In den Staaten, der Heimat von Pete Skjold, sind seine Bässe schon lange kein Geheimtipp mehr, immerhin baut er sie schon seit fast 25 Jahren. Hierzulande sind sie immer noch relativ unbekannt, aber das könnte sich jetzt bald ändern …
Steffen Fendt und seinem Laden „Fendt’s Finest – The Bass Kitchen“ ist es zu verdanken, dass Skjolds nun auch in diesem Winkel des Planeten erhältlich sind. Ich kann jetzt schon verraten: Der Bass ist schlicht umwerfend!
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HANDGEBAUTE EXZELLENZ
Gemeinsam mit dem Namen Skjoldslayer weckt der wuchtig wirkende Bass, der tatsächlich aber zierlicher als z. B. ein Fender ist, in mir Fantasy-Assoziationen an ein alternatives skandinavisches Mittelalter. Die Form entstand als Double-Cut-Version des Skjold Damien Erskine Whaleback, der eben ein Singlecut ist. Schon auf den ersten Blick ist zu sehen, dass die Hölzer und ihre Konstruktion nicht eben gewöhnlich sind.
Die satt 7 mm dicke Decke ist mittig zusammengefügtes, spektakulär gemasertes Maserknollen-Ahorn im 5A-Top-Exhibition-Grade. Das dünne Satinfinish übertüncht die Struktur des Holzes nicht, sodass es noch diverse kleine Vertiefungen zu sehen gibt. Kein Makel in diesem Fall, sondern ein charmantes Feature. Über eine dunkle Zwischenlage, die die Decke dank der Korpuskonturen zusätzlich betont, ist diese auf einen ebenfalls zweiteiligen Body aus Obeche aufgeleimt, einem leichten afrikanischem Holz, dessen generelle Verwendung ökologisch leider recht fragwürdig ist, da es quasi nicht zertifiziert gehandelt wird. Skjold bietet aber auch andere Hölzer als Basis an. Unverdächtig ist dagegen der Hals aus Ahorn. Der wurde mit stehenden Jahresringen aufgesägt und mit fünf Gewindeschrauben mit Inbuskopf angeschraubt.
Die Kopfplatte ist immer sowas wie die Visitenkarte einer Firma. Skjold ist da ein sehr stimmiges Design gelungen, symmetrisch, mit einer beim Fünfsaiter geraden Saitenführung, und den beiden charakteristischen Aussparungen am oberen Ende. Anders als bei vielen nicht-fenderigen Edelbässen ist sie nicht abgewinkelt, sondern parallel zum Hals nach hinten versetzt. Für den nötigen Andruck in der Saitenführung sorgt bei E- und A-Saite ein Niederhalter. Auch hier ist die Konstruktion liebevoll detailversessen.
Der Aufleimer, passend zum Korpus aus der Maserknolle geschnitten, wird zum Griffbrett hin dicker, darauf kommt eine kurze Lage Palisander, darauf schließlich das Griffbrett aus wildgemasertem Morado. Das wurde so ausgesucht, dass die gesamte obere Griffbrettkante wirkt, als hätte sie eine dunkle Einfassung, tatsächlich ist es „nur“ der Maserungsverlauf. Auf Einlagen in der Vorderseite verzichtet der Bass, seitlich sorgen recht große weiße Dots für Orientierung. 24 Evo-Gold-Bünde gibt es, dazu einen Nullbund.
Bei der Hardware verlässt sich Skjold auf den guten Standard von Hipshot. Ultralite-Mechaniken finden sich an der Kopfplatte, eine eigens für Skjold gefertigte Brücke am Korpusende. Das ist beim Skjoldslayer durchaus wörtlich zu nehmen, bis zur Korpuskante sind es nur noch wenige Millimeter. Die Ballends werden hier einfach eingehängt, die Oktavreinheit kann im Fender-Stil mit einer Schraube von hinten eingestellt werden, außerdem sind die Saitenlage und in Maßen auch das Stringspacing verstellbar.
Auch bei der Elektronik bedient sich Pete Skjold nicht bei Angeboten von der Stange. Die beiden Abnehmer in Soapbar-Gehäusen kommen mit Drachenkopf-Prägungen im Wikinger-Stil, die mit Gewindeschrauben und passenden Gegenstücken im Korpus in der Höhe justiert werden können.
Geregelt wird mit Volume und Balance, wobei ersterer eine Zugfunktion für den Passivbetrieb hat und letzterer wie gewohnt in der Mittelstellung einrastet. Das passive Tone-Poti steht auch im Aktivmodus zur Verfügung, das zweite Einzelpoti der Klangregelung ist für die Mitten zuständig. Gedrückt wird hier eine tiefere, gezogen eine höhere Frequenz bearbeitet. Am letzten, konzentrischen Poti sind Bässe und Höhen zu regeln.
