52er Gibson Les Paul Goldtop wird zu einem 59er Modell (Teil1)
von A. Waldenmaier, Artikel aus dem Archiv
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Wer sagt denn, dass immer nur Gitarren aus dem unteren Preissegment den Wunsch nach Verbesserungen hervorrufen und gepimpt werden müssen? Die Kollegen Pipper & Jäger machen ja auch nicht Halt vor einer ganz gewiss nicht schlechten Gibson Custom Shop Les Paul.
Im Allgemeinen können die meisten Instrumente mit ein bisschen Feintuning hier, eventuell anderen Pickups da, zu großartigen Instrumenten verfeinert werden. Trotzdem bleibt die Erfüllung aller Gitarristenträume wohl immer noch eine originale 1958 bis 1960er Les Paul Standard. Also machen wir uns heute auf die Suche nach der ultimativen, alten und originalen Gibson Les Paul – dem heiligen Gral! – verlieren aber nicht ganz das Preisgefüge aus den Augen. Hierfür beschreiten wir aber einen etwas anderen Weg als der Gibson Custom Shop, der Pipper & Jäger-Totalumbau und als die Kollegen, die „richtige“ Paulas ganz neu bauen. Ganz einfach: Wir pimpen eine echte, alte Les Paul!
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Na ja – streng genommen ist das Thema Les Paul sowie der dazugehörende ganz große Haben-Wollen-Faktor so alt wie die legendären Instrumente rar sind. Die Produktion wurde 1960 eingestellt und die erste Wiederauflage kam erst wieder im Jahre 1968 heraus. Die produzierte Anzahl der Les Paul Standard mit Humbucker beträgt tatsächlich nicht einmal 1.750 Stück plus 598 Les Paul Gold Top mit Humbuckern. Geschätzt wird, dass etwas weniger als die Hälfte davon noch existieren und die Mehrzahl der kursierenden Instrumente gefälschte Nachbauten sind. Aufgrund des Produktionsstops wurde demnach alle Musik der 60er-Jahre, bei der Les-Paul-Gitarren zum Einsatz kamen, definitiv mit diesen legendären alten (Gebraucht-)Instrumenten eingespielt. Und hier wurde der Grundstein für den Mythos gelegt. Die 60er-Jahre sind auch das Jahrzehnt, in dem das damals junge Instrument E-Gitarre seinen Durchbruch erlebte und weltweit eine ganz große Nachfrage nach diesen „wilden“ Instrumenten erzeugt wurde.
Die Musiker dieser Welt heulten sich bei Gibson die Augen aus, bis eben 1968 die Wiederauflage der Les Paul herausgebracht wurde. Zum Leidwesen aller aber zuerst in der 1956er Version mit P-90-Soapbar-Pickups. Also brummende Singlecoils, die damals so was von megaout waren, wie sie bis heute in Les Pauls nur eine Randerscheinung für Liebhaber sind. Vintage-Kenner behaupten, dass gerade die ersten Modelle der 1968er Wiederauflage eigentlich die Wiederverwertung alter Lagerware gewesen sei, die bereits in den späten 50ern vorproduziert worden war. Macht Sinn, denn die Humbucker-Varianten wurden 1957 unter Zeitdruck eingeführt, schließlich stand Mitbewerber Gretsch mit dem ebenfalls brummfreien FilterTron-Humbucker in den Startlöchern und dem wollte man zuvorkommen. Die P-90- Soapbar-Bodies mit ihren abweichenden Pickup-Ausfräsungen waren damit unverkäuflich.
Jedenfalls kein Wunder, dass die 1968er Instrumente durch diese nicht zu beweisende Legende sehr begehrt sind. Viele dieser P-90er-Paulas wurden im Laufe der Jahre dann konsequenterweise durch ihre Besitzer mit Humbuckern aufgerüstet. Ein Freund von mir nutzt in seinem Studio genau so ein umgebautes Modell mit echten, alten PAF-Pickups und schont damit seine originale 1958er, welcher die Umgebaute durchaus das Wasser reichen kann! Leider aber sind diese 1968er Paulas wirklich selten und mittlerweile mit einem Preisrahmen von US-Dollar 10.000 bis 15.000 auch schon sehr teuer – und ab 1969 hatten sie schon diese unsäglich große, hässliche Kopfplatte.
Wenn also der Wunsch nach einer echten, alten Gibson Les Paul mit Humbuckern besonders groß, ein Custom Shop Reissue (mit oder ohne Totalumbau) nicht in Frage kommt und der zur Verfügung stehende finanzielle Rahmen keine US-Dollar 150.000 bis 300.000 bietet, dann kann trotzdem geholfen werden: Originale Paulas abseits der gesuchten und teuren Standards mit Humbucker sind eben jene mit P-90-Pickups! Eine Originale aus der Zeit von 1954 bis 1956 wird deutlich unter US-Dollar 50.000 gehandelt – ein Drittel der Summe, die für eine 1957er Gold Top mit Humbuckern aufgerufen wird! Wem auch das zu teuer ist, dem kann mit einer originalen 1952/1953er Les Paul geholfen werden.
