1986 gründete Thomas Eich seine erste Firma, um professionell Boxen zu bauen. Zur Feier des 35. Jubiläums gab es 2021 statt der üblichen silbrigen Ausführung seiner Topteile eine spezielle Black Edition. Wir stellen das Topmodell T1000 in Kombination mit einer ebenso handlichen wie leistungsstarken 2×12″-Box auf den Prüfstand.
T1000
(Bild: Dieter Stork)
Als großer Bruder des T900 baut das T1000-Top höher, um zusätzliche Möglichkeiten unterzubringen. Rack-Winkel für den Einbau in ein Case liegen bei, zwei Höheneinheiten Platz werden dafür benötigt. Ohne Rack gibt es zwar wie eigentlich immer bei den kleinen, leichten Topteilen keine Griffe oder ähnliches, das Gehäuse ist aber angenehm frei von jeglichen scharfen Kanten.
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Der T1000 ist reichhaltig ausgestattet, dennoch besteht keine Gefahr, die Übersicht zu verlieren. Die Klinkenbuchse gewährt dem Signal Einlass, pegelstarke Bässe können per Schalter um 10 dB abgesenkt werden. Die feinere Einstellung nimmt das Gain Poti vor, beim korrekten Einpegeln hilft eine Clip-LED. „Taste“ nimmt die erste Klangeinstellung vor.
Von der neutral einrastenden Mitte geht es nach rechts Richtung „Rich“ gedreht in immer wärmere und fetter klingende Vintage-Bereiche, während in Gegenrichtung „Dry“ tiefe Bässe ausfiltert und knackigen Attack in den Vordergrund stellt. Der Compressor-Regler zieht die leisen Töne hoch, die lauten runter, und macht den Ton so gleichmäßiger und verlängert das Sustain. Die nötige Lautstärkeangleichung soll die Schaltung von selbst machen, umschalten kann man nur von schnellem auf langsameres Ansprechen.
Die eigentliche Klangregelung ist vierbändig, mit zwei Preset-Schaltern. Der erste boostet den Bass bei 30 Hz breitbandig um 12 dB, der zweite die Höhen gleichermaßen bei 10 kHz. Dazwischen liegen Regler, deren Skala von null bis zehn gehen, tatsächlich aber von der Mittelstellung aus boosten und cutten. Der Bassregler tut das bei 60 Hz um +/- 15 dB, der Lo-Mid-Regler bei 250 Hz mit 12 dB. Ebenfalls mit 12 dB geht der Hi-Mid-Regler bei 800 Hz zu Werke, während Hi bei 6 kHz ansetzt und wieder um 15 dB bearbeitet werden kann.
Der Line/Effect-Mix mischt den parallelen Effektweg zu, der sich auf der Rückseite befindet. Auch ein zweiter Bass oder Preamp kann, am Return angeschlossen, zugemischt werden. Master legt selbsterklärend die Ausgangslautstärke fest, mit Mute wird alles außer dem Tuner Out, der sich ebenfalls rückseitig befindet, stummgeschaltet. Das kann mit dem optionalen Fußschalter auch fernbedient werden, der auch noch den Kompressor schalten kann. Der Anschluss dafür liegt ebenso vorne wie der DI Out, der mit einem Druckschalter direkt am Eingang oder nach Vorstufe/ Klangregelung beschaltet werden kann und mit einem Kippschalter zum Auflösen von Brummschleifen ausgestattet ist. Der Power-Schalter beschließt die Vorderseite.
Rückseitig liegt rechts der schon erwähnte Tuner Out und der Effektweg mit Send und Return. Zwischen den beiden liegt noch ein Line Out, der immer das bearbeitete Signal nach Preamp/EQ führt und in der Lautstärke abhängig vom Master ist. Damit kann eine weitere Anlage befeuert oder ein In-Ear angeschlossen werden.
Auch an den Übebetrieb hat Eich gedacht: Über den Aux In kann per Miniklinke ein Signal zugespielt werden, ein Kopfhörer kann ebenfalls per 3,5mm-Klinke angeschlossen werden und der T1000 dann zur Freude der Nachbarn ohne Box betrieben werden. Boxenanschlüsse gibt es gleich drei. Alle sind mit Speakon-Kombibuchsen versehen, die eine Klinke oder – bevorzugt – den beliebten drehverriegelnden Stecker aufnehmen.
