Black Holes and Revelations

Test: Eventide Blackhole

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(Bild: Dieter Stork)

Black Holes and Revelations … so heißt das vierte Studioalbum von Muse. Und die drei Engländer hätten sich damals sicher auch Unterstützung durch das neue Eventide Reverb-Pedal namens Blackhole gewünscht.

Denn jeder, dessen Reverb-Wünsche auch nur einen Deut über den klassischen Federhall oder eine einfache Room-Simulation hinausgehen, wird hellhörig, wenn Eventide etwas Neues auf den Markt bringt. Ist es denn wirklich neu? Naja, so ganz dann auch nicht, denn einigen dürfte der Blackhole-Effekt schon als Plugin oder auch aus dem H9-Multieffekt bekannt sein. Hier werden nun alle bedient, die die übrigen Features des H9 nicht brauchen und dennoch ein wirklich gutes, eher spaciges Reverb-Pedal wollen.

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AUSSEN BLACK …

Das Blackhole kommt in einem ordentlichen Karton, welcher gleich beim Öffnen die englischsprachige Kurzanleitung offenbart. Diese reicht tatsächlich für das Verständnis aller Funktionen aus und ist hübsch und informativ gestaltet. Neben ihr finden wir in der Packung noch ein Plektrum und vier Gummifüße zum etwaigen Ankleben. Für eine ausreichende Stromzufuhr sorgt der beigelegte Netzadapter oder natürlich ein bereits vorhandenes Netzteil (9V DC, 200mA).

Das Signal gelangt mittels Klinke ins Blackhole, hierbei kann dank Mini-Switch gewählt werden, ob ein Mono-(TS) oder Stereo-Signal (TRS) anliegt. Raus geht es natürlich ebenso über Klinkenbuchsen. Hier gibt es zwei verschiedene Outs, welche im Mono-Betrieb beide das gleiche Signal ausgeben. Ein weiterer Mini-Switch regelt, ob das Level auf Gitarre oder Line angepasst sein soll. Wer gerne mehr regeln und schalten können möchte, schließt an der verbleibenden Klinkenbuchse entweder ein Expression-Pedal, weitere Switches oder aber per TRS-MIDI einen MIDI-Controller an. Über eine Mini-USB-Buchse können Firmware-Updates eingespielt und MIDI-over-USB-Signale übertragen werden.

(Bild: Dieter Stork)

Das Gehäuse wirkt durch seine leicht raue Lackierung und die sehr dezente Schwarz-auf-Schwarz-Grafik sehr edel und wertig. Dieses Gefühl setzt sich auch bei den Potis und Switches fort. Die Regler liefern die für mich perfekte Balance aus Leichtgängigkeit und Widerstand und die Fußschalter klacken nicht.

… INNEN SPACIG

Im Inneren tummeln sich verschiedenste Sound-Möglichkeiten, aber gehen wir doch erst mal die Potis durch, damit wir verstehen, was hier geboten wird. Eventide hat die fünf Presets, welche direkt am Gerät belegt und verwaltet werden können, mit sinnvollen und abwechslungsreichen Sounds vorbelegt. Starten wir mal bei null: Der Mix-Regler blendet zwischen Dry und Wet über und ist das einzige Poti ohne Sekundärfunktion. Alle anderen Potis lassen sich mit dem kleinen Button oben rechts zwischen ihren beiden Funktionen umschalten.

So wechselt man mit Gravity stufenlos zwischen inversem und normalem Decay (übrigens eine sehr coole Benennung für diese Funktion), während die Sekundärfunktion das Pre-Delay zwischen null und zwei Sekunden regelt. Feedback blendet von nichts bis zum endlosen Decay und auch der beliebten Freeze-Funktion, während das Poti getoggelt die Frequenz der Lo- und Hi-Filter steuert. Size steuert die Größe des Hallraums und Depth die Intensität der Modulation. Lo ist für Frequenzen unter 350Hz zuständig und verwandelt sich auf Wunsch in das Poti für die Rate der Modulation. Hi schließlich übernimmt alles über 2000Hz und das Out-Level.

Die beiden Potis über den Fußschaltern sind übrigens auch drückbare Taster. Der linke wählt, ob der Fußschalter im Latching- oder Momentary-Modus arbeiten soll (also dauerhaft umschalten, oder nur, während man ihn tritt), der rechte speichert die aktuellen Settings als Preset. Der rechte Fußschalter kann durch gedrückt halten zwischen Freeze-Effekt oder Preset-Wahlschalter umgeschaltet werden. Wem das noch nicht genügt, der kann mittels Expression-Pedal Parameter morphen, den Bypass-Modus ändern, etc. Kurz gesagt: Hier ist echt viel möglich!

