Die Perlen des Gebrauchtmarkts

Kleinanzeigen Heroes: SAD 1/12H-C Combo

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Günstige Arbeitstiere, unterschätzte Underdogs, übersehene Youngtimer und vergessene Exoten: In den „Kleinanzeigen Heroes“ stellen wir euch die Geheimtipps des Gebrauchtmarkts vor, die einen maximalen „Bang for the buck“ liefern.

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(Bild: Jogi Sweers)

SAD 1/12H-C Combo

Auch wenn mittlerweile immer mehr Bassist:innen mit Preamp und In-Ears auf weitgehend verstärkerlosen Bühnen stehen, gibt es immer noch genug gute Gründe, mit konventionellem Besteck live oder im Proberaum zu spielen – unter anderem, dass bewegte Luft einfach mehr Spaß macht…

Ich habe immer das Gefühl, die meisten Diskussionen in Foren wie im realen Leben drehen sich um Bässe, gefolgt von Verstärkern und dann noch Effekten, bevor man mal zu Boxen kommt – aber das mag meine persönliche Wahrnehmung sein.

CUSTOM IST STANDARD

Für einen guten Sound auf der Bühne oder bei der Probe sind jedenfalls angemessene Boxen unerlässlich. Neben einer ganzen Reihe üblicher Verdächtiger gibt und gab es auch hierzulande eine gar nicht so kleine Auswahl an Unternehmen, die sich mit Herzblut und Know-How dem Boxenbau verschrieben haben. Eine der langlebigsten ist die Firma SAD, die neben Festinstallationen und PA-Boxen eben auch zu einem nicht unerheblichen Teil Bassboxen produzierte. Der Name steht als Abkürzung für Sieben Audio Design, nach Firmengründer und Chef Marc Sieben, der in Foren wiederum gerne liebevoll M7 abgekürzt wird.

Sein Motto: „Custom ist bei uns der Normalfall – je ausgefallener, desto exklusiver wird die Lösung!“ Was das heißen kann, daran werden einige noch erinnern, denn die spektakulärste Konstruktion war eine Zeitlang auf vielen Messen und Bass-Veranstaltungen zu sehen: Das Alien ist ein Hingucker in drei Teilen, mit einem 15erBass als Bandpass-Sub gebaut, darüber ein Gehäuse für fünf HE Verstärkung und Effekte, und zu guter Letzt auf einem Ständer eine 2x10er mit Horn, alles in undezentes Kroko gehüllt. Ganz ohne Standards geht es trotzdem nicht, allein um die Holzarbeiten einigermaßen übersichtlich zu halten.

So gibt es Boxen mit 2×12″, 1×15″, und 4×10″, die alle untereinander stapelbar sind. Die meisten Boxen kommen im robusten Nadelfilz-Bezug, und der bereits erwähnten Stapelbarkeit halber, mit Kunststoffecken.

(Bild: Jogi Sweers)

SAUBERE FERTIGUNG, FAIRE PREISE

Die vorgestellte Box ist mit einem Zwölf-Zoll-Bass ausgestattet, wie immer bei SAD mit Ferrit-Magnet, und einem regelbaren Hochtöner. Da der Speaker 8 Ohm hat, kann noch eine Zusatzbox angeschlossen werden für größere Geschichten, auch wenn schon der Combo alleine in der Lage ist, satt abzuliefern – natürlich abhängig vom Verstärker. Für den sitzt über dem Bassreflex-Behältnis für die Speaker noch ein Einschub, in den z.B. wie hier ein Markbass-Top eingesetzt werden kann. Wenn ich mich recht erinnere, die Idee eines Kunden, die dank einiger Foren-Posts auch bei anderen Anklang fand. Fixiert wird es einfach mittels Moosgummi oben und unten, was erstaunlich gut funktioniert und sorglosen Transport am seitlichen Griff ermöglicht, ohne dass man Gefahr liefe, ohne Verstärker beim Gig anzukommen.

Anders als bei einem fertigen Combo muss, um loslegen zu können, noch die Speakerverbindung Amp/Box gesteckt werden, was aber ein vertretbarer Aufwand ist. Da vieles bei SAD auf Bestellung gebaut wurde, gibt es Boxen im Monitorformat, 6x10er, Boxen mit Platz für Verstärkereinschübe wie dieser Combo, Boxen mit Ampeg-mäßigem Tolexbezug und und und…

Eins der häufigsten Formate scheint mir die 2x12er zu sein, meist mit Horn und in 4 Ohm als rockige, kompetente Standalone, die wie ziemlich alle SADs für 300 bis 400 Euro weggeht – nur die Abholung muss noch mit eingeplant werden. Der Weg lohnt sich, selbst die kleinen Boxen wie diese hier belohnen einen mit stramm-präziser Wiedergabe, ebenso tragfähig wie tragbar. Auch wenn die Homepage der Firma nicht mehr online ist und somit wohl keine Neuen mehr nachkommen werden, sind eigentlich immer SADs in den Kleinanzeigen zu finden – da kann man bedenkenlos zuschlagen.


(erschienen in Gitarre & Bass 08/2022)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Es ist doch immer das Gleiche,da wurden einst überaus robuste und besonders gut klingende Valve Combo Amps,Bassboxen,Gitarren,und allerlei andere sehr nützliche Dinge für Gitarristen/innen von oft unbekannten Herstellern zu fairen Verkaufspreisen gefertigt,und dann,ganz urplötzlich,gibt es diese Artikel nicht mehr zu ordern!

    So auch Mitte der 1990er-Jahre,als ein so genannter „Starfield/by Ibanez“ Guitar-Valve-Amp in ausgezeichneter Qualität in sehr geringer Stückzahl auf den Markt kam.Der heute,mittlerweile sehr gesuchte „Starfield“ VT-50 Watt und optional sogar VT-100 Watt starke,rund 20 kg schwere Combo Verstärker,wurde damalig anscheinend bei Laney in England handverdrahtet,und unter dem besagten Label „Starfield/by Ibanez“ mit einem robusten 12“ Zoll Celestion Lautsprecher aus Ipswich/Great Britain kurzzeitig zum Verkauf angeboten.Alles Vergangenheit.

    Ich besitze selbst noch solch einen „Starfield/by Ibanez“ 50 Watt Combo Amp in top Zustand.Der Sound erinnert sehr stark an einen Marshall Combo aus jener Epoche.Alles gut!

    Gut,daß ihr diese „Kleinanzeigen Heroes“ Kolumne in Gitarre & Bass fortsetzt! Kann mir vorstellen,daß da zukünftig noch etliche weitere alte Kleinode ausführlich in G&B vorgestellt werden.Bitte unbedingt weiter so!
    Vielen Dank!

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