Neil Young spielt seine berühmte Pre-War Martin D-45 mit einer gemischten Bridge-Pin-Bestückung. Die drei für die oberen Saiten sind aus Horn, drei aus Ebenholz sind für die untere Abteilung. Denn das nehme die Bässe etwas zurück, sagt er.
Auch anderenorts wird viel über die Auswirkung der Bridgepins auf den Sound erzählt. Dem wollen wir nun auf den Grund gehen. Aber die Pins sitzen doch hinter dem schwingenden Saitenteil … können diese Winzlinge dort wirklich etwas z. B. gegen das berüchtigte Dröhnen vieler Dreadnoughts ausrichten?
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Aber sicher können sie das! Denn wer so denkt, der übersieht, dass die Pins quasi Bestandteile des Steges sind, der die Schwingungen der Saiten verarbeitet und vorgibt, in welcher Form sie die Decke „antreiben“. Deswegen können sich an diesem sensiblen Ort der Klangbildung auch kleine Veränderungen in der Tat deutlich bemerkbar machen. Wir haben also Grund zu der Annahme, dass die Pins sich als primäre Klangbildner bemerkbar machen, und wollen sie unter diesem Gesichtspunkt genauer unter die Lupe nehmen.
Schwingungen hinter der Stegeinlage
Jawohl, auch die Schwingungen in diesem winzigen Teilbereich der Saitenlänge tragen ihr Scherflein zur Ausbildung des Gitarrenklanges bei. Denn die Stegeinlage wird durch den vor ihr schwingenden Saitenteil in Schwingungen versetzt. Die Einlage überträgt die Schwingungen aber nicht nur (über den Steg) auf die Decke, sondern auch auf den kurzen Saitenabschnitt hinter ihr und damit auf die Bridgepins.
Diese minimalen Schwingungen beeinflussen ihrerseits wieder die Stegeinlage und damit auch rückwirkend den vor ihr liegenden Saitenabschnitt. Und es gibt noch einen zweiten Aspekt! Denn die Pins beeinflussen auch das Schwingungsverhalten und die Schallabstrahlung des Steges, wie das auch Perlmutteinlagen, Schrauben, Schallloch-Tonabnehmer und sonstige Beigaben tun. Wir wollen anhand von Klangvergleichen mit unterschiedlichen Bridgepins im Folgenden untersuchen, wie sich das in der Praxis anhört.
Vorbereitung
Für die geplanten Klangvergleiche sind die folgenden Testkandidaten angetreten: Plastik, gefolgt von Buchsbaum, Palisander, Ebenholz, Horn, Knochen, Aluminium und Messing.
Da zum Austausch der Pins die Saiten gelockert und anschließend wieder genau gestimmt werden müssen, vergeht zu viel Zeit, um Klänge, die vielleicht oft nur feine Unterschiede aufweisen, zuverlässig miteinander vergleichen zu können. Zwei nahezu gleich klingende Gitarren, hier Tennessee L-00- Modelle, dienten als Vergleichs- bzw. Referenzgitarren; eine behielt ihre originalen Plastikpins, die andere wurde nach und nach mit den zu testenden anderen Pins bestückt.
Praxis
Die Tennessee, serienmäßig mit Plastik-Pins, war die Vergleichsgitarre. Damit ergaben sich nach Adam Riese insgesamt sieben Vergleichsreihen, in denen ich jeweils den Klang der Einzelsaiten und den Gesamtklangeindruck beim Spielen verglichen habe. Beginnen wir mit dem einfacheren Teil der Übung, dem Vergleich der Einzelsaiten. Dabei habe ich den Klang der Leersaiten bei mittelhartem Anschlag nach den folgenden fünf Kriterien beurteilt:
– Lautstärke
– Höhen
– Bässe
– Perkussivität
– Sustain (in Sekunden, bis zum völligen Ausklingen des Tones.