(Bild: Dieter Stork)

Das klingt nach total viel. Ist es auch. Aber es ist so klar beschriftet und durchdacht, dass man nie durcheinander kommt (im Vergleich zum Beispiel mit Meris-Pedalen, wo man ein wirklich gutes Gedächtnis braucht, um die Alternativfunktionen parat zu haben). Und jetzt atmen wir kurz durch und lassen mal die Weiten des Universums auf uns wirken. In diesem Zuge können wir auch gleich evaluieren, ob die vielen Knöpfe und Funktionen auch wirklich einen Mehrwert liefern.

SOUND REVELATIONS

Das Blackhole lässt keine Zweifel offen: Es will alle Freunde des Ambient-Reverb glücklich machen. Kleine Hallräume? Geht auch, aber dafür kauft man andere Pedale. Wir haben es hier mit einem hochgezüchteten Spezialisten zu tun, der die Muskeln spielen lassen will. Also erschließen wir mal mittels Size und Feedback „den Weltraum, unendliche Weiten“. Und tatsächlich könnte die Mission des Raumschiffs Enterprise hier Pate gestanden haben, denn das Reverb will einfach nicht enden. Wer es so richtig groß mag, findet hier definitiv einen geeigneten Spielgefährten.

Und der klingt auch noch toll. Der Sound ist, wie bei Eventide erwartet, erstklassig und lässt sich durch die EQs sehr mächtig verbiegen. Das kennt man von anderen Reverbs ja auch ein wenig, meist werden aber nur die Höhen gedämpft. Hier kann man diese sogar bewusst hervorheben und so richtig zum Scheppern bringen. Oder auch einfach nur dezent den Bassbereich aufräumen. Das gefällt mir wirklich sehr gut.

Die Modulation im Sound ist jederzeit geschmackvoll und kann sinnvoll geregelt werden. Hier ergeben sich durchaus nochmals Möglichkeiten für gewollte Spezialeffekte. Wer Interesse an so etwas hat, wird ein großer Freund des Gravity-Potis werden. Hiermit lässt sich das Hallsignal auch stufenlos in ein Reverse-Reverb ändern, was insbesondere bei großen Hallräumen sehr beeindruckend klingen kann.

Das Blackhole macht mir beim Test in jeder Kombination Spaß. Egal ob der Amp clean oder verzerrt ist, oder ein Zerrer davor hängt: Es funktioniert einfach immer und kann zur dezenten Sound-Veredelung ebenso genutzt werden wie als massiver (Spezial-)Effekt. Auch der Freeze-Effekt klingt exzellent. Hier merkt man natürlich, dass nur ein Prozessor an Bord ist, denn sobald man sein Signal einfriert, kann man nur noch ohne Reverb spielen.

Möchte man den Schalter lieber für die Preset-Wahl nutzen, hält man ihn einfach kurz gedrückt und steppt sich dann durch die Voreinstellungen. Hier wird mir auch der einzige Schwachpunkt des Blackhole gewahr: Aus ein wenig Abstand ist es kaum zu erkennen, ob nun der zweite oder der dritte rote Punkt da unten am Boden leuchtet. Im Zweifelsfall weiß man also nicht ganz sicher, in welchem Preset man sich nun befindet.

RESÜMEE

Für die Entdeckung, „dass die Bildung von schwarzen Löchern eine robuste Vorhersage der allgemeinen Relativitätstheorie ist“, wurde Roger Penrose 2020 der Physik-Nobelpreis verliehen. Verdient das Blackhole nun auch einen Nobelpreis? Na gut, ganz so weit würde ich vielleicht nicht gehen, aber es ist zweifelsohne ein wirklich gut klingendes Reverb-Pedal, welches sich einfach, aber vielfältig einstellen lässt. Mit seinen Presets, einer Freeze-Funktion und guten Anschlussmöglichkeiten, empfiehlt es sich für alle möglichen Hall-Tätigkeiten. Tatsächlich sogar auch für die, in denen ein kleiner, unspektakulärer Hall gefragt ist.

Aber eigentlich möchte es gerne seine Stärken ausspielen und das Publikum dazu bringen, zu sagen: „Wow, wie hat er denn den Sound hinbekommen?“. Preislich ist es sicher kein Schnäppchen, wirkt aber verglichen mit Strymon, Empress, Source Audio und wie sie alle heißen, total vernünftig positioniert. Wäre es kein Testpedal, das jetzt fix zum Fotografen muss, hätte ich es direkt behalten!

PLUS

  • Haptik
  • Optionen
  • Einfache Bedienung
  • Massiver Sound
  • EQ
  • Reverse-Delay

MINUS

  • Preset-LEDs schwer zu unterscheiden

(erschienen in Gitarre & Bass 12/2020)

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