Die Auswahl der Pickups hatten wir zu Beginn der Pimp-Aktion schon getroffen und uns zusammen mit G&B-Leser Reinhard für ein Staufer-’58er-Pickup-Set entschieden. Denn diese Pickups, die Harry Häussel für mich nach meinen Spezifikationen anfertigt, harmonieren mit einer Paula sehr gut. Sie sind auch für moderne Ohren fett genug, aber trotzdem transparent und mit den notwendigen, sich gut durchsetzenden Höhen ausgestattet und sie matschen im Bass nicht. Der ’58er-Plus-Steg-Pickup bietet noch das kleine bisschen Extra an Power, welches man sich für einen guten und typischen Paula-Sound speziell im Zerr-Betrieb wünscht.
Also schnell raus mit den alten FernostPickups und die neuen eingebaut. Statt der bislang verbauten Metallfedern zur Höheneinstellung verwenden wir lieber die beiliegenden Gummischläuche (Abb. 16). Denn im harten und lauten Live-Einsatz kann sich so eine Rappelfeder schon mal als Ursache für unerwünschtes Pfeifen erweisen, schließlich reagiert ein Pickup prinzipbedingt auf alle Metallgegenstände in der näheren Umgebung, die eine Schwingung (in welcher Form auch immer) abgeben können. Daher gilt auch: Hände weg von verchromten Pickup-Rähmchen aus Plastik, denn auch diese können die Ursache für ganz unerhörtes Pfeifen sein.
Des Weiteren sind auch Pickup-Kappen aus Metall oft für unerwünschtes Feedback verantwortlich. Von dieser Seite gibt’s Entwarnung, zumindest für unsere Richmond: Harry wachst alle Pickups im Vakuum-Wachsbad. Nach langem Bitten macht er dies nun mit Bienenwachs – für den letzten Voodoo-Touch. Denn das Zeugs bleibt im Gegensatz zu sonst üblichem Paraffin relativ weich und elastisch. D. h. der Pickup kann bei hohen Lautstärken durchaus noch etwas auf die Schallwellen reagieren und klingt dadurch nicht so „steif“ … aber: Voodoo muss nicht für jedermann hörbar sein. Doch weil’s niemanden stört, wenn hier die Bienen das Wachs liefern, ist es auch nicht verkehrt, das ebenso zu machen.
Potis
Raus mit den alten Potis (Abb. 1) und festgestellt, dass diese im Kinderformat sind. Unsere neuen CTS Potis sind nicht nur äußerlich größer, sondern brauchen auch eine Lochbohrung in der Gitarre von 9,5 mm statt der vorhandenen 8,0 mm. Gut, wir hätten auch japanische Potis nehmen können. Da der Preisunterschied aber nicht besonders groß ist, ist halt das Bessere des Guten Feind (Abb. 2). Mit einer Reibaale sind die Bohrlöcher schnell größer gemacht und mit einem Senker die Kanten etwas abgeschrägt, damit kein Lack abplatzen kann, wenn das Poti durch das Loch gesteckt wird. Bitte bei dieser Aktion nicht mit der Bohrmaschine hantieren, das könnte böse ausgehen (Abb. 3 und 4).
Abschirmung
Nun können wir uns um die Verbesserung der Abschirmung kümmern. Bei Gitarren mit Humbuckern ist das Brummen normalerweise kein allzu großes Thema. Aber manchmal wünscht man sich halt doch eine Reduzierung von Störgeräuschen, die nicht immer nur aus den bekannten 50-HzBrummgeräusch bestehen. Diese Richwood wurde bereits von Haus aus mit schwarzem Graphitlack ausgesprüht.
Eine Abschirmmaßnahme, die erstaunlich wenig bringt und prinzipiell nur als Good-Will-Aktion zu werten ist. Sehr gute Erfahrungen habe ich mit selbstklebender Kupferfolie gemacht, die meiner Meinung nach auch wirksamer als Alufolie ist. Da das Elektronikfach leider derart zerklüftet ist, dass das Verkleben der Kupferfolie unmöglich wird, habe ich mich für die Verwendung eines EMV-Abschirmlackes entschieden. Den gibt es in Form einer Sprühdose im Elektronikfachhandel für ca. € 25. Alternativ kann man auch den Abschirmlack von Göldo oder Rockinger nehmen, der in kleineren Mengen angeboten wird.
