(Bild: Dieter Stork)
Mit Fug und Recht kann man Universal Audio (UA) als Legende auf dem Gebiet des High-End-Studioequipments bezeichnen. Zuletzt wirbelte die 1958 gegründete US-Firma die Gitarren-Szene mit der Ox Amp Top Box, einem Attenuator und Speaker-Simulator, ordentlich durch. Jetzt wollen sie es auch bei den Bodentretern wissen und präsentieren gleich drei edle Geräte.
Seit Jahren schon versorgt UA die Gitarrist*innen dieser Welt im Studio und zuhause mit erlesenen Plug-ins für Modulation, Hall und Delay – und genau diese dienen nun auch als Grundlage für die drei Effektgeräte Golden Reverberator, Starlight Echo Station und Astra Modulation Machine. So manches Boutique-Pedal ist heutzutage ja geradezu ein grafisches Kunstwerk – UA entschied sich für einen edlen, aber vergleichsweise unspektakulären Look.
Wer jetzt denkt, dass die drei Geräte dementsprechend nur wenig können, der irrt sich gewaltig: Steigt man tiefer in die Features ein, offenbart sich ein geradezu überwältigendes Paket von Optionen, mit dem man auf den ersten Blick nicht gerechnet hätte. Allerdings bieten alle drei Effekte im Gegensatz zu vielen Konkurrenzprodukten nur ein Preset und sind nicht dafür konzipiert, die zahllosen Modi und Features beim Live-Gig mit mehreren gespeichterten Voreinstellungen bereitzustellen. Wer also die Soundmodi nutzen will, sollte sich entweder ein Livekonzept gut überlegen oder die Positionen für die gewünschten Voreinstellungen merken und live anpassen.
Alle drei Geräte kommen in durchaus robusten Gehäusen aus gebürstetem Stahl, mit leicht versenkten Control-Panels. Mit Maßen von 140 x 90 x 60 mm entsprechen sie in etwa kleinformatigen Doppelpedalen. Alle Anschlüsse befinden sich stirnseitig, was für die eng bepackten Pedalboards von heute extrem vorteilhaft ist. Mit einer angegebenen Stromaufnahme von 400mA haben sie einen für digitale Pedale durchaus starken Hunger, die meisten Standard-9V-Netzteile liefern nur 200, ebenso die Anschlüsse an Powerbricks – das will bedacht sein.
Alle drei bieten zusätzliche Anschlüsse für den Stereobetrieb und laufen ab Fabrik im True-Bypass-Modus (was allerdings per App einstellbar ist). Generell wird die App (die Desktop-Version gibt es schon, die mobile Version soll in ein paar Wochen kommen) ein zentraler Bestandteil für alle Nutzer, die die Pedale noch genauer auf ihre Bedürfnisse einstellen möchten. Zum Beispiel wird sich mit ihr die Belegung des Preset-Schalters und sein Verhalten bezüglich Tap Tempo nochmals konfigurieren lassen (also ob man im Preset das Tempo auch nochmal ändern kann). Zusätzliche Effekte kann man außerdem mittels einer Registrierung auf der UA-Webseite freischalten und auf das Pedal laden.
ASTRA MODULATION MACHINE
(Bild: Dieter Stork)
Der Lateiner weiß, dass der Name dieses Geräts nichts mit dem Hamburger Bier zu tun hat. Nein, die Modulationseffekte sollen den Musiker quasi zu den Sternen führen. Zunächst jedoch mal, ganz nüchtern, die Details: Der Bypass-Schalter befindet sich links unten, der Preset-Schalter rechts. Drückt man den Bypass-Schalter, befindet man sich im Live-Modus, in dem die Stellung von Potis und Schaltern dem entspricht, was man zu hören bekommt.
Im Preset-Modus dagegen ertönt das gespeicherte Preset. Dieses wird über den kleinen Toggle in der Mitte abgespeichert: Potis auf den gewünschten Sound einstellen, den Toggle nach unten drücken und halten – fertig. Die obere Reihe der Potis erscheint zunächst selbsterklärend: Speed, Depth und Intensity kennt man auch von anderen Effekten. Jedoch sind nicht alle Potis in jedem der verfügbaren Sound-Modi aktiv. In der unteren Reihe befinden sich die Potis Shade, Shape und Mode – und die wiederum haben je nach gewähltem Effekttyp unterschiedliche Belegungen.
