn es eine untypische Platte wird. Anfangs dachte ich, ich könnte die Scheibe innerhalb weniger Monate veröffentlichen. Doch nachdem ich entschieden hatte, mehrere Sänger zu verpflichten, wurde es deutlich aufwändiger als erwartet.

Von dir stammen Musik und Texte?

Wenn ich einen Gesang entwickle, denke ich mir immer auch Pilottexte aus und singe sie. So etwas läuft spontan ab und entwickelt sich zu konkreten Ideen. Da ich auf mich allein gestellt war und es viele unterschiedliche Phasen gab, vom Schreiben der Gitarrenparts bis zu den Gesängen mit ihren Texten, hat es relativ lange gedauert. Ich möchte lieber nicht die vielen Monate zählen, die es mich gekostet hat. (lacht)

Wie hast du konkret mit den vier Sängern gearbeitet?

Ich habe allen zwei Mixe geschickt, einen mit meinem Gesang und einen ohne. Der Gesang war nur der Leitfaden, um die allgemeine Stimmung des Songs zu vermitteln und die Struktur aufzuzeigen. Ich sagte jedem, er möge bitte seiner eigenen Inspiration folgen. Jeder durfte machen, was er wollte, aber auch meine Gesangsmelodien und Texte verwenden. Am Ende geschah beides. Ed Terry zum Beispiel hat den Gesang von ‚Vertical Horizon‘ geschrieben, in ‚River Flow‘ dagegen meinen Refrain und Teile meines Strophengesangs übernommen. Mike DiMeo schrieb ‚Rise‘, Brian verfasste die Strophen in ‚Still Waters‘ und übernahm von mir den Pre-Chorus und den Refrain. Für ‚Hummingbird‘ hat Keith Slack den gesamten Gesang geliefert, in ‚Paid My Dues‘ stammt nur der Text im Refrain von mir, allerdings leicht verändert und dadurch viel besser.

Wie und wo hast du das Album aufgenommen?

Das Schlagzeug hat Bob Stander in den Parcheesi Studios in Huntington, New York aufgenommen, anschließend habe ich in meinem Studio die Gitarren und bei einigen Songs auch den Bass hinzugefügt. Bei den Gesängen habe ich lange überlegt, wer für den jeweiligen Song am besten geeignet ist. Hier gab es für mich keine richtige oder falsche Entscheidung, es war reine Gefühlssache. ‚Hummingbird‘ zum Beispiel hat eine starke Southern-Rock-Atmosphäre, somit war Keith die nächstliegende Wahl. Er kommt aus Texas, hat einen südlichen Akzent und ist in diesem Genre zuhause. Mike DiMeo habe ich zwei Songs geschickt und ihm gesagt, er solle denjenigen auswählen, von dem er stärker inspiriert sei. Diese Jungs sind großartige Sänger, ich bin mir sicher, dass jeder bei jedem Song der Richtige gewesen wäre.

Letzte Frage: Was wirst du künftig machen, da UFO jetzt in Rente gegangen sind?

Mein Hauptziel ist es, eine Band zusammenzustellen, weitere Alben aufzunehmen und zu touren. Ich betrachte meine neue Scheibe als eine Art Tor in die nächste Phase. Im Moment gibt es allerdings nichts Konkretes, nur einen losen Plan.

TOP GEAR CHECK

Nach diesem kurzen Interview hat uns Vinnie Moore dann noch seine Empfehlungen für unsere TopGearCheck-Serie diktiert:

„Auf dem neuen Album habe ich häufig meine neue Epiphone SG 60s Maestro Vibrola gespielt, in die ich mich verliebt habe und kaum glauben kann, dass es so lange gedauert hat, bis ich entdeckt habe, wie großartig SGs sind. Ich habe mit ihr einige coole Sounds kreiert, indem ich beide Tonabnehmer zusammengeschaltet und den Volume-Poti optimiert habe. Die Gitarre hat einen tollen Hals, spielt sich kinderleicht und ist relativ preiswert.

In den zurückliegenden Jahren habe ich mich verstärkt mit dem Sound von Fender-Verstärkern beschäftigt. Ich besitze einen 1965er Super Reverb, der fantastisch klingt. Zudem habe ich einen Reissue des Deluxe Reverb getestet, mit dem ich sehr glücklich bin. Er hat dieses Fender-Mojo und war im Studio sehr nützlich. Man bekommt großartige, saubere und knackige Sounds oder kann einen Overdrive davor schalten, um singende Leads zu bekommen.

