Bass Is My Business … And Business Is Good!

Test: Jackson David Ellefson CBX IV und CBXM IV

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(Bild: Tom Schäfer)

Beim Thema Metal-Bass führt an David Ellefson kein Weg vorbei. 1983, mit 19, gründete er mit dem von Metallica kommenden Dave Mustaine zusammen Megadeth, mit denen er von 1985 bis 2002 schrieb, aufnahm und tourte, und seit 2019 wieder unterwegs ist.

Wie zu alten Glanzzeiten kommt sein Handwerkszeug von Jackson. Zwei seiner ziemlich unterschiedlichen Signature-Modelle durften wir zum Test aus dem Hangar 18 entführen.

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BASS SELLS, BUT WHO‘S BUYING?

Der X Series Signature David Ellefson Concert Bass CBX IV (ich liebe kurze, prägnante Namen!) in Quicksilver ist die Interpretation eines Jackson-eigenen Klassikers. Der fenderige Pappelkorpus ist kantig gehalten, mit klug gesetzten Shapings. Die dienen zum Teil der Optik, wie vorne an der unteren Body-Kante und im oberen Cutaway, der Rest der bequemeren Bespielbarkeit. Mit der Absenkung um die Halshalteplatte (die ruhig noch intensiver sein dürfte) und dem Shaping im unteren Cutaway sind die hohen Lagen entspannt erreichbar.

Einstreifiger Ahornhals, weißes Binding (Bild: Tom Schäfer)

Der einstreifige, mit weißem Binding eingefasste Ahornhals hat eine großflächig angeschäftete und nach hinten abgewinkelte Kopfplatte mit Jacksons klassischeckiger Hockeyschlägerinterpretation. Im Griffbrett aus Indian Laurel (lat. terminalia tomentosa) sitzen 21 Bünde – und Haifischflossen-Inlays, wie sich das gehört. Der Sattel mit einer Breite von gut 41 mm sitzt vor dem Griffbrettende und bietet guten Halt für die leicht aufgefächerte Saitenführung. Nicht wirklich sichtbar ist der Compound-Radius, also die abnehmende Griffbrettwölbung, die von 12″ auf 16″ geht. Das soll mit dem flachen Halsschnitt hochtechnisches Spiel in Lichtgeschwindigkeit ermöglichen. Kucken wir mal.

Die gekapselten Stimmmechaniken laufen unter dem Jackson-Label und verrichten sauber ihren Dienst. Die Brücke ist eine Leihgabe aus dem Mutterhaus Fender, die Hi Mass IV interpretiert ihrerseits die gute alte BadAss. Der Gurt wird an konventionellen, großen Pins angebracht. Bei den Tonabnehmern verlässt man sich auf Markenware von EMG, hier sind es passive 35HZ-Humbucker. Der aktive Dreiband-EQ ist dann wieder von Jackson. Die Pickups sind am Balance-Poti verlötet, ab da geht es mit Steckverbindern weiter. Alles sehr sauber aufgebaut.

Unterschiedlich geformte Kopfplatten
Mechaniken gekapselt (l.) und offen (r.)

Nicht ganz sauber wurde wohl für die Holzschrauben für den E-Fach Deckel vorgebohrt, der eine Holzsteg ist leicht gesprungen, hält die Schraube aber noch. Besagter Deckel ist sorgfältig mit leitender Folie beklebt, das E-Fach selbst ordentlich ausgepinselt – mit nichtleitender Farbe. Daran könnte man noch arbeiten, auch wenn EMGs immer unempfindlich auf Einstreuungen sind. Genug gemosert, Lob verdient der Klappdeckel des Batteriefachs, der so nicht einfach abhandenkommen kann. Der Batterieclip selbst könnte etwas stabiler sein.

E-Fach des CBX (Bild: Tom Schäfer)

Beim X Series Signature David Ellefson Concert Bass CBXM IV hätte ich schwören können, dass der Bass eine andere Korpusform hat, doch tatsächlich hat der Pappelkorpus den gleichen Umriss. Neugierig geworden gucke ich direkt unter die Haube und finde die gleiche Abschirmfolie und den gleichen Nichtabschirmlack. Der Holzsteg ist hier richtig gebrochen; auch wenn die Schraube noch hält, wäre das mit etwas mehr Vorbohren oder etwas weniger Eile vermeidbar.

