Sie stehen in der Tradition von Bands wie Allman Brothers, Blackfoot oder Lynyrd Skynyrd, stimmen in ihren Konzerten Songs der Beatles und von Little Feat an, und müssen sich dennoch mitunter des Vorwurfs erwehren, mit ihrem Blues-triefenden Southern Rock auch heimelige Westernromantik- und nostalgisch verklärte Outlaw-Klischees zu bedienen: Blackberry Smoke sind so amerikanisch, wie eine Rockband aus Atlanta, Georgia nur sein kann.
Sechs Studioalben und eine offizielle Live-Scheibe hat die Gruppe um Frontmann und Songwriter Charlie Starr seit 2003 veröffentlicht, zudem 2018 ein absolut sehens- und hörenswertes Konzert für den deutschen ‚Rockpalast‘ abgeliefert (zu finden auf YouTube) und nun ihre siebte Studioscheibe fertiggestellt. Das feine Werk nennt sich ‚You Hear Georgia‘ und dokumentiert erneut, weshalb die Truppe so viele Fans hat.
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Es sind Songs zwischen rockig und folkig, zwischen leichtfüßig-verspielt und knorrigtrocken, mit swingendem Westcoast-Flair, Gospel-Qualität aber auch sonnendurchflutetem Country-Vibe, die hier zu einem homogenen Ganzen zusammengefügt werden. Natürlich ist Sänger/Gitarrist Charlie der – Achtung: kleines Wortspiel! – Star(r) der Truppe, aber auch sein kongenialer Gitarrenpartner Paul Jackson ist ein Ausbund an Geschmackssicherheit, der jede Vorlage seines Chefs aufgreift und mit entsprechend inspirierten Ergänzungen kontert. Wir haben uns mit Charlie Starr unterhalten und eine Menge Wissenswertes über die Philosophie der Band, aber auch über die konkreten Arbeiten an ‚You Hear Georgia‘ erfahren.
Charlie, angesichts der Leichtigkeit, mit der du seit mehr als 20 Jahren großartige Southern-Rock-Songs aus dem Ärmel schüttelst: Du musst in einem sehr musikalischen Haushalt aufgewachsen sein, oder?
Das ist auch der Fall. Mein Dad spielte Bluegrass und sang mir ständig irgendwelche Songs vor. Er war mein großes Idol und wichtigster musikalischer Einfluss. Durch ihn lernte ich Stücke wie ‚Blue Moon Of Kentucky‘ von Bill Monroe & The Bluegrass Boys, ‚Foggy Mountain Breakdown‘ von Earl Scruggs oder ‚I Saw The Light‘ von Hank Williams kennen. Irgendwann kaufte mir mein Vater eine Gitarre und zeigte mir die ersten Akkorde: Es waren C, G und D. Mein Dad sagte: „Wenn man diese drei Akkorde spielen kann, kann man auch eigene Lieder komponieren. Viel mehr Griffe braucht man dafür am Anfang nicht.“
Ich spielte also eine Zeitlang auf meiner Gitarre, verlor dann aber irgendwann das Interesse an Musik, was für kleine Jungs ja nicht ungewöhnlich ist. Mit elf war ich bei einem Freund zu Besuch, der eine E-Gitarre geschenkt bekommen hatte und mir ‚Iron Man‘ von Black Sabbath vorspielte. Ich war wie paralysiert: dieser Sound, das Riff, es blies mich förmlich um. Sofort wollte ich auch unbedingt eine E-Gitarre haben und sparte dafür mein gesamtes Taschengeld. Als ich genügend Geld zusammen hatte, bekam ich eine Gitarre für 25 Dollar und lernte die Songs, die mich seinerzeit faszinierten, vor allem ‚Paranoid‘, ‚Iron Man‘ oder auch ‚War Pigs‘. Tony Iommi war für mich der Held, seine Riffs, sein Songwriting, diese coolen Vibes.
Danach stand ich total auf die Rolling Stones, insbesondere auf die Phase, in der Mick Taylor an Keith Richards Seite war. Anschließend entdeckte ich Aerosmith, dann den Southern Rock mit Greg und Duane Allman und Dickey Betts, danach Gary Rossington und Allen Collins von Lynyrd Skynyrd. Und ich begann mich für den Delta Blues zu interessieren, also für Robert Johnson, Charlie Patton und Justin Johnson. Ach ja, nicht zu vergessen: In den Neunzigern kamen Guns N‘ Roses groß raus, und natürlich waren wir alle riesige Slash-Fans.
