Deutsche Studio-Gitarristen-Legende

Peter Weihe: Viele Hüte auf einem Kopf

Anzeige
(Bild: Peter & Anja Weihe)

Es gibt wohl kaum jemanden, der Peter Weihe nicht schon mal gehört hat. Denn Professor Peter Weihe (geboren 1955) hat auf mehreren tausend Produktionen, viele davon mit Gold- und Platin ausgezeichnet, sein virtuoses Gitarrenspiel verewigt; über alle Genres hinweg und über viele Dekaden am Stück. Manchem Hit hat er dabei sehr markant seinen Stempel aufgedrückt, wie zum Beispiel dem schon ikonischen ‚Blueprint‘ von den Rainbirds. Weihes Spiel lässt diesen 80er-Jahre-Klassiker erst so richtig funkeln.

Die Liste seiner nationalen und internationalen Credits ist verständlicherweise lang: Rainbirds, Rio Reiser, Bandits, Chaka Khan, Meat Loaf, No Angels, Bro’Sis, Jack Bruce, Udo Lindenberg, The Royal Philharmonic Orchestra, Joachim Kühn und Rolf Kühn, Känguru, Frank Farian, Nena, Nina Hagen, Pur, Anette Humpe, Inga Humpe, José Carreras, The Vygors, Sarah Brightman, Erasure, Michael Cretu, Gregorian, Falco, Dritte Generation, Stefan Remmler, Modern Talking, Maggie Reilly, The Rattles, Wigald Boning, Sally Oldfield, Pe Werner, DJ Bobo, Erste Allgemeine Verunsicherung, Georg Danzer, Münchner Freiheit, Helen Schneider, Tao, Baccara und Boney M. sind nur einige der Acts, mit denen Weihe zusammenarbeitete.

Anzeige

Neunmal in Folge wurde er von den Lesern des „Fachblatt“-Musikmagazins zum deutschen Gitarristen des Jahres gewählt. 1982 wurde für Peter Weihe ein zusätzliches und neues Kapital aufgeschlagen. Es folgte ein Lehrauftrag für Gitarre, Rhythmik und Ensemblebetreuung im Modellversuch Popularmusik an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Dort war Peter Weihe verantwortlich für Curriculum und Konzept für den Kontaktstudiengang Popularmusik, der unter dem Namen „Popkurs Hamburg“ schließlich etabliert wurde. 1985 folgte die Dozententätigkeit, 1994 dann der höchste akademische Weihegrad: Die Hochschule für Musik und Theater Hamburg ernannte ihn zum nebenberuflich tätigen Professor für Gitarre, Rhythmik und Bandtraining. 2011 ertönte der nächste Ruf, als die Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover ihn zum Professor für Producing/Recording und Ensemble für den Studiengang Popular Music berief.

Als ich Peter Weihe nun zum Gespräch treffe, ist er gerade als Professor emeritiert und tritt in einen neuen Lebensabschnitt ein. Er lebt jetzt südlich von Hamburg und hat seit Frühjahr 2020, ursprünglich vor allem zu Zwecken des Onlineunterrichts, sein Studio umfangreich unter das Dach seines Hauses gebaut, inkl. mikrofonierte Boxen im Heizungskeller – ein spektakulärer Anblick. Redselig, mit nordischem und höchst sympathischem Charme, spricht Peter Weihe über seine Karriere, Kreativität im Studio, Sound-Tüfteln, Gitarren und Amps, Recording, den Popkurs und natürlich auch über seine Teilnahme bei „chitarre e vino“ in der Toskana im Mai 2023.

Peter, hattest du schon in jungen Jahren das Ziel, Studiomusiker zu werden?