Ein paar kleine Schwächen leistet sich auch das Finish. Nichts Wildes, kleine Unebenheiten an der Absenkung für die Halshalteplatte, ein paar Pinselstriche über den Rand der J-Fräsung, der quecksilberne CBX ist dagegen perfekt. Die gesamte Elektronik ist identisch mit dem CBX, kurioserweise auch das Balance-Poti mit 2×500 kOhm. Da der CBXM aktive Tonabnehmer hat, sollten es 2×25 kOhm sein. Mehr dazu später.

Damit sind wir auch schon bei den Unterschieden, hier finden sich aktive PJs von EMG. Der P-Typ ist, wie schon in den 80ern, mit vertauschten Spulenpositionen eingebaut, da David so die Mittenwiedergabe besser gefällt. Leider ist der P-Pickup nicht parallel zu Saiten oder Korpus. Klanglich nicht zu hören, optisch für mich doch etwas ärgerlich, da müssten die Federn unterm Abnehmer anders gesetzt werden. Davids persönlicher Entwurf war auch das einschichtige Schlagbrett, eine absolute Novität auf Jackson-Bässen!

Die an Fender angelehnte Form der Kopfplatte unterstreicht den traditionelleren Ansatz, während die Halskonstruktion ein paar Kniffe zu bieten hat. Der Hals selbst ist aus Ahorn mit stehenden Jahresringen (Quartersawn, wie man so schön sagt), was mehr Steifigkeit geben soll als die üblichen liegenden Ringe. Die findet man beim aufgeleimten Ahorngriffbrett, das neben Punkteinlagen noch 21 Jumbobünde mit Compound-Radius aufweist.

Der letzte Bund hängt nicht wie beim CBX über, beim CBXM wurde die Tasche verlängert, auch um die Mutter für die Halsstellschraube am Korpusende unterzubringen. In das Rädchen können z.B. Inbusschlüssel oder kleine Schraubendreher eingesteckt (aber nicht durchgesteckt) werden, um die Halskrümmung ohne spezielles Werkzeug (und ohne eine Abdeckung wie beim CBX abbauen zu müssen) einstellen zu können.

Während die HiMass und die Gurtpins dem CBX entsprechen, nur in chrom statt schwarz, sind die Mechaniken einfache offene Typen. Für den nötigen Druck im Sattel sorgt ein Niederhalter für D- und G-Saite, die notorisch schwierige A-Saite wurde ab Werk immerhin so nah wie möglich zur Kopfplatte gewickelt, was bei konkaven Mechanikachsen gar nicht so einfach ist. Darauf muss beim Saitenwechsel geachtet werden.

SO FAR, SO GOOD … SO BASS!

Bevor ich zu Bespielbarkeit und Sound komme, ein kurzer Exkurs: Beide Bässe kamen exzellent eingestellt aus ihren Kartons. Und diese Kartons sind schon eine Erwähnung wert. Groß und stabil, mit gut durchdachten Pappstegen und mit Plastik nur für die Hülle um die Bässe, also nur das Nötigste. Sehr gut gemacht! Zurück zum Thema: Die Hälse sind identisch in ihrer Bespielbarkeit, der CBXM brauchte ein leichtes Nachlassen des Halsstabes, was dank des Rädchens am Halsende schnell vonstattengeht.

Am Gurt gibt sich der CBXM recht fenderig, sprich mit einer leichten Kopflastigkeit, die dem CBX völlig fehlt. Dafür macht sich beim schwarzen Bass die weiter nach hinten gezogene Abschrägung als Armablage positiv bemerkbar, je nach Spielhaltung spüre ich die Kante beim silbernen mal weniger, aber auch mal mehr. Stehende Jahresringe bringen bei der Halskonstruktion eine schnellere und härtere Ansprache, liegende sprechen träger an und klingen wärmer. Sagt man jedenfalls.

Hätte ich darauf gewettet, die beiden Bässe im Blindtest entsprechend locker zuordnen zu können – ich hätte verloren … Der CBXM kommt auch mit stehenden Ringen traditionell bassig rüber, während der CBX eine irre direkte Ansprache mit reichlich Präsenz hat. Jeder Ton schwingt intensiv durch den ganzen Korpus (Bass wie Tester). Immer schön, wenn Erwartungen so unterlaufen werden!