Kannst du dich noch an deine erste richtige Gitarre erinnern?
Oh ja, natürlich. Es war eine 1976er Gibson SG, die ich irgendwann verkaufte, um mir eine 58er Gibson Les Paul in Pearl White zuzulegen. Als nächstes legte ich mir eine 1962er SG Junior zu, die genau den Sound hatte, den ich damals liebte und auch heute noch liebe.
Du warst also immer der Gibson-Typ, kein Fender-, sprich Strat- oder Tele-Spieler?
Jein. Stratocaster nie, dafür besitze ich aber einige Telecaster. Meine beiden Lieblingsgitarrenmodelle waren immer schon Gibson Les Paul Junior und Fender Esquire.
Und dein erster Amp?
Ein Sunn-Topteil als Solid State, wenn ich mich richtig erinnere, plus die dazu passende Box. Ich konnte damals noch nicht zwischen Röhre und Transistor unterscheiden, fand Jahre später aber heraus, dass mein Sunn-Top im Grunde genommen der gleiche Amp war, den auch Leslie West in seinen frühen Jahren bei Mountain gespielt hat. Nach dem Sunn legte ich mir ein riesiges Peavey-Topteil zu, das mir aber nicht sehr lange gefiel, weil es viel zu mächtig war, sodass ich dann gezielt nach einem 50 Watt Marshall JCM 800 Ausschau hielt, der bis heute zu meinen absoluten Lieblings-Amps gehört.
Hast du den Eindruck, dass du die wichtigsten Lektionen als Musiker in deinen jungen Jahren gelernt hast? Oder wann hat es bei dir so richtig Klick gemacht?
Na ja, letztendlich hört man nie auf zu lernen. Und je mehr man weiß, umso mehr entdeckt man Dinge, die man noch nicht weiß. Aber natürlich habe ich zwischen 18 und 23 viele ungemein wichtige Lektionen lernen können. Damals spielte ich erstmals vor größerem Publikum, hatte eine Reihe Coversongs im Repertoire, aber auch ein paar erste eigene Kompositionen. Es waren die berühmten 10.000 Stunden, die jeder Künstler braucht, um seine eigene Identität zu finden.
Was konntest du von den Coversongs in deinem Repertoire für dein eigenes Songwriting lernen?
Nun, vor allem die Strukturen eines guten Songs. Nimm Bands wie die Beatles, die Rolling Stones, die Eagles, Lynyrd Skynyrd, die Allman Brothers, letztendlich greifen sie alle auf ähnliche Arrangements zurück. Wie hat es mal Keith Richards so treffend formuliert: „In gewisser Weise wurden alle Songs schon mal vorher geschrieben, man bedient sich immer nur bestimmter Teile und fügt diese neu zusammen.“ An einer solchen Einschätzung ist meines Erachtens sehr viel Wahrheit.
Wie würdest du deine eigene kompositorische DNA beschreiben? Und gibt es für jeden deiner Songs eine berühmte Blaupause, an der du dich orientiert hast?
Nein. Ich versuche generell zu vermeiden, einen Song oder einen bestimmten Künstler zu kopieren. Sicherlich findet man zu all meinen Kompositionen auch Stücke anderer Musiker, die gewisse Ähnlichkeiten aufweisen. Aber mein Ziel ist es Neues zu erschaffen und mit meinen Songs etwas zu erzählen, das es in exakt dieser Form vorher noch nicht gegeben hat.
Wie beispielsweise im Titelsong mit seiner politischen Aussage und der vielsagenden Eröffnungszeile.
Ja, es geht darum, dass die Menschen heutzutage kaum noch hinhören, was Politiker sagen, sondern nur, wie sie es sagen. Die Folge sind oftmals üble Shitstorms in den Sozialen Medien, auch von Menschen aus Georgia, die eigentlich ganz wunderbare und freundliche Zeitgenossen sind.
Handelt ‚Hey Delilah‘ von einem der berühmtesten Liebespaare der Geschichte?
