Schicker Allrounder für alle Lebenslagen: Cort GB-Modern im Test
von Joris Henke,
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(Bild: Dieter Stork)
Edelholz-Optik und Premium-Hardware zu bezahlbaren Preisen? Cort will es möglich machen und eine Alternative zu teuren Boutique-Firmen anbieten. Geht das?
Sicher, geschenkt ist der Bass mit knapp über 1000 Euro auch nicht, bietet dafür aber zumindest auf dem Papier echte High-End-Ausstattung. Aber bleibt bei dem Preis irgendwas auf der Strecke? Und überhaupt: ein „echter“ Jazz-Bass-Typ mit Aktivelektronik, für Puristen ein Frevel.
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KONSTRUKTION & AUSSTATTUNG
Wer jetzt noch mitliest, stört sich an der Anwesenheit eines Batteriefachs wohl nicht. Sehr gut, ich mich nämlich auch nicht. Und so kann ich ganz unvoreingenommen den Bass aus seiner Versandverpackung befreien. Zu meiner Überraschung wird er, zumindest für den deutschen Markt, sogar mit einem stabilen und hochwertigen Koffer ausgeliefert, Cort selbst bewirbt den Bass auf der Website mit einem inkludierten Gigbag. Noch bevor ich den Bass überhaupt in die Hand nehme, fällt mir das transparente Schlagbrett ins Auge. Es lässt die edel anmutende Decke aus Maserpappel möglichst gut zur Geltung kommen, ist aber eben nicht komplett unsichtbar. Ob man das mag, ist natürlich Geschmackssache und zumindest qualitativ ist der Kunststoff in Ordnung.
Allerdings war eine der Schrauben nur zur Hälfte eingeschraubt. Zwar ist das mit einem Handgriff behoben, sollte aber insbesondere in dieser Preisklasse einfach nicht vorkommen. Da hat offenbar jemand in der Qualitätskontrolle geschlafen.
Davon ab wirkt der Bass erst einmal sehr gut verarbeitet. Optisch macht er auf alle Fälle ordentlich was her. Nicht nur die Decke ist ein Hingucker, auch das Griffbrett aus geröstetem Ahorn ist mit seinen schwarzen Block-Inlays, den Luminlay-Bundmarkern und dem Binding ein Blickfänger. Bei näherer Betrachtung fällt allerdings auf, dass eben jenes Binding nicht überall gleichmäßig stark ist. Am Halsstabzugang, der mir mit dem Spoke-Wheel übrigens gut gefällt, steht es sogar etwas über und auch Kleberreste sind hier zu finden. Auch an den Griffbrettkanten finden sich Zeichen ungleichmäßiger Schleifarbeiten. Zusammen mit den teils gut sichtbaren Leimkanten, die die diversen Hölzer des Korpus miteinander verbinden und der hier und da etwas rauen Korpusoberfläche trübt das ein wenig den sonst wirklich guten Eindruck. Hier ist der Spagat zwischen Exklusivität und Preis/ Leistung nicht 100% gelungen.
Insgesamt besteht der Korpus aus einem Ahornkern, der mit zwei Esche besetzten Paulownia-Flügeln versehen ist. Unter dem Top aus Maserpappel ist als zusätzlicher Kontrast noch eine Trennschicht aus Walnuss angeleimt. Grund für diese Konstruktion ist das Ziel, den Korpus möglichst leicht zu gestalten.
Generell hat man beim Design das Gewicht berücksichtigt, denn auch bei der Auswahl der verchromten Hardware ist darauf geachtet worden. Während den Korpus eine stabile Aluminiumbrücke von Babicz ziert, sind an der Kopfplatte Ultralite-Tuner aus dem Hause Hipshot zu finden. Qualitativ sind diese über jeden Zweifel erhaben und gewährleisten gute Stimmstabilität bei klassischer Optik und reduziertem Gewicht.
Mit 3,5kg würde ich das Vorhaben, einen leichten Bass zu bauen auch als gelungen bezeichnen. Etwas Kopflastigkeit kann durch die leichten Mechaniken zwar nicht gänzlich verhindert, aber immerhin auf unproblematische Ausmaße reduziert werden, wobei sie im Sitzen stärker auffällt als am Gurt.