Nein, das war nicht meine erste Priorität. Ich habe aber viel in Studios gespielt, und das hatte sich herumgesprochen. Ich bin reiner Autodidakt. Bis auf einen Versuch mit einem Gitarrenlehrer für Klassikgitarre im Alter von 18 oder 19 hatte ich nie Unterricht. Und dieser eine Versuch war nur kurz, denn als Jugendlicher bin ich in meiner Heimatstadt Bremervörde von einem Betrunkenen überfahren worden. Dabei habe ich mir dauerhaft eine Verletzung des Mittelhandknochen zugezogen, was dazu geführt hat, dass ich nie eine schnelle Bewegung mit dem Daumen wie zum Beispiel Daumen-Picking aus der Daumenwurzel heraus machen kann. Ich hätte mich in die klassische Gitarre sicher richtig reingegraben. Aber diese physische Beeinträchtigung ließ mich dann schon nach kurzer Zeit nicht weitermachen. Ich konzentrierte mich fortan auf die elektrische Gitarre und das autodidaktische Lernen. Von dem mir damals zugesprochenen Schmerzensgeld von 745 Mark hatte ich mir bereits meine erste SG Special gekauft. So gesehen war das vielleicht Schicksal. Denn wäre ich Richtung Klassik abgebogen, wäre vielleicht alles anders gekommen.

Das kann man fast als Glück im Unglück bezeichnen…

Das kann man so deuten. Wir waren sehr arm, weil mein Vater sehr früh gestorben war. Sonst hätte ich mir eine solche Gitarre nie leisten können.

Wie bist du dann in die Szene eingetaucht?

Ein Freund hatte mich in ein Haus in Stade mitgenommen, in dem auch Berufsmusiker aus Hamburg wohnten. Ich war da forsch und frech genug, diesen Musikern etwas vorzuspielen. Ich war damals mit 16 schon recht schnell auf der Gitarre. Die fanden das aufgrund meines jungen Alters so faszinierend, dass sie Bands mit mir gründen wollten. Schließlich entstand daraus meine erste Jazzrock-Band „To Be“ und zudem eine Top-40 Band mit dem schottischen Sänger Ian Cussick. Damit habe ich dann direkt nach dem Abitur mein Geld verdient. Später spielte ich mit dem Pianisten von To Be, ClausRobert Kruse, in der Fusion-Band Känguru. Eigentlich wollte ich damals hauptsächlich eigene Musik spielen und mit Känguru hat das auch eine Zeitlang wunderbar funktioniert. Da hatten wir großes Glück. Wir sind viel getourt, die Fabrik in Hamburg war voll, viermal hintereinander hatten wir das Quasimodo in Berlin ausverkauft. Und so lief das einige Zeit zweigleisig, Top-40 Band auf der einen und To Be und dann Känguru auf der anderen Seite.

Und die erste Studiosession?

Die gleichen Musiker haben mich dann mit 19, 20 zur ersten Studiosession mitgenommen. Und tatsächlich habe ich dann mit unserem Schlagzeuger die erste Ian-Cussick-Scheibe produziert. In der Folge kam ich mehr und mehr in die Hamburger Studioszene hinein. Nach fünf Jahren Top-40 Mucke – das war 1979, ich war 24 damals – habe ich dann entschieden, mich auf Studiosessions zu konzentrieren. Gleichwohl mit dem Ziel, das verdiente Geld auch dafür zu nutzen, meine eigene Musik machen zu können. Bis dahin hatte ich schon einige Sessions hinter mir: Baccara und Rolf Zuckowski und seine Freunde zum Beispiel. Ich fühlte mich geehrt, dass ich in so jungen Jahren von namhaften Künstlern angefragt wurde.

Wie muss man sich Sessions Ende der 70er Jahre vorstellen?

Man brauchte immer vier Musiker, um ein Playback einzuspielen – natürlich auf eine Bandmaschine und ohne regelmäßigen Click. Da stand ein Metronom, das hoffentlich nicht eierte, und es waren Musiker gefragt, die ein Stück einigermaßen fehlerfrei einspielen konnten, sodass man hinterher höchstens noch Kleinigkeiten ausbessern musste. Und wenn mal einer krank oder verhindert war, musste ein Ersatzmann her. Das war dann eine Chance, sich zu bewähren und so bin ich zu immer mehr Jobs gekommen.