Gut erhaltene Exemplare aus den ersten beiden Baujahren der Les Paul gibt es durchschnittlich schon für ca. US-Dollar 15.000, manchmal je nach Zustand auch für deutlich unter 10.000. Gratis mit dazu: Das wirklich echte, alte Holz, die richtige Ahorndecke (keine Diskussion über Eastern Maple, Western Maple, Michigan Maple), der richtige, weil „kondomlose“ Stahlstab, die richtige Kopfplatte, der richtige Kopfplattenwinkel, die richtige Art und Weise, wie der Stahlstab an der Kopfplatte in den Hals eingelassen ist, das richtige Rio-Palisander-Griffbrett und eine Tonqualität, die mit 56 bis 57 Jahren Einspielzeit nicht zu toppen ist. Außerdem wurden mit 3.961 Stück in den beiden Jahren 1952 und 1953 fast doppelt so viele Les Paul Modelle produziert wie von den späteren Standards mit Humbuckern. Insofern gibt es auch mehr davon auf dem Gebrauchtmarkt.
Lediglich zwei Dinge machen eine 1952er Paula unattraktiv und damit vom Preis für unsere Pimp-Aktion her interessant: Da ist zum einen der Saitenhalter, der von seiner Konstruktion an einen verunglückten und falsch herum montierten Jazzgitarren-Saitenhalter erinnert. Ein Bügel, ein Quersteg zur Saitenaufnahme und das Ganze lediglich locker und ohne weitere Befestigung auf der Korpusdecke aufliegend. Saitendämpfen mit dem Handballen der rechten Hand geht nicht und bei stärkerem Anschlag rutscht das ganze Ding zur Seite. Der Grund, warum 1954 der Wrap-Around-Steg eingeführt wurde. Logischerweise sind deshalb die Paulas ab Baujahr 1954 deutlich teurer.
Das zweite Problem ist der flache Winkel, in dem der Hals der 1952er Paula in den Korpus eingelassen wurde. Mit dem beim originalen Saitenhalter „unten rum“ geführten Saiten ist die Saitenlage korrekt. Will man so was auf Tune-o-matic umrüsten, wäre die Saitenlage zu hoch. Ach ja – und die originalen Bünde einer 1952er sind für heutige Anforderungen auch einfach viel zu klein und zu flach.
So gesehen liefert eine 1952er Les Paul einige Baustellen, um das Instrument korrekt zu pimpen. Und genau das wollen wir in den nächsten Folgen dieser Kolumnenreihe tun.
Wer sich für die genauen Produktionszahlen der Les Paul interessiert:
1952: 1.716 Stück
1953: 2.245 Stück
1954: 1.504 Stück
1955: 862 Stück
1956: 920 Stück
1957: 598 Stück
1958: 434 Stück
1959: 643 Stück
1960: 635 Stück
Zum Vergleich: Die SG als Nachfolger der Les Paul wurde ab 1961 in der ersten Hälfte der 60er-Jahren mit jährlichen Stückzahlen von ca. 1500 produziert. Die Les Paul Junior in Stückzahlen zwischen 2.500 und 4.000 pro Jahr, die Les Paul Special immerhin noch vierstellig und selbst von der einfachen ES-125 wurden 2.000 bis 3.000 Stück pro Jahr hergestellt. D. h., die Les Paul war nicht gerade das, was man einen Renner nennen könnte – im Gegensatz zu heute. Der Factory Report nennt für die Jahre 1952 bis 1960 alles in allem 9.557 Les-Paul-Modelle.
Quelle der Zahlen ist das sehr gut recherchierte Buch von André Duchossoir: Gibson Electrics – The Classic Years, aus dem Hal Leonard Verlag.
Liebe Freunde. Bitte nicht wieder die alten unwahren Legenden von der Wieder-Verwertung alter Holzbestände für die 68ger Paulas. Das ist ja schon vor über 10 Jahren wiederlegt worden. Dazu wurden die ehemaligen Gibson- Mitarbeiter ausgiebigst befragt, und ALLE haben bestätigt, dass es keine alten Holzbestände gab und auch keine 68ger Paulas mit irgendwelchen Restbeständen gebaut wurden. Das ist eine Legenden-Erfindung geldsüchtiger Händler oder sonstiger Gauner, die den Preis dieser Paulas in die Höhe treiben wollten und immer noch wollen! Gute Journalisten sollten auf solche perfiden Machenschaften nicht reinfallen. Bitte recherchiert das nächste Mal etwas genauer- mit Verlaub.
Liebe Freunde. Bitte nicht wieder die alten unwahren Legenden von der Wieder-Verwertung alter Holzbestände für die 68ger Paulas. Das ist ja schon vor über 10 Jahren wiederlegt worden. Dazu wurden die ehemaligen Gibson- Mitarbeiter ausgiebigst befragt, und ALLE haben bestätigt, dass es keine alten Holzbestände gab und auch keine 68ger Paulas mit irgendwelchen Restbeständen gebaut wurden. Das ist eine Legenden-Erfindung geldsüchtiger Händler oder sonstiger Gauner, die den Preis dieser Paulas in die Höhe treiben wollten und immer noch wollen! Gute Journalisten sollten auf solche perfiden Machenschaften nicht reinfallen. Bitte recherchiert das nächste Mal etwas genauer- mit Verlaub.