Kaum eine Band schaffte es in Zeiten von Rap-Dominanz und Pop-Algorithmen, solche künstlerischen Akzente zu setzen, wie Bilderbuch. Die Österreicher eroberten mit ihrer unwiderstehlichen funky Mischung aus Indie und Hip-Hop die Charts, um sich nach zwei Hit-Alben für einige Jahre auf avantgardistische Reise zu begeben. Mit ‚Gelb ist das Feld‘ stehen sie nun mit beiden Beinen im Rock, ohne ihr visionäres Gespür für Melodien und Klangfarben zu verlieren.
Wir haben im Rahmen ihrer Tour durch Deutschlands Philharmonien exklusiv mit ihrem Gitarristen Mike Krammer gesprochen – über den die österreichische Produzenten-Ikone Zebo Adam sagt, „Snacky Mike“ sei einer der großen Gitarristen unserer Zeit.
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Mike, ihr wart immer die Gitarrenband mit dem ungewöhnlichen Sound, habt euch aber mit ‚Gelb ist das Feld‘ wieder amerikanischem Classic Rock angenähert. Wie kam es dazu?
Für uns ist das etwas Neues. Ich glaube, im Zuge der ganzen Corona-Geschichte ist es ganz normal, dass man zurück zu etwas „Natürlichem“ will, weil diese ganze Situation so unnatürlich und komisch ist. Deshalb hat es sich in der Tradition, in der wir die Dinge machen, ganz normal angefühlt. Ein bisschen weniger Effekte zu verwenden, ein bisschen weniger in anderen Genres zu suchen – sondern dahin zu gehen, wo man eigentlich herkommt.
Mein Zugang zu dem Ganzen war einfach: Weniger ist mehr. Eigentlich. Es ist nicht ganz so geworden, aber anfangs war es der Ansatz, eher die Instrumente sprechen zu lassen. Wir haben uns auch von den ganzen Hip-Hop-Referenzen entfernt. Es ist ja eh alles Gefühlssache: Wenn man eine Antenne für Zeitgeist hat, macht man das, was man so spürt und was gerade in der Luft liegt. Und wir haben gespürt, dass es jetzt Zeit ist für einen Rock-Sound, einen Band-Sound. Wir finden das spannend, gerade auch, weil wir das seit unseren Anfangszeiten, also 2008, nicht mehr in dieser Art und Weise gemacht haben. Weil es für uns aus der Mode gekommen war, eine straighte Rockband zu sein. Jetzt ist es eher back to the roots.
Wie hat dieser Trend bei euch angefangen? Eure letzten Alben hatten ja noch starke elektronische Elemente.
Irgendwann haben wir auf einem Festival in der Nähe von Frankfurt gespielt, da gibt es den Guitar Point. Die haben immer fette Ladungen an Vintage-Gitarren. Unser Bassist Peter und ich hatten total Bock auf eine Akustik-Gitarre. Wir sind dann morgens mit dem Taxi dorthin gefahren und haben uns beide eine Gitarre gekauft. Unsere erste Akustik-Gitarre. Ich eine Gibson J-45 aus den 60ern und Peter hat sich eine Martin aus den 70ern gecheckt. An dem Tag haben wir im Tourbus mit einem Akustik-Jam angefangen. Das war also die Initialzündung: Dass wir beschlossen haben, dass man ja ein paar Akustik-Gitarren von der Steuer absetzen könnte.
Welche Gitarren hast du auf dem neuen Album gespielt?
Ich habe nicht viele Gitarren und bin kein Nerd. Ich fände es schon geil, eine 59er Les Paul zu haben, aber bin auch sehr einfach gestrickt. Meine Haupt-Gitarre, die ich seit 2006 spiele, ist meine Fender 30th Anniversary Telecaster mit zwei Humbuckern. Die Pickups habe ich irgendwann mal getauscht, das sind Seymour Duncans oder DiMarzios, ich bin mir noch nicht mal sicher. An der ist mir auch erst einmal eine Saite gerissen, seit 2006. Und das war vor ein paar Wochen im Proberaum. Deshalb mag ich die Gitarre auch so: Weil man damit richtig gut arbeiten kann. Die Gitarre spiele ich auf den Alben und immer auf Tour.
