Ruchloser Vollstrecker

Blackstar HT-5H Metal im Test

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E-Gitarrenkofferverstärker von Blackstar, black like my metal but not my coffee
(Bild: Dieter Stork)

 

HT-5 im Test? Das ist doch ein alter Hut?! Von wegen. Man achte auf den Zusatz: Metal. Eine eigene Modellreihe hat Blackstar davon im Sommer 2013 auf den Markt gebracht. Okay, aber der kleene Combo hier? So ein Fratz will die böse Axt schwingen? Na, da sind wir aber gespannt.

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Für die Metal-Produktreihe hat sich Blackstar diverse bereits bekannte HT-Modelle vorgeknöpft und im Sinne der High-Gain-Gemeinde umgekrempelt. Äußerlich ist das anders gestaltete Logo und ein Lochblechgitter als Schutzfront anstelle von Stoffgewebe auffällig, sowie die blaugraue Farbe der Faceplate. Neu sind in der Ausführung als Combo und Topteil der HT-1 und der HT-5, der HT60-212-Combo, das HT100-Topteil. Im passenden Design gibt es außerdem die schon bekannten HT-Cabinets 112 (1×12″, gehört zum HT-5), 408 (4×8″, HT-1) und 412 (4×12″, HT-100).

 

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Minimierter Clean-Kanal, Overdrive mit TMB-Sektion und ISF (Bild: Dieter Stork)

 

Konstruktion des Blackstar HT-5H Metal

Vom „Umkrempeln“ sieht man außen nix. Nur die Technik im Inneren wurde überarbeitet. Die Ausstattung ist ganz und gar identisch mit dem normalen HT-5. Der Combo hat also wie gewohnt zwei Sound-Sektionen. Im minimierten Clean-Kanal finden wir lediglich ein Volume- und ein Tone-Poti vor. Der Overdrive-Kanal erfreut sich einer Vollausstattung in der typischen Blackstar-Konstellation Dreiband-Klangregelung plus ISF. Letzteres, das Infinite-Shape-Feature, soll die tonale Bandbreite erhöhen, und tut dies auch effizient, wie wir aus diversen Tests anderer Modelle wissen. Zur weiteren, umfangreichen Ausstattung gehört ein digitaler Halleffekt, der am emulierten Headphones-Ausgang in stereo anliegt, ein serieller FX-Weg mit umschaltbarem Pegel (-10/+4 dB), und ein Line-Input zum Einspielen von Playbacks u. ä. Über den Footswitch-Anschluss lässt sich der Sound-Wechsel fernbedienen. Ein kleines Schaltpedal mit LED-Anzeige gehört zum Lieferumfang.

Das Herz des HT-5 sind zwei Röhren. Eine ECC83, die in der Vorstufe das Signal „auffrischt“, und eine 12BH7, mit der Blackstar eine reguläre Gegentaktendstufe realisiert, wie man sie von größeren Verstärkern mit zwei oder mehr Endröhren her kennt. Der Rest der Elektronik ist in Halbleitertechnik aufgebaut. Der HT-5 Metal gehört also zur Riege der analogen Hybrid-Verstärker. Und er ist natürlich sehr rationell aufgebaut/konstruiert, sprich, soweit als möglich wurden die Bauteile auf Platinen untergebracht. Die Verarbeitung im Chassis steht auf höchstem Niveau. Auch das Finish des Gehäuses ist makellos.

Der HT-5 Metal ist im Prinzip ein hinten offener Koffer-Amp. Die Öffnung zur Speaker-Kammer ist allerdings mit einem Lochblechgitter verschlossen. So kann der 12″-Speaker Blackbird 50 nicht durch „Zuladung“ von Kabeln, Pedalen oder anderen Kleinteilen beim Transport Schaden nehmen.

 

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Der Winzling ist luxuriös ausgestattet (Bild: Dieter Stork)

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Der Blackstar HT-5H Metal in der Praxis

Ich habe nicht den Eindruck, dass Blackstar den Clean-Kanal entscheidend nach vorne gebracht hat. Dazu bestand ja auch wenig Anlass. Der runde, kräftige, in den Höhen eher weiche denn aufdringliche Ton lässt sich unter den gegebenen Bedingungen wohl kaum noch verbessern. Trotz des geringen Gehäusevolumens wirkt der Cleansound füllig. Bässe nachlegen kann man auch nicht. Das Tone-Poti betätigt sich nämlich mehr oder weniger nur als eine Höhenblende. Mit ‘nem Schluck Hall obendrauf klingt der Kanal schon ziemlich groß und teuer. Angenehm ist außerdem, dass er gefällig anspricht, nicht zu hart, nicht zu weich auf den Anschlag reagiert. Ergo, nicht spektakulär, kaum variabel, dafür aber grundsolide in der Funktion.

Die Kirmes geht dafür im Overdrive-Kanal umso heftiger ab. Gain bis zum Abwinken. Da kommen selbst die schwächsten Pickups zu superfetten Tönen. Günstig und erfreulich ist, dass der Kanal dabei relativ wenige Nebengeräusche produziert. Klar rauscht es, aber eben nicht sooo heftig. Positiv ist auch zu bewerten, dass trotz High-Gain-Power die Details des Instruments noch gut zur Geltung kommen.