Es gab dann jeweils pro Kriterium sechs Bewertungsnoten, immer im Vergleich mit dem Referenzmodell (siehe Tabelle):
– 1 = mehr
– 2 = etwas mehr
– 3 = identisch mit dem Referenzmodell
– 4 = etwas weniger
– 5 = weniger
– 6 = viel weniger
Die Ergebnisse sind in der Tabelle zusammengefasst, und sie kann uns ohne weitere Worte schon einiges erzählen – zumindest so viel, dass die Pins tatsächlich beim Klang mitmischen. Außerdem kann man nun, sollte einem der Klang seiner Gitarre partiell nicht zusagen, gezielt per Pin am Sound derselben feilen. Finden wir z. B., dass die h-Saite zu laut ist, schauen wir in die Tabelle und können dort ablesen, dass ein Ebenholz-Pin die Lautstärke der h-Saite dämpft. Oder man erkennt auf einen Blick, dass die oft gelobten Metall-Bridgepins keineswegs lauter, keineswegs mehr Höhen und keineswegs mehr Sustain haben – ganz im Gegenteil. Viel Spaß beim Analysieren der Tabelle!
Nach dem Test mit den Einzelsaiten wollte ich zusätzlich noch einen Eindruck davon bekommen, inwieweit die Pins den Klang beim normalen Spielen beeinflussen. Dazu habe ich jeweils die Gitarren zuerst mit einem dünnen Plektrum sanft gestrummt und bin ihnen danach mit Fingerpicks bewaffnet aggressiv auf den Leib gerückt. Aufgrund dieser Eindrücke und den Ergebnissen des Tests der Einzelsaiten lassen sich die folgenden Erkenntnisse festhalten:
Messing und Alu
Die Messing-Pins waren mit einem Gesamtgewicht von 29,7 Gramm die Schwergewichte unter den Testkandidaten. Sie werden nicht selten als Klangverbesserer angepriesen, sind hier jedoch beim Vergleich der Einzelsaiten klar durchgefallen. Sie erwiesen sich als Energiefresser, die Lautstärke und Höhen erheblich beschneiden. Außerdem machen sie das perkussive Element und die Dynamik mit der Wirkung eines Tranquillizers merklich platt. Je dynamischer man es haben möchte, desto mehr Frust kommt auf.
Trotz dieser vernichtenden Kritik gibt es aber auch ein Highlight, das umso heller leuchtet, je sanfter die Saiten behandelt werden: Sustain! Und das, obwohl wir beim Test mit den Einzelsaiten ein besonders kurzes Sustain gemessen haben? Richtig, denn bei diesem Test habe ich eben sehr unmusikalisch einfach die Zeit vom Anschlag bis hin zum endgültigen Ausklingen des Tons gemessen.
Weil aber niemand so langatmig Gitarre spielt, kommt es beim Spielen eher darauf an, wie sich ein Ton in seiner Anfangsphase aufbaut, weil ja bald nach dem Anschlag schon der nächste kommt. Und gerade hier, also in der Einschwingphase nach dem Anschlag, erleiden die Töne unter der Einwirkung der Messing-Pins einen geringeren Vitalitätsverlust. Das Sustain wird unterm Strich noch länger, weil sie dafür sorgen, dass die Töne leiser beginnen, das Attack nicht so stark ist wie bei anderen Materialien. Somit können also die Messingpins beim sanften Strumming so richtig gut gefallen, und erst mit zunehmend härterer Gangart werden sie zu Dynamik-Killern.
In dieser Beziehung sind die Pins aus Aluminium mit ihren 7,8 Gramm Gewicht eher harmlose Gesellen. Ich war bisher der Meinung, dass das Sustain umso besser wird, je mehr Metall am Steg ist. Doch die viel leichteren Alu-Pins haben die Kollegen in punkto Sustain leicht übertrumpft.
Knochen & Horn
Diese Naturstoffe beeinflussen den Klang der Gitarre nur wenig, was mich nicht wundert, denn schließlich wurden diese Materialien ja auch an der Gitarre vom Plastik verdrängt. Beim Knochen schlafft innerhalb dieser Gruppe das Sustain auf der G-und der H-Saite etwas ab, was allerdings nur die Mess-Uhr gemerkt hat. Aber der ganz leicht aufgepeppte Knack im Ton und die kleine Extraportion an Dynamik sind nicht wegzuleugnen.