Wir waren auf der portugiesischen Insel Madeira, um unser Album zu produzieren. Vor uns waren Placebo da, die haben wir noch getroffen. Aber dadurch, dass wir nicht alles mitkarren wollten, und wir eh nicht wussten, wie sich die Session entwickelt, haben wir nur ein paar Pedals mitgenommen. Im Studio war dann eine Peavey-Gitarre mit zwei Humbuckern. Die habe ich mir eingestellt und sehr viel vom Album damit eingespielt. Ich habe eh immer das Gefühl: Humbucker klingen oft gleich. Es kommt eher darauf an, wie du spielst. Ich komme eigentlich mit allem klar, sofern die Saitenlage stimmt.
Du bist aber passionierter Humbucker-Spieler?
Auf jeden Fall. Das ist mein Ding. Außer im Studio, da finde ich die gesplitteten Zwischenpositionen für Clean-Sounds geil. Deshalb habe ich auch die Ibanez JEM Steve Vai Signature. Mit der Split-Position der Peavey-Gitarre habe ich das Intro des Albums ‚Bergauf‘ eingespielt, straight nur das DI-Signal. Ich mag es, wenn es einfach ist. Aber live komme ich immer wieder zurück zu meiner Tele. Ich bin irgendwie monogam, was Frauen und Gitarren angeht.
Die Peavey-Gitarre hat auch eine gute Story: Du kennst Hubert von Goisern? Der ist in Österreich riesig und hat viele große Hits, richtig legendär. Mein Dad und ich sind große Fans des Gitarristen seiner Originalband, Reinhard Stranzinger. Ein mega geiler Typ und Gitarrist. Und der kennt den Besitzer des Studios in Madeira und hat ihm diese Gitarre geschenkt. Die hatte er früher immer auf Konzerten dabei. Und jetzt habe ich mit dieser Gitarre gespielt! (lacht)
Dafür, dass du so puristisch bei deinen Instrumenten bist …
Ich weiß, was jetzt kommt.
Die Doppelhals-Gitarre, die du etwa bei eurem Auftritt von ‚I’m Not Gonna Lie‘ im ZDF Magazin Royale gespielt hast.
Die habe ich im gleichen Shop gekauft wie die Akustik-Gitarre. Ich bin immer wieder auf der Website und schaue, was die Neues haben. Der Hersteller der Doubleneck heißt Alex Axe. Eine New Yorker Firma, die es nur kurz in den 70ern gab und die nur 100 Gitarren gebaut hat. Zwanzig davon waren Doublenecks. Ich habe jetzt eine, Pete Townsend hat eine und Eric Clapton hatte mal eine. Wir haben die uns dann schicken lassen und die war total im Arsch. Ich war überhaupt kein Fan. Dann haben die anderen aber gesagt: „Sieht voll geil aus!“
Ich habe die dann zum Gitarrenbauer meines Vertrauens in Linz geschickt und gesagt: Mach alles, was geht, damit die Gitarre besser wird. Also neu bundieren, Pickups wachsen und alles neu verkabeln. Die Gitarre wiegt auch sieben Kilo, also sehr schwer. Ich musste extra trainieren für diese Tour. Aber es macht super Spaß, jetzt bin ich großer Fan. Die Flexibilität der Zwölfsaiter ist super, ganz ohne Effekte. Die Gitarre ist schön anzusehen und es fühlt sich auch geil an, so ein Riesen-Ding zu spielen. Und auch der Sound ist echt geil, sehr massiv und dick. Am Anfang war es also eher Hass und die Gitarre ist mir ziemlich auf den Sack gegangen. Jetzt ist es aber Liebe. Die Doubleneck spiele ich bei fünf oder sechs Songs. Im Studio waren es dann Akustik-Gitarren, die ich als Zwölfsaiter verwendet habe, das was gerade da war.
(Bild: Lucas Christiansen)
Auch, wenn du sagst, dass du kein Gitarren-Nerd bist, kann ich mir nicht vorstellen, dass das Gleiche auch für Effekte gilt.
Gar nicht mal so sehr. Eigentlich wollte ich nur zwei, drei Sounds haben, die ich auf dem Album permanent verwende. Meistens setzt man aber Vorgaben, die man sich für ein Album vornimmt, eh nicht um. Unser Plan für das Album war eigentlich auch anders als das Ergebnis, das herausgekommen ist – aber so funktioniert eine Band einfach.
Hast du eine Philosophie für das Aufnehmen im Studio?
Im Studio verwende ich einfach das, was gerade da ist. Oder eben straighte Amps wie Fender, weil die Zerre über die Pedale kommt. Die Zerre, die ich live vom zweiten Kanal des Amps nehme, würde ich im Studio fast nie verwenden. Für live ist das cool, weil es funktioniert, aber es klingt nicht präzise genug fürs Studio. Ich mag es im Studio, wenn es so ist, wie wenn man Vocals aufnimmt. Das ist echt und direkt, deshalb auch der DI-Sound.
