Schnelle Miezekatze

Test: Nordstrand Acinonyx

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Nordstrand Acinonyx(Bild: Dieter Stork)

Der Gepard gehört zu den Kleinkatzen, in dessen Gattung Acinonyx es vier anerkannte Unterarten gibt. Sein engster Verwandter ist der Puma, der in den USA gerne Panther genannt wird, ein Begriff, der im Deutschen für den Schwarzen Panther, also Leoparden und Jaguare mit Melanismus benutzt wird. Was das mit Bässen zu tun hat? Lest selbst!

Um diesen Bass einzusortieren, möchte ich etwas ausholen: In einem der ersten von mir erworbenen Fachblatt-Magazinen (dessen Chefredakteur Dieter Roesberg bald darauf ein eigenes Magazin auf den Markt bringen sollte, dessen Nachfolger ihr gerade in den Händen haltet) war ein Interview mit Koinonia und deren fantastischen Bassisten Abe Laboriel Sr. Auf einem Foto war er zu sehen mit einem ziemlich abgedrehten Bass, dem italienischen Goya Panther. Der ist mir irgendwie immer im Kopf geblieben, in natura habe ich nie einen gesehen, obwohl ich jahrelang auf vielen Vintage Shows war.

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Pedalgott und Bassist von Mars Volta und Racer X Juan Alderete hatte mehr Glück – Josh Klinghoffer lieh ihm einen für eine gemeinsame Tour. Als Juan mit seinem Panther zum Setup vorbeikam, färbte seine Begeisterung für dieses possierliche Tierchen auf Carey Nordstrand ab. So sehr, dass in Nordstrand die Idee keimte, seine noch frischen Verbindungen zu einer indonesischen Fabrik zu nutzen, um ein Update des Panther zu produzieren. Bis die Umsetzung seines Entwurfs seinen Ansprüchen genügte, dauerte es ein Jahr, das Ergebnis steht jetzt in herrlichem Surf Green vor mir.

PANTHER NEU ÜBERDACHT

Wo anfangen mit der Beschreibung? Der ganze Bass ist so … anders! Der zierliche shapinglose Slab-Body ist aus Erle, der stabil mit drei Schrauben befestigte Hals aus Ahorn mit einem Griffbrett aus indischem Palisander. Große Dots weisen den Weg über die 21 Vintage-Spaghetti-Bünde auf dem Acinonyx, der mit 78 cm einen Hauch über der Shortscale-Norm von 30 Zoll liegt.

Nordstrand Acinonyx
Hipshot Licensed Ultralites auf der Panther-ähnlichen Kopfplatte (Bild: Dieter Stork)

Extrem auffällig ist natürlich die Kopfplatte. Die ist dem Panther sehr ähnlich, dessen Mechanikanordnung allerdings zur Folge hatte, dass die G-Saite immer an der D-Mechanik entlang schabte. Coole Optik, uncoole Funktion. Nordstrand hat das gelöst, indem er die eigens angefertigten Hipshot Licensed Ultralites mit den schicken ovalen Flügeln 1 über 3 angeordnet hat, was einen annähernd geraden Saitenzug über den Sattel ergibt. Auch die Brücke lässt man sich bei Hipshot fertigen, optisch nah am Original, leicht und mit größerem Spielraum die Oktave einzustellen.

Nordstrand Acinonyx(Bild: Dieter Stork)

Übernommen wurde die in den 60ern schon fortschrittliche Möglichkeit, die Saiten einfach einzuhängen, der über die Riffelreiter in Maßen justierbare Saitenabstand beträgt 18mm. Unter den schicken Chromkappen der Pickups verstecken sich Singlecoils, die Nordstrand selbst entwickelt hat. Viel zu regeln gibt es nicht, ein einsamer Chickenhead-Regler ist für die Lautstärke zuständig. Dafür gibt es umso mehr zu schalten! In zwei Reihen finden sich je vier Schalter, eine Reihe für die Tonabnehmeranwahl, eine Reihe für den Ton.

Diese Schaltmimik ist angelehnt an den legendären 1176-Compressor und seine Epigonen, was für Nordstrand bedeutete, dass diese Schalter leicht verfügbar sind. Mit Piktogrammen zeigen die Schalter, was sie tun: beide Pickups, jeder einzeln, oder Mute stehen in der einen Reihe zur Verfügung, unbeinflusster Ton, Höhenabsenkung, eine stärkere Höhenabsenkung, und ein Mittenfilter in der anderen. Mal sehen, was man damit so anstellen kann.

Nordstrand Acinonyx(Bild: Dieter Stork)

SCHALTEN STATT REGELN

Der obligatorische Test am Rutschegurt ergibt eine ziemlich deutliche Kopflastigkeit. Nicht nur die Mechaniken sind ultraleicht, der ganze Bass wiegt gerade mal eben fast genau drei Kilo. Mit entsprechendem Gurt und etwas Hilfe ist das beherrschbar und mindert den Spielspaß nicht, im Sitzen ist der Bass eh unproblematisch. Wo man bei Dünnsaitern gerne von Baseballschlägern redet, hat man hier eher die Kategorie Besenstiel in der Hand. In den tiefen Lagen einem schlanken Jazz-Bass-Hals nicht unähnlich, wird es weiter oben nicht viel breiter. Zusammen mit der wirklich sauberen Bundabrichtung gibt das eine extrem flotte, schnarrfreie Bespielbarkeit, selbst wenn ich den Hals mit der praktischen Speichenrad-Mutter am Stahlstab fast gerade einstelle.