Dieser kann zudem mit einem Pinsel gestrichen werden und ist dadurch leichter zum handhaben als die Sprühdose. Denn zum Sprühen müssen wir vorher alles sauber abkleben – insbesondere auch die Potilöcher von innen und außen, damit unter keinen Umständen der Abschirmlack an die falschen Stellen gerät. Gut – bei der Richwood könnte man einen kleinen „Unfall“ noch mit Lösungsmittel vom Lack abwischen, weil dieser ziemlich resistent ist. Aber bei einer nitrolackierten Gitarre, z.B. einer Gibson, würde sich der Abschirmlack in den Lack der Gitarre hineinfressen. Hier also bitte große Vorsicht walten lassen (Abb. 5).
Ach ja – den Bereich der Buchse bitte nicht aussprühen, denn manchmal kann es passieren, dass bei eingestecktem Stecker der Buchsenkontakt die Ausfräsung im Holz berührt. Ist diese mit Abschirmlack beschichtet, kann das im besten Fall zu einem Kurzschluss und im ungünstigsten Fall zu einem schleichenden, quasi einem halben Kurzschluss führen, der lediglich die Höhen klaut und damit oft unbemerkt bleibt.
Bitte auch darauf achten, dass alle abgeschirmten Teile, also auch die Deckel, immer Kontakt mit Masse haben. Denn sonst ist die Abschirmung wirkungslos. Hier in unserem Fall wird der Massekontakt über die eingebauten Potis gewährleistet und die Deckel sind über den ausgesprühten Falz an ihrer Auflagestelle ebenfalls geerdet.
Schaltung
Bevor wir die neuen Potis einbauen, nutzen wir die Gelegenheit, alles, was außerhalb der Gitarre gelötet werden kann, zu löten. Wenn man innerhalb der Gitarre lötet, kommt man bei Paulas mit dem heißen Lötkolben gerne schon mal an die lackierten Ränder der Ausfräsung ran und hat schnell ein Stück Lack angesengt. So gesehen ist es auch nicht verkehrt, wenn man das Elektronikfach zum Schutz des Lackes rundum mit Tape abklebt.
Spätestens jetzt sollten wir uns um die Schaltung Gedanken machen. Am einfachsten ist es natürlich immer, die vorhandene Schaltung nachzubauen. Andererseits gibt es aber jetzt noch die Chance, eine modifizierte Schaltung zu verwirklichen. Heiß diskutiert wird in letzter Zeit immer wieder das sogenannte 50s Wiring. Denn schließlich haben die legendären Les Pauls der 1950er Jahre diese Schaltung gehabt und schon allein deshalb muss das ja besser sein … na ja – da ist schon auch was dran.
Zumindest ist das Regler-Erlebnis etwas anders, als man das von heutigen Gitarren her kennt. Prinzipiell wird beim 50s Wiring das Tonpoti am mittleren Anschluss des Volume-Potis (statt am linken Anschluss) angelötet. Es ist dann also mit dem Ausgang und nicht mit dem Eingang des Volume-Potis verbunden. Regelt man bei dieser Schaltungsvariante die Lautstärke zurück, vermindert sich gleichzeitig etwas die Wirkung des Ton-Potis und der Sound wird beim Zurückdrehen der Lautstärke nicht so dumpf, wie man das von Gitarren mit herkömmlicher Verdrahtung her kennt.
Auch wird die Wirkungsweise des Tonpotis bei voll aufgedrehtem Volume-Poti etwas verändert. Denn es macht weniger dumpf und regelt die Höhen etwas schöner herunter, was dem Ton eine leicht bessere Durchsetzungsfähigkeit verleiht. Beim Einsatz des Tonreglers, wohl bemerkt! Wer den Tonregler nie benutzt (wie geschätzt 90 % aller Gitarristen), der wird diese Unterschiede bei voll aufgedrehten Potis sowieso kaum hören. Darüber hinaus harmoniert diese Schaltung mit schwach gewickelten Pickups besser als mit heißeren, moderneren Varianten.
Nun ja – auch die Jungs bei Gibson werden sich etwas dabei gedacht haben, als sie Anfang der 60er-Jahre die Schaltung so geändert haben, wie wir sie heute kennen. Denn bei zurückgedrehtem Lautstärkeregler wird der mit dem Tonpoti weich eingestellte Sound nämlich nicht plötzlich wieder transparent.
So – und jetzt komme ich wieder ins Spiel und bringe noch eine dritte Variante an den Start und die heißt: Modifikation des Volume-Potis. Leo Fender hat es in den Grundzügen bereits bei seiner Telecaster exerziert, indem er einen Kondensator in das Volume-Poti zwischen dessen Eingang (linker Anschluss) und dessen Ausgang (mittlerer Anschluss) gelöten hat. Dieser verhindert beim Zurückdrehen der Lautstärke das gleichzeitige dumpf werden, indem die Höhen über den Kondensator an den Ausgang geleitet werden.