(Bild: Dieter Stork)
Man sieht: So einfach, wie die Effekte daherkommen, ist die Sache nicht … Mode ist zum Beispiel nur im Stereobetrieb relevant. In der Mitte befindet sich links ein Toggle-Switch zum Durchschalten der Effekttypen, mittig der Preset-Speicher-Toggle und rechts ein A/B-Modus-Toggle. Ab Werk bietet die Astra Modulation Machine drei „Engines“, also drei Effekttypen, die analogen Klassikern nachempfunden sind:
Chorus Brigade: Dieser Effekt ist eine Nachempfindung eines „japanischen Bucket-Brigade-Effektgeräts von 1976“, also wohl dem Boss CE-1. Bei diesem Effekt ist oben nur das Intensity-Poti aktiv, welches sowohl die Effektstärke- als auch die Modulationsgeschwindigkeit regelt. Es ertönt ein edler und warmer Choruseffekt, der sich von subtil bis „tiefste 80er“ einstellen lässt. Der Modus B – mit dem rechten Toggle schaltbar – liefert einen seekranken Vibratoeffekt, bei dem Speed und Depth wieder aktiv sind.
Flanger DBLR: Hier wird der MXR-Flanger/Doubler-Rackmount-Effekt emuliert. Ein wunderbarer Flangereffekt mit sehr schönem „Swoosh“. Modus B liefert den „Doubler“-Sound, der wiederum eher wie ein Slapback in kurzen oder Chorus in längeren Einstellungen klingt. Das Mode-Poti schaltet dann in einen invertierten Flanger-Modus, was etwas ausgehöhlt klingt.
Trem 65: Hierbei handelt es sich, wie der Name schon vermuten lässt, um einen Tremoloeffekt. Dieser ist den klassischen Tremolos aus den Fender-Amps der 1960er-Jahre nachempfunden. Modus A emuliert ein Tremolo basierend auf Fotozellen, Modus B einen mit einer Röhre betriebenen Effekt. Letzterer liefert einen „Helikoptersound“ mit einem eher hartem Attack, ersterer ein weiches Tremolo, ideal für 1960er-Vibes. Wer sich auf der UA-Seite registriert, kann zwei weitere Effekttypen herunterladen:
Phaser X90: Nicht schwer zu erraten, es handelt sich hierbei um eine Nachempfidung des berühmtem Phasers von MXR. Die Astra Modulation Machine macht daraus einen wunderbar schmatzigen Phaser, den man von subtil bis blubberig sehr fein einstellen kann. Die beiden Modi A und B emulieren dabei die berühmten Varianten „Script“ und „Block“ (verschiedene Varianten des MXR Phasers), wobei Script etwas subtiler zu Werke geht, Block etwas aggressiver ist und eine höhere Endgeschwindigkeit erlaubt.
Dharma Trem 61: Wiederentdeckter Beliebtheit erfreut sich unter Pedaleros seit kurzem das Harmonic Tremolo, diese einzigartige Mischung aus Phaser und Tremolo, wie man sie ebenfalls von einigen Röhren-Amps der 1960er-Jahre kennt. Modus A liefert den klassischen Sound, Modus B geht in Richtung Univibe, also genau jenen sich leicht überschlagenden Mischsound aus Tremolo und Phaser.
(Bild: Dieter Stork)
Abschließend kann man feststellen, dass die Astra Modulation Machine ein allumfassendes Paket an erstklassigen Modulationssounds bietet, und das im Vergleich zur Konkurrenz in kleinem Format, erstklassiger Sound-Qualität und quasi angelegt auf Stereo-Benutzung.
STARLIGHT ECHO STATION
(Bild: Dieter Stork)
Der Name verrät es schon: Mit der Starlight Echo Station legt uns UA ein Delay-Pedal unter die Füße. Und auch hier ist die Nachempfindung von Klassikern das Grundkonzept. Gehen wir zunächst kurz durch die Regler. Links befindet sich wieder der Bypass-, rechts der Preset-Schalter. Dieser dient auch als Tap Tempo, das jedoch nur im Live-Modus. Erneut liegt mittig ein Toggle zum Speichern des Presets.
In der oberen Reihe befinden sich die Regler Delay, Feedback und Mix. Die untere Potireihe ist mit der Rhythmik der Wiederholungen belegt. Hier lassen sich nicht nur Viertel, Achtel, die mittlerweile obligatorischen Achtel-Triolen sowie punktierte Achtel einstellen, sondern auch eine Kombination von Vierteln und Achteln – groovy. Daneben liegen die ebenfalls heute bei Delays obligatorischen Regler für Colour (für dumpfe bis kristallklare Wiederholungen) und Mod (für die Stärke eines Chorus/Vibratoeffekts auf den Wiederholungen). In der Mitte links finden wir erneut den Toggle zum Durchschalten der Effekttypen, und rechts den Schalter für die Sound-Modi innerhalb dieser; hier sind es drei.
