Dank der vorgestellten Möglichkeiten hindert einen heutzutage wenig bis gar nichts daran, viel Material in Eigenregie zu produzieren. Was bringt das mit sich? Daten, Daten und nochmals Daten. Früher hieß das stapelweise externe Festplatten zu horten. Aber geht das auch zeitgemäßer?
Viele nutzen sogenannte Cloud-Services wie Dropbox, Google Drive, iCloud und Konsorten. Sei es privat, um Daten von mobilen Geräten zu synchronisieren, oder auf der Arbeit beim Austausch von Projekten, an denen kollaborativ gearbeitet wird. Was hat das Ganze mit dem Homerecording zu tun? So einiges!
AUFNAHMEN DURCHS WEB SCHICKEN
Es gibt viele Wege mit solcherlei Diensten zu arbeiten. Zum Beispiel lassen sich mit WeTransfer gratis bis zu 2GB große Dateien verschicken, was es Bandmitgliedern in der gegenwärtigen Pandemie-Situation sehr einfach macht, Projekt-Dateien auszutauschen, an denen dann weiter gearbeitet werden kann – vorausgesetzt alle benutzen eine kompatible Recording-Software. Dienste wie MyAirBridge lassen sogar kostenlose Datentransfers von bis zu 20GB zu, die zwei Tage lang abrufbar sind.
Bands, bei denen die Mitglieder intern mit unterschiedlichen DAWs arbeiten, können anstelle von Projektdateien einfach die einzelnen Spuren ihrer Projekte verschicken und in unterschiedlichen DAWs öffnen. Dafür sollten immer alle Spuren einzeln vom Startpunkt des Projekts (Takt 1) – entweder nacheinander, also Spur für Spur, oder gleichzeitig via Multi-Track-Export – exportiert werden. Wenn jemand mit den Spuren nun in einer anderen DAW arbeiten möchte, sollte vorher überprüft werden, dass die neuen Projekt-Einstellungen (Samplerate etc. und ggfs. Tempo-Einstellung, falls zu einem Click-Track aufgenommen wurde) mit denen des ursprünglichen Projekts, in dem die Spuren aufgenommen wurden, übereinstimmen.
Wenn man anschließend alle Spuren in das neue Projekt zieht und dort an den Anfangspunkt rückt, kann nichts mehr schiefgehen. Das Exportieren und Verschicken von Einzelspuren ist übrigens auch die gängige Arbeitsweise, wenn man sein Material extern mixen lassen möchte, da man selten sicherstellen kann, dass man die gleiche DAW benutzt, wie das Studio der Wahl.
BACKUPS UND CLOUDBASIERTES ARBEITEN
Ansonsten können Cloud-Services natürlich dazu dienen, schlicht und ergreifend Sicherungskopien online zu hinterlegen, falls einem mal eine Festplatte abschmiert oder man ganz ohne auskommen will. Für diesen Zweck ist aber meist eine Registrierung oder sogar ein Abonnement erforderlich.
Den Cloud-Service Dropbox kann man allerdings noch mal auf eine gänzlich andere Art und Weise nutzen:
Jede DAW hinterlegt ein Dateiverzeichnis auf der Festplatte. Jedes Riff, jede Gesangslinie, jedwede Aufnahme wird dort in Echtzeit abgespeichert. Im dem Moment, in dem man eine aktive Aufnahme stoppt, entsteht eine Datei – so weit, so klar. Grundsätzlich empfiehlt es sich, dieses Verzeichnis auf einer internen Festplatte zu hinterlegen, da diese schneller arbeiten als etwa externe USB-Festplatten, die bei den Datenmengen moderner DAWs nicht hinterherkommen bzw. zu jeder Zeit völlig ausgelastet wären.
An dieser Stelle kommt Dropbox ins Spiel! Wenn man Dropbox nicht nur im Browser nutzt, sondern die dazugehörige Software installiert, wird auch das Dateiverzeichnis der Dropbox auf der internen Festplatte installiert. Dieses agiert wie ein herkömmliches Dateiverzeichnis, synchronisiert aber gleichzeitig alle neu abgespeicherten Dateien mit der Cloud. Nun bietet jede DAW die Möglichkeit, das Dateiverzeichnis des Programms abzulegen, wo auch immer man will – zum Beispiel einfach im Dropbox-Ordner.
Die Vorteile sollten auf der Hand liegen: Zunächst mal wird jeder noch so kleine aufgenommene Schnipsel nicht nur auf der internen Festplatte gespeichert, sondern gleichzeitig von dort aus auch direkt in der Dropbox, wo das gesamte Projekt quasi automatisch als Sicherungskopie hinterlegt wird – ohne dass man dieses zwangsläufig manuell irgendwo hochladen oder regelmäßig auf eine externe Festplatte verschieben muss.
Darüber hinaus ermöglicht dies anderen Bandmitgliedern, die mit einer kompatiblen DAW arbeiten, darauf zuzugreifen und an ihrem Rechner jeweils zusätzliche Riffs, Bass oder Gesang aufnehmen. Zu beachten ist an dieser Stelle allerdings dass man niemals gleichzeitig, von verschiedenen Computern aus, an einem in der Dropbox hinterlegten Projekt arbeiten darf, also ist gegenseitige Absprache das A und O.
(erschienen in Gitarre & Bass 06/2021)