So klein der Amp auch ist, hat er trotzdem gleich zwei Endstufen eingebaut. Die können parallel betrieben werden und liefern jeweils 500 Watt an minimal 2 Ohm, sodass eine Menge Boxen gleichzeitig angeschlossen werden können. (Wie wäre es mit vier 8x10ern?) Aber Eich hat noch ein paar Spezialitäten eingebaut.
Jede Endstufe hat nochmal einen eigenen Lautstärkeregler, die per Abdämpfung ermöglichen, z. B. zwei Boxen(-Systeme) aneinander anzugleichen – ich habe einen älteren Black Jag, an dem eine normale Box hinter mir sowie Wedges auf dem Boden vor mir hängen und nutze dieses Feature dafür. Kanal B hat außerdem einen Schalter, der das Signal um 12 dB anhebt bei gleichzeitigem Abschneiden aller Frequenzen über 200 Hz. Das ist prädestiniert für einen reinen Subwoofer, oder für das Eich-eigene Bassboard, das einem echtes, bassvibrierendes Spielgefühl in vier Größen vermittelt. Ideal, wenn es leise sein soll auf der Bühne und man trotzdem auch mit InEar durchgeschüttelt werden möchte.
Wenn nur eine Box oder ein Boxensystem angeschlossen werden soll, ist auch die volle Leistung von 1000 Watt über den gebrückten Speakerausgang abrufbar, die Mindestimpedanz beträgt dann 4 Ohm.
(Bild: Dieter Stork)
S212-8
Wie der Name der Box schon vermuten lässt, ist die kompakte und leichte Box mit zwei Zwölfzöllern ausgestattet. Die mit 600 Watt belastbare 212S ist dabei die kleinste der drei Eich-Boxen mit dieser Bestückung. Das Multiplexgehäuse passt mit seinem perfekt geklebten Bezug aus schwarzem Tolex, klassischem Frontbespannstoff und Metallecken gut zum schwarzen Look des Topteils.
War Thomas Eich ein Pionier der Neodym-Lautsprecher, hat er sich davon schon vor Jahren abgewandt und verbaut jetzt Speaker mit Keramikmagneten, die nach seinen Wünschen auf hohe Belastbarkeit bei gleichzeitig sauberer Wiedergabe getrimmt werden. Das Gewicht bleibt dennoch im absolut allein tragbaren Rahmen. Der Tweeter ist weiterhin Neodym-bestückt und mit einem Drehschalter in der rechten Griffschale verbunden, der neben dem Betrieb ganz ohne Horn noch drei Stellungen mit softem Attack und zwei mit hartem Attack bietet. Sehr praktisch gemacht, so muss man zum Umschalten nicht hinter die Box greifen.
In der linken Griffschale ist noch eine Zugentlastung für das Instrumentenkabel versteckt, damit man sich das Top nicht von der Box zieht. Hat man ein Eich-Top, wird dies zusätzlich durch eine Metallschiene auf der Oberseite verhindert. Die nimmt einerseits die Gummifüße auf, andererseits finden die Tops mit Magneten an ihrer Unterseite Halt.
Zwei Speakon-Kombibuchsen finden sich ebenso auf der Boxenrückseite wie großzügige Bassreflexöffnungen. Saubere Verarbeitung gibt es da zu sehen, Leisten und Streben stabilisieren die leicht gebaute Box. Die Rückwand ist mit Schaumstoff beklebt, um Resonanzen zu mindern.
Ach ja – tragen kann man die Box an den beiden pfiffig ausgestatteten Griffschalen natürlich auch. Das geht sehr gut, weil sie clever positioniert sind, immer guten Grip bieten, und die 212S eben leicht und kompakt ist. Da ist alleiniges Rangieren in engen Treppenhäusern ebenso ein Kinderspiel wie die Box an einer Hand und das Top in der anderen zu tragen.
BIG SOUND CAN BE THAT SMALL
Thomas Eich weist auf seiner Homepage mit Stolz darauf hin, nicht nur superleise, digital gesteuerte Lüfter zu verbauen, sondern mit dem Direct Airflow System Strömungsgeräusche zu vermeiden, die anderen Tops dieser Klasse gerne plagen. Und so höre ich beim Anschalten so gut wie nichts. Da ist mein Laptop lauter. Das beleuchtete Eich-Logo, der Powerschalter, und gegebenenfalls gedrückte Schalter, die das weiß leuchtend kundtun, lassen mich wissen, dass das Top einsatzbereit ist.