Als ich dann später meine Freunde Curt Cress und Udo Arndt (Produzent für Rio Reiser, Rainbirds und andere, Anm. d. Autors) aus Berlin kennenlernte, weitete sich mein Wirkungsradius bundesweit aus. Da Curt und ich uns musikalisch und menschlich sehr gut verstanden haben, hat er mir viele neue Türen geöffnet. Curt war seinerzeit der mit Abstand am häufigsten gebuchte Drummer in Deutschland. Und so ging es dann auch für mich weiter Richtung Österreich, Schweiz und Italien usw. Schließlich hatte ich dann einen langen VW-Bus und einen Roadie, der all meine Amps, Gitarren und Boxen kreuz und quer durch Europa fuhr, alles aufbaute und ich reiste dann hinterher und spielte ein, als alles aufgebaut war. So war mein Leben damals.

Du hast schon vor vielen Jahren dein eigenes Studio gebaut …

Ja, inspiriert durch meinen Trip nach Nashville für die zweite Ian-Cussick-Platte 1980. Da war ein Keyboarder dabei, der damals schon ein Studio im eigenen Haus hatte. Mittlerweile hatte ich Familie und Kinder. Für das Familienleben waren das ständige Reisen und die nächtlichen Sessions andernorts nicht besonders zuträglich. Also entschloss ich mich, ebenfalls ein Studio zu Hause – 1986 damals in Bremervörde – einzurichten. Dazu kaufte ich mir eine Studer-Bandmaschine und ein altes, legendäres Helios-Pult aus den Island Record Studios. In der Folge kamen die Künstler dann häufig zu mir. Das war günstiger und ich hatte mehr Zeit für meine Familie.

(Bild: Peter & Anja Weihe)

Lass uns mal auf deine Gitarren zu sprechen kommen …

Ein Freund von mir, der vielleicht in der Szene nicht besonders bekannt ist, Harald Schliekelmann, ist aus meiner Sicht einer der größten Kenner von Gitarren, die ich überhaupt kenne. Er hat mir 1975 eine rote 62er Strat empfohlen. Bis dato hatte ich nur Gibson gespielt und das war auch erst mal eine Umgewöhnung aufgrund der längeren Mensur. Seither habe ich keine andere Strat besessen und ich habe noch nie eine andere gebraucht als diese. Das Einzige, was dem konzeptionell noch nah kommt, ist meine sogenannte „Funktionsgitarre“, ein Umbauprojekt, basierend auf einer Roland Synthesizer-Gitarre mit 3 EMG-Pickups, Floyd-Rose-System und ausgetauschtem Hals. Die liebe ich nicht unbedingt, aber die macht stimmstabile Schwebesounds und ist garantiert in jedem Studio frei von Nebengeräuschen. Die kann man zum Beispiel bei Modern Talking hören … Über Harald habe ich auch die Gibson ES-335 von 1961 bekommen. Deren PAFs klingen ganz toll, und das ganze Instrument klingt sehr dick und jazzig und versprüht diesen schönen alten Gibson-Ton.

Gutes Stichwort, wie kamst du dann an die berühmte 1958er Ronnie Montrose Burst?

Ich hatte bis dato noch nie eine Les Paul gespielt und wollte dann aber irgendwann eine haben. 1979 hatte Burkard Bürgerhoff, der Mitgründer von Amptown in Hamburg, mir zwei aus den USA zum Ausprobieren mitgebracht. Davon hatte ich mir eben diese ausgesucht, die hatte ein verbreitertes Binding, Jumbo-Bünde und vier Löcher im Lack aus der Bigsby-Montage und war damit eigentlich schon verhunzt für eine Vintage-Gitarre aus heutiger Sicht. Die gefiel mir aber sehr gut und mein eben erwähnter Freund Harald hatte mir dann auch zu dieser geraten.

