(Bild: Dieter Stork)
Stanley Clarke, Bass-Ikone und großer Bassist in jeder Hinsicht, ist schon lange mit EBS verbandelt. Dabei ist er ja nicht nur ein fantastischer E-Bassist, sondern ebenso beeindruckend am Kontrabass, einem Instrument, das live nicht ganz einfach zu verstärken ist. Mit dem EBS Stanley Clarke Signature Preamp gibt es jetzt aber ein Pedal, nicht nur für akustische Bässe.
AUFBAU
Die Ausstattung ist ziemlich umfangreich für ein Pedal. Kernstück ist Reglerreihe A, also die untere von beiden. Mit dem Bass im Input unten rechts geht es an den Gain-Regler, um mit Hilfe der Peak-LED korrekt einzupegeln. Der Eingang ist extrem hochohmig, damit auch bei passiven Piezos nichts verloren geht. Treble setzt bei 10 kHz an und ist sonst selbsterklärend, der nächste Regler eher nicht. Mit dem Type-Minischalter kann der Filter entweder als Notch-Filter genutzt werden, ein sehr schmalbandiger Cut von -7dB zwischen 70 Hz und 2,2 kHz, oder als Hochpass, der alles über einer wählbaren Frequenz von 20 Hz bis 450 Hz durchlässt. Der folgende Minischalter legt 5 Volt auf die Eingangsbuchse. Wie sein kurzer, kaum aus dem Gehäuse ragender Hebel schon suggeriert, sollte die Spannung „aus“ bleiben, außer man hat einen Abnehmer, der sie auch verarbeitet.
(Bild: Dieter Stork)
In der Schaltung vor dem Filter, in der Regleranordnung danach, liegt der Mittenregler, semiparametrisch mit einem breiten Frequenzspektrum von 70 Hz bis 2,5 kHz und einer Anhebung/Absenkung um +/-13 dB. Bass arbeitet dann bei 40 Hz mit einer Range von +/-15 dB, wie der Höhenregler auch. Darunter ist noch ein Minischalter, der die Phase von Kanal A dreht. Wird nur Eingang A benutzt, kann er gegen Rückkopplungen helfen, wenn die Decke des Kontra- oder Akustikbasses nicht mehr in Phase zum Amp schwingt. Spannend wird es auch, wenn ein weiterer Pickup im Kanal B am Start ist. Der ist, was die Regelmöglichkeiten betrifft, erstmal gleich ausgestattet.
Die Elektret-Stromversorgung fehlt, dafür kann der Eingang gewählt werden. Entweder nimmt man die zweite Klinkenbuchse unten rechts, oder den XLR-Mikrofoneingang an der Stirnseite. Da bei der Kontrabass-Abnahme gerne mit Kondensatormikrofonen gearbeitet wird, liegen hier permanent +48 Volt an, die einem dynamischen Mikro nicht schaden. Wenn dann mit einem zweiten Pickup, wie z. B. einem Piezo am Steg gearbeitet wird, kann eine eventuelle Phasenschweinerei mit dem Minischalter beseitigt werden.
(Bild: Dieter Stork)
Ich habe mich gefragt, wie denn eine einzige LED für die Peak-Anzeige im Eingang reichen soll, aber EBS hat da ein cooles Detail verbaut: Übersteuert Kanal A, leuchtet sie rot, übersteuert Kanal B, leuchtet sie orange. Für beide Kanäle gibt es noch die Post-Peak-LED. Die gibt Signal, wenn bei korrekt justierten Eingängen Übersteuerungen beispielsweise durch starke Anhebungen in den EQs drohen, die dann entweder durch zahmeren EQ-Einsatz oder Reduktion des Gain wieder eingefangen werden können. Eine weitere Möglichkeit, Post-Peak zu triggern, ist ein zu starkes Signal aus dem Effektweg.
Der findet sich auf der linken Seite, zwischen Output und dem per Mute-Fußtaster anzuschaltenden Tuner-Out, und ist wie bei Mischpulten als Insert angelegt. Das heißt, eine Stereobuchse führt, bei Nutzung eines Kabels mit Stereoklinke auf zweimal Monoklinke, den Send auf einem Mono-Stecker und Return auf dem anderen. Ein passendes Kabel hat EBS mit dem ICY-30 schon im Programm. Als Bonbon kann der Effektweg noch seriell oder parallel geschaltet werden (parallele Verzerrung ist grandios beim E-Bass).