Die Charakteristik des Overdrive-Kanals trifft die Anforderungen des Genres punktgenau. Die Sounds sind kompakt, äußerst obertonfreundlich, bei Bedarf messerscharf in den Höhen. Man bekommt viel Unterstützung des Sustains geboten und Attacks werden präzise dargestellt, aber ohne Übertreibung. Legato-Linien oder tieffrequente Staccato-Riffs – der HT-5 Metal wird seinem Namen souverän gerecht. Nur die Bässe sind halt relativ schwach. In der Hinsicht kann der kleine Kerl dann eben doch nicht über sich hinauswachsen – wie sollte er auch. Davon abgesehen glänzt er mit großer Variabilität in den Klangfarben. Das ISF-Poti verändert das Mittenspektrum massiv und ist insofern maßgeblich an der Vielfalt beteiligt. Die zahlt sich erst recht aus, wenn man mit dem sehr gut abgestimmten Emulated-Output arbeitet. Die Effizienz der Klangregelung kommt in der Anwendung noch besser zur Geltung. Dass der Hall hier in Stereo anliegt, tut dem Höreindruck unter Kopfhörern natürlich nur gut. Der Ausgang bleibt aktiv, wenn man den Amp auf Standby stellt. Man kann also auch in aller Stille arbeiten. Heißt auch, die 12BH7-Röhre ist hier am Ton nicht beteiligt. Während der Umstand beim „normalen“ HT-5, der eben auch in Spielarten wie dem Blues betören soll, durchaus als Minus betrachtet werden kann, braucht der Metal-Combo die Sättigung, den Overdrive der Endröhre nicht. Bleiben noch der Einschleifweg und der Line-Input. Auch sie versehen ihren Dienst praxisgerecht. So bleibt unterm Strich nicht das Geringste für den Minuskasten übrig.

 

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(Bild: Dieter Stork)

 

Resümee

Der HT-5 Metal ist ein Practice-Amp der Luxusklasse. Alles drin und alles dran, was man braucht. Und der so angenehm kompakte und leichtgewichtige Combo nimmt vor allem die Tonformung sehr ernst. Gain ohne Ende, stilkorrekte Sound-Ausrichtung, präzise und lebendige Ansprache, da bleiben kaum Wünsche offen; anders ausgedrückt, die Kiste macht richtig Spaß.

Konkurrenten mit ähnlichem Potential sind in seiner Preisklasse und darunter zur Zeit nicht in Sicht. Fazit: Sehr empfehlenswert und sicher nicht zu teuer.

 

Übersicht

Fabrikat: Blackstar

Modell: HT-5 Metal

Gerätetyp: E-Gitarrenkofferverstarker, zweikanalig

Herkunftsland: China („designed and engineered in the UK”)

Technik: Hybridbauweise, Gegentaktrohrenendstufe, Halbleiterdiodengleichrichtung, Platinenbauweise

Röhrenbestückung: 1x ECC83, 1x 12BH7 (Electro-Harmonix)

Leistung: 5 Watt/RMS (Herstellerangabe)

Lautsprecher: 1 Blackbird 50 v. Blackstar, 12″ m. Keramikmagnet, 16Ohm, 50 Watt, von hinten montiert

Mechanik: Gehause aus Spanplatten (ca. 19 mm), hinten offen, innen mattschwarz lackiert, Kunstlederbezug, Gummifüße, Luftungsgitter hinten, Tragegriff a. d. Oberseite

Chassis: Stahlblech, stehend montiert, Feder-Retainer an der 12BH7

Anschlüsse: Front: Input; Rucks.: Emulated-Output/Headphones, MP3/Line Input, 3 Speaker-Outs (1x 16, 2x 8 Ω), Effects-Loop-Send, -Return, Footswitch, Netzbuchse

Regler: Front: Clean Volume, -Tone, Overdrive Gain, -Volume, Bass, Middle, Treble, ISF (Infinite-Shape-Feature), Reverb

Schalter: Front: Overdrive-Select, Power, Standby; Rucks.: FX-Loop-Level (-10/+4dB), Cabinet-4×12/-1×12 (Emulated-Out)

Effekte: digitaler Hall, stereo am Headphones-Ausgang Einschleifweg: ja, seriell, Pegel umschaltbar -10/+4dB

Zubehör: Netzkabel, Einfach-Fusschaltpedal FS-4 (Channel, Kabellange ca. 2,5 m) Gewicht: ca. 14,1 kg

Maße: ca. 444 x 400 x 237 BHT/mm

Zubehör: Netzkabel, Fusschaltpedal, mehrsprachiges Handbuch

Vertrieb: Sound Service

15834 Rangsdorf

www.soundservice.de

Preis: ca. 535

 

Plus

  • Sound & Variabilität
  • Dynamik, Ansprechverhalten, sehr obertonfreundlich
  • harmonische, Sustain-reiche Verzerrungen
  • hochwertiger D.I.-Ausgang
  • Funktion des FX-Weges
  • geringe Nebengeräusche
  • exzellente Verarbeitung, Qualität der Bauteile

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