Was an Zerrpedalen da ist, nehme ich, aber meistens ist mein Zerrsound eh eine Fuzzface-Kopie als Logic-Plug-in. Ich finde auch, dass das Plug-in besser klingt als das Original. Ich habe das alles verglichen. Sonst lasse ich mich gerne auf Situationen ein, von Song zu Song. Ich fange lustigerweise erst jetzt damit an, mir Equipment zu kaufen. Normalerweise leihe ich das eher für eine Produktion, weil ich mich nicht festlegen will.
Gibt es denn Pedale, auf die du schwörst?
Ich habe immer ein Line 6 DL4 Delay Modeler, das ist das Beste für Live. Ein geiles Teil, das hatte ich schon immer und habe mir die Neuauflage direkt vorbestellt. Leider hat das alte die Angewohnheit, dass es mit der Zeit kaputtgeht. Das Ding ist alle 15 Konzerte abgeraucht. Es sind immer ein oder zwei Backups dabei. Ich habe bestimmt schon zehn von denen verheizt, in zehn Jahren. Es ist so oft passiert, dass unser Gitarrentech Clemens schon oft während des Songs auf die Bühne gerannt ist, um ein neues einzustecken, wenn das alte den Geist aufgegeben hat.
Das habe ich auch zum Loopen dabei, bei ‚Sweetlove‘ etwa. Da spiele ich außerdem das Z.Vex Fuzz Factory. Das habe ich auch wieder dabei und spiele es bei der Lead-Melodie von ‚Spliff‘. Damit bin ich aber nicht ganz so happy, weil jeder Amp darauf anders reagiert. Auch da wieder: Im Studio war das alles DI, live mit Amp.
Mit einem Modeler, wie dem Axe-FX, wäre das ja problemlos möglich.
Das habe ich auch auf zwei Tourneen gespielt, 2018 und 2019. Damals war die Idee, alles digital zu machen, auch das Drumset. Peters Synths kamen aus Mainstage (Musik-Software, Anm. d. Red.), jetzt sind sie aber wieder analog. Wie gesagt: Das Feeling bestimmt das, wo man mit dem Album hinwill, und dann geht auch die Live-Produktion in die Richtung. Es war unausgesprochen, aber von Anfang an klar, dass Amps auf der Bühne stehen werden, dass es laut wird und dass alles analog stattfindet.
Was spielst du auf dieser Tour alles live?
Gerade spiele ich alles über einen Rivera Knucklehead 55 aus den 90ern. Das erste Mal überhaupt, dass ich einen anderen Amp verwende. Davor hatte ich immer einen Fender-Hot-Rod-Deluxe40-Watt-Vollröhre dabei. Der war mir jetzt zu matschig, und ich hatte alles versucht, um den richtig einzustellen. Der Effektloop klang kacke, was auch nicht zu fixen war, also habe ich mir einen anderen Amp gekauft.
Davor hängen meine Mono-Effekte, alle in einer Schublade meines Racks. Das sind meine alten Sachen wie der Fuzz Factory, aber auch für mich neue Pedale wie der Fulltone OCD, mein Haupt-Gain. Das ist in den Philharmonien gerade schwierig zu machen, weil unser Tontechniker darauf besteht, die Verstärker auf Mäuselautstärke aufzudrehen. Den Gain vom OCD muss ich dann fast auf 100 aufdrehen, damit die Gitarre singt.
Der Grund, warum ich Amps auf der Bühne stehen habe, ist ja der Dialog zwischen Pickups und Box: Ich spiele einen Ton und er steht. Das ist der einzige Grund. Das war mit dem Axe-FX halt grauenhaft, du kannst das einfach nicht vergleichen. Durch die geringe Lautstärke muss ich aktuell sehr nah an die Box rangehen. Besser klappt das bei den Open Airs, darauf freue ich mich schon sehr. (lacht)
Das geht also alles in den Preamp rein, noch in Mono. Dann wird das aufgeteilt und geht einmal in die Endstufe vom Amp und dann in die mittlere meiner drei Marshall-Boxen. Das ist die Dry-Box. Da kommen die ganzen trockenen Mono-Effekte raus. Das Preamp-Signal geht aber auch in die Stereo-Effektkette, die dann links und rechts aus den beiden Wet-Boxen kommt, wie in den 80ern bei Steve Lukather oder Eddie Van Halen.