Richtig. Es dreht sich um Samson und Delilah, eine besonders anrührende Geschichte, wie ich finde, die mich zu diesem wunderbaren kleinen Song inspiriert hat. Es gibt auf dem neuen Album viel zu entdecken, zum Beispiel auch ein Duett mit Warren Haynes von Gov’t Mule in ‚All Rise Again‘. Das war eine einzigartige Erfahrung für mich. Warren Haynes ist ein großartiger Musiker und für mich einer der größten Künstler im Rockbereich.
Die Nummer ‚Old Scarecrow‘ hast du mit Rickey Medlocke von Lynyrd Skynyrd geschrieben.
Stimmt. Ricky ist ein echter Gunslinger, mit ihm zu arbeiten war die helle Freude. Außerdem gibt es auf ‚You Hear Georgia‘ eine Nummer namens ‚Lonesome For A Livin‘ mit Jamey Johnson als Gast.
Sowie mit dem Song ‚All Over The Road‘ ein kleines wunderbares Roadmovie.
Er handelt von einem Typen, der in Florida arbeitet und an jedem Wochenende die 500 Meilen lange Strecke zurück in seine Heimat Alabama fährt. Welch eine Heimatverbundenheit! Ich bewundere so etwas.
Zurück zur Produktion: Kannst du kurz erzählen, mit welchen Gitarren du ‚You Hear Georgia‘ eingespielt hast?
Zunächst einmal war da meine SG Junior und zwei verschiedene 60s Fender Esquires, hinzu kamen drei SGs aus den Jahren 1965, 1975 und 1995, eine Gibson 330, eine 58er Les Paul, eine Telecaster mit B-Bender, und die gleiche Rickenbacker aus den 1960ern, die ich auch schon auf dem Vorgänger ‚Find A Light‘ gespielt habe.
Und welche Amps kamen zum Einsatz?
Ein Fender Twin Deluxe, wie üblich mein Marshall JMP mit 50 Watt, ein Orange OR 100, ein Magnatone und ein blonder Fender Bassman von 1962, den ich in ‚All Rise Again‘ mit Warren Haynes gespielt habe. Plus ein 1965er Fender Deluxe Reverb. Wir sind die absoluten Gear-Nerds und haben mit unserem Produzenten Dave Cobb den perfekten Mann gefunden, der diese Leidenschaft mit uns teilt. Er war genauso begeistert wie wir, rief häufig „oh Mann, der Orange ist ja wirklich höllenlaut“ oder „die schwarze Les Paul ist genau die richtige für diesen Song!“ Es war ein riesiger Spaß im Studio, sich gegenseitig die Bälle zuzuwerfen und unterschiedliches Equipment für unterschiedliche Songs auszuprobieren.
Dennoch heißt es, dass ‚You Hear Georgia‘ in absoluter Rekordzeit aufgenommen wurde.
Es waren gerade einmal zehn Tage, inklusive Mix!
Unvorstellbar!
Ja, aber ehrlicherweise muss man dazu sagen, dass dies Covid geschuldet war. Wegen der Pandemie konnten wir nicht früher anfangen, und als es endlich erlaubt war, hieß es von Seiten des Studios: „Wir haben aber nur zehn Tage Zeit, danach hat bereits die nächste Band gebucht.“ Also sagten wir uns: Okay, wir probieren es, und wenn es nicht funktioniert, müssen wir die Veröffentlichung halt verschieben und den Rest der Aufnahmen später machen. Zum Glück war das aber nicht nötig.
Auch weil Dave Cobb super vorbereitet war, habe ich gehört.
Dave ist einfach unglaublich. Er hatte für alles eine klare Vision und einen festen Plan. Wir mussten lediglich eine Stunde Soundcheck machen und konnten dann schon mit den Aufnahmen loslegen.
Das Album wurde also komplett live im Studio aufgenommen?
Ja, nahezu alles. Sämtliche Rhythmusgitarrenspuren wurden beibehalten, nichts wurde nachgebessert. Overdubs gab es nur ganz wenige, das meiste ist wirklich live im Studio entstanden. Der Song ‚Old Enough To Know‘ ist beispielsweise komplett live, ohne jedwede Nachbesserungen.
Bedeutet aber vermutlich im Umkehrschluss, dass ihr perfekt vorbereitet sein musstet, als es ins Studio ging. Wie häufig habt ihr im Vorfeld für die Produktion geprobt?