Volume oben links gibt die Ausgangslautstärke am Output vor, aber auch am Miniklinkenanschluss für den Kopfhörer an der Stirnseite. Der ist Stereo ausgelegt, sodass bei Nutzung des Aux-In mit Handy oder MP3-Player, dessen Lautstärke am Gerät eingestellt werden muss, nichts verloren geht. Vom Master ausgenommen ist dagegen der andere Ausgang an der Stirn, der XLR-DI-Ausgang. Der liegt fest hinter EQ und Einschleifweg und kann per Ground-Lift-Schalter von eventuellem Brummen befreit werden, während der andere Schalter dem Signal eine Speaker-Simulation verpasst.
IN DER PRAXIS
Mit dem mitgelieferten Netzteil zum Leben erweckt, leuchten die LEDs über den beiden Fußtastern blassblau, auch die Minischalter von Kanal A werden dezent erhellt. Einen Bypass in irgendeiner Form gibt es nicht, vor mir liegt ja auch ein Preamp und kein Effektpedal.
Neutral geht trotzdem: Nach dem Einpegeln bringe ich die Klangregler erstmal in die rastende Mittelstellung, der Filter ist aus, wenn er auf Highpass geschaltet und auf seine tiefste Einstellung bei 20 Hz gedreht ist, passenderweise als Off gekennzeichnet. Der unbearbeitete Ton ist völlig clean, frei von Färbungen, kein Detail wird unterschlagen. Mit dem Kontrabass ist der Filter ein mächtiges Werkzeug, das einem das Leben auf der Bühne deutlich erleichtern kann.
Als Hochpass dreht man langsam hoch, bis man den Punkt gefunden hat, an dem eventuelles Wummern schon weg ist, aber der Ton noch nicht dünn wird. Hat man es mit höherfrequentem Feedback zu tun, hilft der Notch-Filter, den Heulton präzise anzusteuern und schmalbandig auszublenden. Mit dem E-Bass, der auf der Unterseite des Preamps ausdrücklich ebenfalls erwähnt wird, ist das selten nötig, da darf der Notch-Filter zur Klangregelung genutzt werden und erweitert die Mittenregelung mit Absenkungen im Stile eines Yamaha-Nathan-East-EQs.
Auch der Highpass ist hier nicht zu verachten, gerade bei Aufnahmen räume ich den tiefsten Bereich gerne damit auf und gehe so der Bassdrum aus dem Weg. Der EQ arbeitet jede Veränderung am Klang sauber aus, der hoch ansetzende Höhenregler arbeitet sehr luftig und so rauscharm, wie es eben geht. Bass und Mitten packen schön zu, ohne dem Klang die Natürlichkeit zu nehmen. Überhaupt löst das Regelwerk das Versprechen ein, wie ein gutes Studiomischpult zu funktionieren. Die zweikanalige Bauweise lässt nun einige Nutzungsvarianten zu. Eine wäre, am Kanal B einen zweiten, alternativen Klang einzustellen, oder aber den gleichen in einer anderen Lautstärke fürs gepflegte Solo. Das ist leicht gemacht und mit einem Tritt auf den A/B-Fußtaster abgerufen. Dessen LED wechselt zu Rot, die Mute-LED erlischt, und die beiden Minischalter für Kanal B bekommen Licht. Variante 2 ist der Wechsel zwischen zwei Bässen, zum Beispiel bundiert und bundlos.
Dafür geht ein Bass an den Haupt-Input, der andere an den Ch-B-Input, der Fußtaster wechselt zwischen beiden, für jeden können Gain und EQ passend justiert werden. Das geht natürlich auch wunderbar mit einem E- und einem Kontrabass. Vor allem der Kontrabass profitiert von Variante 3: ein Pickup in Kanal A, einer in Kanal B. Um beide gleichzeitig nutzen zu können, müssen der A+B-Schalter rechts zwischen den Klinkeneingängen gedrückt sein und logischerweise beide Inputs (bei Kanal B wahlweise Klinke oder XLR) belegt sein. Der A/B-Fußtaster ist dann ohne Funktion.