Da drin hängen dann etwa das Strymon Big Sky oder Timeline und das Eventide Pitchfactor. Die sind nur links und rechts auf den Boxen und werden nicht in der Mitte abgespielt. Ich verwende aber auch Mono-Hall-Geräte. Dafür habe ich den Boss RV-5. Wenn ich dann in Zukunft das DI-Setup benutze, kann ich die Ampsignale rausnehmen und nur DI abspielen.
Was benutzt du bei den zweistimmigen Gitarren auf ‚For Rent‘?
Das ist das älteste Gitarrensignal vom ganzen Song. Die anderen Signale haben wir alle neu aufgenommen – so oft, dass ich dir gar nicht sagen könnte, was es davon jetzt überhaupt auf die Platte geschafft hat. Wir sind so oft in ein neues Studio gegangen und haben dann immer wieder von vorne angefangen, den Song aufzunehmen. Das Solo haben wir aber behalten, vom ersten Take. Das machen wir oft so, ich bin meistens mit dem ersten Take am glücklichsten.
Überlegst du dir im Studio vorher, welche Melodie du spielst?
Nie. Gar nicht.
Du hältst also am Mindset fest, dass man ein Solo nur einmal spielt, und alle darauffolgenden Takes nur versuchen würden, das erste Mal zu kopieren.
So ist es. Bei ‚For Rent‘ fand ich, dass das Solo auf geile Art und Weise den Country-Vibe geknackt hat. Ich habe das über das Demo gespielt und es ist noch immer eins meiner favorite Gitarrensolos. Wir spielen es live zu zweit: Katrin Paucz spielt die zweite Stimme. Im Studio waren es zwei Gitarren, mit verschiedenen Sounds. Ein Ampsignal und ein Fuzz-Direktsignal, alles mit Logic-Plug-ins.
Ob du im Studio einen Amp, ein Pedal oder nur Plug-ins benutzt, ist dir also eigentlich egal?
Im Grunde ja. Es geht eigentlich nur um DI oder eben nicht DI. Gerade, wenn es schnell gehen muss: Hey, steck mal kurz die Gitarre ein und nimm auf. Das geht schneller als fünf Marshall-Boxen aufzubauen.
SIMS-O-RIGS
Sims-o-Rigs ist eine österreichische Custom-Rig-Werkstatt, die 2016 von Matthias Simoner ins Leben gerufen wurde. Matthias ist selbst Profimusiker, live wie auch im Studio, Gitarrist in der Band von Christina Stürmer, und als solcher verfügt er über reichlich Erfahrung auf großen sowie kleinen Bühnen. Zu seinen Kunden zählen u.a. Chris Vega (Sasha), die österreichische Band Folkshilfe und eben auch Bilderbuch.
Da Mikes System sehr umfangreich ist, geht Matthias Simoner für uns nochmal ins Detail: „Wie Mike im Gespräch angedeutet hat, handelt es sich um ein Dreiweg-, oder „wet/dry/wet“-System. Der Haupt-Amp, und somit verantwortlich für den Grund-Sound, ist ein Rivera Knucklehead 55. Mike spielte lange Zeit einen Fender Hot Rod Deluxe, der ihm aber dann im Zerrkanal irgendwann zu matschig wurde. Außerdem sind die Effekteinschleifwege wirklich grottig.
Im Rahmen der Design-Phase für das aktuelle Rig haben wir viel Zeit gemeinsam in meiner Werkstatt verbracht und haben unter anderem einige meiner Amps ausprobiert, um die Hot Rods in Rente schicken zu können. Meine wärmste Empfehlung war mein Rivera Knucklehead 100, ein fantastischer Amp mit wunderbarem Clean-Sound, aber vor allem einem traumhaft dynamischen und knackigen Crunch-Channel, den Paul Rivera „Channel 1“ nannte. Der Clean-Kanal ist „Channel 2“, so Paul‘s Philosophie 😉
Dieser Amp hat es Mike dann auch angetan. Leider werden diese Amps nicht mehr gebaut, daher mussten wir gebrauchte finden. Mike hat sich dann zwei Stück der 55-Watt-Version geholt, die aber dem 100er-Top soundmäßig um nicht viel nachsteht. Mikes Rack ist eine Weiterentwicklung seines ersten Sims-o-Rigs-Systems, das ich ihm 2017 gebaut habe, welches wiederum auf den wichtigsten Komponenten seines alten „konventionellen“ Daisy-Chain-Pedalboards basierte.