Exakt zwei Mal. Ich meine: Dies ist ja keine Yes-Scheibe, außerdem gibt es Blackberry Smoke bereits seit 20 Jahren, da kennt man sich untereinander und hat ausreichend Gefühl für die gesamte Band. Wenn ich einen Song schreibe, höre ich bereits in meinem Kopf, wer welchen Part zu spielen hat. Die meisten Songs existierten sowieso vorher als Demoversionen, sodass sich jeder darauf vorbereiten konnte. Nur in einigen wenigen Fällen wurde an meinen Arrangements kurzfristig noch etwas verändert. Es war diesmal wirklich die berühmte Horde guter Freunde im gleichen Raum, genauso funktioniert diese Band nun mal.
Gab es Dinge, die du von der letzten Albumproduktion lernen konntest und die es dir diesmal noch einfacher gemacht haben?
Hm, gute Frage, darüber müsste ich mal kurz nachdenken. Was ich für dieses Album sagen kann: Ich habe gelernt, dass man bei den Aufnahmen eines Songs genau aufs richtige Tempo achten sollte. Wenn du ihn zu schnell spielst, kann es passieren, dass du ihn bereits einen Monat später hasst.
Du verrätst mir sicherlich nicht, um welchen Track es sich dabei handelt, oder?
Nein, das verrate ich nicht.
Es wäre aber doch nichts Ehrenrühriges.
Das stimmt, aber man möchte niemanden bloßstellen, nur weil es drei Tage nach den Aufnahmen plötzlich hieß: Die Nummer ist zu schnell.
Ist aber doch menschlich!
Gutes Stichwort: Genau das habe ich bei ‚You Hear Georgia‘ auch gelernt, nämlich dass das wichtigste Kriterium eines Albums der menschliche Faktor ist. Ich gehöre sowieso zu den Menschen, die das Unperfekte lieben. Hör dir nur einmal ‚Exile On Main Street‘ von den Rolling Stones an. Die Scheibe ist nun wirklich alles andere als perfekt, sowohl spielerisch als auch produktionstechnisch. Aber dennoch ist sie ein Klassiker und in ihrer Form perfekt, weil sie Gefühl und Lebendigkeit transportiert.
Noch einmal kurz nachgehakt, weil dies beim Songwriting ein elementar wichtiger Aspekt ist: Woher weißt du, welches das richtige Tempo für einen neuen Song ist?
Reine Gefühlssache. Ich höre mir das Riff an, spiele es mit der Band und versuche herauszufinden, ob das Tempo stimmt. Außerdem saß Dave Cobb immer mit im Raum, hatte ein Tambourin in der Hand, wippte mit dem Fuß und hatte ein Auge – besser gesagt: ein Ohr – aufs Tempo.
Ist das der größte Vorteil eines erfahrenen Songschreibers, nämlich zu spüren, welches Tempo ein Riff, ein Lick, ein Song benötigt?
Ja, das gehört ganz sicher dazu. Wenn ich mir die allerersten Songs anhöre, die ich in meinen jungen Jahren geschrieben habe, so sind sie schrecklich dilettantisch, in jeder Hinsicht. Übrigens auch die Texte! Damals achtete ich vor allem darauf, dass sich alles reimt, der Inhalt wurde dann dementsprechend hingebogen. Heutzutage habe ich da einen völlig anderen Ansatz. Natürlich gehört auch der Reim dazu, aber vor allem möchte ich Texte schreiben, die mir etwas bedeuten. Früher gab es viele Füllworte, um das Versmaß einzuhalten oder einen Reim herzustellen.
Diese Freiheit macht die Sache doch sicherlich auch viel einfacher, oder?
Einfachheit ist für mich sowieso ein entscheidendes Kriterium. Ich möchte Songs schreiben, die einfach zu spielen sind und sich möglichst eng am Feeling des Hauptriffs orientieren. Ich bin einfach nicht der Typ, der ‚Tom Sawyer‘ von Rush komponieren könnte. Ich wünschte, ich könnte es, aber die Wahrheit ist, dass ich wohl eher der ‚Jumping Jack Flash‘-Typ bin.
Immerhin der noch viel größere Hit!