Mein Haupt-Overdrive ist aktuell der Analogman King of Tone, zwei Overdrives in einem Pedal, die man getrennt voneinander oder beide gleichzeitig einschalten kann. Ich mag es, an meinem Verstärker einen knackigen Sound einzustellen und dann mit dem Overdrive mehr Sustain zu bekommen. Beide Overdrive-Funktionen des Pedals haben ihre eigene Klangfarbe.

Vinnies Pedale: Fulltone Octafuzz, Analogman King of Tone & Boss OC-2 Octaver (Bild: Vinnie Moore)

Irgendwann während der Produktion wollte ich Verzerrungen mit einer höheren Oktave, deshalb habe ich mir einen Fulltone Octafuzz gekauft. Es ist eine exakte Kopie des Tycobrahe Octavia und hat einen Schalter, mit dem man die höhere Oktave deaktiviert, so dass man es als Fuzz-Pedal verwenden kann. Genau dafür habe ich das Pedal auch meistens genutzt. Ursprünglich wollte ich es speziell für die höhere Oktave, entdeckte dann aber, wie großartig der Fuzz-Sound ist.

Während der Aufnahmen bekam ich eine Kramer SM-1, meine Gitarre, wenn ich 24 Bünde brauche. Der untere Cutaway ist tief und ermöglicht einen guten Zugang zu den höheren Bünden. Die Gitarre ist Neck-Through, sie hat einen Mahagoni-Korpus mit Ebenholz-Griffbrett und klingt wirklich fleischig. Der Hals ist relativ dick, fühlt sich sehr solide an und eignet sich hervorragend für Rhythmusgitarren. Allerdings habe ich die SM-1 im Song ‚In Too Deep‘ auch für das Solo genommen. Man bekommt hier viel Holz fürs Geld, denn es ist eine preiswerte Gitarre mit toller Qualität und vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten.

Das Plug-in AmpliTube 5 ist ein großartiges Werkzeug, wenn man Ideen aufnehmen oder daran arbeiten möchte. Es gibt viele fantastische Presets, die per Mausklick schnell verfügbar sind. Ich finde es sehr inspirierend, ein zufälliges Preset auszuwählen und zu sehen, wohin es einen beim Spielen führt. Ich benutze es mitunter, um einen Part zu doppeln, der mit einem mikrofonierten Verstärker aufgenommen wurde, aber auch für Rhythmus- und Lead-Sounds. AmpliTube 5 ist ganz einfach zu bedienen, man kann aber auch tief hineingehen und aus einer großen Liste von Mikrofonen, Mikrofonpositionen und Lautsprecherboxen mit vielen Lautsprechern auswählen. Zudem ist es cool, dass man nur das trockene DI-Signal aufnehmen und die Sounds später noch verändern kann.

Vor ein paar Jahren habe ich mir eine Fender Jaguar zugelegt und liebe sie. Ich habe sie gekauft, weil ich dachte, es wäre cool, eine Gitarre mit kürzerer Mensur zu haben, und weil die Gitarre so lässig wie ein Oldtimer aussieht. Ansonsten wusste ich nicht viel über die Jaguar, da ich bis dato kaum eine gespielt hatte. Aber ich wollte etwas für mein Studio, das völlig anders ist als alle meine anderen Gitarren. Ich habe die Version mit zwei Singlecoil-Tonabnehmern bekommen und festgestellt, dass die Schaltkonfigurationen einige coole Sounds bieten. Man kann beide Pickups entweder in Reihe oder parallel schalten und bekommt dadurch großartige halb cleane, halb schmutzige Rhythmussounds.

Fender Jaguar (Bild: Vinnie Moore)

Der Boss OC-2 eignet sich hervorragend für tiefere Oktavtöne. Mitunter verwende ich die erste tiefere Oktave und mische sie mit dem trockenen Ton. Es klingt zwar nicht wirklich wie ein Oktaveffekt, aber fügt einige niederfrequente, harmonische Klänge hinzu, die den Ton größer machen. Diesen kleinen Trick wende ich oft für Rhythm und Leads an. Zusammen mit einem Overdrive klingt es manchmal fast wie ein Fuzz-Pedal. Natürlich gibt es die typischere Methode, bei der man die untere Oktave und den trockenen Klang 50/50 mischt, auch dafür habe ich das OC-2 schon verwendet.“

(Story: Matthias Mineur)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Vinnie Moore, für mich einer der besten und unterbewertesten Gitarristen, nicht zu fassen, aber er ist eben ein sehr bodenständiger, herzlicher Mensch, dem das ganze Musik Business Getue am A…vorbei geht, spielt lieber ne SG Epiphone oder Kramer für 500€. dabei hatte er seine Musik Man Signature, Dean Signature Ein Meister an den 6 Saiten,.der mit unglaublich viel Feingefühl und Melodie zaubert.?

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