Das war über all die Jahre meine einzige Les Paul, bis ich sie dann habe gehen lassen. Erst habe ich gar nicht gewusst, dass es eine herausragend klingende Les Paul war. Erst im Vergleich mit den damals aktuellen 80er-Jahre-Les-Pauls wurde mir der außergewöhnliche Klang bewusst. Neuere Les Pauls matschten häufig und waren viel zu dominant in den Bässen. Diese hatte diese traumhaften Mitten. Nachdem ich mich mittlerweile sehr viel mit Vintage-Gitarren beschäftigt habe, weiß ich, dass dies für die allermeisten alten Exemplare gilt. Da sind die PAFs klar und transparent.

Die Gitarre hat eine Kraft in den Mitten, und man kann damit Weiches, Jazziges, geradezu „Süßes“ spielen. Gleichzeitig kann man aber auch Schneidendes und hell Klingendes herausholen. Oder auch rockige Riffs am Steg sind möglich, die einen Amp richtig anschieben, ohne dabei unten zu wummern. Ebenso bekommst du Tele-ähnliche Klänge auf der Zwischenposition, in der man ganz fein mit den Potis regeln und eine Vielzahl an wundervollen, nuancenreichen Sounds mit viel Klarheit kreieren kann. Das hatte meine Gitarre alles.

Diese Burst stand Pate für die Gibson Collectors Choice Nummer 28. Gibson hat dir dann von der CC 28 ein Exemplar gegeben, nicht wahr?

Ja, ich habe die Artist Proof Nummer 3, die Witwe von Ronnie Montrose hatte auch eine bekommen. Die ist sehr gut gelungen, und ich habe dort ein sündhaft teures Set originaler Double-White-PAFs, original Bumble Bees, ein altes Poti und eine alte ABR-1-Brücke einbauen lassen, um so nah wie möglich an die originale Gitarre ranzukommen. Der Signalweg ist also vintage. Das ist jetzt meine Leib-und-Magen-Les-Paul.

1953 Fender Telecaster
1953 Les Paul Goldtop P90
1962 Fender Stratocaster
Charvel San Dimas erste Serie mit Unterschriften
Fretless-Gitarre (Rainbirds - Blueprint Intro)
Gibson 1961 ES-335
Roland-Synthesizer-Strat-Umbau
Gibson CC 28 Artist Proof 003

 

Du arbeitest auch eng mit Andreas Kloppmann zusammen, gerade im Bereich Pickups und bei der Erforschung der klanglichen Magie der Vintage-Klassiker …

Ja, seit 2005. Andreas, Harald und ich haben neulich mal in einem aufwendigen Versuch sieben originale PAFs, darunter sechs Double-White-PAFs, miteinander verglichen. Das ist schon sehr selten, die alle auf einem Haufen zu haben. Im Ergebnis klang keiner wie der andere. Die Guten hatten eben diese beschriebene Qualität der Klarheit. Die waren aufgeräumt und sie hatten dieses Charisma, dieses gewisse Etwas, das Besondere. Wenn man dieses Glück hat, spielst du drei Töne und es steht schon mal etwas im Raum. Frank Peterson, der Produzent von Sarah Brightman, hatte mir im Zusammenhang mit einem größeren Vergleich verschiedener Les Pauls eine rote Custom Shop Les Paul geschenkt. Ich nenne die „den roten Düvel“, weil sie so rockig klingt. Die kam meiner recht nah.

Wir hatten für den Vergleich eine alte Aufnahme mit meiner Burst zur Hand genommen und hatten die Spur gedoppelt. Und diese rote hatte am meisten Ähnlichkeit. Mit dieser Gitarre mache ich gerade folgendes Experiment: Der Gitarrenbauer Stefan Zander aus Kiel hat noch altes Cites-zertifiziertes und sortenkorrektes Honduras-Mahagoni und auch zertifiziertes Rio-Palisander von einem alten Gitarrenbauer bekommen. Mittlerweile glauben wir, dass der Hals einen entscheidenden Einfluss auf den Sound hat, folglich baut mir Stefan jetzt einen Hals aus alten Urzutaten an diese Les Paul. Alte PAFs habe ich, wie gesagt, auch noch. Auf das Ergebnis bin ich gespannt.