Richtig. Ich glaube an die Theorie von Tom Waits, der einmal gesagt hat: „Die Hände eines Musikers sind wie Hunde, die immer zu vertrautem Terrain zurück wollen.“
Danke Charlie, für das interessante Gespräch, und viel Erfolg mit eurem neuen Album!
(Bild: Andy Sapp)
Equipment auf ‘You Hear Georgia’
CHARLIE STARR (Gitarre, Leadgesang)
• Live It Down: 58er Gibson TV Jr & 76er Marshall 50 Watt
• You Hear Georgia: 65er Gibson ES-330 & 70er Orange OR100
• Hey Delilah: 65er Fender Esquire & 65er Fender Deluxe Reverb
• Ain‘t The Same: 59er Gibson Les Paul Jr & 65er Fender Deluxe Reverb
• Lonesome For A Livin‘: Fender B-Bender Tele aus den späten 90ern & 50‘s Magnatone
• All Rise Again: 65er Fender Esquire & 62er Fender Bassman
• Old Enough To Know: 60er Martin 00-21
• Morningside: 65er Gibson ES-330 & 60er Fender Concert
• All Over The Road: 65er Gibson ES-330 & 62er Fender Bassman
• Old Scarecrow: 62er Gibson Les Paul Jr & 65er Fender Deluxe Reverb PAUL JACKSON (Gitarre, Gesang)
• Live It Down: Tonemaster Custom 214 & 69er Gibson ES-335
• You Hear Georgia: Tonemaster Custom 214 & 69er Gibson ES-335
• Hey Delilah: Tonemaster Custom 214 & 69er Gibson ES-335
• Ain‘t The Same: 61er Fender Brown Face & 69er Gibson ES-335
• All Rise Again: Fender Deluxe Dumble Mod & 58er Gibson Flying V
• Morningside: 61er Brown Face Deluxe-Amp & 79er Gibson Les Paul Standard
• All Over The Road: Fender Deluxe Dumble Mod & 57er Fender Esquire
• Old Scarecrow: 61er Fender Brown Face & 79er Les Paul Standard RICHARD TURNER (Bass)
• 78er Fender Jazz Bass
• Joe Hamilton Semi-Hollow-Body-Bass (ähnelt einem 1971er Harmony-Bass)
• Avalon U5 Tube DI
• 1971er Ampeg SVT Head
• Ampeg 8×10 Cabinet
BLACKBERRY SMOKE: YOU HEAR GEORGIA
Sänger/Gitarrist Charlie Starr hält weiterhin die Zügel fest in der Hand: Seine helle, klare Stimme, sein unfehlbares Gespür für den richtigen Ton/die zündende Zeile an den wichtigen Stellen, aber auch sehr erdverbundenes und gleichzeitig raffiniertes Gitarrenspiel diktieren Blackberry Smoke seit nunmehr 20 Jahren. Nach dem überragenden Live-Album ‚Homecoming‘ (2019) haben Starr und seine Bandmitglieder auch ihr neues Studiowerk nahezu live eingespielt. Man spricht von nur wenigen additiven Overdubs und lediglich minimalen Ausbesserungen, bei gleichzeitig größtmöglicher Beibehaltung von so genannten First Takes.
Das Ergebnis ist ein Album, das raffiniert an der Schnittstelle zwischen Southern Rock, Blues, Country und Folk funktioniert und seine exakte stilistische Ausrichtung an den jeweiligen Text koppelt. So ist der Titelsong eine latent kritische Hommage an den US-Bundesstaat Atlanta und seiner eigenen sozialen Kultur, während ‚Ain’t The Same‘ auch als Westcoast-Nummer mit Crosby-Stills-&-Nash-Appeal durchgehen würde, während der kantige Opener ‚Live It Down‘ ebenso gut zu Lynyrd Skynyrd passen würde, das treibende ‚All Over The Road‘ archaische Rolling-Stones-Luft mit Mick-Taylor-Aroma atmet und das cool groovende ‚Hey Delilah‘ wie eine Verbeugung vor Little Feat klingt. Allerdings sind Blackberry Smoke schon lange eine Band, vor der sich immer mehr Künstler ihrerseits verbeugen. Dies wird sich mit ‚You Hear Georgia‘ zweifelsohne noch weiter verstärken.