Klein, aber Bass

Test: Jack & Danny JB Mini Surf Green

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(Bild: Dieter Stork)

Ist der niedlich! Da hat doch einfach jemand den guten alten Jazz Bass genommen, und (fast) maßstabsgetreu verkleinert. Die Mädels und Jungs, die in der fünften Klasse Bass spielen wollen, wird’s freuen. Und vielleicht nicht nur die?

Mit 29“-Mensur ist der JB Mini sogar noch unter Shortscale, was kleineren Händen natürlich entgegenkommt. Der bekannte Korpus mit etwas harten, aber komfortablen Shapings ist aus Erle, der geschraubte Hals aus Ahorn mit „Komposit-Holz“-Griffbrett, das palisanderähnlich aussieht.

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Wie man sich beim Blick auf das Preisschild schon denken kann, muss man hier und da Abstriche machen. Das Griffbrett sieht recht trocken aus, die durchaus hübsche Surf-Green-Lackierung hat einige Bearbeitungsspuren. Die Halstasche ist etwas großzügig geraten, der Übergang vom Tortoise-Schlagbrett zur Metallplatte mit den Potis für Volume/Volume/Tone stimmt auch nicht so wirklich. Aber das ist alles Optik.

Ein Highlight sind für mich die auf Mini-Maß geschrumpften offenen Mechaniken, die sogar ganz okay funktionieren ohne zu großes Hakeln, die Stimmung halten sie auch. Am anderen Ende tut ein Vintage-Style-Blechwinkel seinen Dienst und bietet keinen Grund zur Klage.

Leichtes Gejammer kommt dann vor dem Anspielen auf. Angesichts der etwas starken Halskrümmung kann man durchaus ein halbes Stündchen Arbeit investieren. Dann fängt der Mini an Spaß zu machen! Der Zweiwege-Halsstab dreht sich entspannt, die Brücke hat genug Spielraum für ein flachere Saitenlage. Das Griffbrett saugt Öl dankbar auf und wenn man schon mal dabei ist, vertragen auch die recht scharfen Bundenden etwas Zuwendung. Hier ist also noch einiges rauszuholen!

EIN MINI-BASS-BONBON, BITTE!

Am Gurt hängt der Bass stabil und ausbalanciert, was ihn gut beherrschbar macht. Während Anfängerinnen und Anfänger eher Probleme damit haben, die Finger weit genug auseinander zu bekommen, muss der ausgewachsene Tester eher gut zielen, vor allem in den höheren Lagen. Die Saiten fühlen sich erstaunlich normal an, und so klingt der Bass auch über den Verstärker. Natürlich kann da nicht die drahtige Wucht eines Longscales kommen, aber es ist schon beeindruckend, wie in sich ausgewogen der JB Mini klingt – eben nach Bass!

Die Tonabnehmer geben das mit typischer Note wieder: kehlig und rau auf dem Hals-Pickup, der Steg-Pickup ist sogar solo tragfähig und knurrt und näselt vor sich hin. Beide zusammen klingen ausgewogen und klar, es darf sogar geslappt werden!

Die Höhenblende macht auch einen guten Job, mit der richtigen Einstellung lässt der Mini JB den Mini-Jaco raushängen. Wie beim Jazz Bass üblich, sind die einzelnen Pickups als Singlecoils recht empfindlich für Brummen, beide zusammen ergeben einen ruhigen Humbucker.

 

RESÜMEE

Mit ein bisschen Arbeit wird aus dem JB Mini ein wirklich gut spielbarer und gut klingender Bass, für Einsteiger*innen oder für die Großen als Reisebass, Spielzeug im (Home-)Office oder einfach als (ernstzunehmender) Gag auf der Bühne. Die Hauptzielgruppe aber hat nicht die Möglichkeiten, sich den Bass vernünftig einzurichten, gerade für die müsste er perfekt aus dem Karton kommen. Was dann für den Preis wahrscheinlich nicht mehr machbar wäre …

Wer den JB Mini also für sich oder für die Lütten kaufen möchte, sollte entweder in der Lage sein, den Bass einstellen und gegebenenfalls die Bundenden entschärfen zu können, oder das direkt im Laden oder in einer Werkstatt erledigen lassen, damit echter Spielspaß aufkommt und es nicht bei einem „der ist aber süß!“ bleibt. Das Potential dazu hat er!

PLUS

● Sound
● Preis
● Saiten
● Optik (mit Abstrichen)
● Bespielbarkeit ( nach Einstellen)

MINUS

● Werkseinstellung
● Bundenden

(erschienen in Gitarre & Bass 06/2021)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Was noch zu erwähnen wäre: Der Bass ist eine super Grundlage für Eigenbauprojekte. Habe bereits drei Bässe daraus gebastelt. Der Hals ist zwar Shortscale, hat aber ansonsten exakt dieselben Maße wie ein Longscale. Das heisst die Saitenabstände sind identisch. Daher passen alle Pickups und Brücken. Die Bundierung ist (bei meinen 3) Top. Der Hals grade. Damit lässt sich eine sehr komfortable, schnarrfreie Saitenlage einstellen.
    Dazu noch Holz (aus dem Baumarkt), eine Oberfräse, etwas Werkzeug, viel Fantasie und Zeit und fertig ist die abgedrehte Eigenkreation. Der Hals (und vor allem die Bundierung) ist das einzige wo man echt was versemmeln kann und das ist bei dem Mini (wie gesagt) richtig gut….(und die Bässe klingen exakt genauso super, wie der Typ an den Saiten es eben drauf hat…?)

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  2. Hallo.
    Meine Frau hat sehr kleine Hände und recht kurze Arme und spielt deshalb nur mit gröbsten Schwierigkeiten ihren Long Scale Bass.
    Als kleinster der Short Scale Basse käme der Jack and Danny eigentlich schon in Frage, aber es wäre irgendwie toll, wenn es diverse Hörbeispiele zum Sound gäbe, auch um den Test zu untermauern.
    Ansonsten: Danke für diese Review.

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  3. Inzwischen ist der Bass eingetroffen.
    Meine Frau hat sich sofort in ihn verliebt. Entgegen Eures Testbasses stimmt hier alles. Keine Macken, Top Setup, glatte Bundkanten und auch die Halstasche ist top gearbeitet. Die Lackierung top und fehlerfrei. Einzig das Pickguard hat eine unschön geschliffene Stelle, was ich bei Gelegenheit mal nacharbeite, zumal es mir und sonst niemandem auffiel. Also erst einmal nichts zu meckern. Am Amp macht er durchaus eine gute Figur und klingt frisch und drahtig. Im direkten Vergleich zu unserem Ibanez Longscale fehlt es ein wenig am Wumms in den Tiefen, aber im Bandgefüge glänzt der kleine Bass mit deutlicher Hörbarkeit und klarem Fundament. Also auch hier nichts zu beanstanden. Wenn man nun noch bedenkt, daß selbst berühmte Bassisten gerne Short Scale Bässe spielen, auch der Bassguru Nummer eins, Stanley Clarke, so finde ich die Aussage, das sei nur was für den Nachwuchs, eher unpassend und ein wenig entwertend.
    Fazit: wer einfach nur Musik machen will, ohne eine große Marke auf dem Headstock tragen zu müssen, hat hier ein Instrument zur Hand, das leistungsmässig weit mehr bietet, als es der schmale Preis vermuten lässt. Anders gesagt: dies ist kein Mercedes oder Rolls, aber auch ein KIA fährt recht komfortabel und zuverlässig.

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