Der Nachteil ist der, dass so ein einfacher Kondensator zu viele Höhen und zu wenige Bässe durchlässt. D. h. der Sound wird beim Zurückdrehen der Lautstärke dünn und das Gitarren-Signal verliert gleichzeitig sehr stark an Ausgangsleistung. Das ist zwar manchmal gewünscht, oft aber ist dieser Effekt viel zu stark. Besser ist es, ein „klangneutrales“ Volume-Poti zu haben. Dafür habe ich einen kleinen Trick auf Lager und löte parallel zum Kondensator einfach noch einen Widerstand mit dazu, der quasi die Bässe wieder durchlässt. „Netzwerk“ sagt der Fachmann (gut, ich glaub’s ihm – bin ja kein Elektroniker) und es funktioniert prinzipiell wie eine kleine, einfache Frequenzweiche (Abb. 7, 8, 9).
Soweit so gut. Die Frage ist nur: Welche Werte von Kondensator und Widerstand für das Volume-Poti und welchen Wert für den Tonkondensator?
Der Tonkondensator ist schnell abgehandelt: Drin war ein 0,047 μF und der macht reichlich dumpf. Für einen jazzigen Halspickup-Sound noch zu gebrauchen, aber für einen Steg-Pickup weniger. Ich selbst bevorzuge den halben Wert: 0,022 μF. Der filtert genügend Höhen, aber nicht die hohen Obertöne, von welchen ein guter Sound lebt. Wer experimentieren möchte, probiert mal Werte zwischen 0,01 μF und 0,047 μF. Ach ja – jetzt bitte keine Diskussionen um Ölkondensatoren, Bumble Bees, Orange Drops oder ähnlich teurem Zeug.
Es ist zwar in der Tat so, dass diese Dinger Klangunterschiede bieten, meist aber liegt dieser darin begründet, dass die Bauteiltoleranzen bei einem neuen Kondensator üblicherweise bereits bei 20 Prozent liegen. Insofern könnte man auch fünf Kondensatoren von ein und demselben Hersteller ausprobieren und fünf verschiedene Wirkungsweisen hören. Ich selbst verwende Kondensatoren der Firma WIMA, die hierzulande denselben Stellenwert haben wie Orange Drops in den USA, sie stellen nämlich den jeweiligen Industriestandard dar.
Trotzdem: Wer mag und dem Voodoo auf der Spur ist, kann gerne mit den exotischsten Kondensatortypen experimentieren und den möchte ich dazu auch gerne ermuntern. Mir ging es hier in unserem Fall aber darum, eine für diese Gitarre angemessene und praxistaugliche Tuning-Maßnahme durchzuführen, die jeder selbst auch mit einem kleinen Geldbeutel nachbasteln kann.
Beim Netzwerk des Volume-Potis ist die Sache schon etwas diffiziler. Denn hier können wir mit zwei Werten experimentieren, nämlich dem des Kondensators und dem des Widerstands. Die Ergebnisse sind abhängig vom nachfolgend angeschlossenen Gitarrenkabel, den Kapazitäten des verwendeten Pickups und der Eingangsimpedanz des Verstärkers. D. h. je nach Situation kann die Wirkungsweise des „soundneutralen Volume-Potis“ bei Lautstärkereduktion mal mehr, mal weniger überzeugen. Ich selbst verwende einen Kondensator um die 1000 pF und einen Widerstand um die 180 kOhm. Die Schaltung funktioniert aber auch mit Widerständen von 100 bis 250 kOhm und mit Kondensatoren von 600 pF bis 1500 pF. Als Leitfaden gilt: Je höher der Wert des Kondensators, desto mehr Höhen bleiben beim Zurückdrehen des Volume-Potis erhalten. Beim Widerstand kommen umso mehr Bässe durch, je kleiner der Widerstandswert ist. Man kann sogar den Kondensator ganz weglassen, wenn trotz Widerstand noch zu viele Höhen übertragen werden. Hier kann also gerne nach Herzenslust experimentiert werden. Die Bauteile kosten jeweils nur wenige Cent (Abb. 10).