Ich habe trotzdem den Eindruck, dass du dich bei Gitarren eher reduzierst …

Das stimmt. Ich habe keine Sammlung. Schon ein paar, aber von jedem Typ im Grunde immer nur eine. Dahinter steckt die Überzeugung, dass ich lieber ein gut gelungenes Original als viele Interpretationen haben möchte. So kann ich an einem ausgezeichneten und guten Instrument lernen, mich damit beschäftigen, die vielen Nuancen entdecken. Und wenn es dann in der Session nicht passen sollte, liegt es definitiv nicht am Instrument.

Wir können die E-Gitarren hier gern einmal durchgehen: Hier habe ich eine gequälte Kreatur, die aber richtig großartig klingt, eine 1953er Gold Top mit P90s. Die gehörte früher Kralle Krawinkel von Trio. Die ist richtig zerschunden. Irgendjemand hatte da schon mal Klarlack drüber gesprüht. Eigentlich wollte ich die konvertieren, da der Sammlerwert durch den Zustand schon begrenzt war. Aber sie klingt phänomenal und wird von mir auch immer wieder gespielt. Aus dieser ersten Zeit der Gibson Les Pauls habe ich sonst nur noch eine SG Les Paul von 1960. Die hat einen sehr stabilen Hals und rockt mit tollem Sustain. Sie hat interessanterweise T-Tops und nicht originale PAFs verbaut.

Eine 12-saitige Duesenberg Mando habe ich ganz neu, damit kann ich ganz spezielles, hohes „Geklingel“ spielen, was sonst nur mit einem Harmonizer geht – sehr funktional. Meine 1953er Fender Telecaster begleitet mich auch schon seit ewigen Zeiten. Die habe ich ebenfalls auf unzähligen Produktionen eingesetzt. Über meinen Vox beispielsweise klingt die richtig groß. Dann wollte ich früher auch eine moderne Rock-Strat haben. Folglich habe ich eine der ersten USA Charvels mit Floyd Rose erworben. In den Achtzigern und Neunzigern habe ich die sehr viel gespielt. Sie kam aus dem ersten Shipment von Charvel nach Europa überhaupt. Sie hatte gar kein Kopfplatten-Logo, das lag bei, wurde aber nie draufgeklebt. Mittlerweile haben über die Zeit ganz viele Weggefährten auf dem Korpus unterschrieben, Otto Waalkes, Udo Lindenberg, Henry Maske sogar, Udo Arndt usw. Heute spiele ich die nur noch selten.

Neben meiner bereits erwähnten Gibson ES-335 habe ich noch eine ES-330 mit P90s. Wie du siehst, alles geordnet nach Sounds. Als nächstes steht hier noch eine Martin mit DeArmond-Pickups. Super für Rockabilly, oder auch wenn du so ganz dichte Metalgitarren aufwerten willst, spielt man die clean drunter und die Gitarren bekommen insgesamt eine tolle Kontur. Ähnlich ist meine Gretsch Tennessee hier, ganz klassisch … Diese 12-saitige Rickenbacker hat mir Thomas Weilbier von No.1 seinerzeit vermittelt, als Grover Jackson noch Chef bei Rickenbacker in der Werkstatt war. Die ist insofern besonders, weil sie einen extrabreiten Hals hat und alle Saiten einzeln einstellbar sind. Meine dicken Finger würden auf die regulären Rickenbacker-Hälse nämlich nicht drauf passen. (lacht)

(Bild: Peter & Anja Weihe)

Bei den Amps hast du auch von jedem Klassiker ein Exemplar hier stehen…

Ich habe alle Amps hier oben und kann über ein Steckfeld meine gemicten Boxen unten im Keller ansteuern. Du hast Recht, die wesentlichen Amps stehen mir hier im Studio zur Verfügung: Vox AC30 aus den Siebzigern, Fender Bandmaster, Fender Twin Reverb von 1960, Fender Dual Showman – alles teilweise von Manfred Reckmeyer leicht modifiziert. Dann geht’s mit Marshall weiter. Hier der ist ein Nachbau des JTM 45/100, der ist extrem nah dran am alten Original – ein richtig guter Reissue. Hendrix, The Who usw. lassen grüßen. Dann kommt mein 69er original Plexi, den ich mit einem kleinen Schalter, der hier außen erreichbar ist, auf Knopfdruck zum Super Bass schalten kann.