Tape EP-III: Hier erschließt sich aus der Bezeichnung das historische Vorbild, das Echoplex EP-3 Tape Delay. Und es klingt, wie es sich gehört. Das Colour-Poti fügt den Wiederholungen hier Verzerrung hinzu, Mod den von Tape Delays bekannten „Wow/Flutter“- Effekt, also Unregelmäßigkeiten im Sound. Die drei Sound-Modi A, B und C sollen verschiedene Zustände des Geräts simulieren – von „neuem Band und kaltem Gerät“ bis „altes Band und aufgewärmtes Gerät“. Kurz gesagt, im Modus A sind die Delays am saubersten, im Modus C deutlich verzerrt und leierig.
Analog DMM: Mit etwas Raten lässt sich dieser Effekttyp als Deluxe Memory Man von Electro Harmonix identifizieren. Dieser Bucket-Brigade-Effekt genießt Kultstatus. Die Delays haben einen deutlichen Charakter mit starkem Chorus-Effekt, der sich jedoch in Modus B des Mini-Toggles ausschalten lässt. Das Colour-Poti dient erneut dazu, den Wiederholungen Verzerrung hinzuzufügen, beim DMM haben sie einen metallischen, fast schon Ringmodulatorartigen Beigeschmack. Modus A liefert Vibrato auf den Delays, Modus C dann Chorus. Den berühmtem „frühen The-Edge-Sound“ bekommt man mit Modus A.
Precision: Der dritte ab Werk mitgelieferte Effekt lässt sich keinem bestimmten berühmten Gerät zuordnen, sondern bietet einfach nur kristallklare, digitale Delays mit bis zu 1500 Millisekunden Verzögerungszeit in Studioqualität. Modus A belegt den Effekt mit einem Flanger, Modus C mit einem Chorus und in Modus B ist die Modulation ganz aus. Wem die Wiederholungen bei all der kristallinen Klarheit zu harsch erscheinen, kann das mit dem Colour-Poti bändigen.
Wie schon bei der Astra Modulation Machine werden registrierte Nutzer auch auf die Starlight Echo Station (vorerst) einen weiteren Effekt runterladen können: Den Cooper Time Cube. Es handelt sich dabei um eine Emulation des berüchtigten Gartenschlauch-Delays, das UA-Gründer Bill Putnam zusammen mit Duane H. Cooper 1971 erfand. Dahinter verbirgt sich ein eher kurzes, Slapback-artiges Delay oder ein Doubler-Effekt.
Wegen der Länge des verfügbaren Gartenschlauchs war beim analogen Original nur eine Verzögerung von maximal 30 Millisekunden drin. Bei der digitalen Nachbildung sind es 2,5 Sekunden, was laut UA einer Gartenschlauchlänge von knapp 860 Metern entspräche!
Die Modi A, B und C liefern hier verschiedene High Pass-Filtereinstellungen, also eine Form von Modulation. Wie klingt die Sache? In langen Delay-Einstellungen nicht wirklich viel anders als Precision, aber in kurzen offenbart sich der Witz: Es handelt sich um einen sehr coolen Effekt für Slapback-Anwendungen. Mit den Modi A-B lässt sich wunderbar der Sound des „Slaps“ bestimmen – ein absoluter Traum für alle Rockabilly- und Country-Spieler.
UA liefert mit der Starlight Echo Station ein umfassendes Paket mit extrem hochwertigen und vielseitig einstellbaren Simulationen von klassischen Delay-Effekten. Selbst im heutigen Haifischbecken der erstklassigen Delays kann das Gerät mit der Sound-Qualität voll und ganz bestehen.
GOLDEN REVERBERATOR
(Bild: Dieter Stork)
Wer bis hierhin gelesen hat, ahnt es schon: Der dritte im Bunde ist ein Hall. Und genau wie bei den anderen Geräten emuliert der Golden Reverberator legendäre Geräte. Das Layout der Schalter und Regler folgt dem dem Leser nun bereits bekannten Schema: Links unten Bypass-Schalter, rechts unten Preset. Obere Potireihe: Decay (Abklingdauer), Predelay (Verzögerung vor Einsetzen des Halls) und Mix (Effektstärke).
In der unteren Poti-Reihe regeln Bass und Treble die jeweiligen Frequenzen der Hallfahne, und Mod die auch bei Reverbs mittlerweile obligatorischen Chorus- und Vibrato-Einstellungen auf dem Effekt. Die Switches zwischen den Potis sind erneut (von links nach rechts): Effekttypen, Preset-Speicherung, Sound-Modi. Das Gitarrensignal läuft durch den Reverberator übrigens analog durch, das heißt, der Effekt wird grundsätzlich nur beigemischt. Kommen wir zu den Presets …
Spring 65: Hierbei handelt es sich um die Simulation von röhrenbetriebenen Federhall-Units aus Fender-Amps der 1960er-Jahre. Da keine Unit gleich klingt, zog UA nach eigener Aussage insgesamt zwölf verschiedene Verstärker heran, und packte drei (welche genau, sagen sie nicht) als Sound-Modi in diesen Effekttyp. Die sind mittels des A/B/C-Toggleswitches anwählbar. Modus A liefert einen recht brillianten Effekt, Modus B einen etwas sanfteren, und Modus C einen mit einem sehr langen Ausklang und vielen Obertönen, der sich besonders für Ambient-Anwendungen eignet. Allen drei ist die typische Natur eines Federhalls zu eigen, also das Spucken und Schnalzen mit leicht metallischer Einfärbung.
