Hans Struck von FMC klärt auf!

Speaker Special: FAQs zu Basslautsprechern

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(Bild: Horstmann)

Was geschieht, wenn wir uns nun dem Thema Basslautsprecher widmen? Stellt das unsere Erkenntnisse aus dem Gitarrenlautsprecher-Bereich auf den Kopf? Wo liegen die Unterschiede und was sollte man unbedingt über die Tieftöner wissen? Hans Struck, Gründer der legendären Bassboxen-Manufaktur FMC, klärt auf!

Sein Unternehmen firmiert als „Flying Music Circus“ oder kurz FMC – drei Buchstaben, die in der deutschen Bass-Szene für Qualität und individuelle Lösungen stehen. Hans ist selbst seit Jahrzehnten leidenschaftlicher Bassist und tüftelte bereits während seiner Ausbildung zum Elektroniker an eigenen Amps und Lautsprechersystemen. Kurzum entwickelte er für seine damalige Band eine komplette Backline aus handgefertigten Verstärkern, Boxen und mehr.

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Auch als Leiter der Gitarren- und Bassabteilung eines großen Musikladens wurde er nicht müde, Modifikationen und Reparaturen vorzunehmen. Nur logisch also, dass 1992 die Eröffnung seines eigenen Ladens folgte, in dem er auch selbstgebaute Instrumente und Boxen anbot – der Startschuss für FMC!

Heute arbeitet FMC als reiner Werkstattbetrieb und fertigt pro Jahr etwa 250 Bassboxen an. Dabei bietet die Manufaktur viele Möglichkeiten der Individualisierung, was sie in diversen Bass-Foren erst zum Geheimtipp und sehr bald zur gern empfohlenen Anlaufstelle machte.

Mit der Erfahrung aus hunderten Aufträgen, weiß in Deutschland wohl kaum jemand besser als Hans Struck, welche Materialien, Bauweisen und Lautsprecherbestückungen das gewünschte Ergebnis bringen.

Die FMC 118 N2 bietet echte 18"- Bass-Performance bei einem deutlich geringeren Gewicht dank Faital Pro Neodym-Lautsprecher
Ein 18"-Faital-Pro-Lautsprecher mit mächtigem Ferrit-Magneten aus einer FMC-118MH-F2-Box. Zusätzlich zum Tieftöner kommen in dieser 3-Wege-Box auch ein Mitteltöner sowie ein Hochton-Horn zum Einsatz.
1x12" ist ein sehr beliebtes Format, das für leisere Bands oder auch Kontrabassisten oft schon als Komplettlösung reicht. Die FMC 112H N2 Deluxe bietet einen erstaunlich erwachsenen Ton bei gerade einmal 14 kg Gewicht.
FMC-Gehäuse sind aufwendig verstrebt und mit Noppenschaumstoff gedämmt. Hier sieht man das Gehäuse einer 610H N2 vor dem Einsetzen der Schallwand.

FAQ

Wie unterscheiden sich Bass-Speaker grundsätzlich von Gitarren-Lautsprechern?

Bass-Speaker brauchen mehr Membranhub und mehr Belastbarkeit, um die leistungsfressenden Tieftonanteile sauber bis in hohe Lautstärken darstellen zu können. Auch der Frequenzgang muss passen, damit es unten nicht dünn und obenrum nicht zu dumpf klingt. In der Regel beginnt dieser bei einer normalen Bassbox zwischen 45 und 60 Hz und endet nach oben hin bei ca. 3000 bis 4000 Hz. Gitarrenlautsprecher beginnen mit der Wiedergabe bei 80 bis 120 Hz und reichen hinauf bis 6000 Hz.

Der Wirkungsgrad ist bei Basslautsprechern oft geringer als bei Gitarrenlautsprechern, da erstere normalerweise für den Einbau in Bassreflex-Gehäuse abgestimmt sind und damit völlig andere Parameter aufweisen als Gitarrenlautsprecher, die in geschlossenen oder offenen Gehäusen verwendet werden. Gitarrenlautsprecher lassen sich aufgrund der verlangten Wiedergabeanforderung und der damit zusammenhängenden Parameter leichter auf Lautstärke und obertonreiche Wiedergabe züchten als Basslautsprecher. Bei letzteren steht eher ein stabiler, sauberer Ton im Vordergrund, der die leichte Kontrolle und gute Hörbarkeit des Spiels erlaubt.

Unterscheiden sich bei Bass- und Gitarrenlautsprechern auch die verwendeten Materialien?