Die Frage, warum ich in die Richmond keine Singlecoil-Schaltung einbaue, ist ganz einfach beantwortet. Eine Les-Paul-ähnliche Gitarre klingt mit auf Singlecoil geschalteten Humbuckern schon ziemlich dünn und leise. Schaltet man beide Pickups zusammen ein, halbieren sich die Impedanzen nochmals. Das ist also ein nicht so supertoller Sound. Für einen Strat-typischen Zwischenpositions-Sound sind zudem die Pickups zu weit voneinander entfernt. Hier haben es 24- bündige Gitarren leichter, bei welchen der Pickup-Abstand von Spulenmitte zu Spulenmitte 6,5 cm nicht übersteigt. Aber selbst eine normale PRS wirkt mit Singlecoil-Sounds nicht so besonders erwachsen.
So, jetzt aber los mit der Löterei: Dafür sollte man einen ordentlichen Lötkolben von rund 50 Watt Leistung haben. Eine Lötstation wie die historische Weller, die ich verwende, ist perfekt. Ein normaler Lötkolben tut es aber auch. Nur so einen filigranen Elektroniker-Lötkolben mit vielleicht 15 Watt und superkleiner Lötspitze sollte man weglassen. Damit bekommt man die vergleichsweise rustikalen Lötstellen einer Gitarre nicht heiß genug und kalte Lötstellen wären vorprogrammiert.
Zum Löten haben sich drei Hände als perfekt herausgestellt. Da mir die dritte Hand dummerweise fehlt und ich die zitternden Hände von möglichen HiWis nicht verbrennen will, behelfe ich mir mit dem Schraubstock. Also vorsichtig das Poti eingespannt und die Kondensatoren angelötet (Abb. 11). Beim Tonpoti gibt es mehrere Möglichkeiten, wie man den Kondensator anschließen kann. Von der Wirkungsweise sind die Variationen alle gleich (zumindest höre ich keinen Unterschied).
Deshalb bevorzuge ich die Variante, bei der der Kondensator zwischen dem mittleren Poti-Anschluss und dem Poti-Gehäuse (Masse) verlötet ist. Die Verbindung zum Volume-Poti wird hier mit einem Kabel gemacht. Der Vorteil ist, dass der Kondensator nicht wie in der Standard-Gibson-Schaltung abbrechen kann, sollte mal eines der Potis locker werden. Ein Kabel ist da flexibler und länger (Abb. 12). Noch ein Tipp: Macht dicke Lötpunkte mit viel Lötzinn. Das entspricht zwar nicht ganz der Lehre der Elektroniker, da sich der „Übergangswiderstand“ angeblich etwas erhöht (na ja – wer’s hört … ). Ich selber stehe mehr auf Lötpunkte, die für die nächsten 10 bis 20 Jahre auch den härtesten Bühnenalltag überstehen. Bevor der Lötkolben an die zu lötende Stelle gehalten wird, bitte dessen Spitze schon mit etwas Lötzinn versehen. Dann funktioniert die Wärmeübertragung auf den Lötpunkt schneller.
Buchse
Diese ist bei unzähligen Gitarren aus Fernost ein Dauerärgernis. Die Jungs sparen einfach an einem Sprengring bzw. einer Sternscheibe. Die Folge ist, dass sich die Verschraubung der Buchsen schon nach kurzer Zeit lockert. Da diese Buchsen auch den Klinkenstecker nicht so furchtbar gut festhalten und bald Kontaktprobleme verursachen, tauscht man diese kurzerhand gegen eine ordentliche Switchcraft-Buchse aus. Die sind mit ca. € 3 preislich überschaubar und halten quasi für die Ewigkeit. Aber auch hier beim Kauf auf die Sternscheibe achten, die meist nicht dabei ist (Abb. 13)!
Schalter
Ein weiteres Dauerärgernis preiswerter Gitarren ist der Toggle-Switch. Meist kommen zwei Versionen zum Einsatz. Während die eine mit geschlossenem Gehäuse beim Umschalten oft recht schwergängig und dennoch mit einer nicht besonders langen Lebensdauer ausgestattet ist, ist die offene Version noch öfter von sporadischen Aussetzern betroffen. Im Fachhandel gibt es z. B. über Göldo einen prima Schalter gleicher Bauart, aber mit vergoldeten Kontakten. Diese halten scheinbar lebenslang. Jedenfalls habe ich bislang einen solchen Goldkontaktschalter nie tauschen müssen. Also hauen wir den krachenden schwergängigen Kollegen raus und das Edelmetall rein. Wie die fertig montierte und verlötete Schaltung nun aussieht, zeigt die Abb. 14. Jetzt noch schnell einen Funktionstest machen, dann können die E-Fachdeckel wieder zugeschraubt werden und wir können uns dann um den neuen Sattel sowie das Anspielen kümmern, was dann in der nächsten und letzten Folge dieser Reihe passieren wird. Bis dahin schön durchhalten!