In meinem Fall füttere ich die Eingänge mit einem am Griffbrettende montierten magnetischen Zadow-Pickup in A und einem DPA4099-Kondensatormikrofon im phantomgespeisten XLR-Input B. Über den Stanley-Pre geht es in eine gute Aktivbox – und das Ergebnis ist großartig. Das Fundament vom Magnet-PU lässt sich präzise abstimmen, tieffrequentes Hupen bleibt dank Highpass außen vor, während der Notch-Filter Rückkopplungen vom luftigen Mikro bändigt. In der Summe gibt das eine ordentliche Lautstärke und einen tollen Ton. Hier macht auch die für E-Bass nicht wirklich spannende Speaker-Simulation Sinn. Tiefste Bässe und höchste Höhen werden beschnitten, ein holziger Upright-Sound bleibt über – ganz lecker!
E-Bässe mit getrennten Ausgängen für zwei Abnehmer sind selten, aber es gibt sie, wie zum Beispiel den Yamaha Attitude LTD oder den Rickenbacker 4003. Und was soll ich sagen? Auch damit funktioniert es fantastisch!
Beide Pickups bekommen ihren maßgeschneiderten Sound, wobei der Hochpass bei einem Abnehmer durchaus rabiat benutzt werden darf, den Bass holt man über den anderen Kanal wieder dazu, und in der Summe ergibt sich ein Sound, den ich in dieser Qualität aus einem einkanaligen Mono-Preamp oder auch Verstärker noch nicht gehört habe! Um beide Tonabnehmer mit getrennten Effekten zu versehen, müssten diese zwischen Bass und Acoustic-Preamp verkabelt werden, was völlig in Ordnung geht, dafür ist er ja eigentlich auch nicht gemacht.
Zu guter Letzt bleibt noch eine Variante mit beiden Kanälen: Wenn nur Eingang A belegt und der Schalter auf A+B gedrückt ist, schaltet der Fußtaster entweder Kanal A solo oder mit Kanal B seriell dahinter. Was man damit anfangen kann? Wunderbare Dinge! Vorweg: Die Kanäle werden so zusammengeschaltet, dass Gain im Kanal B weiterhin aktiv ist, womit man die Lautstärke des kombinierten Sounds an Kanal A angleichen kann (oder ihn lauter bzw. leiser machen, ganz nach Gusto), und alle Klangregler sind jetzt doppelt.
Bass und Treble in beiden Kanälen zu regeln, kann man als Effekt nutzen, der eigentliche Gewinn liegt für mich aber darin, dass nun zwei Filter zur Verfügung stehen, und ich nicht mehr überlegen muss, ob ich Notch-Filter oder Hochpass haben will, sondern beides nutzen kann – einen Kanal so, den anderen so. Genauso verdoppelt sich die Mittenparametrik. Durch den weiten Einstellbereich des Frequenzreglers ist es kein Problem, beide zu nutzen – zum Beispiel mit einer Anhebung in den Tiefmitten und gleichzeitiger Absenkung in den hohen Mitten – ohne dabei Klangschrott zu produzieren. Über Nebengeräusche muss man sich hier keine Gedanken machen, es klingt nach feinem Channel-Strip und exquisiter Recording-Konsole.
(Bild: Dieter Stork)
RESÜMEE
Die Klangqualität des EBS-Stanley-Clarke-Signature-Acoustic-Preamp ist über jeden Zweifel erhaben, die solide Bauweise ebenfalls! Die Klangregelung und die Filtersektion glänzen in gleichem Maße mit Präzision und Musikalität und sind in der Lage, die Wiedergabe von Kontrabass wie E-Bass (und Bass-Uke, Akustikbass, oder sogar Gitarren … ) auf ein neues, hohes Niveau zu heben. Dazu noch die vielfältigen Möglichkeiten, die sich für beide Gattungen aus der zweikanaligen Ausstattung ergeben. Mit seinen Regelmöglichkeiten kann das Pedal für E-Bassist*innen auch eine Alternative zum EBSMicrobass-3 sein. Fein und detailliert wird jeder Bass in Szene gesetzt und lässt sich hervorragend in die Band oder das Recording einpassen. Stanley weiß, was gut für uns ist, und EBS ist in der Lage, das umzusetzen!
PLUS
- Konzept & Möglichkeiten
- Sound
- Verarbeitung
(erschienen in Gitarre & Bass 03/2021)