Nach dem Wechsel der Mechaniken beschäftigen wir uns in der letzten Folge mit Bünden, Sattel und Mechaniken. Heute steht das Thema Tonabnehmer und Schaltung auf der Liste. Also wieder einige Bastelarbeit, die man gut selbst machen kann.
Keine Qual der Qual
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Das Thema dieser Pimp your Cheapo-Aktion lautet, aus einer Epiphone eine Gretschophone zu machen. Dementsprechend ist die Wahl der Pickups schnell geklärt: Gretsch-typische Humbucker á la FilterTron sollen es sein. Aus qualitativer Sicht wie auch mangels Alternativen führt kein Weg an TV Jones vorbei, der mittlerweile ja auch für viele Gretsch-Seriengitarren der gehobenen Preisklasse die Pickups liefert.
Gut, dass TV Jones auch für P-90-Fräsungen, wie unsere Epihone sie aufweist, flache Einbaurähmchen in Dogear-Format für seine Pickups anbietet. Diese sind aus transparentem Plexiglas, das auf der Unterseite silbermetallic lackiert ist. Die TV-Jones-Pickups gibt es seit einiger Zeit mit einer britischen Einbauvariante, bei der die Befestigung im Rahmen wie bei einem normalen Humbucker mit zwei Schrauben passiert, die auch die Höhenverstellung übernehmen. Die traditionelle Einbaumethode von Gretsch findet dagegen mit zwei Schrauben statt, die durch das Spulengehäuse direkt ins Holz geschraubt werden. Wir bedienen uns natürlich der britischen Variante, denn bei unserer Casino existieren keine Holzverstrebungen unter den Pickup-Fräsungen, die Schrauben aufnehmen könnten.
Schaltung
Für eine typische Gretsch-Schaltung braucht man natürlich einen Mastervolume-Regler am unteren Cutaway und zwei Volume-Regler für die Pickups selbst. Der Pickup-Schalter gehört üblicherweise an das obere Cutaway. Daneben befindet sich in aller Gretsch-Regel noch ein Dreiwegschalter, der per Kondensatoren drei verschiedene Ton-Settings bereitstellt. Die Epiphone hat jedoch nur ein Loch für den Pickup-Schalter, das zudem unten bei den Potis liegt. Dafür sind hier aber nicht weniger als vier Potis am Werk, jeweils Volume und Tone pro Pickup. Nach einiger Überlegung schlug ich Mike Stumpf, dem Casino-Besitzer, folgende Variante vor:
Einen Master-Volume-Regler à la Gretsch an das untere Cutaway setzen.
Den Pickup-Wahlschalter an das obere Cutaway verlegen.
Das alte Layout mit je einem Volume- und Tonregler pro Pickup beibehalten.
Bleibt nur noch zu klären, was ich mit dem Loch des früheren Pickup-Schalters anfange. Da die TV-Jones-Pickups nur ein zweiadriges Anschlusskabel haben, scheidet ein Umschalter für Singlecoil-Betrieb aus. Außerdem klingen diese Humbucker schon recht höhenreich, haben eine vergleichsweise schwache Wicklung und wären als Singlecoils schon sehr leise.
Doch warum nicht das Gegenteil verfolgen? Beide Humbucker mit Hilfe eines speziellen Drehschalters in Serie zu einem fetten, vierspuligen Humbucker zu vereinen? (Eine ähnliche Schaltung baue ich seit vielen Jahren in viele meiner Staufer-Custom-Gitarren ein, was bei den Kunden überwiegend positiv aufgenommen wird.)
Um keine Irritationen mit der Schalterstellung des normalen Pickup-Wahlschalters auszulösen, wird dieser einfach mit dem sogenannten Powerswitch abgeschaltet. Leider gibt es keinen Toggleswitch, der die dafür notwendige Anzahl von 12 Schalteranschlüssen bietet. Es kommt also nur ein Drehschalter in Frage – und genau der passt perfekt in das bereitstehende Loch.
Als weitere Optionen für die Schaltung stand auf unserem Wunschzettel ein klangneutrales Volume-Poti; beim Zurückdrehen der Lautstärke soll das Sound-Spektrum sich nicht ändern. Gegen die übliche Höhenbedämpfung hilft ein Kondensator. Da dieser zwar die Höhen durchlässt, gleichzeitig die Bässe aber absenkt, wird einfach ein Widerstand parallel geschaltet.
Dieser „Sound-Neutralisator” soll an den Mastervolume-Regler gelötet werden. Da die Lautstärkeregler der beiden Pickups hier lediglich für das Mischverhältnis benutzt werden, können wir den Sound-Neutralisator jedoch weglassen und benutzen statt dessen das sogenannte ‘50th Wiring, wie man es bei Gibson-Gitarren der 50er-Jahre kennt. In dieser Schaltung hat das Tonpoti eine angenehme Wirkungsweise, denn es gestaltet den Sound beim Zurückdrehen nicht dumpf, sondern eher dick.
