Workshop
Americana: Southern-Rock-Akkorde
von Martin Schmidt, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Universal)
Nach einigen Standards des Americana-Genres nähern wir uns in den nächsten Folgen dem Thema von einer anderen Seite. Statt der Geschichte eines Stils oder bekannten Bands soll es mehr um die musikalischen Bausteine gehen. Stiltypische Akkordfolgen, Licks und Techniken werden vorgestellt und Wege aufgezeigt, wie man diese kreativ für eigene Songs, Improvisationen oder Gitarren-Parts nutzen kann.
SOUTHERN ROCK
Wir legen los mit Beispielen aus dem Southern-Rock. Die Stilrichtung aus den amerikanischen Südstaaten entstand in den frühen Siebzigern und wurde von Bands wie The Allman Brothers Band, Lynyrd Skynyrd und der Marshall Tucker Band geprägt. Bis heute erfreut sich Southern Rock in Amerika großer Beliebtheit und hat fast jeden US-Musiker beeinflusst. Auch wenn man nicht direkt in diesem Stil aktiv werden will, kann man eine Menge gitarristisch interessanter Sachen von ihm lernen. In diesem Sinne…ran an die Arbeit!
AKKORD-CROSSOVER
Der Southern Rock kombiniert Blues, Rock, Country, Gospel und Folk zu einem neuen Stil. Generell weist er eine Vorliebe für die Dur-Tonalität auf, echte Moll-Kompositionen findet man selten in diesem Genre. Beispiel 1 baut auf einer I-IV-I-V-Kadenz in D-Dur auf, die mit einem bluestypischen Boogie-Pattern gespielt wird. Dadurch erhält man einen bluesigen Charakter, ohne eine echte Bluesform zu benutzen.
Beispiel 2 nutzt ebenfalls die Stufen I, IV und V, startet aber auf der fünften Stufe. Die Tonart ist G-Dur und wir bewegen uns rückwärts durch die Akkordfolge, also D(V), C(IV), G(I). Durch die Länge der Akkorde bekommt das G den Schwerpunkt, und man nimmt es als tonales Zentrum war. Nimm dir die zwei Akkordfolgen mal auf und improvisiere mit der jeweiligen Dur-Pentatonik darüber. So kommst du einem klassischen Southern-Sound schon recht nahe.
SOUTHERN MIXO
Beispiel 3 und 4 verwenden dieselben Akkorde wie Beispiel 2, legen aber den tonalen Schwerpunkt auf D. Die I. und IV. Stufe sind klassisch wie in D-Dur. Durch das C, also die bVII-Stufe kommt aber die kleine Septim ins Spiel, was ganz typisch für Southern Rock ist. Die schmalziger klingende große Septim sucht man oft vergebens in den Kompositionen der stilprägenden Bands.
Ebenfalls oft verwendet wird eine fallende Basslinie, die hier vom Grundton D und C zur Terz B des G-Dur-Akkordes führt. Ob man die Akkorde mit Strumming spielt (Bsp. 3) oder mit Arpeggios und kleinen Fills (Bsp. 4), macht harmonisch keinen Unterschied, kann aber dieselbe Akkordfolge schon in Strophe und Refrain verwandeln.
Beispiel 5 verwendet diatonische Akkorde aus C-Dur. Durch die Arpeggio-Figur mit kleinen Bassläufen klingen die simplen Chords mehr nach einer Hookline. Beispiel 6 steht in E-Dur. Durch die ausklingenden Leersaiten wirken die Akkorde etwas spannender als gewöhnliche Barré-Akkorde.
Beispiel 7 kombiniert diatonische Akkorde aus G-Dur ( G, D, Em und C) mit der bVII-Stufe. Auch hier machen Arpeggios und ein paar Bassriffs die Jedermann-Akkorde zu einem Pattern mit Wiedererkennungswert.
Beispiel 8 ist in D-Moll, klingt aber mehr nach Blues als nach europäischer Harmonik. Ich habe alle Akkorde als Powerchords gespielt. Oft wird das D5 aber als Dur-Akkord gespielt, sodass man eine Mischung aus Dur-und Moll-Tonalität erhält. Versuche mal, mit den Akkord-Konzepten zu experimentieren – transponiere sie in andere Tonarten, vermische sie und versuche durch bestimmte Rhythmen oder Anschlagsmuster eine Art Riff aus ihnen zu entwickeln. In der nächsten Folge kümmern wir uns dann um dazugehörige Solokonzepte.
Anregungen und Kritik könnt ihr wie immer unter martin@the-incredible-mr-smith.com loswerden!
(Die Noten können durch Anklicken vergrößert werden!)
(erschienen in Gitarre & Bass 07/2022)
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Gitarre lernen
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