Sternen-Explosion

Test: Stanford Super Nova 2 SP CW

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(Bild: Dieter Stork)

Die Modelle der Nova Series sollen die moderne zukunftsorientierte Seite des Stanford-Programms repräsentieren. Wie neu ist diese Super Nova?

Nun ja, dass diese Gitarre nicht versucht, alten Vorbildern aus Nazareth, Pennsylvania oder Kalamazoo, Michigan – also Martin oder Gibson – nachzueifern, sieht man sofort. Denn da kommt ein modernes Instrument aus dem schicken Qualitätskoffer mit Stanford-Label. Hergestellt wurde es im Custom-Shop der chinesischen Produktionsstätte, wo handgefertigt die hochwertigen Stanford-Gitarren entstehen.

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MODERNE DETAILS

Die Super Nova ist eine Grand Auditorium Steelstring mit spitzem, also florentinischem Cutaway und einem Pickup-System. Die verwendeten Hölzer sind allesamt massiv, die Decke ist aus AAA Sitka-Fichte, Zargen und Boden wurden aus Palisander gefertigt. Letzterer wird mittig von einem Streifen aus geflammtem Ahorn getrennt. Dieses Holz dient auch als effektvolles Binding und kommt natürlich besonders dort zur Geltung, wo die obere Korpuskante als bequemer Armrest abgerundet ist und sich die Ahorn-Oberfläche entsprechend vergrößert – sehr schick gemacht. Verfeinert wird das Decken-Design dann noch mit einem hauchdünnen Purfling (Einfassung) wiederum aus Ahorn und einer Schalllochumrandung aus Abalone.

Ein Blick ins Korpusinnere zeigt eine weitere Besonderheit der Super Nova: das „Slaunted Bracing“, also die schräge Bebalkung von Boden und Decke. Ein Plus an Dynamik und Klangvolumen soll das Ergebnis sein. Diese Eigenschaften sollen übrigens auch durch die besonders dünne Hochglanz-Lackierung gefördert werden.

Der schlichte Look der Super Nova wird nicht zuletzt durch Weglassen mancher Attribute erzeugt. Zum einen wurde auf ein Schlagbrett verzichtet, zum anderen zeigt das Griffbrett keinerlei Inlays. Es ist, wie auch der Steg, aus Palisander, ruht auf dem matt versiegelten Hals aus Mahagoni und ist mit 20 geradezu perfekt polierten und verrundeten Bundstäbchen besetzt. Lediglich vier kleine Dots in der Griffbrettflanke helfen bei der Orientierung in den Lagen. Die Saiten liegen bei einer Mensur von 650 mm auf Stegeinlage und Sattel aus Knochen. Im Steg sind sie mit Pins fixiert, an der Kopfplatte finden sie Halt bei den hochwertigen Mechaniken von Der Jung in goldfarbener, geschlossener Ausführung mit Wirbeln in Ebenholz-Anmutung.

Beim Thema Pickup beschreitet Stanford nicht die üblichen Pfade – ein Nautilus Spectrum System ist verbaut. Es besteht aus einem Piezo-Tonabnehmer unter der Stegeinlage, der aus besonders weichem Material gefertigt wurde, was zu ausgeglichenen Saitenlautstärken und einem Sound ohne harsche Höhen führen soll. Im Schalllochrand findet sich eine kleine, dezente Regeleinheit mit Volume- und Tone-Rädchen und einer Batterie-Anzeige.

(Bild: Dieter Stork)

MODERNER KOMFORT

Die Super Nova liegt sehr ausgewogen auf dem Schoß, ein vorderer Gurtpin ist nicht an Bord. Jetzt punktet natürlich die bequeme Auflage für den rechten Arm – das macht wirklich einen Unterschied.

Genau so viel Freude kommt auf der linken Seite auf, wo die Spielhand einen perfekt geshapten Hals zu fassen kriegt, der mit einer Griffbrettbreite von 45 mm am Sattel tolle und angenehme Spielbedingungen schafft. Da freut sich der Fingerstyler – auch wegen der guten Saitenlage – es spricht aber auch selbstverständlich nichts gegen ein herzhaftes Strumming. Dazu kommen dann noch unbeschwerte Sololäufe bis in höchste Lagen … das nennt man dann wohl einen Allrounder, und meint es als Kompliment.

Und dann natürlich der Sound: Wieder gehen die Mundwinkel nach oben. Ein wuchtiges, kraftvolles, breit aufgestelltes Klangbild breitet sich aus. Da wird keine Frequenz herausgestellt oder unterbelichtet, es ist alles da: Sonore, trocken-holzige Bässe, tighte, verbindliche Mitten und strahlende Höhen. Attack, Lautstärke, Sustain, Dynamik … alles auf Top-Niveau. Man kann förmlich fühlen, wie intensiv der Korpus schwingt, da scheinen Bracing und Finish tatsächlich ihren positiven Einfluss zu haben.

Dann mal her mit dem Klinkenkabel und checken, was dieser Nautilus-Spectral-Pickup beizusteuern hat. Die Saiten kommen schön gleichlaut aus dem Speaker, der natürliche Klang wird authentisch wiedergegeben. Richtig gut gelungen ist dabei der Tone-Regler, der einerseits sehr effektiv von kristallklar bis mellow regelt, dabei aber nie übertreibt oder gar unbrauchbare Sounds erzeugt. Damit lässt sich vor allem auf der Bühne gut und entspannt arbeiten.

RESÜMEE

Stanford hat bei dieser Gitarre ganz viel richtig gemacht: Stimmiges Design trifft auf tadellose Verarbeitung, besten Spielkomfort und erstklassigen Sound. Wenn man unbedingt meckern wollte, würde man den fehlenden Gurtpin vorne beklagen, ansonsten gibt es null Anpack für Kritik. Und dann kommt sie auch noch in einem echt schönen Koffer daher. Klare Empfehlung zum persönlichen Test.

PLUS

  • Design, Finish
  • Hölzer, Hardware, Bracing
  • Verarbeitung, Werkseinstellung
  • Bespielbarkeit, Haptik
  • frischer satter Klang, akustisch und elektrisch

(erschienen in Gitarre & Bass 04/2021)

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