Holz
Die drei Kameraden aus Holz beschneiden die Obertöne bei den blanken Saiten, und sie verschlechtern insgesamt die Trennschärfe der einzelnen Saiten. Weil sie allesamt weicher als die Kollegen aus Plastik und ähnlichen Materialien sind, denke ich, dass eine Zugabe aus sehr hartem Material an einem hölzernen Steg sein Schwingungsverhalten und auch seine Schallabstrahlung so positiv verändert, dass der Klang noch einen Tick Brillanzen aufgesetzt bekommt.
Das Gleiche würde auch ein harter Lack auf der Gitarrendecke bewirken. Nach diesen Überlegungen wäre es aus naturwissenschaftlicher Sicht sinnvoll gewesen, die Gitarre mit Palisander-Pins als das Maß der Dinge zu nehmen. Aber es hat sich letztlich Plastik als Standard etabliert.
Resümee
Die Messing-Pins sind die auffälligsten Kandidaten dieses Tests, weil sie am radikalsten ins Klanggeschehen eingreifen und die größten Unterschiede bei softer und härterer Gangart bewirken.
Die Alu-Pins sind der Geheimtipp für jeden, der ein gutes Sustain sucht, ohne dafür merkliche klangliche Abstriche in Kauf nehmen zu müssen. Die schönen Holz-Pins sind nichts für den, der einen klaren und offenen Klang sucht und der seiner Gitarre die letzten Reserven an Dynamik entlocken will. Da auch die Horn-Pins eine etwas geringere Trennschärfe im Vergleich zum Plastik bewirken, erkläre ich die Knochen-Pins zu den Gewinnern des Testes, mit hauchdünnem Vorsprung vor den Mitstreitern aus Plastik!
Pin ist nicht gleich Pin
Die Welt wäre nicht unsere Welt, wenn es nur eine Sorte Bridgepins geben würde. Im Prinzip gibt es zwei gebräuchliche Typen – die 5°- und die 3°-Pins.
3°-Pins können bei den meisten industriell gefertigten Gitarren eingesetzt werden, von Taylor bis hin zu chinesischen Billigklampfen. Allerdings waren sie auch bei Martin-Gitarren vor 1994 und z. B. Collings-Gitarren vor 2002 der Standard. Auch heute noch verwenden einige Highend-Hersteller diese Art von Pins. Die Maße sind: A: 20,32 mm; B: 5,33 mm, C: 4,57 mm (A = Gesamtlänge ab Pin-Kopf, B = Durchmesser oben unterhalb des Kopfes, C = Durchmesser unten).
Pins mit der Bezeichnung 5° sind länger und eine Idee schmaler als die 3°-Typen. Sie passen auf die meisten modernen Gitarren. Ihre Maße: A: 25,40 mm; B: 5,59 mm, C: 3,38 mm.
Beide Typen gibt es zudem mit und ohne Schlitz, wobei die Versionen mit Schlitz gebräuchlicher sind. Die ohne Schlitz können dann verwendet werden, wenn die Brücke zur länglichen Aufnahme der Saiten bereits Schlitze aufweist – was jedoch selten der Fall ist. Wobei manche Gitarrenbauer behaupten, dass bei einer geschlitzten Brücke und der Verwendung nicht geschlitzter Pins der Kontakt zwischen Saite, Pin, Brückenplatte und damit Decke besser sei und deshalb dem guten Ton diene.
Zusätzlich zu diesen Typen gibt es im gut sortierten Bridgepin-Handel noch Pins in Übergröße, die manchmal bei richtig alten Gitarren benötigt werden.
Tronical Titanium Overtone Pins
Die Firma, die für ihre selbststimmenden Mechaniken für E- und Akustik-Gitarren bekannt ist, vermarktet auch Bridgepins – eben welche aus Titanium. Diese waren bei unserem Vergleich noch nicht dabei, aber bei einem Gewicht von 10,9 g für das Set darf ihnen ein ähnliches Verhalten zugetraut werden wie den Aluminium-Pins. Hinzu kommt, dass das Material – wie alle Metall-Pins – nicht brechen kann. Die Pins sind in Titanium Plain oder Titanium Gold erhältlich, ausgeliefert wird in einer hochwertigen „Snake-Skin“-Geschenkbox.