Neue Löcher
Nun müssen die zusätzlichen Löcher für Mastervolume und Toggle gebohrt werden. Dazu die betreffenden Stellen mit Kreppband abkleben, die ideale Stelle mit Lineal und Augenmaß ermitteln und anzeichnen. Die Lochgröße für das Poti beträgt 10 mm, für den Schalter 12 mm.
Dem Instrument bitte nicht mit dem größtmöglichen Bohrer und der fetten Schlagbohrmaschine zu Leibe rücken! Lieber das Loch mit einem Dremel samt 3-mm-Bohrer vorbohren und mit einem Fräsbohrer auf die Größe bringen, dass die Reibahle hinein passt. Mit dieser dann das Loch auf den passenden Durchmesser vergrößern und mit einem kleinen Rundschleifer schön machen. Dasselbe machen wir übrigens auch mit den vier vorhandenen Poti-Löchern, denn die neuen und gegenüber der Originalbestückung besseren CTS-Potis brauchen ebenfalls 10-mmBohrungen.
Kabel Makramee
Wir brauchen nun ein paar Meter (!) einfaches, abgeschirmtes Kabel. Potis, Schalter und Buchse werden nun von oben in ihre jeweiligen Löcher gesetzt. So können wir die Potis einfach vorbereiten, also Masseanschlüsse gegen das Gehäuse, den Sound-Neutralisator an das Mastervolume-Poti und die Tonkondensatoren an die Tonregler löten. Dann die Verbindungskabel zwischen die Potis löten.
Da wir abgeschirmte Kabel benutzen, wird die Abschirmung auf das jeweilige Potigehäuse gelötet und stellt somit die notwendige Masseverbindung zwischen allen Teilen sicher. Dann haben wir noch die Hürde mit dem Powerschalter zu nehmen, der die beiden Pickups zu einem großen Humbucker zusammen schalten soll. D. h. wir müssen die Masse von Pickup 1 mit der Masse von Pickup 2 verbinden.
Dann bleibt das Plus von Pickup 1 plus, das Plus von Pickup 2 wird zur neuen Masse. Gleichzeitig schalten wir den Pickup-Wahlschalter nebst 4er-Potikonfiguration aus dem Signalweg heraus und führen das Signal direkt zum Mastervolume-Regler und von dort weiter zur Buchse. In der deaktivierten Powerschaltstellung führen die Pluskabel der Pickups an ihre Volume-Potis und machen dort einen Abstecher zum dazugehörigen Tonpoti.
Nun führt das Signal aus dem mittleren Anschluss des Volume-Potis quer durch das Instrument zum Pickupschalter. Von dort geht die Reise weiter an das untere Cutaway zum Mastervolume und weiter zu Buchse. Den Masseanschluss der Buchse verbinden wir mit dem Massekabel (Saitenerdung), welches am hinteren Ende der Gitarre aus dem Korpus herausgeführt wird und mit dem noch zu montierenden Vibrato-System verbunden wird. Also eine ganze Menge Kabel, was schon für einige Verwirrung sorgen könnte. Damit diese Schaltung jedermann leicht nachbauen kann, habe ich ein Schaltbild erstellt.
Schaltung und Pickups
Bevor wir das Ganze in das Instrument einbauen, ist es absolut wichtig zu überprüfen, dass auch alles funktioniert. Also die Gitarre an den Amp anschließen und die Funktion aller Teile probieren! Dabei mit einem Schraubenzieher leicht auf die Tonabnehmer klopfen. Funktioniert alles korrekt, können jetzt alle vagabundierenden Kabel mit Kabelbindern zu schönen Kabelbäumen gebunden werden, was uns die folgende Einbau-Fummelei erleichtert.
Einfach ist das noch mit den Schaltern und Potis, die wir durch das F-Loch mit dem Finger erreichen können. Einbauhilfen wie Zangen oder Schraubenschlüssel (zum Schieben) sind natürlich gestattet. Spätestens beim Mastervolume, Pickup-Schalter und Buchse ist jedoch Schluss, so lange Finger hat niemand. Es empfiehlt sich folgender Trick: Wir knoten ein durch das jeweilige Loch geschobenes Kabel an das äußere Ende der jeweiligen Potis, Schalter und Buchse (am besten die Kabelenden abisolieren, zusammenlöten und so kurz wie möglich abschneiden). Dann ziehen wir vorsichtig die Teile durch die Gitarre in ihre Löcher und schrauben sie fest. Zum Schluss die Pickups anschrauben, tief durchatmen – und damit wären wir auch fertig für heute.
In der nächsten Ausgabe komplettieren wir die Gitarre mit dem neuen Rollensteg und dem Vibrato und ziehen endlich andere Saiten auf! Dann basteln wir uns ein gretschiges Glitzerschlagbrett und die dazu passenden Potiknöpfe.
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