Very Special FX

Test: Electro Faustus EF103 Guitar Disruptor & EF111 Guitardämmerung

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(Bild: Dieter Stork)

Wer schon alle gängigen Effekttypen in seiner Kollektion hat, könnte auf den Gedanken kommen, sich mal mit etwas Abseitigerem zu beschäftigen. Electro Faustus ist eine Company, die derartige Gelüste befriedigt. Unsere beiden Probanden jedenfalls sind alles andere als orthodox.

Wer seine Produkte als „Noise Devices“ klassifiziert, hat wohl etwas anderes im Sinn, als die Effektwelt mit einem weiteren Tube-Screamer-Klon zu bereichern. Die meisten Teile im Portfolio von Electro Faustus entziehen sich gängigen Kategorisierungen, etwa der Black Fly „Metallic Swarm Generator“ mit seinen vier oben liegenden Federn oder das Photo Theremin, bei dem der Ton über eine lichtempfindliche Fotozelle gesteuert und moduliert wird. Normal ist definitiv anders. Im Mittelpunkt des Effektgeschehens stehen bei Electro Faustus häufig Oszillatoren, die den Pedalen einen sehr eigenen, mitunter deutlich Synthie-artigen Sound verleihen.

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Schon die Namen unserer beiden Probanden deuten darauf hin, dass die Gitarrensignale mit ihnen massiv verbogen oder sogar zerstört werden können. Die Bezeichnungen ihrer Bedienelemente tragen auch nicht gerade dazu bei, dass sie intuitiv justiert werden können. Und genau das dürfte das Konzept der beiden EF-Macher Joe Vella und Eric Kessel sein: Beschäftige dich damit und finde selber heraus, was du damit alles anstellen kannst. Dazu gehört auch, dass sich die Potis zum Teil massiv gegenseitig beeinflussen. Was Traditionalisten eher abschrecken dürfte, könnte für experimentierfreudige Gitarristen genau das Richtige sein. „Handmade in the USA“ gibt es als Bonus obendrauf.

GUITAR DISRUPTOR

Electro Faustus bezeichnet das Pedal als eine Kombination aus Overdrive, Octaver und Oszillator, bei dem das Gitarrensignal weitreichend digital manipuliert wird. Mit gerade mal zwei Reglern namens „Vol“ und „Flux“ und einem Minischalter mit der Bezeichnung „0/2“ lassen sich Sounds erzeugen, die bestenfalls noch grob an eine Gitarre erinnern. Vol steht dabei für die Ausgangslautstärke, bei Flux kommt ein typisches Feature der Company zum Einsatz:

Der Regler steuert den Anteil der Oszillation, der dem Signal beigefügt wird – und damit auch die Menge der Entfremdung. Der kleine Schalter verwaltet die Oktav-Funktion. In Stellung 2 wird das Signal um eine Oktave nach unten gebracht, dann sind noch mal fettere Sounds möglich. Um sich den Möglichkeiten des Disruptors sinnvoll zu nähern, empfiehlt Electro Faustus, zunächst Singlenote-Linien anstatt von Akkorden zu spielen, da diese je nach Reglerstellung ins Chaos abdriften können.

Daneben weisen die Macher darauf hin, dass das Ton-Poti der Gitarre massiven Einfluss auf das Soundergebnis nehmen kann. Von außergewöhnlichen Zerrsounds bis hin zu völlig abgedrehten, Videospiel-artigen Klängen ist vieles drin. Aber immer Auge behalten: Das Pedal trägt seinen Namen nicht ohne Grund.

(Bild: Dieter Stork)

GUITARDÄMMERUNG

Und wieder ein schöner und origineller Name. Was der EF111 genau macht, lässt sich schwer in kurze Worte fassen, aber auch hier wird reichlich oszilliert. Der Vertrieb bezeichnet es als ein „Octave Fuzz-Pedal mit einer Art Phasenoszillation“. Die Palette reicht dabei von jeder Menge Verzerrung mit Gate hin zu Glissando-Sounds, die an ein Theremin erinnern. Man könnte es aber auch unter die Rubrik „Synth-Pedale“ packen.

Mit seinen vier Reglern für Volume, Tone, Speed und Intensity vermittelt das Pedal zumindest auf den ersten Blick einen Hauch von Normalität, doch das gibt sich schnell beim Anschalten. Volume bietet reichlich Reserven nach oben, bei Tone kommt ein herkömmlicher Low-Pass-Filter zum Einsatz. Und das war es dann auch schon wieder mit einer gängigen Bedienung.

Speed kontrolliert den Loop Filter, der bestimmt, wie schnell das Signal getrackt, also aufgegriffen wird. Im Linksanschlag geht das sehr fix, was zu einem schrägen, beinahe Ring-Modulator-artigem Sound führen kann, mit zunehmendem Wert wird das Tracking verlangsamt und der Ton milder. Intensity steuert wiederum den Anteil des VCO, der dem Signal beigefügt wird. Die Klangpalette reicht dabei vom dezenten Envelope Follower bis zu völlig abgedrehten Sounds, die nicht mehr als Gitarre zu erkennen sind.

RESÜMEE

Wer das Besondere sucht, wird bei Electro Faustus fündig. Die Pedale sind definitiv nichts für den Massenmarkt, aber der wird ja von zahlreichen Firmen mehr als ausreichend bedient. Neben ihren originellen Konzepten und Designs laden Pedale wie die der amerikanischen Firma experimentierfreudige Musiker ein, sich auf die Suche nach neuen Sound-Welten zu begeben. Allerdings sollten sie dazu etwas Zeit mitbringen.

PLUS

  • Originalität
  • außergewöhnliche Klänge
  • lädt zu Experimenten ein

MINUS

  • Einarbeitung braucht etwas Zeit und Feingefühl

Internet: www.electrofaustus.com

Preise (UVP): Guitar Disruptor ca. € 129, Guitardämmerung ca. € 159

(erschienen in Gitarre & Bass 02/2021)

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