Performt besser als sein Preisschild vermuten lässt

Taschengeld-StingRay: Sterling by Music Man SUB Ray4 WS im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Muss man nicht drüber diskutieren: Der Music Man StingRay ist eine Ikone und ein Fixstern am Basshimmel. Ein ganz großer Wurf, der sich nicht umsonst seit über drei Jahrzehnten auf dem Markt hält. Muss man auch nicht drüber diskutieren: Die Ikone hat ihren Preis. Mittlerweile liegen die Neupreise um die 3000-Euro-Marke. Zum Glück finden sich günstigere firmeneigene Alternativen …

Unter dem Label Sterling by Music Man gibt es Fernost-Modelle für deutlich weniger Geld. Das unterste Ende markieren dabei die SUB-Bässe, die schon für unter 400 Euro MusicMan-Sound und -Feeling bringen sollen. Geht das überhaupt?

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KONSTRUKTION

Der transparent matt-braune Korpus ist aus Linde, einem bei vielen Herstellern beliebten, weil günstigen Holz, dem ein eher weicher und warmer Ton nachgesagt wird. Der Body ist vierteilig asymmetrisch zusammengesetzt, vor allem von vorne gesehen ist die Optik dabei trotzdem schön harmonisch – gut gemacht! Natürlich hat er die klassische StingRay-Form sowie die obligatorischen Shapings für die Rippen und die Unterarmauflage. Der Hals ist aus Ahorn, als Griffbrett ersetzt Jatoba das vormals übliche Palisander. Der Hals ist matt lackiert, und auch wenn man dem Bass anfühlt, dass man kein richtig teures Instrument in der Hand hält, ist die Verarbeitung ordentlich und gibt keinen Grund zur Klage.

Angeschraubt ist der sauber in die Halstasche passende Hals mit sechs Schrauben samt passender Ankerplatte. Die Mechaniken sind generische Typen, die die Stimmung halten und beim Drehen nicht hakeln. Die genialen konischen Wickelachsen, die die Saiten automatisch zur Kopfplatte runterziehen, fehlen ihnen allerdings. Nettes Detail meines Testbasses: Die Achse der D-Mechanik ist „staggered“, also etwas kürzer als die anderen. Scheint aber kein reguläres Feature zu sein, wenn ich mir Fotos dieses Modells im Netz ansehe.

Für den nötigen Druck im Sattel haben A- und D-Saite einen gemeinsamen Niederhalter. Der kompensierte Sattel des Originals, der für jede Saite einen eigenen, exakt berechneten Auflagepunkt hat, und so für bessere Intonation sorgen soll, wurde durch einen gewöhnlichen, aber akkurat gekerbten Plastiksattel ersetzt.

Am Halsende sorgt ein Speichenrad für leichte Einstellbarkeit des Halsstabs, wozu jegliche Schraubendreher, Inbusschlüssel oder sonstige Metallstangen genutzt werden können, so sie denn die richtige Größe haben. Passendes Werkzeug liegt auch bei.

Die Brücke möchte nach Vintage-StingRay aussehen, was sich bei näherem Hinsehen aber nur auf die Grundplatte bezieht. Deren große, ovale Form bietet eigentlich Platz für Saitendämpfer und die beiden charakteristischen Poller neben den Saitenreitern, die hier samt und sonders fehlen. Übrig bleibt eine eigentlich ganz normale Blechwinkel-Brücke, mit typischem, aber größer als nötigem Abdruck. Immerhin sollen Rillen für die äußeren beiden Reiter gegen ein seitliches Verrutschen helfen.

Ohne StingRay-Pickup gibt es keinen StingRay-Sound. Also kommt auch der SUB mit dem stegnahen Tonabnehmer, der acht große Pole-Pieces mit einem Durchmesser von 3/8 Zoll (ca. 9,5 mm) hat. Magnetisiert werden sie von einem Keramikmagneten. Das Gehäuse hat die typischen Ohren, die einerseits gute Justierbarkeit in Höhe und Kippwinkel zu den Saiten sicherstellen, und andererseits einen guten Ankerpunkt für den Daumen. Eingerahmt wird der Pickup vom typischen ovalen Pickguard, hier dreilagig schwarz/weiß/schwarz ausgeführt.

Weiterer wichtiger Bestandteil des Tons ist der aktive Equalizer. Beim SUB findet sich auf der Bananenplatte ein Zweiband-EQ, der in Volume, Höhen und Bässen geregelt werden kann, bevor es aus der Buchse zum Amp geht. Ein Blick unter die Platte zeigt koreanische Potis, eine kleine, ans Treble-Poti geflanschte Platine, und insgesamt saubere Verarbeitung mit vernünftigen Kabellängen.

Außerdem verrät er mir noch, dass der Tonabnehmer seriell verlötet ist. Wer sich mit einem Lötkolben auskennt (oder jemanden kennt, der/die des Lötens mächtig ist), kann recht leicht die Parallelschaltung ausprobieren, die die US-Viersaiter haben. Das zur Aktivelektronik gehörige Batteriefach liegt auf der Rückseite und ist ohne Werkzeug zugänglich. Gut so, denn ein Passivbetrieb ist nicht vorgesehen.

