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Vintage Guitar Stories: 1967 Gibson Trini Lopez Standard

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(Bild: Franz Holtmann)

Auch in unserer Gitarrenwelt gibt es eine verwunschene Prinzessin, die nur darauf wartet, von einem würdigen Verehrer wachgeküsst zu werden. Sean Connery hätte das auch im hohen Alter noch gut hingekriegt – „irgendjemand muss den Scheiß-Job ja machen“ – in unserem Fall sprang aber Dave Grohl in die Bresche.

Lange führte die Gibson Trini Lopez ein geruhsames Leben, fast im Verborgenen. Bis vor ein paar Jahren konnte man diese wenig geliebte Thinline auch noch recht günstig erwerben, aber dann entdeckte der Foo-Fighters-Frontmann diese seltene und nicht nur deshalb ausgesprochen exklusive Gitarre für sich und erhob sie damit in den Stand der absolut verdienten Begehrlichkeit. Dabei hatten sich auch andere prominente Musiker wie Noel Gallgher schon mit diesem Modell gezeigt und natürlich auch der in Gitarrendingen unerbittliche Joe Bonamassa.

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Legende: In den frühen 60er-Jahren kam Gibson mit einer ganzen Reihe neuer Signature-Gitarren heraus. Neben Stars der Jazzgitarre wie Tal Farlow, Johnny Smith und Barney Kessel bekamen als Pop-Giganten ihrer Zeit auch die Everly Brothers und Trini Lopez eigene Modelle. Die frühe Identifikationsfigur Les Paul verlor Anfang der 60er an Popularität und Einfluss, was Gibson veranlasste, sich von ihm zu trennen und nach neuen Aushängeschildern für seine Produkte umzusehen. Renommee versprach man sich immer noch von Jazzgitarren, was Farlow, Smith und Kessel, oder auch Howard Roberts in der B-Linie bei Epiphone zu Signature-Modellen verhalf.

Den Markt der populären Musik wollte man sich dennoch nicht entgehen lassen und setzte auf Trinidad “Trini” Lopez III als Endorser, den ersten Latino-Star der amerikanischen Pop-Kultur. Der von keinem Geringeren als Frank Sinatra in einem Nightclub in Hollywood entdeckte Lopez – er spielte dort mit seinem Trio – bekam von Sinatra persönlich einen mehrjährigen Vertrag bei dessen Label Reprise Records, das allerdings bereits im September 1963 an Warner Brother verkaufte wurde.

Lopez schaffte seinen Durchbruch ebenfalls 1963 mit dem von Pete Seeger geschriebenen Lied ‚If I Had A Hammer‘, aber auch ‚La Bamba‘, ‚Lemon Tree‘ oder Woody Guthries ‚This Land Is Your Land‘ machte er danach zu großen Hits. Sein „Trini Beat“, ein energetisches Strumming auf dem damals noch neuen Gibson-Modell Barney Kessel Custom, war Grundlage seines persönlichen Stils und brachte ihm dann 1964 auch seine erste Signature, die stark an dem opulenten Barney Kessel-Modell mit den großen spitzen Hörnern ausgerichtet war und für ihn zur Trini Lopez Deluxe wurde. Aber Rock’n’Roll-Fan Trini wollte auch noch ein „Rock Model“.

(Bild: Franz Holtmann)

Für die Trini Lopez Standard diente die semiakustische ES-335 als Grundlage, der man aber ebenfalls unübersehbare Charaktermerkmale verschaffte. Beide Modellversionen bekamen einen „Non Reverse“-Headstock mit 6-in-Reihe montierten Mechaniken, welcher an das etwa zeitgleich erschienene Gibson-Firebird-Modell erinnert. Auch teilen sie sich die auffälligen „Diamondshaped Soundholes“, die „Split Diamond Inlays“ sowie das „Trini Lopez’ Tailpiece“.

(Bild: Franz Holtmann)

Ende der 1960er-Jahre machte Lopez dann auch noch als Schauspieler von sich reden. 1967 war er etwa zusammen mit Frank Sinatra in dem Film ‚Das Dreckige Dutzend‘ zu sehen. Obwohl Trini im Jahre 1970 seine letzte Single herausbrachte, blieb er dem Showgeschäft zeitlebens treu und wurde neben dem Diamond Award für 100 Millionen verkaufter Alben auch mit einem Stern auf dem Las Vegas Walk of Stars für sein Lebenswerk geehrt. Lopez starb im August 2020 im Alter von 83 Jahren an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung.

DAVE GROHL & TRINI LOPEZ

2007 kam Gibson mit dem Dave Grohl Model heraus – im Wesentlichen eine Trini Lopez Standard mit Stop Tailpiece. Die erste Limited Edition unter dem Namen Trini Lopez wurde vom Gibson Memphis Custom Shop 2009 mit Grover Mini Tuners, Classic 57 PAFs, aber ebenfalls ohne Pickguard und ohne Soundhole Bindings in zwei Versionen mit Trapeze und Stop Tailpiece gefertigt. 2014 kam dann ein auf 250 Stück limitierter Custom-Shop-Run der ES-335 Trini Lopez heraus und 2019 wurde auf der NAMM Show das 1964 Trini Lopez Standard Reissue-Modell noch von Trini persönlich vorgestellt.

Das vorliegende Exemplar von 1967 ist in einem in jeder Hinsicht hervorragenden Originalzustand. Die Thinline verfügt über den für die Zeit nach 1965 bei Gibson Electrics typischen schmalen Hals mit eingebundenem Griffbrett aus Indischem Palisander von lediglich 40 mm Sattelbreite.

(Bild: Franz Holtmann)

Das rundlich gestaltete Halsprofil lässt trotz der relativen Enge im Bereich der unteren Bünde doch eine erstaunlich komfortable Handhabung zu. Akustisch schön stramm und volltönend, entfaltet die Gitarre dann über ihre zwei Pat.-No.-Humbucker in Chrome-Kappen klassisch souveräne Sounds, die absolut nichts zu wünschen übrig lassen.

(Bild: Franz Holtmann)

Statistik: 1964 wurden lediglich fünf Exemplare der Trini Lopez Standard ausgeliefert, nennenswerte Zahlen kamen erst 1965 auf den Markt. 1967 erreichte das Produktionsvolumen den Spitzen – wert mit 783 Einheiten, danach gingen die Auflagen wieder stark zurück, bis auf 43 Stück im letzten Jahr der Produktion 1970. Insgesamt verließen 1966 Exemplare der Trini Lopez Thinline das Gibson-Werk in Kalamazoo.

Die Preise am Vintage-Markt für die Trini Lopez Standard sind in den letzten Jahren stark gestiegen. War ein Modell im Bestzustand vor drei/vier Jahren noch für um die € 5000 zu haben, so ist heute kaum mehr eines unter € 8000 zu finden – Tendenz steigend. Nicht so verwunderlich, wenn die Reissues schon mehr als € 5000 kosten.

(erschienen in Gitarre & Bass 04/2021)

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