Konkurrenz belebt das Geschäft. Bald gibt es keinen größeren Hersteller mehr, der nicht mindestens einen Looper im Programm hat. Roland/Boss hat 2001 den Trend der preisgünstigen Bodenlooper ausgelöst. Mit RC-3 und RC-30 hat die Looper Familie neuen Nachwuchs bekommen. Was ist neu, bekannt oder besser an diesen Geräten?
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Neues
Stereo ist schöner als Mono. Was in der Boss-Reihe bisher dem RC-50 vorbehalten war, können jetzt auch die Kleinen: in Stereo loopen. Die maximale Aufnahmezeit für RC-3 und RC-30 wurde auf beachtliche drei Stereostunden erhöht. Ein USB-Anschluss erlaubt das Archivieren und Importieren von Loops auf dem Rechner. Die Geräte arbeiten mit WAV Dateien (44.1 kHz, 16-bit linear, stereo) und werden unter Windows7/ Vista/XP und OSX als externes USB Laufwerk erkannt. Loops können in den Geräten selber auf 99 Speicherplätzen abgelegt werden. Beide Looper verfügen über Stereo Ein- und Ausgänge (AB/AB) im handelsüblichen Klinkenformat. Mehrere Anschlusskombinationen sind denkbar. AB/AB ergibt Stereo, A/AB splittet ein Monosignal auf zwei Ausgangskanäle. AB/A summiert ein Stereosignal auf Mono. Reiner Monobetrieb A/A ist natürlich auch möglich. B/AB lässt das Signal nur auf B erscheinen. Eine interessante Option z. B. für das Erstellen von Playalongs in Stereo. Denkbar auch, dass sich zwei Instrumente (z. B. Gitarre und Bass) einen Looper teilen. Ihre Loop wäre perfekt synchronisiert. Sie müssten sich nur einigen, wer wann das Pedal tritt. Ausgang A muss mit einem Klinkenstecker bestöpselt sein, um das Gerät einschalten zu können. Über einen Aux-Eingang, als Stereo-Miniklinke ausgelegt, können weitere Klangquellen geloopt werden. Findige Köpfe wissen den Aux-Eingang gut zu nutzen, wenn es gilt, mehr als eine Quelle ohne Mischer zu loopen bzw. einzuschleifen. Toll wäre noch eine Option gewesen: das eingehende Signal aus einem oder beiden Ausgangskanälen entfernen zu können (Thru Mute). Hat es leider nicht, müsste man sich bei Bedarf (wie beim RC-2 schon gesehen) unter Verzicht auf jegliche Garantieansprüche und auf eigene Gefahr selber löten. Beide Geräte können mit Batterien betrieben werden.
Bekanntes
Der Rhythm Guide liefert 10 Drumpatterns, die helfen können, eine Loop rund einzuspielen. Diese können in Tempo und Taktart (4/4 und 3/4) variiert und bei Bedarf mit der Loop gespeichert werden. Angeboten werden Hi-Hat, Kick & Hi-Hat, Rock 1, Rock 2, Pop, Funk, Shuffle, R & B, Latin und Percussion. Die Lautstärke wird von einem Poti global geregelt.
In der Standardeinstellung beginnt das Gerät die Aufnahme einer neuen Loop sobald der Fußschalter betätigt wird. Alternativ kann die Aufnahme auch mit einem Einzähler beginnen. Mit „Loop Quantize“ wird das Loopende dann auf einen ganzzahligen Takt gerundet. Willkommene Hilfe für die rhythmisch Geforderten. Mit „Autorecord“ kann die Aufnahme auch vom ersten anliegenden Signal ausgelöst werden. Wie bisher können Loops endlos oder als „One Shot“ (Einmal abspielen – Tusch) gespeichert werden. Hat man sich mal verspielt, kann man per Fußtaste bei laufender Loop den letzten Overdub löschen (Undo), wiederherstellen (Redo) oder bei angehaltener Loop das gerade neu Aufgenommene komplett löschen. Speichern erfolgt nach wie vor von Hand bei angehaltener Loop. Nimmt man eine Loop mit Rhythmguide auf, kann die Abspielgeschwindigkeit der gespeicherten Loop bei gleichbleibender Tonhöhe wie gehabt über Tap Tempo verändert werden (mit gewissen klanglichen Einschränkungen). Kauft man sich einen zusätzlichen Fußtaster, kann die Fußbedienung erweitert werden. Je nach Fußschalterkonfiguration (ein bis zwei Boss FS-5U, FS-6 o. ä.) gibt es so weitere Treter für ein Auf/Ab in den Speicherplätzen, Tap Tempo, Stopp oder Löschen.
Boss RC-3
Der RC-3 ist ein Quantensprung in punkto Leistung und Kompaktheit und eine deutliche Verbesserung gegenüber dem RC-2. Die 99 Loops und 3 Stunden in Stereo des RC-3 lassen den Vorgänger RC-2 mit 11 Loops und einer maximalen Aufnahmezeit von 16 Min in Mono doch schon ziemlich alt aussehen. Der 1,7 GB große, interne Speicher reicht locker für ein komplettes Konzert mit Zugaben. Das legt nahe, das Gerät auch als mobiles Aufnahmestudio zu nutzen. Laptop und Audacity könnten zu Hause bleiben. Der neue USB 2.0 Anschluss öffnet das Tor zur Welt.