Die aktiv benötigte Batterie findet sich rückseitig in einem Gotoh-Batteriefach, das ohne Werkzeug einfach aufzuklappen ist und in dem ein stabiler Clip den 9V-Block aufnimmt. Ein Blick ins E-Fach zeigt wie erwartet äußerst saubere und penible Verarbeitung und umfassende Abschirmung mit Kupferfolie. Ein Trimpoti ermöglicht, den Output von aktiv zu passiv anzugleichen.
BIN ICH WÜRDIG?
Am Gurt hängt der leichtgewichtige Skjold mit geradezu aufdringlich guter Balance. Dank perfekter Saitenlage und einem überaus bequemen Hals spielt sich der Bass wie von selbst. Man könnte meinen, es mit einer kürzeren Mensur zu tun zu haben, so leichtgängig ist er und so nah sind mir die tiefen Lagen. Das fühlt sich sehr entspannt an!
Noch bevor ich ihn am Amp habe, hakt der Skjoldslayer einige Punkte auf der Edelbass-Liste ab, wie es sich für sein Preisschild gehört: Jede Note kommt mit gesundem Attack, es gibt keine Deadspots, er behauptet sich spielend in der Liga der außergewöhnlichen Fünfsaiter, und räumt nebenbei noch den Oskar ab für die beste Artikulation auf der H-Saite in den hohen Lagen. Ein Sustainmonster ist er dabei nicht, klingt aber ausgesprochen gleichmäßig und harmonisch aus.
Am Verstärker angeschlossen zeigt sich schnell, dass die Abstimmung von Pickups und Elektronik bestens gelungen ist. Schon rein passiv präsentiert sich der Bass ausgewogen und detailreich, mit klarer Höhenzeichnung und warmen Mitten auf einem soliden Bassfundament. Die Akkorde kommen genauso überzeugend wie der edle Slap-Ton.
Die passive Höhenblende arbeitet differenziert und lenkt den Ton in Vintage-Gefilde. Dankenswerterweise funktioniert sie auch im aktiven Modus, was ich immer gerne nutze – das Verhalten einer aktiven Höhenblende ist eben eine andere. Aber auch die ist sehr gut abgestimmt, genau wie der Rest des aktiven EQs. Klangschrott bleibt deutlich außen vor, der Hub der Regler ist nicht extrem, trotzdem lässt die Flexibilität nichts zu wünschen übrig.
Die Umschaltung der Mitten per Push/Pull ist genial einsetzbar mit dem sich verändernden Mittenbild, wenn man das Balance-Poti zwischen den Pickups wandern lässt. Was mich nachhaltig beeindruckt, ist, dass selbst bei modernen, aktiven Klängen (Bässe und Höhen geboostet, hohe Mitten leicht zurückgenommen) immer noch reichlich Holz im Ton ist, wie bei einem guten Jazz Bass, mit dem der Skjold sonst eigentlich herzlich wenig gemein hat. Das kommt alles sehr durchdacht rüber und vermittelt den Eindruck eines Bassbauers, der genau weiß, was er tut. Bühne oder Studio, Jazz oder Metal – mit dem Skjoldslayer kann man sich überall sehen und hören lassen.
Bild: Dieter Stork
Bild: Dieter Stork
RESÜMEE
Keine Frage, der Skjoldslayer ist teuer. Was bekommt man fürs Geld? Pete sagt, preistreibend sei vor allem, wieviel Zeit er jedem Detail seiner Bässe widme. Entsprechend ist alles an diesem Instrument durchdacht, und bis ins Kleinste sauber ausgeführt. Perfekte Balance, exzellente Bespielbarkeit, großartige Ansprache, und ein fantastischer Sound sind die logische Konsequenz daraus.
Ich wage mal die steile These, dass Interessent:innen für diesen Bass zwei (oder drei oder sechs) andere Bässe verkaufen könnten, um dann mit diesem einen sehr, sehr glücklich zu werden, und sich meinem Urteil anschließen würden, dass dieser Bass jeden Euro wert ist! Danke nochmal an Steffen von Fendt’s Finest für die Leihgabe und jetzt schon mal herzlichen Glückwunsch an die Käuferin oder den Käufer dieses Instruments!
PLUS
● Verarbeitung
● Sound
● Bespielbarkeit/Spielgefühl
● Decken- und Griffbrettholz
● Pickups
● Elektronik
● Gigbag
was sind denn interessent:innen ??
Hört endlich mit dem Genderirrsinn auf !!
nur noch peinlich….