Ich hatte ja schon mehrmals an dieser Stelle erwähnt, dass es sich durchaus rentieren kann, auf dem Gebrauchtmarkt nach defekten Effektgeräten zu schauen und sich dann der kranken Patienten anzunehmen. Reparaturversuche sind gerade bei alten analogen Pedalen ziemlich oft erfolgreich und manchmal sogar verblüffend einfach. Das zeigt das Beispiel des alten DOD-Flangers, den ich heute vorstelle.
Zu dem Gerät kam ich, weil mir vor einiger Zeit schon ein DOD FX 65 Stereo Chorus in die Hände fiel und mir so sehr zusagt, dass ich seitdem immer wieder mal nach anderen DOD-Pedalen Ausschau halte. In diesem Zusammenhang habe ich auch einen DOD Flanger FX75-B für kleines Geld vor der Mülltonne gerettet. Der wurde nämlich als defekt angeboten, weil er statt eines Flanging-Effekts garstige Verzerrungen produzierte. Nun, immerhin ging er grundsätzlich noch. Anlass genug, ihn mal auf Verdacht zu kaufen und nachzuschauen.
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Bild: Marc-Oliver Richter
Der DOD FX65 Stereo Chorus von 1987
Bild: Marc-Oliver Richter
Der DOD FX75-B Flanger – schon mit neuer DC-Buchse
Bild: Marc-Oliver Richter
Das Batteriefach der DOD-Effekte sitzt am Kopfende. Bei den älteren Exemplaren war das Batteriefach noch lose und ging gerne verloren.
DIE MARKE IM SCHATTEN
DOD stand bei mir immer im Schatten der großen japanischen Massenproduzenten Ibanez und Boss. Und auch der DOD-Chorus musste sich im Vergleich zu meinem Boss CE-2 und dem CS-9 von Ibanez hinten anstellen. Hinter dem Ibanez stand er aber nicht aus klanglichen, sondern eher aus optischen Gründen. Ich kann meinen Faible für die wunderschönen Ibanez-Pedale der 9er-Serie halt nicht verhehlen. Aber nicht nur bei mir, auch insgesamt gehörte DOD eher nicht zu den Top-Five der Pedalhersteller. Eigentlich zu Unrecht, denn DOD ist immerhin eine der Effektpedal-Traditionsfirmen, die zudem noch ziemlich lange mit dem „made in USA“ werben konnte.
DOD gehörte mit MXR und Electro Harmonix zu den ersten Pedalherstellern in den USA. Die Firma wurde 1974 von John Johnson und David Oreste DiFrancesco in Salt Lake City/Utah gegründet. DiFrancesco gab nicht nur seine Initialen für den Firmenamen, sondern hat als Entwickler den damals aufkommenden Markt für Bodeneffektgeräte auch um einige Kreationen und Interpretationen bereichert, die es auf die Pedalboards von Musikergrößen geschafft haben und heute gesuchte Sammlerstücke sind. Als in den 80er-Jahren die Zeiten durch die damals innovativere japanische Konkurrenz härter wurden, verkauften beide ihre Firma an die Harman-Gruppe. Dort tummelten sich dann eine ganze Menge Marken wie z. B. AKG, JBL, Lexicon und DigiTech.
Unter dem Dach von Harman wurden in den 90er- und 2000er-Jahren einige grundlegende Überarbeitungen der Pedalserien vorgenommen. Gleichzeitig positionierte man DOD als Pedalhersteller günstiger Einsteiger-Effekte. Letztlich verschwand die Marke DOD 2007 zugunsten von Digitech völlig. Mittlerweile ist sie allerdings wiederbelebt worden und Harman bietet einige Pedale aus den verschiedenen Phasen der DOD-Geschichte unter dem bekannten Label an.