Gitarren-Speaker haben in der Regel einen Blechkorb, leichte Membranen und keine riesigen Magneten. Damit erreicht man die gewollten Wiedergabeeigenschaften für die E-Gitarre. Basslautsprecher gibt es mit Alu-Druckguss- oder Blechkorb, kleinen bis großen Magneten sowie leichten und schweren Membranen, je nach dem, wie die Leistungs- und Wiedergabeanforderung ausfällt. Bei Bass- und auch bei Gitarrenlautsprechern beeinflusst jede kleinste Änderung der Materialien die physikalischen Eigenschaften des Lautsprechers und somit auch den Klang.

Gibt es Unterschiede zwischen Bass- und PA-Lautsprechern?

Hochwertige PA-Lautsprecher sind eigentlich auf ein ganz bestimmtes Aufgabengebiet eingegrenzt, da sie in Mehrwegesystemen (mit Bass-, Mittelton- und Hochton-Lautsprecher) zum Einsatz kommen. Sie sind daher oft in der Wiedergabe auf einen Bereich limitiert. Basslautsprecher für Subwoofer kann man für eine Instrumentenwiedergabe nur einsetzen, wenn diese durch zusätzliche Hoch- und/oder Mitteltöner im Bereich bis 3500 Hz, besser noch bis 6000 Hz ergänzt werden, da sonst einfach Frequenzen fehlen, die den wichtigen Obertonbereich der Bassgitarre darstellen.

Das macht man bevorzugt, wenn man eine besonders neutrale Wiedergabe erreichen will. Gute Beispiele hierfür sind die Glockenklang-ART-Box oder auch die FMC-115-HR. Diese Boxen haben einen weiten, neutralen Frequenzgang, sodass man sie sogar zur hochwertigen Musikwiedergabe einsetzen könnte.

Bass-Instrumenten-Lausprecher, die vom Hersteller auch als solche beworben werden, haben in der Regel einen mehr oder minder ausgeprägten Charakter im Sound. Oftmals ist der Frequenzgang gewollt unregelmäßig, um einen unverwechselbaren Sound zu erreichen, der dann mit dem Hersteller der Bassbox assoziiert wird. Solche Basslautsprecher gehen von Haus aus bis 3500 Hz oder gar bis 5000 Hz in den Obertonbereich hinein, weshalb Mitteltöner oder Hochtöner nur noch benötigt werden, um die ganz hohen Frequenzen abzudecken, falls dies gewünscht ist.

Wie unterscheiden sich Magnetmaterialien klanglich?

Bei Gitarrenlautsprechern findet man Magneten aus AlNiCo, Ferrit/Keramik und Neodym, bei Basslautsprechern nur solche aus Ferrit/Keramik und Neodym. Normalerweise sollte man meinen, dass identisch starke Magneten die gleichen klanglichen Ergebnisse bringen, schließlich ist die Aufgabe des Magneten eigentlich nur, das Magnetfeld für den Antrieb der Schwingspule bereitzustellen. Von daher sollte das Magnetmaterial theoretisch keinen Einfluss auf den Klang haben.

Da viele Leute dieser Meinung sind, wird in bekannten Bassforen bis zum Umfallen diskutiert, ob und wie verschiedene Materialien den Klang beeinflussen könnten. Ich kann nur aus eigener Erfahrung sprechen: Beim Vergleich von zwei ansonsten identischen Lautsprechern, von denen einer mit einem Neodym-Magneten und der andere mit einem Ferrit-Magneten ausgestattet ist, stelle ich fest, dass der Neo-Speaker etwas mittiger und offensiver klingt, der Ferrit dagegen etwas gutmütiger und souveräner.

Der Unterschied war in den ersten Generationen der Neo-Speaker viel deutlicher. Mittlerweile hat sich das sehr angenähert und es gibt durchaus Neo-Speaker, die die genannten Eigenschaften des Ferrit-Speakers erreichen. Zu erklären wäre der klangliche Unterschied wohl am ehesten damit, dass das Magnetfeld des Neodym-Magneten eine andere Form aufweist, als das des Ferritmagneten und so anders auf die Schwingspule einwirkt. Das müsste man sich natürlich unter Laborbedingungen ansehen.

Gibt es bei 4- und 5-Saiter-Bässen bzw. Drop-Tunings verschiedene Anforderungen an den Lautsprecher?

Je tiefer die Frequenzen, die eine Box wiedergeben soll, desto wichtiger werden Parameter wie die Hubfähigkeit der Speaker, die Belastbarkeit und die Abstimmung der Box. Wenn man richtig tiefe Frequenzen sauber und lautstark wiedergeben will, dann braucht man erst einmal einen Amp der die Leistung abliefern kann. Während bei 4-Saitern z. B. Digital-Amps mit 300-500 Watt normalerweise ausreichend sind, würde ich bei 5-Saitern oder Drop-Tunings auf jeden Fall ein Drittel mehr Leistung ansetzen.