(Bild: Dieter Stork)

ROCHENSOUND

Aus dem Karton ist die Bespielbarkeit schon okay, lässt aber noch Luft für Verbesserung. Also frisch ans Werk! Das Speichenrad stellt sich mal wieder als wunderbar bequem in der Handhabung heraus, mit leichtgängiger Drehung wird der Hals gerader und leichter bespielbar. Auch in der Saitenlage geht noch was, hier spielt die einfachere Konstruktion ihre Vorteile gegenüber der stabileren Variante der teureren StingRays aus. Während ich da schon öfter mit aufliegenden Saitenreitern am Ende der Einstellbarkeit angekommen bin und nur noch ein größerer Halswinkel Abhilfe schaffen konnte, reicht der Spielraum beim SUB aus, die Saiten auf die Bünde zu legen. Will man natürlich nicht, trotzdem gut, von einem sehr tiefen Startpunkt aus die Saiten so zu justieren, dass Tonentfaltung und eventuelles Rest-Schnarren nach meinem Geschmack sind.

Unfreiwilliges Schnarren bleibt schon mal außen vor, offensichtlich sind die 21 Bundstäbchen gut abgerichtet. So lässt es sich sehr komfortabel arbeiten. Dazu trägt auch der Hals bei, der am Sattel eine Breite von knapp 39 mm hat. Das gab es mitunter bei Vintage-StingRays, wenn auch selten und auf Bestellung, mein Pre-EB von 1979 hat z.B. nur 38 mm. Das sind bekanntlich Jazz-Bass-Maße und wird Anfänger:innen und generell Fans schmalerer Hälse freuen.

Trocken gespielt hört man die Preisklasse schon etwas, die Ansprache ist etwas träger, das Sustain gut, aber nicht übermäßig ausgeprägt. Dafür gibt es nur am 8. Bund auf der G-Saite den Hauch eines Dead-Spots, auch die sonst kritischen Bereiche sind noch gut dabei. Am Amp macht der SUB dann eine wirklich gute Figur. Nennenswertes Rauschen oder Ähnliches ist mit den beiden Klangreglern in der neutralen Mittenraste nicht zu hören. Kannste sagen was du willst, es klingt nach StingRay. Die fundamentalen Bässe sind da, die drückenden Mitten, und die knallig-klingelnden Höhen ebenfalls.

Ein so eher schlicht ausgestatteter Bass könnte einem eingeschränkt vorkommen, aber schon das Original hat seit seiner Einführung Bassist:innen aller Lager und Stile ansprechen können, von Funk über Pop bis Rock und Metal, mit einem Ton, der prägnant und trotzdem vielseitig einsetzbar ist. Auch den typischen Sound des SUB-Pickups kann man mit dem EQ noch weiter formen, Anhebungen wie Absenkungen sind gleichermaßen nutzbar. Mit gedimmten Höhen wird der Ton runder und knurriger, gleichzeitig etwas unauffälliger. Dazu noch die Bässe voll geboostet, und wir landen in fettem Dub-Territorium.

Werden die Höhen dagegen angehoben, erfreut der SUB mit angenehmer Aggressivität, die sich überall durchbeißt. Sicher auch wegen der seriellen Schaltung des Pickups ist in jeder Einstellung ein schönes Knurren präsent, selbst wenn beide Regler voll aufgedreht werden, was natürlich den ohnehin gesunden Ausgangspegel nochmal ordentlich anhebt – also Vorsicht am Verstärkereingang.

Beim direkten Vergleich mit einem modernen US-Ray bleibt dieser klar Sieger nach Punkten – aber der SUB Ray schafft es trotzdem, sich mehr als eine Runde lang mit dem Original im Ring zu behaupten.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Man darf nicht erwarten, dass dieser Bass einem US-StingRay das Wasser reichen könnte. Dafür ist das Grundmaterial bei den Amerikanern einfach hochwertiger, die Aufmerksamkeit für Details deutlich höher, in der Verarbeitung werden mehr Zeit und Sorgfalt aufgewendet, und in der Summe ist das Ergebnis wenig überraschend einfach besser. Was man aber erwarten darf, ist ein Bass, der besser performt als sein Preisschild es vermuten lässt und dabei sehr überzeugende, StingRay-Sounds abliefert. Angesichts des angenehmen Gewichts und der guten Bespielbarkeit, kann man als Anfänger:in oder auch mit mehr Spielpraxis getrost seiner StingRay-Faszination nachgehen!

PLUS

  • StingRay-Sound
  • Bespielbarkeit
  • EQ
  • Preis/Leistung


(erschienen in Gitarre & Bass 05/2022)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Wenn ich den Titel so lese, frage ich mich schon, wieviel Taschengeld Jugendliche heutzutage so bekommen.
    Ich hätte für den gesetzten Preis wahrscheinlich ein Jahr nicht mal mehr Kaugummis kaufen können. Und ich vermute sehr viel anders sieht es heute bei den meisten auch nicht aus.
    Also wie so oft im Leben: Der Kunde bestimmt den Preis und ist leider in (nicht nur) Jahren allzu gerne bereit die völlig überzogenen Preise der Herdteller zu bezahlen.
    Aber was rede ich, bin ja aus dem letzten Jahrtausend.

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