Ohne akustische Schwingung hätten die Pickups nichts abzunehmen, aber natürlich ist das ein E-Bass-Test und es geht darum, was aus der Box zu hören ist. Der CBXM legt vor mit trockenem Fundament, das so tragfähig ist, dass ich meinen Amp tatsächlich etwas leiser drehen kann als sonst mit der Band. Wenn ich härter reinlange legt der Bass an Ruppigkeit zu, perfekt für Rock und Metal. In den Bässen bleibt der CBXM stabil, die Mitten knurren, und das kontrollierte und kontrollierbare Bundklackern sorgt für Ortbarkeit.

Befürchtungen, dass das Balance-Poti ob der Fehlanpassung als An-/Ausschalter fungieren könnte, stellen sich als unberechtigt heraus, es wird sauber übergeblendet. Allerdings sind die Höhen nicht so offen, wie ich das von den aktiven EMGs sonst kenne. Was ich bei beiden Bässen vermisse, ist eine Markierung der Potiknöpfe, es bleibt einem nichts anderes übrig als den Regler zu bewegen, um herauszufinden, wo man ist.

Mit der gleichen Amp-Einstellung verschwindet der CBX etwas im Band-Sound, da muss am Gain nachgeregelt werden und auch eine leichte Basszugabe darf es sein. Der Grund-Sound bleibt moderner als beim CBXM. Der identische EQ reagiert bei beiden Bässen unterschiedlich und passt für meinen Geschmack in den Mitten und Höhen besser zum CBX, vielleicht wegen der passiven Pickups.

Beim Mittenregler kann ich beim CBX einen weiteren Bereich nutzen, während es beim CBXM schneller zu wenig oder zu viel wird. Der Höhenregler macht bei beiden saubere, fast rauschfreie Anhebungen. Dem quecksilbernen verpasst er mit recht hohem Ansatz einen edlen Aktiv-Sound, ohne den Ton zu verfälschen, während er beim schwarzen die Hochmitten featured. Es kommen noch echte Höhen mit, um den Ton beispielsweise slaptauglich zu machen, aber es klingt nach angezogener Handbremse.

Bei Absenkungen wird der CBXM dann schnell matt, während es den CBX schön abrundet und ihm witzigerweise einen sehr Jaco-mäßigen Ton auf dem Steg-Pickup beschert, den ich hier nicht erwartet hätte. Alle Klangergebnisse beim CBXM sind mit einem Korn Salz zu genießen, denn wie gesagt hat mein Testbass ein Balance-Poti für passive Pickups eingebaut. Auf Nachfrage hieß es von Jackson, das sei so nicht richtig, eigentlich würden 25k-Potis eingesetzt. Möglicherweise ein Griff in die falsche Tüte mit Elektroniken? Wahrscheinlich ist dann der gebremste Eindruck weg – am besten im Laden selber checken!

(Bild: Tom Schäfer)

RESÜMEE

Lange waren sie für mich im Test gleichauf, der Klassiker aus dem Hause Jackson mit modernisierter Elektrik, und der Klassiker aus dem Hause Fender, dem David Ellefson und Jackson ihren Stempel aufgedrückt haben. Der CBX hat in der Verarbeitung sogar die Nase vorn, ist besser ausbalanciert und macht trocken gespielt mehr Laune, der CBXM leistet sich mit dem falschen Poti einen durchaus klangbildenden Fauxpas – und kommt am Ende bei identischer, leichter Bespielbarkeit (auch wenn ich die Lichtgeschwindigkeit knapp verpasst habe) doch mit mehr Autorität rüber und trägt die Band stabiler.

Den Preisunterschied habe ich nicht wirklich gemerkt, erst als ich für die Übersicht die unverbindlichen Preisempfehlungen abgerufen habe, ist er mir wirklich klar geworden. Das möchte ich ausdrücklich als Lob für den CBX verstanden wissen, der erstaunlich günstig ist für das, was er leistet, während der CBXM sein Geld wert ist, wenn Verarbeitung und Elektrik stimmen. Anspieltipp nicht nur für die Hard’n’Heavy-Gemeinde!

PLUS

● Sound und Soundmöglichkeiten (vor allem CBX)
● Bespielbarkeit
● Verarbeitung CBX

MINUS

● Verarbeitung CBXM
● Balance-Poti CBXM

(erschienen in Gitarre & Bass 10/2020)

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