Mit dem Jumbo-Modell stellte die Gibson Company im Jahre 1934 ihre erste Flat-Top mit großem Body vor. Die eher schlicht gehaltene J-45, das „Workhorse“, wie Gibson sie selbst nannte, manifestierte sich über viele Jahrzehnte hinweg in fast unveränderter Form als Meilenstein des modernen Gitarren-Designs.
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Als Martin Guitars 1932 seine D-Modelle (D für Dreadnought) herausbrachte, hatte die Gibson Company lediglich das Nick-Lucas-Modell entgegenzusetzen und das war in puncto Korpusgröße und Klangvolumen der mächtigen Martin-Dreadnought klar unterlegen. Um dem Konkurrenten das Feld nicht einfach kampflos zu überlassen und auch dem offensichtlichen Publikumswunsch nach größerem Sound nachzukommen, entwickelten die Gibson-Luthiers in Eile das 1934 vorgestellte großformatige Round-Shoulder-Jumbo-Modell. Nur fiel diese zukunftsträchtige Premiere ausgerechnet in die Zeit der großen Weltwirtschaftskrise. Die Menschen hatten ganz andere Sorgen, als sich um Klangunterschiede bei Gitarren zu kümmern. Kein Wunder also, dass diese frühen Jumbos selten sind, da sich fast nur prominente Radiostars wie Wiley Morris und Charlie Monroe die teuren Instrumente leisten konnten. Die Entwicklung führte über Modelle wie J-35 und nicht zuletzt auch die Advanced Jumbo, für viele die ultimative Flat-Top Gitarre überhaupt (beide von 1936), über die Jumbo Deluxe (1938) und die J-55 (1939) bis hin zur 1942 zusammen mit der Southern Jumbo vorgestellten J-45. Ausnahmslos kraftvolle Steelstrings von geradezu ikonischer Dimension waren das, von denen vor allem das Modell J-45 die amerikanische Musikgeschichte nachhaltig prägen sollte. Die Produktion der Modelle J-35 und J-55 wurde dagegen eingestellt. Warum „45“? Das war schlicht der zur Einführung des Modells verlangte Preis.
Gibson hatte zu jener Zeit allerdings weiterhin mit großen Problemen zu kämpfen. Nicht nur wurden etwa 90 % der Arbeiter aus dem Instrumentenbau abgezogen und auf Verlangen der Regierung für militärische Projekte eingesetzt, auch war die Beschaffung von geeigneten Materialien für die Gitarrenproduktion während des Krieges kaum mehr möglich. Palisander für den Korpus und Mahagoni für die Hälse, aber auch Red Spruce in ausreichender Größe für die zweiteiligen Tops waren kaum noch zu bekommen. Die Produktion von Banjos und Mandolinen, von vielen Electric-Modellen und der hauseigenen Budget-Linie ‚Kalamazoo‘ musste daraufhin eingestellt werden. Die Fertigung schrumpfte auf sechs Modelle zusammen, im Angebot blieben neben zwei Archtops nur noch die Flattops L-00, LG-2, Southern Jumbo und J-45. 1943 informierte Gibson seine Händler darüber, dass die Gitarren nun anstelle des justierbaren Halsstabs lediglich mit einer Hartholzeinlage ausgeliefert würden. Auch sei die Ausstattung mit den gewohnten Qualitätsmechaniken nicht gewährleistet (jegliches Metall war für militärische Zwecke reserviert). Überdies sei mit mehrteiligen Decken zu rechnen und alle Instrumente kämen ausschließlich in Sunburst-Lackierungen.
Tatsächlich findet man aus dieser Phase Hälse aus Ahorn und Pappel und aus vier Teilen gefügte Fichtendecken – Grund natürlich auch für die zu der Zeit obligatorischen Sunburst-Lackierungen. Abgesehen von einer kleinen Partie in Natural Finish aus 1942 wurde die J-45 dann für lange Zeit ausschließlich in Sunburst ausgeliefert. Dem viel gelobten Klang der Gitarren aus der heiklen Kriegsphase tat all das übrigens keinen Abbruch, denn zu keiner Zeit in der langen Firmengeschichte hatte Gibson ein derart komprimiertes Team von erfahrenen Gitarrenbauern an der Arbeit. Bei jenen verbliebenen 10 % handelte es sich natürlich ausschließlich um die besten Arbeitskräfte, auf die man auf keinen Fall verzichten wollte. Die Instrumente aus dieser Ära sind also nicht nur wegen ihrer Seltenheit, sondern auch wegen ihrer fraglos außergewöhnlichen Klangqualität am heutigen Vintage-Markt so begehrt.
