Wie schon im einleitenden vorherigen Repair Talk angeschnitten, ist ein Double-Locking-System ein recht komplexes Teil Hardware. Um es korrekt einstellen und komfortabel nutzen zu können, ist es von Vorteil, ein gewisses Grundwissen über die einzelnen Komponenten zu haben. Daher wollen wir mit der Repair-Talk-Reihe erst etwas Komponenten-Knowhow liefern, bevor dann alle Wissensfäden zusammenkommen und im Rahmen eines kompletten Setups das System gebändigt und die Gitarre geschmeidig spielbar wird.
FALSCH GEKLEMMT IST SCHLECHT GEMACHT
Los geht es mit dem Klemmsattel. Für mich ist dieses Bauteil entscheidend für die gute Funktion und eine angenehme Bespielbarkeit der Gitarre. Die Hauptproblematik bei dieser Sattelgattung ist zum einen, dass die Nuten nicht individuell gefeilt werden können und, dass sie zum anderen einem vorgegebenen Radius folgen (Abb. 1).
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Da ist bei vielen Modifikationen schon im Ansatz einiges schiefgelaufen. Häufig wurden vintage-orientierte Instrumente mit einem 7,25-Zoll-Griffbrettradius „geopfert“ und mangels Kenntnis mit einem Klemmsattel ausgerüstet, dessen Nuten einem 12-Zoll Radius folgen. Bei diesem Mix wird keine wirkliche Spielfreude aufkommen, da die äußeren Saiten sehr hoch über dem ersten Bund stehen. Optimiert man dies, sitzen die mittigen Saiten zu tief. Eine durch schlechtes Tuning verursachte No-Win-Situation, die vielleicht auch mit dazu beigetragen hat, dass viele Spieler mit Locking-Systemen nie so richtig warm wurden.
Die richtige Hardware, korrekt montiert, lässt da schon eher Freude aufkommen. Mit diesem Ziel vor Augen wird dieser Repair Talk die Montage eines Klemmsattels beschreiben. Das Wissen über die Montage des Klemmsattels wird dann sicherlich beim Aussuchen der Hardware und/oder beim Finetunen hilfreich sein, um das Optimum aus den Vorgaben der Hardware herauszukitzeln.
EIN PLATEAU MUSS HER
Als praktischer Kandidat dient ein herkömmlicher S-Type-Hals mit einem ca. 10-Zoll-Griffbrettradius. Sattelbreite und auch Radien sind bauteilabhängig und von Fall zu Fall zu klären und ggf. abzustimmen. Beim Projekt stimmt die Richtung und daher geht es nun ohne weitere Verzögerung praktisch weiter.
Die herkömmliche Sattelnut (Abb. 2/links) muss weichen, um dem Klemmsattel Platz zu machen (Abb. 2/rechts).
Für die Montage muss ein Plateau geschaffen werden, auf dem der Klemmsattel später sitzt (Abb. 3).
Das Herstellen des Plateaus übernimmt bei mir die Handoberfräse. Damit der Hals sauber bearbeitet werden kann, habe ich eine simple Vorrichtung gebaut, die den Hals fixiert und der Oberfräse einen sicheren Stand liefert. Auf einer Grundplatte (die ich später auf dem Arbeitstisch fixiere) habe ich zwei Holzleisten befestigt, die konisch zulaufen (Abb. 4).
Schiebt man nun die Kopfplatte zwischen die Holzleisten, wird diese geklemmt und somit in Position gehalten. Damit die Kopfplatte schön plan auf der Fläche der Grundplatte aufliegt, unterfüttere ich den Hals entsprechend den Vorgaben am Heel (Halsansatz). Liegt der Hals ausgerichtet und gut fixiert in der Vorrichtung, dienen die beiden Holzleisten als Basis für die Oberfräse (Abb. 5).
Mit ruhiger Hand fräse ich den vorderen Teil des Griffbrettes ab, so dass ein kleines Plateau entsteht (Abb. 6).
Vorsicht: Nicht in den Bereich Sattel/1. Bund fräsen: Die Vorderkante des Griffbrettes gibt die Mensur vor und darf nicht verändert werden. Der herkömmliche Klemmsattel ist so ausgelegt, dass seine höhere Kante sauber an der eben erwähnten Griffbrettkante anliegt. Nur so ist eine saubere Intonation gewährleistet.
Hat das Plateau Form angenommen, kann der Klemmsattel aufgesetzt werden. Mit einem geraden, dünnen Werkzeug (Lineal, Sägeblattrücken, etc.) kann so gemäß Abb. 8 kontrolliert werden, wie tief das Plateau gefräst werden muss.
Das Ziel unterscheidet sich nicht von dem beim Bearbeiten eines Knochensattels. Die gedrückte Saite (hier beispielhaft das Sägeblatt) sollte am 3. Bund aufliegen und am 1. Bund (Abb. 8/Pfeil) noch minimal Luft haben. Das muss in dieser Phase der Montage noch keine Präzisionsarbeit sein – eher geht es da eher um ein Herantasten.
Hat die Fräse die grobe Arbeit erledigt, wird das Plateau mit der Feile (Abb. 7) auf das finale Maß gebracht. Die glatte Seite der Feile liegt an der Griffbrettkante (Abb. 7/rechts).
