DIY Gitarre aufwerten: Bünde polieren
Teil 3: Gitarre tunen – Richwood RE-135
von André Waldenmaier, Artikel aus dem Archiv
Die halbe Arbeit ist jetzt erledigt und die Bünde sind nun mit dem Abrichten dran. Dabei werden die Bünde über das ganze Griffbrett hinweg durch Abschleifen auf eine Höhe ausgerichtet. Also eine echte Präzisionsarbeit. Da die Bund-Oberkante bei dieser Aktion oben mehr oder weniger flach wird, muss sie anschließend mit der Bundfeile wieder rund geschliffen werden. Ich benutze dazu diamantbestückte Feilen. Die arbeiten für mich ausreichend schnell und garantieren eine ordentliche Oberfläche. Sie sind mit gröberer und feinerer Schleiffläche erhältlich.
Teil 1: Einleitung
Teil 2: Die Bünde
Teil 3: Bünde polieren
Teil 4: Steg und Saitenhalter
Teil 5: Mechaniken
Teil 6: Tonabnehmer
Teil 7: Der Sattel
Teil 8: Finale
Das jetzt folgende Abrunden der Bundkanten hatte ich schon im Einstellungsteil der letzten Cheapo-Folge beschrieben. Jetzt wird das Griffbrett abgeklebt, Tesa-Krepp leistet dafür gute Dienste. Sollte diese Arbeit jemand selbst machen wollen, dann bitte aufpassen, dass beim Abziehen des Tapes kein Lack mit abgezogen wird. Lackierte Mapleneck-Griffbretter sind in dieser Beziehung oft tückisch. Auch bitte niemals an irgendeiner Stelle der Gitarre Gaffa-Tape verwenden … es wäre nicht die erste Gitarre, die aufgrund einer solchen „Panne“ zwecks Neulackierung zu mir gebracht würde. Jetzt werden die Bünde längs zur Halsrichtung geschliffen. Zunächst mit 320er, dann 400er und 600er Schleifpapier. Erst danach kann das Griffbrett vom Tape befreit werden und mit 1.200er Schleifpapier quer zum Griffbrett (also längs zum Bund) geschliffen werden. Gröberes Schleifpapier würde quer zur Holzmaserung sichtbare Schleifspuren hinterlassen. Bünde müssen aber längs (also quer zum Griffbrett) geschliffen werden, weil die durch das vorherige Schleifen leicht raue Oberfläche das Saitenziehen erheblich beeinträchtigen würde.
Die Vorpolitur der Bünde erfolgt mit superfeiner Stahlwolle (0000) quer zum Griffbrett. Aber Vorsicht mit jeder Art von Stahlwolle: Dieses Zeug kriecht selbst durch die allerkleinsten Ritzen und findet garantiert jeden noch so gut abgeklebten Weg zu den Pickup-Magneten verursacht dort nicht selten unerhörte Kurzschlüsse – womöglich erst in drei Wochen kurz vor dem nächsten Gig! Also ist penibelstes Abkleben des Korpus allererste Pflicht.
Nach der Stahlwolle – und der unausweichlichen, sorgfältigen Staubsaugeraktion – erfolgt die Politur. Dazu öle ich zuerst das Griffbrett mit einem Öl ein, welches später in den Holzporen aushärtet und auf diese Art und Weise eine feuchtigkeitsgeschützte Oberfläche ermöglicht. Der Trick dabei ist, dass sich die unvermeidlich schwarzen Reste bei der jetzt folgenden Metallpolitur der Bünde nicht in den Tiefen der Holzporen versammeln können, weil da schon das Öl ist. So kann also alles schön sauber gemacht werden und zusammen mit dem aushärtenden Öl verhindert das später schwarze Finger.
Manche Kollegen verwenden zum polieren eine sogenannte Schwabbelmaschine. Das macht mir aber eine viel zu speckige Oberfläche auf dem Holz und schmiert die Poren mit schwarzem Dreck zu. Also nehme ich lieber einen Deltaschleifer mit montiertem Polishpad und etwas Metallpolitur. Das poliert prima die Bundoberfläche und macht das Griffbrett schön. Abschließend bricht dann noch der Perfektionismus durch: Mit einem an der Schmalseite speziell bearbeiteten Gummischeibchen an der Minibohrmaschine werden die Bundoberflächen nochmals fein abpoliert, sodass das Saitenziehen auch ohne Einspielzeit wirklich nur noch so flutscht. Nochmals mit etwas Öl drüber, mit einem Silberputztuch von Hand nachpoliert und das Griffbrett mit einem Papiertuch sauber gemacht. So ist auch der größte Perfektionist zufrieden.
Dass eine Neubundierung nicht so ohne weiteres selbst gemacht werden kann, dürfte jedem klar sein. Trotzdem mag ja manch einer wissen, wie so was überhaupt von statten geht. Ich hoffe, ich konnte mit diesem Beitrag einen kleinen Einblick in die vielleicht wichtigste meiner Arbeiten bieten. Schließlich entscheiden gerade die Bünde über ein gut oder eben ein sehr gut spielbares Instrument; und deshalb widme ich dieser Arbeit die größte Aufmerksamkeit.
In der nächsten Folge zeige ich dann einen einfachen Trick, wie ich die Bolzen des Saitenhalters und des Stegs herausbekommen habe und wie wir in diese Riesenlöcher den neuen Schaller-Steg und Saitenhalter rein bekommen.
Bis dahin, Euer André
Schlagwörter:
E-Gitarre,
Gitarre
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