Boss RC-30
Vereinfacht gesagt, ist der RC-30 die Zweispur-Version des RC-3 plus Effekte und Mikrofoneingang mit Phantomspeisung. Das Twinpedal verfügt über zwei Fußtaster. Sie übernehmen die Funktionen Aufnahme, Overdub, Undo, Start/Stop und Tap Tempo. Neu ist, dass die rechte Fußtaste auf eine zweite Stereospur wechseln kann, die synchron zur ersten läuft. Die gute Nachricht: Sie sind wirklich synchron. Ist die erste Spur gesetzt, wird die zweite genauso lang sein. Die schlechte Nachricht: Sie sind wirklich synchron, können nicht unterschiedlich lang sein oder nacheinander abgespielt werden (z. B. A-Teil und Bridge). Mit zwei Fadern kann die Lautstärke der beiden Spuren in Echtzeit geregelt werden.
Ein weiteres neues Feature sind fünf eingebaute Effekte. Sie können auf das Playback der Loops gelegt werden. Gleich vorweg: Für das Originalsignal oder während der Aufnahme stehen sie nicht zur Verfügung. „Bend Down“ transponiert die Loop zwei Oktaven nach unten. Das Einsetzen des Effekts erinnert an Bandmaschine/Plattenspieler beim Ausbremsen. „Lo-Fi“ imitiert eine niedrigere Auflösung à la Küchenradio. Zu den tempogesteuerten dynamischen Effekten gehören ein „Step Phaser“, „Sweep Filter“ und ein „Tempo Delay“. Die Parameter dieser Effekte sind fest eingestellt und lassen sich wie ihr Mix nicht beeinflussen. Sehr schön der nunmehr als XLR ausgelegte Mikrophoneingang nebst Phantomspeisungsoption, um alles zu loopen, was sich bewegt und dabei Geräusche macht.
Design von Boss RC-3 und RC-30
Ein Looper wird härter beansprucht als andere Geräte. Beide Geräte sind wie ihre Vorgänger aus solidem Metall gefertigt, jedoch relativ leicht. Neu ist, dass statt Hartplastiktasten mit Klick nunmehr Softkeys (ähnlich der TV-Fernbedienung) verwendet werden. Die alten Drehschalter zur Anwahl der Loops wurden durch zweistellige Displays ersetzt und zeigen jetzt auch auf dunkler Bühne deutlich an, welche Loop aktiv ist. Auch das interne Kopieren von Loops wird dadurch vereinfacht.
Gummiprofile an der Unterseite sichern, dass keines der beiden Geräte wegrutscht. Nur die Plastikabdeckung des RC-30 Batteriefachs und der leicht über das Gehäuse ragende Poti des RC-3 erscheinen etwas verwundbar.
Ergonomie ist ein wichtiger Aspekt beim Loopen. Ein Verzerrer wird irgendwann zwischen Chorus und Bridge getreten. Beim Looper kommt es auf eine 100tel Sekunde an. Die Schaltmechanik ist sehr solide und mag ein kräftigeres Zutreten. Was im Stehen gehen mag, erfordert im Sitzen relativ viel Kraft und einen angewinkelten Fuß. Der Schaltweg ist für meinen Geschmack zu lang, andererseits sind die Fußtaster groß und robust, für jahrzehntelangen Einsatz.
Boss RC-3 und RC-30 in der Praxis
Es gibt Geräte, die es mögen, wenn man sie tritt, gerne auch mehrfach. Bei RC-3 und RC-30 wird ab Werk in folgender Reihenfolge getreten: Erster Tritt, die Aufnahme beginnt – zweiter Tritt, die Aufnahme loopt und befindet sich im Overdubmodus – ein dritter Tritt und der Overdubmodus wird verlassen, zweimal kurz treten und die Loop stoppt (RC-3). Der RC-30 hat dafür den komfortableren rechten Fußschalter, der nur einmal getreten werden muss (beim RC-3 kann dies ein externer Fußtaster erledigen). Die Umschaltreihenfolge kann jedoch auch in die alte Reihenfolge „Aufnahme-Abspielen-Overdub“ geändert werden. Eine sinnvolle neue Option.
Resümee
Sind RC-3 und RC-30 eine Bereicherung des Loopermarkts? Unbedingt. 3 Stunden interner Loopspeicher mit USB Port und das Ganze in Stereo sind eine neue Messlatte für die Konkurrenz. Endlich kann man mit wenig Equipment quasi unbegrenzt speichern oder fertige Loops mitnehmen. Für fortgeschrittenes Livelooping fehlen einige Features, viele Anwender werden sich jedoch über so viel Looping auf kleinstem Raum freuen. Und ich glaube, da ist auch noch ein kleiner Platz auf meinem Pedalboard …
Hi, danke für den ausführlichen Artikel! Eine Frage habe ich (als einer derer, die sich das Teil eigentlich holen wollen): Welche Features fehlen den für ein fortgeschrittenes Live-Looping? (siehe Resümee). DANKE für eine Antwort! Grüße
Hi, danke für den ausführlichen Artikel! Eine Frage habe ich (als einer derer, die sich das Teil eigentlich holen wollen): Welche Features fehlen den für ein fortgeschrittenes Live-Looping? (siehe Resümee). DANKE für eine Antwort! Grüße