So geführt, verletzt sie nicht das Griffbrett, entfernt aber die stehengebliebene „Stufe“ aus Abb. 6. Es ist nicht immer ganz leicht, die Stufe sauber zu entfernen. Die Kanten der Feile greifen häufig nicht so wie gewollt. Dann kann vorsichtiges (!) Nachhelfen mit der aufrecht gestellten Feile (Abb. 7/links) zielführend sein – wobei die Griffbrettkante unbedingt unberührt bleiben muss. Es kann auch notwendig sein, genau im Winkel die letzten störenden Stufenreste mit einem scharfen Stemmeisen zu entfernen. Ein sauber sitzender Klemmsattel als Ziel ist klar (Abb. 9) – die Wege dahin variieren jedoch von Handwerker zu Handwerker.
Obwohl davon auszugehen ist, dass sich der im Anschluss verschraubte Klemmsattel noch etwas setzt – also tiefer sitzt – führe ich die Vorgehensweise aus Abb. 8 an das Limit.
Das Sägeblatt kann ruhig am 1. Bund aufsetzen. Wenn sich hinterher beim Finetunen herausstellt, dass die Sattelhöhe nicht optimal ist, ist es dann leichter den Sattel mit entsprechenden Blättchen zu unterfüttern statt im anderen Fall (noch zu hoch) wieder alles zu zerlegen, um dann nachzufeilen.
VORSICHT
ROLLENSATTEL
Obacht: Es gibt Hälse, auf denen werkseitig ein Rollensattel montiert ist. Dieser sitzt ebenfalls auf einem Plateau. Wer nun plant, dieses Plateau (bequemerweise vorgefräst) für die Montage des Klemmsattels zu verwenden, sollte unbedingt die Maße überprüfen. Rollensättel stoppen die Saite häufig etwas versetzt ab, sodass das Griffbrett am Sattel/1. Bund etwas verkürzt ist. Würde hier ein Klemmsattel montiert, stimmt die Position nicht. Das Resultat wäre eine schlechte Intonation und sehr wenig Spaß am Instrument. Die korrekten Maße lassen sich aus der Mensur und einer entsprechenden Berechnung der Bundabstände ableiten. Das klingt vielleicht kompliziert und ggf. etwas übervorsichtig aber man rennt da sehr schnell in eine tückische Stolperfalle.
IN STUFEN GEBOHRT
Vorausgesetzt, dass der Sattel gemäß Abb. 9 sauber sitzt, geht es nun darum, ihn zu befestigen. Von oben geschraubt ist recht selbsterklärend. Etwas mehr Erklärungsbedarf hat da die durchgehende Verschraubung – die ich persönlich für besser halte. Sitzt der Sattel, steche ich die beiden Bohrlöcher an (Abb. 10).
Dann bohre ich zunächst mit 4 mm (Zentrierspitze) durch den Hals. Anschließend bohre ich mit 4,5 mm nach. Das hat zwei Gründe: Zum einen hat die Schraube dann etwas Spiel im Hals, was dazu genutzt werden kann, den Sattel nachträglich noch etwas auszurichten. Oftmals verläuft ein Bohrer dann doch noch um das störende Zehntel – das kann durch das Spiel ausgeglichen werden, sodass der Sattel nicht verklemmt und dadurch schief sitzt. Der zweite Grund für das Nachbohren liegt darin, dass ich das 4,5 mm starke Loch als Pilotloch für meinen Mehrfasen-Stufenbohrer nutzen kann. Mit ihm kann ich von der Rückseite präzise Platz für den Schraubenkopf der Klemmschraube mit seinem gut 7 mm Durchmesser schaffen (Abb. 11).
Auch wenn das Aufbohren Spaß macht und zügig vorangeht, sollte die Schraube nicht zu tief versenkt werden. In etwa die halbe Aufbauhöhe des Sattels sollte am oberen Plateau auftauchen – das sollte reichen.
Abb. 12 zeigt im Handel erhältliche Unterlegplättchen, mit denen man die Aufbauhöhe des Sattels durch Unterfüttern anpassen kann. Dies wird in der Regel notwendig sein, da die gut ziehenden Klemmschrauben von der Rückseite dem Sattel einen festen und tiefen Sitz auf dem Plateau verordnen. Soweit zur Sattelmontage. Bliebe da noch dieser Metallbalken zwischen Sattel und Mechaniken (Abb. 14/links).
Dieser Balken (Tension Bar) ist unscheinbar aber wichtig, da er die Saiten auf den Grund des Sattels leitet. Ohne den Tension Bar würden die Saiten in vielen Einbausituationen weitestgehend über dem Grund des Sattels laufen (Abb. 13).
Das aufgesetzte und dann angezogene Klemmböckchen würde die Leersaite stark verziehen und damit verstimmen. Das macht das Stimmen mühselig bis fast unmöglich, da häufig der Feinstimmer nicht ausreicht, um wieder in Stimmung zu kommen.
Der Tension Bar lenkt die Saite so, dass sie geradeso auf voller Länge auf dem Grund des Klemmsattels läuft. Greifen dann die Klemmböckchen, ist das Verziehen/Verstimmen marginal und durch die Feinstimmer zu korrigieren. Wie schon gesagt, ein unscheinbares aber wichtiges Bauteil.
Nachdem im Bereich der Kopfplatte nun etwas mehr Klarheit herrscht, geht es in die Pause, bevor es dann im nächsten Repair Talk am anderen Ende der Saite weitergeht.