Dann wird’s rockig: Mein 1973er Super Lead, der erste platinengelötete Marshall, macht einen deutlichen Sprung in Richtung Rock, ähnlich wie der 1978 JMP hier. Dann wird es verzerrter mit dem Soldano SLO-100. Den habe ich schon seit den Neunzigern und nutze ihn noch immer für die fetten Brat-Sounds, und in all den Jahren hatte der nie ein technisches Problem. Die nächste Ausbaustufe ist dann der Mesa Boogie Dual Rectifier. Das ist einer mit einer frühen Seriennummer, und der macht im Solo-Kanal erstaunlicherweise nicht nur diese typischen Bratsounds Richtung Nickelback, sondern kann auch ganz überzeugende Boogie-Lead-Sounds liefern, die man sogar fast clean drehen kann mit dem Poti der Gitarre.

Mikrofonierte Boxen im Heizungskeller (Bild: Peter & Anja Weihe)

Und wie sieht es mit Effekten aus?

Ich habe hier ein Pedalboard, das aber ständig Veränderungen unterworfen ist. Du siehst, ich habe hier jede Menge Pedaleffekte wie Rangemaster-Nachbauten, Octafuzz, Kompressoren, Big Muff, Tube Screamer, Marshall Guv’nor usw. herumliegen. Das nutze ich aber alles sehr selektiv, denn wenn man das übertreibt, kannst du jeden Amp zu Klump hauen. (lacht) Viele dieser Pedale habe ich auch für den Popkurs genutzt, heute sind ja manche Boards teurer als die Amps. Auf meinem Pedalboard sind aktuell der Constable, Jester und Page von Kingsley, ein Cali 76 (Origin Effects), Electric Mistress (Electro-Harmonix), ein Eclipse von Suhr, ein Boss GE-10 EQ, TC-Chorus/Flanger und ein regelbarer, paralleler Effektweg. Der Effektweg ermöglicht weitere Effekte zu integrieren und bei Bedarf zuzumischen, so bin ich mit der Konstruktion immer flexibel.

Effektboard mit Einschleifweg (Bild: Peter & Anja Weihe)

Zum Schluss: Du wirst im Mai 2023 zusammen mit meinem Kollegen Udo Pipper die Workshops auf dem „chitarre e vino“- Event in der Toskana machen.

Das ist für mich eine große Ehre, und ich bin schon voller Vorfreude. Bisher bin ich es durch meine Lehrtätigkeit gewohnt, eher junge Leute zu unterrichten, die in die Musikszene kommen wollen. Die Fragen kamen oft aus dem Themenbereich Rhythmus, Groove, Sounds oder Kreativität, harmonische Kenntnisse usw. Ich lasse mich überraschen, welche Fragen oder Inhalte dann in dieser Runde kommen werden. Ich werde versuchen, so viel wie möglich abzudecken und hoffe, dass das Repertoire aus dem Popkurs auch eine gute Basis für die Workshops sein kann.

chitarre e vino 2023

Mit Peter Weihe und Udo Pipper in die Toskana Vom 18.5. bis 21.5.2023 werden wir wieder in der Villa S.Andrea in San Casciano im Herzen der Toskana zu Gast sein. Im Herzen des Chianti-Classico-Weinbaugebiets, auf einem Hügel mit Blick auf Weinreben und Olivenhaine, residiert das Landgut Villa S.Andrea. Die Appartements im typisch toskanischen Ambiente sind für drei Nächte euer stilvolles Zuhause. Hierhin lädt Gastgeber Dieter Roesberg, Herausgeber von Gitarre & Bass und Wein-Aficionado, zu einem viertägigen, exklusiven Gitarrenseminar in privater Atmosphäre ein.

Alle Informationen unter: www.gitarrebass.de/toskana

(erschienen in Gitarre & Bass 12/2022)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.