„Ich fing mit 17 an, Bass zu spielen, und im ersten Jahr musste ich mich erst mal orientieren. Mein erster Bass war eine Steinberger-Kopie von Cort, die ich ein Jahr spielte. Dann sparte ich jeden Penny und kaufte mir einen Kubicki-X-Factor-Fretless, und von diesem Moment an verschrieb ich mich ganz dem Bass-Spiel.“ So beschrieb Sean Malone seine ersten Schritte auf dem Weg zu einer Karriere als Profimusiker …
Bald spielte er, stilistisch breit aufgestellt, in verschiedenen Bands, und neben Latin Jazz und Bossa Nova flirtete er auch mit Pop-Musik. Bassist bei Cynic, den US-Pionieren des modernen Progressive Metal, wurde er eher durch Zufall. Die Band hatte für ihr erstes Album ein Studio gebucht, in dem Sean Malone als Toningenieur, Produzent und SessionMusiker arbeitete. Bassist Tony Choy verließ Cynic kurz vor den Recording-Sessions, und die Band fragte Sean, ob er das Album einspielen könne. Der sagte zu, die musikalische Chemie stimmte sofort, und nach den Aufnahmen ging er mit Cynic auf Tour. ‚Focus‘ (1993) gilt heute als ein Meilenstein des Progressive Metal.
Anzeige
Die Verbindung von ultrahartem Death Metal mit lyrisch-atmosphärischen Passagen und komplexer Jazz-Fusion-Harmonik gab es vorher nicht. Und Sean Malone war einer der ersten, der mit seinem nasal-mittigen von Jaco Pastorius und Gary Willis beeinflussten Fretless-Ton eine Verbindung mit harten Metal-Gitarren-Riffs wagte. Mit dem am 24. Januar 2020 verstorbenen Schlagzeuger Sean Reinert bildete er eine Rhythm-Section, die neben Cynic auch in diversen anderen Produktionen und Projekten zu hören ist. Reinerts Einflüsse kamen mit Drummern wie Gary Husband, Vinnie Colaiuta oder Dave Weckl aus dem Jazz-Rock-Fusion-Lager, das auch Sean Malone entscheidend geprägt hat. Die gemeinsame Hörerfahrung machte vieles einfacher.
(Bild: YouTube)
Cynic zerbrach bald nach dem Debüt-Album, und die Bandmitglieder verfolgten eigene Wege. Sean Malone veröffentlichte 1995 sein Solo-Album ‚Cortlandt‘, und unter dem Namen Gordian Knot folgten 1999 und 2003 zwei Alben mit prominenten Mitmusikern wie Bill Bruford, Steve Hackett, Trey Gunn oder Jim Matheos. 2008 spielte er dann mit Cynic das hochgelobte zweite Album ‚Traced In Air‘ ein. In den folgenden Jahren war er nicht mit Cynic auf Tour, da er als Professor für Musik seinen Schwerpunkt auf die Arbeit an der Universität legte. Als Autor verfasste er vier Bücher für den Hal-Leonard-Verlag, darunter auch ‚A Portrait Of Jaco: The Solos Collection‘ mit Transkriptionen und Analysen von zwölf Pastorius-Soli.
Seans erster Fretless-Bass war der oben schon erwähnte Kubicki-X-Factor-Viersaiter: „Ich hatte eine Version mit 18 Volt, und obwohl das Instrument großartig klang und sich sehr gut spielte, bekam ich nie das Sustain, das ich haben wollte. Jahrelang glaubte ich, das läge an meiner Technik, und arbeitete an ihr. Später unterrichtete ich mit Gary Willis beim National Guitar Workshop. Er hatte einen Prototyp seines ersten Ibanez-Bass dabei. Den spielte ich an, und es war extrem einfach, den Ton und das Sustain zu bekommen, nach dem ich suchte. Da wurde mir klar, dass es Zeit war für eine Veränderung.“
Sean spielte für zehn Jahre den Ibanez Gary Willis Signature, der aber bei einem Umzug kaputtging. „Ich bekam eine Nachricht von Paul Masvidal und Sean Reinert, dass die Vorproduktion der neuen Cynic-CD anstand. Und ich hatte kein Instrument! Ibanez baute mir einen Ersatz und fragten mich dann, ob ich ein eigenes Signature-Modell haben will.“ Leider kam es dazu nicht mehr …