BigRock Engineering Power Pins PP-1
Die BigRock Power Pins ersetzen 1:1 die Saitenpins von Steelstring-Akustik-Gitarren. Sie bestehen aus einer nicht magnetischen Metalllegierung und sind zweiteilig aufgebaut. Der Basisteil – eine Schraube samt Unterlegscheiben – wird von unten durch das „Pinhole“ geführt und in das Oberteil eingeschraubt, das auf dem Steg sitzt. Die ersten Schraubendrehungen lassen sich dabei noch mit der Hand durchführen, doch fest angezogen werden die Schrauben mit einem beiliegenden Inbusschlüssel. Diese Operation muss durch das Schallloch erfolgen und erfordert Geduld und ein gutes Fingerspitzengefühl, denn man sieht ja nichts von dem, was man da gerade tut.
Das Saitenaufziehen ist im Vergleich zur Montage der Pins jedoch jetzt ein Kinderspiel – und auch eins der Argumente, die der Hersteller ins Feld führt. Denn die Power Pins bleiben fest installiert, die Saiten werden nicht mehr in den Korpus geführt, sondern in die Pins eingehangen, was das Aufziehen neuer Saiten so einfach wie bei einer E-Gitarre gestaltet. Nicht nur der leichte Saitenwechsel, sondern vor allem der Klang entlohnen dann doch für die Mühen des Einbaus.
Die Testgitarre, eine solide Ibanez Dreadnought aus dem mittleren Preissegment, hatte nun deutlich mehr Klang als vorher aufzuweisen. Mehr Klang heißt in diesem Fall: Mehr und vor allem strahlende Höhen, knackige Bässe und eine gute Ausgewogenheit der Saitenlautstärken untereinander. Singlenotes bekommen einen singenden Unterton, der diesem zu mehr Substanz verhilft. Da zudem auch die Lautstärke und das Sustain merklich zugenommen haben, scheinen die Power Pins bei der Schwingungsübertragung der Saiten zum Korpus einiges richtig zu machen. HR
Die Big Rock Powerpins habe ich noch nicht ausprobiert, aber von der Theorie her ist mir unverständlich warum sie eine Klangverbesserung bringen sollen:
mehr Gewicht, weniger Druck der Saiten auf den Steg, weniger direkter Kontakt der Saiten zur Gitarre. Außerdem: Takamine macht bei den Gitarren die hauptsächlich Bühnenpraxis-Tauglichkeit liefern sollen Stege bei denen die Saiten von hinten eingefädelt werden und bei Gitarren die hauptsächlich Klang
liefern sollen Stege mit Bridge-Pins – die haben sich bestimmt etwas dabei gedacht und ausprobiert.
Big Rock Powerpins habe ich probiert und seither dauernd in Verwendung!
Die Schwingungsübertragung wird verbessert durch die grössere Andruckfläche des Pins zu Bridge und Soundboard!
Oben genannte Vorteile bzgl. Lautstärke Sound und Sustain treffen absolut zu!
Unbedingt ausprobieren!
Ich bin davon begeistert!
Die Big Rock Powerpins habe ich noch nicht ausprobiert, aber von der Theorie her ist mir unverständlich warum sie eine Klangverbesserung bringen sollen:
mehr Gewicht, weniger Druck der Saiten auf den Steg, weniger direkter Kontakt der Saiten zur Gitarre. Außerdem: Takamine macht bei den Gitarren die hauptsächlich Bühnenpraxis-Tauglichkeit liefern sollen Stege bei denen die Saiten von hinten eingefädelt werden und bei Gitarren die hauptsächlich Klang
liefern sollen Stege mit Bridge-Pins – die haben sich bestimmt etwas dabei gedacht und ausprobiert.
Big Rock Powerpins habe ich probiert und seither dauernd in Verwendung!
Die Schwingungsübertragung wird verbessert durch die grössere Andruckfläche des Pins zu Bridge und Soundboard!
Oben genannte Vorteile bzgl. Lautstärke Sound und Sustain treffen absolut zu!
Unbedingt ausprobieren!
Ich bin davon begeistert!
Gut, diesen Artikel gelesen zu haben. Ich wollte meiner Lakewood ein paar hübsche Bronze-Pins gönnen.
Lass ich jetzt mal.
Vielen Dank
Olaf