Die beiden Pedale, denen der heutige Workshop gewidmet ist, stammen aus den späten 80er-Jahren. Der Chorus ist aus der älteren Serie und trat bereits in der Ausgabe 11/87 in einem Chorus-Vergleichstest des Musiker-Magazins, dem Vorläufer der Gitarre & Bass, an. Der Flanger stammt aus der nachfolgenden Serie. Daher auch das „B“ in der Modellbezeichnung des Flangers, das somit nicht auf eine Abstimmung für Bass hinweist. Beide arbeiten ganz traditionell analog und erzeugen die Modulationen mit dem MN3007-IC. Das wird sich noch als hilfreich für die Reparatur des Flangers erweisen, denn eine Idee, warum er nicht mehr modulierte, sondern verzerrte, hatte ich bereits, seit ich in die Kaufverhandlungen eingetreten war.
Ein zweites Manko der beiden Pedale will ich dann gleich mit beheben. Die DOD-Pedale der 80er-Jahre hatten für den Stromanschluss noch eine Klinkenbuchse vorgesehen. Das war damals eigentlich schon nicht mehr zeitgemäß und erschwerte es den Amerikanern immer wieder, zu meinem japanischen Helfern aufs Pedalboard zu kommen. Natürlich gibt es Adapter von Klinke auf Hohlstecker, aber das ist irgendwie „geknoddelt“ und wenn man gleich eine ordentliche Hohlbuchse im Pedal verbauen kann, will ich das gerne tun.
Bild: Marc-Oliver Richter
Da freut sich das Bastler-Herz: schöne große Bauteile! Die Platine wird über die Potis im Gehäuse befestigt.
Bild: Marc-Oliver Richter
Gut zu erkennen: Das klassische IC-Pärchen für analoge Modulationseffekte: der MN3007 und der MN3101. Die drei Trim-Potis regeln den Arbeitsbereich der Schaltung.
ERST MAL REPARIEREN …
Für die Reparatur brauchte ich nicht einmal einen Lötkolben – ein Schraubenzieher genügte. Alte analoge Flanger, die mit dem typischen IC-Pärchen MN3007 und MN3101 arbeiten, haben in der Regel neben den äußeren Potis auch noch einige kleine Trimpotis auf der Platine, mit denen man die Arbeitsbereiche einstellen kann. Sind die verstellt, moduliert nichts. Die Trimpotis können auch ohne Messgerät, nach Gehör so eingestellt werden, dass der Flanger moduliert, aber dabei auch nicht übertreibt und z. B. verzerrt.
Also ran ans Werk und mit einem Schlitzschraubenzieher einfach mal die Potis verstellen. Der erste Poti, den ich probierte, zeigte ab der Mittelstellung eine leichte Reaktion und hatte bei Linksanschlag bereits ein extrem tiefgründiges Modulieren – zu viel des Guten, also noch mal etwas zurück. Damit war die Modulationsfunktion schon mal gerettet. Leider verzerrte der Flanger aber immer noch. Das war dann mit sorgfältiger Einstellung des zweiten Potis erledigt. Hier galt es den Sweet-Spot zu finden. Mit einer kleinen Reduktion am Poti verschwand die Verzerrung und auch etwas Modulationstiefe, die ich aber mit etwas Aufdrehen des ersten Potis wieder zurückholen konnte. Den dritten Trimpoti musste ich gar nicht erst anfassen. Der Flanger war innerhalb von fünf Minuten repariert.
… DANN EINE DC-BUCHSE EINBAUEN
Den heutigen Standard zur Stromversorgung von Effekten hatte Boss in den 70er-Jahren gesetzt. Um zu verhindern, dass die Effekte der 1978 eingeführten Kompaktpedalserie mit minderwertigen Netzteilen betrieben werden und dann nicht richtig funktionieren oder sogar beschädigt werden, bot Boss nicht nur ein passendes Netzteil an, sondern belegte die Hohlbuchse auch anders als man vermuten würde. Der stromführende Pluspol liegt nämlich außen an und der zentrale Pin ist der Masseanschluss.