Gleichzeitig empfiehlt es sich auch, die Membranfläche groß genug zu halten, um das Ganze auch entspannt und wuchtig genug wiedergeben zu können. Mit einer 2×10“- Box kommt man mit einem 5-Saiter in der Metalband nicht besonders weit. Da braucht es einfach Leistung und Membranfläche, damit das Spaß macht.

Welche Rolle spielen Hochtöner und Mitteltöner?

Ein akustischer oder elektrischer Bass geht im Frequenzspektrum deutlich weiter hinauf als man vermuten würde. Ein guter aktiver Bass ist ohne Weiteres dazu in der Lage, Frequenzen über 10 kHz zu erzeugen. Für Musiker*Innen, die diese Frequenzen hören wollen, machen Hochtöner daher durchaus Sinn. Sie öffnen den Sound nach oben hin und machen z.B. beim Slappen die drahtigen, silbernen Höhen hörbar. Mitteltöner reichen normalerweise bis 6,5 kHz, was für viele Geschmäcker völlig ausreichend ist, weil der Sound so offen genug klingt. Das ist auf jeden Fall die bessere Wahl für Leute, denen die 3,5 kHz der reinen Bass-Speaker nicht reichen, aber Hochtöner schon zu zischelig und aufdringlich klingen.

Kann man einen Bass-Speaker in eine beliebige Box stecken?

Diese wichtige Frage allein ist schon ein abendfüllendes Thema! Beginnend bei den zum Boxenbau verwendeten Materialen über Gehäusegrößen und Verstrebungen, bis hin zur Dämmung und Oberflächengestaltung – ein korrekt berechnetes und gebautes schweres 18mm-Birkensperrholzgehäuse mit ordentlicher Verstrebung und passender Dämmung wird um Längen besser klingen als ein Leichtbaugehäuse aus 12mm Billigsperrholz, ohne Streben und Dämmung (ja, sowas gibt es tatsächlich!).

Bei FMC verwenden wir z. B. 15mm Pappelsperrholz in Kombination mit intelligenten Verstrebungen und kompletter Innenraumdämmung mit Noppenschaumstoff. Damit erreicht man leichte, sehr stabile Gehäuse. Der Vorteil ist hier das Transportgewicht, bei bestmöglichen Wiedergabeeigenschaften. Ein identisch gebautes Gehäuse aus dem schwereren Birkensperrholz wird sicher einen Ticken besser klingen, aber das wollen viele Musiker heutzutage nicht mehr schleppen und verzichten lieber auf die paar Prozent Unterschied im Sound, zugunsten des wesentlich leichteren Transportes. Da kann der Speaker noch so gut sein: Ein schlecht gebautes Gehäuse wird dessen gute Eigenschaften nicht ausspielen.

Bei Bassboxen hat jede Veränderung einen Einfluss. Ein Tolexbezug oder Lack klingt härter als ein Filzbezug, hat andere Reflexionseigenschaften und einen anderen Schalldurchtritt. Ohne Innendämmung klingen Boxen „plärriger“ in den Mitten. Ohne richtige Verstrebung oder Gesamtstabilität wird die Box Resonanzen haben und damit zu undifferenziertem Sound neigen.

Was sind Thiele-Small-Parameter und warum sind sie wichtig?

Anhand der Thiele-Small-Parameter (kurz TSP) kann man das optimale Gehäuse für den jeweiligen Speaker berechnen. Diese Parameter erleichtern dem Boxenentwickler seine Arbeit sehr, da man mit Simulationsprogrammen schon mal schauen kann, ob der Speaker für Bassreflex- oder geschlossene Gehäuse geeignet ist und welches Volumen für die optimale Wiedergabe nötig ist.

(erschienen in Gitarre & Bass 08/2021)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Sehr guter verständlich dargestellter und lehrreicher Artikel . Und endlich auch mal etwas für Bassisten .
    Tom

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  2. (Zitat von oben) “Ohne Innendämmung klingen Boxen „plärriger“ in den Mitten.”
    Vielen Dank! Diesen Satz sollten sich alle Musikanten auf den Badezimmerspiegel schreiben.
    Geschlossene Gehäuse ohne Innendämmung klingen halt in den meisten Fällen nicht gut. Das betrifft den Großteil aller Gitarren und Bassboxen. Nur weil die Leute selten einen 1:1 Vergleich mit innen gedämmten Boxen machen, fällt ihnen das nicht so auf. So richtig lustig wird es, wenn von solchen Lautsprechern mit endlos Resonanzen und Kammfilterschweinereien IRs genommen werden (Impulse Response, für Lautsprechersimulationen per Software).

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