Kleine Wellenmaschine: One Control Sea Turquoise Delay im Test
von Christopher Kellner,
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(Bild: Dieter Stork)
Die japanische Bodentreterschmiede One Control bereichert den Markt nun schon seit einiger Zeit mit kleinen, aber extrem feinen Pedalen, die so edel wie unprätentiös daherkommen. Das mit dem schwedischen Pedal-Guru Björn Juhl schon vor einigen Jahren ersonnene Sea Turquoise Delay (STD) macht da keine Ausnahme, nun liegt es im neuen Gewand vor.
Erneut fallen hier Verarbeitung und Präsentation positiv auf. Ein Gehäuse aus robustem, gebürstetem Metall, mit 10×3,5×4,5 cm im Mini-Format, und mit knapp 160 Gramm leicht und doch wertig. Die Audiokabel-Anschlüsse sind, wie bei Mini-Pedalen nicht anders möglich, an den Seiten. Schade aber, dass sich der Slot für die Stromversorgung (das Pedal zieht 27mA, Batteriebetrieb ist möglich) schräg unterhalb der Eingangsbuchse versteckt. Das ist fummelig und der Stecker kann mit der Verkabelung ins Gehege kommen. Auch der Wahlschalter für eine „Kill Dry“-Funktion verbirgt sich schlecht zugänglich links unterhalb der Ausgangsbuchse. Das digitale Gerät ist ausgeschaltet im True Bypass.
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Auf der Gehäuseoberseite finden sich neben dem Bypass-Schalter drei Regler: Delay, Level und F.Back (Feedback) – das war’s. Mit dem Kill-Dry-Schalter kann man auch nur die Delays abrufen, das Dry Signal wird ausgeblendet – das bietet sich für ein Setup mit mehreren Amps und Splittern an. Wer nach weiteren Einstellmöglichkeiten sucht, wird enttäuscht. Das STD gibt sich geradezu spartanisch. Das ist, angesichts der mannigfaltigen Konkurrenz selbst im Bereich der Mini-Pedale, ein bisschen schade.
Den Delay-Kenner dürften die Regler nicht überfordern: Delay regelt die Geschwindigkeit der Wiederholungen (links: schnell, rechts: langsam), das STD geht bis 600 ms – auch das nicht überbordend für ein digitales Delay. Das Level-Poti bestimmt die Lautstärke der Wiederholungen, und F.Back deren Anzahl. Dreht man letzteren Regler voll auf, werden die Delays endlos wiederholt, in die Selbstoszillation kann man das STD aber nicht treiben. Beim Klang geben sich One Control und Björn Juhl keinerlei Blöße: Absolute Feinschmecker-Qualität ist hier angesagt. Da gibt es keine digitalen Artefakte, ärmliches Klirren oder die gefürchtete „Kälte“, allerdings auch keine Variation.
(Bild: Dieter Stork)
Das STD orientiert sich, obgleich eine originäre Schaltung von Juhl, am Sound alter Tape-Delays – dabei aber solchen, denen man gerade ein absolut frisches Tape spendiert hat. Der Sound der Wiederholungen ist klar, mit deutlicher Präsenz, aber geschmeidig warm und angenehm für die Ohren. Wer hier den typischen eierigen Sound von Tape-Delay-Simulationen erwartet, wird enttäuscht. Ganz leichte Verzerrungen meine ich in den Wiederholungen zu hören, zusammen mit dem warmen Klangcharakter unterscheidet sich das STD hierin von anderen digitalen Delays. Es siedelt sich zwischen dem dumpfen MXR Carbon Copy und einem Boss DD-3 an, und wandelt für mich klanglich eher auf Memory-Man-Pfaden. Slapback mit klaren „Slaps“ oder auch frühe U2-Delays (aus der Zeit bevor The Edge punktierte Achtel zu seinem Markenzeichen machte) kann es meisterhaft.
Wegen der fehlenden weiteren Einstellmöglichkeiten, vor allem Tap Tempo, sehe ich es als kleines Tool für Spieler, die einem „set & forget“-Ansatz folgen und sich nicht weiter mit einem Delay befassen wollen, es gar nur zur Aufpeppung ihres Sounds brauchen – so wie der junge The Edge. Wer damit zufrieden ist, bekommt hier freilich Top-Qualität – für andere bietet die Konkurrenz wie Mooer, TC oder XVive auf ähnlich kleinem Raum mehr Einstellmöglichkeiten.