Der japanische Hersteller mauserte sich recht schnell zum Marktführer, so dass auch andere Hersteller die Boss-typische Hohlbuchse mit der etwas merkwürdigen Belegung übernahmen. Die bis dahin übliche Miniklinkenbuchse, die in der Regel an der Spitze (Tip) den Pluspol und am Schaft den Minuspol (Masse) führt, wurde als Netzteilanschluss zunehmend vom Markt verdrängt. Bei dem einen Hersteller früher, bei dem anderen später. DOD baute die nun zum Standard gewordene DC-Buchse erst in seinen Pedalen der 90er-Jahre ein.
In dem FX 65 Chorus und dem FX 75-B Flanger sind jeweils noch Klinkenbuchsen für den Stromanschluss vorgesehen, die mit einer Bohrung von 5 mm auskommen. Eine große DC-Buchse, die eine Bohrung von 12 oder 13 mm erfordern würde, bekäme ich an die etwas ungünstig gewählte Position der Klinkenbuchse nicht verbaut. Alternative Plätze sind gar nicht so leicht zu finden, denn am hinteren Teil des Pedals, wo sie an sich gut aufgehoben wäre, haben die DOD-Pedale ihr Batteriefach. Bevor ich die Buchse daher auf die Inputseite neben den Eingang des Pedals verlege, nehme ich lieber eine kleinere Hohlbuchse. Die kleinsten Exemplare kommen mit Bohrungen von 6 mm aus und um 1 mm kann man das Loch im Gehäuse noch problemlos aufbohren.
Die Metallbuchse hat zwar eine Schaltfunktion, passt aber nicht zum DC-Standard den Boss in den 70er-Jahren gesetzt hat.
Eine isolierte Mini-DC-Buchse ohne Schaltfunktion
Allerdings bekomme ich die kleinen Hohlbuchsen nur als isolierte Buchsen ohne Schaltfunktion. Die Schaltfunktion ist nützlich, um den Batterieanschluss bei eingestecktem DC-Kabel zu trennen. Dadurch wird die Batterie nicht belastet, wenn das Pedal am Stromnetz eines Netzteils hängt. Kleine 6-mm-Buchsen mit Schaltfunktion kenne ich nur als nicht-isolierte Buchsen aus Metall. So schön und stabil diese Metallbuchsen auch sind, sie kollidieren mit dem Boss-Standard, der den Pluspol außen anliegen hat. Da das Pedalgehäuse aber an Masse anliegt, würde eine nicht-isolierte Metallbuchse mit Plus außen unweigerlich einen Kurzschluss verursachen. Also verzichte ich auf die Schaltfunktion. Den Batteriebetrieb brauche ich eh nie.
Bild: Marc-Oliver Richter
Das Ausmessen der Buchse zeigt, dass die lange Lasche mit Plus verbunden werden muss.
Bild: Marc-Oliver Richter
Ein zusätzliches schwarzes Kabel führt die Masse von der Ausgangsbuchse zur isolierten DC-Buchse.
Nach der unproblematischen Bohrarbeit, muss das Loch noch etwas mit der Feile gesäubert werden, bevor die Mini-DC-Buchse rein darf. Das gelbe Kabel für den Stromanschluss der Platine kommt zusammen mit dem roten Batteriekabel an die lange Lasche, ein zusätzliches schwarzes Kabel kommt an die kurze Lasche. Da die vorher verbaute originale Klinkenbuchse über das Gehäuse mit Masse versorgt wurde, war hier kein weiteres Massekabel nötig. Mit der neuen isolierten Buchse brauche ich aber einen Masseanschluss, den ich mir über das schwarze Kabel von einem der beiden Klinkenausgänge hole. Die Lasche an der abgeschrägten Ecke der Klinkenbuchsen ist übrigens für den Masseanschluss vorgesehen. Mit der neuen DC-Buchse kommen die beiden DODs sicher öfter mal spontan aufs Bord. Klanglich haben sie sich das eh verdient.