AMERICAN IDOL
Im Laufe der Jahre gab es natürlich einige prominente Protagonisten, die die J-45 nutzten: Blues-Spieler wie Blind Gary Davis, Lightnin’ Hopkins oder Skip James spielten die Jumbo, Buddy Holly schrieb viele Songs auf ihr und spielte sie auch auf seinen Aufnahmen. Bob Dylan besaß ab 1962 eine J-45, die auf vielen seiner frühen Aufnahmen zu hören ist. John Lennon lernte während des Aufenthalts der Beatles 1968 in Indien auf Donovans Jumbo das Fingerpicking und schrieb daraufhin Songs wie ‚Dear Prudence‘ und ‚Julia‘ vom ‚White Album‘. Und dann sind da natürlich noch Woody Guthrie, John Hiatt, James Taylor, Jeff Tweedy, Bruce Springsteen, Paul Weller, David Gilmour, Aaron Lewis und Aimee Mann, um nur ein paar wenige zu nennen.
Die vorliegende J-45 aus dem Jahre 1950 stammt aus der schon wieder prosperierenden Nachkriegszeit, aber noch waren die Verkaufszahlen überschaubar und die Gitarren wurden immer noch vom nur langsam wachsenden Team erfahrener Luthiers gebaut. Mit 1383 Exemplaren hatte sich die Jumbo in diesem Jahr aber schon als höchst beliebtes Modell etabliert, nur die preiswerten Gitarren aus der LG-Reihe konnten das seinerzeit noch übertreffen.
Die vielen Jahre sind auch an diesem Modell nicht unbemerkt vorübergegangen, aber abgesehen von zwei kleinen, gut reparierten Rissen in den Zargen, einigen nachgeleimten Leisten und den unvermeidlichen Spielspuren ist das Instrument in hervorragendem Zustand mit großartigem Weather Checking. Der rundliche Hals spielt sich dank des neu bundierten Griffbretts aus Rio-Palisander hervorragend, klanglich fasst diese Gitarre ihren Spieler sofort an. Groß und majestätisch, aber keineswegs plakativ kommt sie mit festem Ton, warm schiebender Präsenz und toller Obertonfarbkraft an den Start. Kein Wunder, dass dieses Gitarren-Design noch heute so beliebt ist.
PREISE
Die Preise am Vintage-Markt für gut erhaltene J-45-Modelle der frühen 50er-Jahre im Originalzustand beginnen bei etwa $ 6.000. Für die selten angebotenen Exemplare aus der 40er-Jahre-‚Banner‘-Phase werden heute Preise oberhalb von $ 10.000 aufgerufen – nicht schlecht für ein Instrument, das bei seiner Einführung $ 45 kostete.
Nun: Ist halt so schlecht recherchiert, wie die Aussagen von Whitford, Vinopal und Earlwine in Gibsons Fabulous Flat-Top Guitars. Oder von Julius Bellson in The Gibson Story und anderer Standardliteratur. Klar, da gibt es dieses Bild mit den 75 Frauen vor dem Kalamazoo Building, in dem zu der Zeit aber auch Kriegsgüter produziert wurden. Der trussrod wurde z.B. als Teil für ein Maschinengewehr umgebaut und Parts für den Flugzeugbau entstanden dort. Welche von den Frauen hat nun aber tatsächlich Gitarren gebaut? Sicher waren noch ein paar der älteren Gitarrenbauer vor Ort (wie Bellson berichtet), aber ganz sicher haben diese Frauen die Produktion gerettet, ohne sie wäre kaum etwas gelaufen. John Thomas ist der Geschichte nachgegangen und hat noch einige der alten Damen treffen können, dokumentiert in seinem Buch Kalamazoo Gals. Der Interessierte findet auch noch Videos dazu im Netz. Wie sagte jemand in einem Forumsbeitrag dazu so schön: Seems like in classic Gibson style, its official ‘story’ is ever-evolving.
Schlecht recherchiert!!!
Die Belegschaft in der Kriegszeit bestand aus 75 Frauen.
Nun: Ist halt so schlecht recherchiert, wie die Aussagen von Whitford, Vinopal und Earlwine in Gibsons Fabulous Flat-Top Guitars. Oder von Julius Bellson in The Gibson Story und anderer Standardliteratur. Klar, da gibt es dieses Bild mit den 75 Frauen vor dem Kalamazoo Building, in dem zu der Zeit aber auch Kriegsgüter produziert wurden. Der trussrod wurde z.B. als Teil für ein Maschinengewehr umgebaut und Parts für den Flugzeugbau entstanden dort. Welche von den Frauen hat nun aber tatsächlich Gitarren gebaut? Sicher waren noch ein paar der älteren Gitarrenbauer vor Ort (wie Bellson berichtet), aber ganz sicher haben diese Frauen die Produktion gerettet, ohne sie wäre kaum etwas gelaufen. John Thomas ist der Geschichte nachgegangen und hat noch einige der alten Damen treffen können, dokumentiert in seinem Buch Kalamazoo Gals. Der Interessierte findet auch noch Videos dazu im Netz. Wie sagte jemand in einem Forumsbeitrag dazu so schön: Seems like in classic Gibson style, its official ‘story’ is ever-evolving.