Korrekt eingepegelt ohne weitere Klang- und Dynamikbeeinflussung macht sich ein klarer, sauberer, aber nicht steriler Sound breit, der den Klang meines Basses sehr schön abbildet. Wenn ich die Klangregelung komplett umgehe, indem ich in den Effektreturn gehe, fällt auf, dass die Vorstufe mit einem ganz feinen Bassboost abgestimmt ist. Klarheit bleibt weiter bestimmendes Thema, egal was ich am Amp mache.
Das tief ansetzende Bass-Preset freut vor allem Fünfsaiter, übermannt aber den guten Ton nicht. Am anderen Ende bringt das Treble-Preset noch mehr luftige Offenheit, und das so gut wie rauschfrei. Der Taste-Regler kann genutzt werden, um schwierige Bühnen zu zähmen oder dem Bass mit einem Dreh einen Old-School Ton zu verpassen. Mit dem sehr gut abgestimmten Equalizer kann der Sound bestens weiterverarbeitet werden. Er ist einerseits so effektiv, dass kleine Bewegungen meist schon reichen, andererseits so dezent abgestimmt, dass Klangschrott außen vor bleibt. Ebenso gut arbeitet der Kompressor. Wie versprochen gleicht er die Lautstärke automatisch an.
Wie es klingt hängt stark von der Attackzeit ab. Mit schneller Ansprache ist der Effekt sofort da, bügelt den Ton schön aus und gibt in extremeren Einstellungen eine gute Figur am Fretless ab. Gedrückt, mit langsamerem Attack, bleibt der Anschlag stehen, gefolgt von einem fetzigen Squash. Das alles wird über den DI Out sauber an Mischer oder Interface weitergegeben, auf Knopfdruck gibt es hier natürlich auch den reinen Bassklang zu hören.
Auch die Box verarbeitet das alles ganz fantastisch. Erstaunlich, was für eine Lautstärke aus der kompaktesten 2×12 im Eich-Programm rauszuholen ist. Das dürfte für manche Clubbühne schon zu viel sein. Beste Leistungsausbeute hat man im Bridgebetrieb, dann drückt das T1000-Top 700 Watt in die Box.
Die klare Höhenwiedergabe des Tops lässt sich mit dem Hochton-Drehschalter noch fein abstimmen. Auch mit ganz abgeschaltetem Horn ist der Sound konkret und präsent. Jeder Dreh durch die Soft-Einstellungen öffnet mehr feine Brillanzen und edles Schimmern. Gröber dagegen packen die Hard-Varianten zu. Hier kommen auch mehr Hochmitten ins Spiel, die für sich genommen für mich fast unangenehm sind, aber zu mehr Durchsetzungsfähigkeit verhelfen können, wenn es akustisch mal schwierig wird. Apropos akustisch: von der sauberen Wiedergabe der Anlage habe ich mich verlocken lassen, auch mal einen Kontrabass anzuschließen – klappt ganz hervorragend!
Genauso souverän steckt das Stack Prügeleien mit einem aktiven Fünfsaiter weg, wirklich beeindruckend. Ein Bassboard habe ich zwar nicht zur Hand, aber eine Fünfzehnzöller-Box am Kanal B mit gedrücktem Sub macht parallel zur 212S an Kanal A richtig Laune. Sehr nützlich, die Gesamtlautstärke weiter am Master einstellen und die beiden Boxen über die Pegelsteller hinten aufeinander abstimmen zu können.
(Bild: Dieter Stork)
RESÜMEE
Als Pionier in Sachen leichter und handlicher Bassverstärkung enttäuscht auch die Kombination des stärksten Topteils mit der kleinsten 2×12″-Box nicht. Klar, druckvoll, und mit einer Leistungsausbeute über das hinaus, was die Größe der Anlage erwarten lässt, und dabei sieht sie gerade durch das Black Edition Top klassisch und edel aus. Wer mehr Druck braucht, kann noch eine weitere Box anschließen, oder für mehr Komfort auf einer leiseren Bühne noch ein Bassboard. Und wer die Kontrabass-Idee noch konsequenter verfolgen möchte als ich, bekommt das Top auch mit extra hoher Eingangsimpedanz für besonders detailfeine Wiedergabe. In jeder Ausführung: klare Empfehlung zum Antesten!