Mike kontaktierte mich damals, um sein in die Jahre gekommenes und fehleranfälliges Pedalboard komplett zu erneuern und zu verbessern. Raus kam dabei ein Rack-System, welches wir nun über die letzten beiden Jahre weiterentwickelt und auf ein neues Level gehoben haben. Der Fokus lag dabei auf größtmöglicher Flexibilität und maximalen Möglichkeiten in Verbindung mit bestmöglicher Sound-Qualität.
Die verschiedensten Pedale kombiniert mit Line-Level-Stereo-Effekten, Stereo-Looping, Talk Box, Whammy. Die auf den Alben so wichtigen DI-Sounds sollten live umsetzbar gemacht werden, jedoch trotzdem mit sämtlichen Effekten kombinierbar bleiben, egal ob mono oder stereo. Die TC-Helicon-Vocal-Effekte für Mikes Stimme werden ebenfalls über dieses System verwaltet und geschaltet, das ganze Dreiwege-System kann für kleinste Club-Anforderungen sogar auf mono summiert und über einen kleinen Combo-Amp gespielt werden, falls gewünscht. Für’s Studio gibt es vier schaltbare Outputs, um vier verschiedene Amps anzusteuern und/ oder Kombinationen aus diesen anzuwählen, und und und… Das komplette Signal-Routing war schon eine wirkliche Herausforderung, vor die man nicht alle Tage gestellt wird.
Mike stellt vor allem in puncto Dynamik hohe Ansprüche an seinen Sound, und damit bei einem derart komplexen System auch noch der beste, transparenteste Sound rauskommt, gibt’s für mich nur eine Wahl: Robert Bradshaw! Bob und ich sind gute Freunde seit über 20 Jahren. Ich spiele seine Systeme selbst seit ich 17 Jahre alt bin und habe daher genügend Erfahrung, was die Soundqualität und vor allem die Verlässlichkeit und die einfache Anwendung seiner Switcher betrifft. Bob setzte im vergangenen Jahr dann mein System-Design in Form von zwei Custom-19“-Rack-Switchern um. Eine wahre Meisterleistung angesichts der vielen Anforderungen.
Doch nun kurz zum Signalfluss: Die Gitarre trifft über ein Shure-Axient-Wireless-System auf den Input des ersten Bradshaw-Switchers (im Falle einer Störung kann natürlich auf Kabelbetrieb umgestellt werden), der die „pre chain“ verwaltet, sprich alle Pedale, die vor den Input des Rivera geschaltet werden. Das Preamp-Signal des Rivera geht über den FX-Loop-Send des Amps wieder zurück ins Rack in den „Post Chain“-Switcher, der dann die Dry-Seite des „wet/dry/wet“-Systems mit Gate und EQ komplettiert. Dieses Dry-Signal geht zurück in die Endstufe des Rivera und steuert das mittlere der drei Marshall-Cabs an.
Der 2. Switcher versorgt nun auch die gesamte „line level“-Effekt-Abteilung mit dem Preamp-Signal des Rivera, das über die Fryette-Stereo-Endstufe verstärkt wird und die Effekt-Sounds an die beiden äußeren Marshall-Cabs liefert. Manche Effekte laufen über einen Line-Mixer im Bradshaw, manche sind seriell gelooped. Mike hat außerdem die Möglichkeit, die drei Kanäle des „wet/dry/wet“-Systems einzeln an und auszuschalten, die Preamp-Sektion des Rivera aus dem Signalweg zu nehmen, um die volle Auswahl an Effekten auch rein über DI ans FOH-Pult zu schicken, etc. Somit sind Kombinationen möglich wie zum Beispiel beim Solo von ‚Bungalow‘, bei der die Amps auf der Bühne komplett gemuted werden und ein Fuzz-Sound aus der Pre-Chain direkt über die DI-Outs ans Pult geht.
Oder: Mike spielt einen Vamp mit Stereo-Effekten direkt DI ins Pult und soliert dann mit Amp-Sound drüber. Ihm stehen mit diesem System, sowohl live als auch im Studio, wirklich schier endlose Möglichkeiten zur Verfügung. Von Helix, Axe-FX und Co kennt man das ja heutzutage, aber all das mit „echten“ Zutaten zur Verfügung zu haben, ist eben dann doch noch mal etwas anderes, wie Mike im Interview schon angesprochen hat. It‘s real!!!”
GEARLISTE SNACKY MIKE
Bild: Julius Krämer
Fender 30th Anniversary Telecaster und Alex-Axe-Doubleneck