Plate 140: Um diesen Effekt zu kreieren, fuhr die UA-Mannschaft ins The Plan Studio in Sausalito, Kalifornien, und befasste sich dort ausgiebig mit Plattenhall-Geräten aus den späten 1950er-Jahren. Heraus kam ein charakterstarker, silbrig-schimmernder Effekt. Die drei Modi A, B und C sind dabei Varianten desselben Typs: ein höhenlastig-metallischer, ein etwas dunklerer und ein kristallklarer Klang – ein deutlich einfärbender Effekt, der für mich den Flair alter Phil-Spector-Produktionen verströmt.
Hall 224: Wie an der kryptischen Nummer erkennbar ist, handelt es sich um eine Simulation des digitalen Lexicon-224-Studiohalls aus den späten 1970er-Jahren. Dieser Hall bietet mit seinen drei Modi A (Room), B (Small Hall) und C (Large Hall) die digitalen Halltypen, wie man sie auch von anderen Effektpedalen oder Plug-ins kennt. Die Audioqualität ist dabei unfassbar klar und gut. Wem die beiden anderen Effekttypen den Hallklang zu dominant einfärben, der nimmt einfach diesen hier – aufdringlich ist er nur, wenn man will: Er lässt sich bei hoher Einstellung von Bass und Treble in Selbst-Oszillation versetzen.
Auch beim Reverberator kann man nach der Registrierung vorerst einen weiteren Effekttyp runterladen, genannt The Chamber and Plate 224. In diesem Fall sind es eher drei bestimmte Presets, die mittels des A/B/C-Toggles abrufbar sind. A liefert einen für perkussives Spiel optimierten Sound, B einen weiteren Plattenhall und C eine sogenannte „Acoustic Chamber“.
Ich gestehe, dass nach etwa einer Stunde Spielen und Schalten durch die Effekttypen mein Ohr die subtilen Nuancen nur noch eingeschränkt wahrnehmen konnte. Für Reverb-Gourmets bietet der Golden Reverberator eine weite Spielwiese, in einer wirklich krassen Sound-Qualität. Das Gerät liefert erneut enorme Vielseitigkeit vor allem für all jene, die klassische Halltypen dabeihaben wollen – Ambientbastler mit einer Vorliebe für Shimmer-Reverbs werden eventuell mit anderen Geräten glücklicher.
RESÜMEE
Mit dem Trio Astra Modulation Machine, Starlight Echo Station und Golden Reverberator drängt UA zwar spät, aber mit Macht auf den heiß umkämpften Markt der Bodentreter. Auf Anhieb wissen die drei Geräte dabei mit erstklassiger Studio-Qualität, voller Stereo-Nutzbarkeit und enormer Vielseitigkeit zu überzeugen. Dabei richten sich alle drei Geräte deutlich an Nutzer, die klassische analoge Effekttypen handlich dabeihaben wollen; das Angebot ist also nicht generisch, sondern charakterstark.
Dennoch bieten alle drei gerade dadurch auch Standard-Sounds, eben weil unsere Ohren auf diese Klassiker geprägt sind. Nicht bedient werden Skulpteure des modernen Ambient-Sounds, bei denen die Effekte über ihren ursprünglichen Zweck hinaus fast zu eigenen Instrumenten werden.
Taugen denn aber die Bodentreter der Studio-Experten nun auch für Live? Das muss jeder selbst anhand seiner Bedürfnisse auf der Bühne entscheiden. Das Stereo-Feature bietet sich dafür an sich an, doch mit nur einem anwählbaren Preset und fehlender Midi-Fähigkeit sehe ich die volle Nutzung aller Modi und Features in der Hitze des Gefechts nur eingeschränkt. Dennoch – für echte Sound-Feinschmecker reichen allein die Qualität und die Vielfalt des Angebots für eine deutliche Antestempfehlung.
www.uaudio.de
Preise (Street): jeweils ca. € 399
PLUS
● Sound-Qualität
● vielfältiges Klang-Spektrum
● relativ übersichtlich bedienbar
● kompaktes Format
MINUS
● nur ein Preset speicherbar
(erschienen in Gitarre & Bass 07/2021)