Der akustische Ton ist erstaunlich laut und hat semiakustische Anklänge. Das erklärt ein Blick unters Schlagbrett, hier ist großzügig und sauber ausgefräst worden. Poti und Buchse machen nicht den allerhochwertigsten Eindruck, wären aber in Zukunft leicht auszutauschen, während die Schalter sauber auf zwei Platinen gelötet sind. So, jetzt aber Deckel drauf und an den Amp!

Die Arbeit, die Nordstrand in die Pickups investiert hat (immerhin eine Kernkompetenz der Firma), hört man! Mehrere Versuche brauchte es, bis sie alle Beteiligten zufriedenstellten – da schließe ich mich ebenfalls zufrieden an. Alle Saiten werden gut ausbalanciert zueinander wiedergegeben, nichts wird überbetont, nichts suppt weg, zudem sind sie auch einzeln recht unempfindlich gegen Einstreuungen.

Die angesprochenen semiakustischen Anteile sind auch im elektrischen Ton immer präsent, der Bassbereich ist insgesamt eher schlank. Der Acinonyx ist aber dankbar für eine große Anlage und/oder eine Bassanhebung am Amp oder Preamp. Dann ist es ein Leichtes, mit dem Hals-Pickup in dubbige Subregionen vorzustoßen, vor allem mit der kräftigeren Höhenabsenkung. Dem Steg-Pickup steht für meinen Geschmack die nicht so starke Absenkung besser, dann knödelt er in feinster Heldentenormanier.

Beide Pickups zusammen sind klar und ausgewogen, es darf sogar geslappt werden. Wer die Mittenabsenkung hier zur Betonung einsetzen möchte, wird enttäuscht, es klingt für mich wie ein weiterer Höhencut. Gut zu haben, aber nicht fundamental anders. Einen fundamental anderen Sound hat der Bass aber noch im Ärmel …

Der schon angesprochene 1176-Compressor hat eine „falsche“ Einstellung, wenn man alle vier Knöpfe gleichzeitig drückt. Gerade dann entsteht der heißgeliebte, heiße Kompressor-Sound, der ihn zur Legende gemacht hat. Was, dachte sich Nordstrand, können wir mit der All-In Einstellung denn schönes anstellen? Die Antwort ist: eine Serienschaltung der Pickups. Der Ton wird lauter, die grollenden Mitten dicker und röhriger. Ein fetter Rock-Ton, der sich sehr gut mit Verzerrern versteht und die Band ganz schön antreiben kann.

Die Reaktion der Tonschalter auf diese Einstellung ist gegenüber den Einzel-Pickups und der Parallelschaltung durchaus anders, und für mich persönlich weniger ergiebig, aber a) sind die Geschmäcker verschieden und b) haut der Ton ganz ohne Tonschalter derbe rein. Wie beim 1176 also eine Option, die ich nicht missen möchte!

Interessant zu beobachten, dass der Acinonyx so leicht zu bespielen ist, dass ich mich meist eher bremsen und mehr kontrollieren muss als bei einem Longscale-Bass. Das mag auch an den Saiten liegen, Flats oder dickere Rounds würden sich klanglich wie im Spielgefühl sicher anders und nicht weniger gut machen. Zu beachten ist dabei, dass der Bass aufgrund der Brücke eine gewisse Saitenlänge braucht, die Werks-D’Addarios reichen teilweise gerade so bis in den Sattel.

RESÜMEE

Für diesen Bass bedanke ich mich zum einen bei Paul’s Bassmatters, der diese fantastischen Tierchen in Europa importiert, zum anderen bei Juan Alderete, der sich gottseidank von seinem schweren Fahrradunfall wieder erholt. Ohne ihn, seinen Input, seine Leidenschaft für den überaus eigenen Goya Panther und seine Connection zu Carey Nordstrand würde es diese spannende Neuinterpretation nicht geben, was extrem schade wäre, denn der Acinonyx bereichert die zunehmend bunte Welt der Shortscale-Bässe mit etlichen ganz eigenen Farben, dank des guten akustischen Grundtons, der von Nordstrand entworfenen Tonabnehmer und der Schaltmimik.

Dazu kommt eine geradezu unfassbar leichte Bespielbarkeit, bei der man sich manches Mal eher bremsen muss, die den Acinonyx zu einem echten Spaßbass machen. Die Auswahl an Farben, Pickguards, und Saiten tun ihr Übriges, es einem leicht zu machen, dem Reiz dieser schnellen Katze zu erliegen.

Kleine Pointe zum Schluss: Als ich nach Youtube-Videos von Abe Laboriel mit Koinonia und Goya-Bass gesucht habe, wurde ich fündig – um festzustellen, dass seiner zu der Zeit schon als PJ modifiziert war und die originalen Pickups wie die Schaltung ausgetauscht waren. Klang aber trotzdem fantastisch …

PLUS

● Sounds
● Bespielbarkeit
● Gewicht
● Optik
● Verarbeitung

(erschienen in Gitarre & Bass 09/2021)

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