ELEKTRONIK
Passend zur hochwertigen mechanischen Ausstattung gesellen sich auch hochwertige Pickups. Um den obertonreichen und dynamischen Klang des Instrumentes in elektrische Signale zu übersetzen, werden „Big Singles“ des amerikanischen Herstellers Nordstrand verbaut. Hierbei handelt es sich um tonal ausbalancierte, echte Singlecoils im BC-Soapbar-Format. Anstelle eines komplementären Nordstrand-Preamps ist ein Markbass 3-Band-EQ verbaut worden.
Wie und ob diese Kombination harmoniert, wird sich noch zeigen. Um auch echte, passive Jazz-Bass-Sounds liefern zu können, kann die Aktivelektronik durch Herausziehen des Tone-Reglers vollständig umgangen werden. Dass der Tone-Regler auch bei aktiver Klangregelung nutzbar ist, gefällt mir sehr gut und sollte von auch von anderen Herstellern praktiziert werden.
PRAXIS
Das akustische Klangbild überträgt sich zu weiten Teilen auch auf das verstärkte. Im passiven Modus liefern die Nordstrands einen wunderbar dynamischen und warmen Sound, der dennoch nichts an Definition missen lässt. Druckvoll, direkt und rund tönt die Kombination beider PUs aus der Box. Auch einzeln betrachtet liefern die PUs im Grunde das, was von einem Jazz Bass erwartet wird. Knurrige und bei Bedarf näselnde Mitten vom Bridge-PU und volle, tragende Sounds vom Halstonabnehmer.
Da es sich hier um echte Singles handelt, bleibt ein wenig Brummen natürlich nicht aus. Klar, sind beide Abnehmer voll aufgedreht, ist natürlich komplett Ruhe aber selbst mit nur einem Tonabnehmer im Signalweg beschränkt sich das für Singlecoils typische Brummen auf ein angenehmes Minimum, sodass es selbst bei dezenterem, ruhigerem Spiel fast vollständig maskiert wird. So machen auch Akkorde in den hohen Lagen mit dem Hals-PU richtig Spaß.
Aber natürlich beherrscht der Cort auch knackige Slap-Sounds, insbesondere unter Zuhilfenahme der aktiven Klangregelung. Bereits bei Aktivierung verschiebt sich die Resonanzfrequenz der Tonabnehmer wahrnehmbar nach oben. Der Klang wird etwas weniger hochmittig und geht deutlich mehr in Richtung HiFi. Durch das Zurückdrehen der Tonblende lässt sich dieser Unterschied bei Bedarf aber sehr gut ausgleichen.
Für richtig drahtige HiFi-Sounds kommt eine dezente Absenkung der Mitten bei gleichzeitiger Anhebung der Höhen sehr gut. Eine Hommage an Marcus Miller spielt sich so quasi wie von selbst. Aber auch rockige Sounds gehören mit zum Repertoire des GB-Modern. Tatsächlich gehört das Mittenband der Elektronik nämlich zur seltenen Sorte, die nicht sofort entweder alles komplett übertönt oder dem Bass jeglichen Klang klaut. Eine leichte Anhebung kann hier und da für mehr Fülle sorgen, gerade vor einem leicht gezerrtem Amp oder Overdrive kommt das richtig gut. So sind auch rockige und rotzige Sounds Teil des Repertoires.
Gerade auch die Kombination aus passiver Tonblende und aktivem Höhenregler ermöglicht recht genaues Herausarbeiten der gewünschten Präsenz im Mix. Für eine ordentliche Portion mehr Schub sorgt der Bass-Regler mit einer gut gewählten Frequenz von 85Hz. Damit werden mehr als nur Subbässe angehoben, wummeriger Hochbass bleibt davon jedoch noch weitestgehend unberührt.
(Bild: Dieter Stork)
RESÜMEE
Summa summarum bietet Cort hier einen sehr flexiblen Jazz-Bass-Typ an, der authentisch ein klangliches Spektrum von Vintage bis modern HiFi abdecken kann. Hochwertige Hardware und schicke Hölzer sind hier die großen Verkaufsargumente. Alternativen gibt es bis auf die Marcus-Miller-Bässe nicht wirklich, sofern denn Wert auf die Edelbass-Optik gelegt wird. Wer mit eventuellen, kleineren Detailmängeln leben kann, findet mit dem GB-Modern einen schicken Allrounder-JB für alle Lebenslagen.