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Guitar Guru: Isana-Gitarre & Hagström-Archtop

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Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie auf dieser Seite. Monat für Monat. Diesmal geht es um eine Isana-Gitarre und eine Hagström-Archtop.

„Ich habe diese Gitarre vor fast 30 Jahren auf einem Musikerflohmarkt in unserer Nähe entdeckt und mich sofort in sie verliebt. Sie spielte sich hervorragend und auch die schlichte Optik und der sehr gute Zustand veranlassten mich, sie für kleines Geld zu erwerben. Ich ließ lediglich von einer Gitarrenbaumeisterin einen Schaller Floating Pickup am Hals nachrüsten, ansonsten ist sie original.

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Als treuer Leser Eurer Zeitschrift stieß ich auf den Artikel mit der Story zur „Black Pearl“ von Isana und ich stellte sofort fest, dass meine Gitarre fast identisch mit der Replika der Sander-Gitarre ist, die Elvis auch gespielt hat… Ich würde mich freuen, wenn ich mehr Informationen zu meiner Gitarre erhalten würde.“ Sebastian

Bei deiner Isana handelt es sich anscheinend um eine originale „Black Pearl“. Elvis erhielt sein Exemplar zu Weihnachten 1958 von seinem Vater, der ihn nach Deutschland begleitet hatte. Ungefähr auf dieses Datum schätze ich auch deine, vielleicht auch ein, zwei Jahre später.

Für diejenigen Leser, die sich an den Artikel nicht mehr erinnern: Bei Isana (eigentlich: “Jsana”) handelte es sich um die Marke des Gitarrenbauers Josef Sandner aus Nauheim, wo er sich nach seiner Umsiedelung aus dem tschechischen Luby (vormals Schönbach) niedergelassen hatte. Kenner wissen, dass Isana-Gitarren im Vergleich zu den zahlreichen anderen deutschen Manufakturen jeder Zeit mit überdurchschnittlicher Qualität überzeugen können. Selten sind sie auch, denn man könnte die Werkstatt von Josef Sandner heute durchaus unter „Boutique“ einordnen. Das „Elvis-Modell“ macht da keine Ausnahme, angeblich wurden nur rund 200 Stück gebaut. Und der King ist natürlich auch Schuld daran, dass die Black Pearl heute Preise von über € 1000 erzielen kann.

Du hast da also durchaus ein Schätzchen an Land gezogen. Die originalen Black Pearls hatten einen Korpus aus laminiertem Ahorn, der Hals ist aus dreilagig verleimtem Ahorn gefertigt; dazu kommen Perloid-Inlays auf einem Griffbrett aus Palisander. Ob die Brücke auf Deiner original ist, wage ich zu bezweifeln; die auf den Originalen hatte keine verstellbaren Metall-Saitenreiter. Ob der eingebaute Pickup nun den Wert mindert oder sogar erhöht, ist schwer zu sagen. Fakt ist, dass sich mit Pickups ausgerüstete Archtops durchaus einfacher verkaufen lassen, zumal der Einbau ja auch reversibel ist.


„Vor ca. 30 Jahren habe ich diese Hagström D’Aquisto gebraucht gekauft, und sie hat mich seitdem treu begleitet. Mit den Jahren hat sie eine Menge Nitrolack-typische Falten und Gig-bedingte Dings und Dongs bekommen. Sie lässt sich aber immer noch sauber intonieren, auch wenn das Stimmen etwas länger dauert als bei nagelneuen Instrumenten. Was mich eher interessiert als ihr Marktwert, ist ihr genaues Baujahr. Meine Schätzung liegt bei ca. 1970, aber vielleicht wisst Ihr es ja ein wenig genauer.“ Joe

Deine Gitarre ist ein sehr seltenes Stück! Doch zunächst muss ich etwas ausholen: James L. D’Aquisto (1935-1995) war bekanntlich zunächst der Lehrling des berühmten New-Yorker-Gitarrenbauers John D’Angelico, bevor er sich selbständig machte und seinerseits legendäre Instrumente schuf. Neben seinen eigenen Werken arbeitete er aber auch mit einigen größeren Gitarrenherstellern zusammen, darunter auch das schwedische Unternehmen Hagström.

Im Zuge dieser Zusammenarbeit entstanden zwei neue Modelle – eine Archtop mit normalem, rundem Schallloch und eine Archtop mit F-Löchern (D’Aquisto überarbeite auch die Viking-Serie von Hagström). Die F-Loch-Variante, genannt „Jimmy“, wurde in zwei Tranchen gebaut: Eine erste, sehr limitierte Auflage im Jahr 1969 von nur 480 Stück, sowie eine zweite von 727 Stück von 1976 bis 1979. D’Aquisto selbst half übrigens nur bei Design und Features, gebaut wurden die Instrumente in Schweden in der Bjarton-Fabrik. D’Aquisto selbst fertigte, soweit wir wissen, nur einen einzigen Prototyp selbst.

Die 1969er-Variante unterscheidet sich von den späteren mit einer massiven (statt gesperrten) Fichtendecke sowie kleinerem Pickguard, und einem Toggleswitch an der oberen Schulter. Die späteren Modelle hatten auch nicht mehr den, wie du selbst bemerkt hast, etwas empfindlichen Nitro-Lack. Wir können also festhalten, dass es sich bei deiner um ein Exemplar des extrem seltenen, ersten Runs handelt. Das genaue Jahr lässt sich leider auch von Experten anhand der Seriennummer nicht feststellen, da diese keiner stringenten Logik folgt und die originalen Aufzeichnungen unter Verschluss gehalten werden. Wegen der geringen Menge an produzierten Einheiten sollte sie aber von 1969 sein. Noch eine Einschätzung zum Marktwert: Der erzielbare Preis schwankt nach Expertenmeinung stark, sollte aber so um die € 2500 bis 3500 liegen.

(erschienen in Gitarre & Bass 08/2020)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Ich habe eine Isana Black Pearl auch 1958 bekommen. Leider ist der Hals herausgebrochen. Der Nachteil war und ist ein relativ dicker Hals und man mußte kräftig arbeiten, um die ganze linke Hand herumzubringen. Eine aus der gleichen Zeit und gleicher Form gekaufte Höfner Gitarre läßt sich wesentlich einfacher greifen.

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